Geſtern bewegte ein großer Leichenzug nach dem Friedhof. Der Leichenwagen war dicht mit koſtbaren Kränzen — Edingen, 16. Sept. ſich behangen. Es galt, die ſterbliche Hülle des Herrn Jakob Ding, langjähriges Mitglied des Gemeinde⸗ raths, Kirchengemeinderaths und Waiſenrichters dem kühlen Schoße der Erde zu übergeben. Herr Pfarrer Eckhard ſchilderte den Verſtorbenen als Menſch und als Chriſt, deſſen Lebensgang als Vorbild dienen möchte. Im Namen des Kirchen⸗ gemeinderaths legte Herr Pfarrer Eckhardt, ſowie Herr Rathſchreiber Meng im Namen des Ge⸗ meinderaths einen prachtvollen Kranz auf das Grab nieder. Er ruhe in Frieden! Hopfen. Plankſtadt, 17. Sept. Die Hopfenernte in hieſigem Orte iſt bereits beendet, ſo daß jetzt ziemlich trockene Waare am Platze iſt. Auch die Preiſe haben etwas angezogen, und werden 40 bis 45 Mark für ſchöne und trockene Waare bezahlt. — Rottenburg, 16. Sept. Der Hopfen bleibt nach Qualität und Quantität hinter den Erwartungen zurück, da wir noch täglich Regen haben. In den letzten Tagen wurden Frühhopfen zum Preiſe von 50 Mark nebſt 5 Mark Trinkgeld verkauft. — Karlsruhe, 14. Septbr. (Aus dem Parteileben). Eine in Heidelberg ſtattgehabte Ver⸗ ſammlung von Vertrauensmännern der national⸗ liberalen Partei ſprach ſich dahin aus, daß die Geſetze bezüglich des Hauſterhandels und Detail⸗ reiſens teilweiſe zu weitgehend ſeien. Von einem Weiterausbau der ſozialen Geſetzgebung müſſe zunächſt deren Vereinfachung und Verbilligung angeſtrebt werden. Auch das Geſetz über die Sonntagsruhe gehe in einzelnen Teilen zu weit. Bezüglich des Handwerks erklärte man ſich für eine Organiſation desſelben, hält aber den preußiſchen Entwurf für nicht entſprechend, der das Handwerk unter eine bureaukratiſche Bevormundung ſtelle. Entſchieden war man gegen die Einführung des Befähigungsnachweiſes. Dagegen erklärte man ſich für eine zeitgemäße Reform der Finanzwirtſchaft und des Vereinsrechts. Hilfe könne der Land⸗ wirtſchaft gebracht werden in der Steuerpolitik, Hebung der Fachbildung, Schaffung beſſerer Ver⸗ kehrsmittel, in der Geſtaltung der Eiſenbahntarife, mit Landesmeliorationen, Förderung des Credits, Hebung der Viehzucht u. ſ. w. — Karlsruhe, 17. Sept. Das 9. all⸗ gemeine deutſche Turnfeſt. Der ſchon lange gehegte Wunſch der Turner aller Gauen, Hamburg möchte ſich zur Uebernahme des nächſten deutſchen Turnfeſtes bereit finden laſſen, iſt jetzt in Er⸗ füllung gegangen. Nachdem ſchon im vorigen Jahre die Hamburger Turnerſchaft den an ſie ergangenen Ruf zur Uebernahme des Feſtes an⸗ genommen hatte, iſt jetzt auch von Seiten des Senats eine zuſtimmende Außerung hierzu erfolgt. An den Ausſchuß der deutſchen Turnerſchaft iſt nämlich auf die Eingabe des Vorſitzenden, Dr. med. Ferd. Götz⸗Leipzig⸗Lindenau, an den Senat der Stadt Hamburg wegen Abhaltung des nächſten deutſchen Turnfeſtes in Hamburg die nachfolgende Antwort eingegangen: „Auf die an den hohen Senat gerichtete Eingabe der deutſchen Turnerſchaft vom 24. v. Mts. iſt die unterzeichnete Kanzlei Tuer Wohlgeboren mitzu⸗ theilen beauftragt, daß deutſche Turner zur Abhaltung des 9. Turnfeſtes im Sommer 1898 in Hamburg willkommen ſein werden. — Wiesloch, 14. Sept. Die Firma P. J. Landfried in Heidelberg hat die Geburtstags⸗ feier des Großherzogs zum Anlaß genommen, ihrer hochherzigen Fürſorge für das Wohl ihrer zahlreichen Arbeiterſchaft im Amtsbezirk Wiesloch dadurch Ausdruck zu geben, daß ſie eine Stiftung von 10,000 Mk. zur Unterſtützung ihrer Arbeiter beim Ankauf von Bauplätzen und bei Aufführung von Arbeiterwohnungen machte; zugleich hat ſie den vier Gemeinden Rauenberg, Dielheim, Mühl⸗ hauſen und Roth, wo ſich Zigarrenfabriken der Firma befinden, zuſammen 7000 Mark zur Gründung bezw. Unterhaltung von Kinderſchulen überweiſen laſſen. — Aus dem Rheingau, 14. Sept. Zweitauſend Trauben an einem Weinſtock iſt wohl eine bemerkenswerte Seltenheit. Dieſer Weinſtock, der erſt vor 20 Jahren eingepflanzt wurde, ſteht in dem Garten des Herrn Eduard v. Lade in Geiſenheim und nimmt jetzt längs einer Mauer eine Fläche von 60 qm ein. — Konſtanz, 16. Sept. Die Unter⸗ ſuchung des Unglücks bei Büſingen wird mit aller Umſicht geführt. Bis jetzt hat ſich heraus⸗ geſtellt, daß von den drei 5 Meter langen Streck⸗ balken 2 nicht in ordnungsmäßigem Zuſtande ſich befanden. Der eine war durch ein Schraubenloch zu ſchwach und der mittlere Balken, welcher in der Mitte brach, beſtand aus aſtigem Föhrenholz, das der erhöhten Beanſpruchung der Brücke nicht gewachſen war. Als ein wahres Glück i ez f nennen, daß das Unglück nicht erſt bei der Abfahrt des letzten (8 Uhr) nach Schaffhausen fahrenden Dampfbootes geſchah, ſonſt wären infolge der Dunkelheit und des ziemlich hohen Waſſerſtandez gewiß viele Perſonen ertrunken. — Altbreiſach, 15. Sept. Geſtern Nachmittag kurz nach zwei Uhr hat ſich der Unterofftzier Vollweiler von der 2. Komp. Fuß⸗ Artil.-Regiments Nr. 14, gebürtig aus Dühren (Amt Sinsheim), mitteſt zwei ſcharf geladenen Dienſtgewehren, die er gleichzeitig auf ſich log drückte, im Mannſchaftszimmer erſchoſſen. Der Tod trat fofort ein. Gegen Vollweiler ſoll I „Brſ. Ztg.“ eine Unterſuchung wegen Soldgten⸗ mißhandlung eingeleitet ſein und nimmt man an, daß er ſich der ihm in Ausſicht ſtehenden ſtrengen Beſtrafung hierdurch entziehen wollte. — Heiteres. Theroie und Praxis. Arthur: Ich habe die Wahl zwiſchen einem armen Mädchen, welches ich liebe, und einer reichen Witwe, welche ich nicht liebe. Wozu würdeſt Du mir raten, Fritz? Fritz: Die Liebe iſt das Salz des Lebens, Freund. Ohne ſie iſt allez andere ein Quark. Die Liebe macht die Arm zum Reichtum, die Mühe zum Genuß, die Erde zum Himmelreich. Arthur: Genug, genug!] ich werde das arme Mädchen heiraten, das ich liebe. Fritz: Brav geſprochen. Bei dieſer Gelegenheit gieb mir doch die Adreſſe der reichen Witwe, die Du nicht liebſt. — — Verdächtig. Wer ſſſt der junge Mann, der Dich ſo freundlich gegrüßt hat? — Ein ehemaliger Bräutigam. Der Vetter vom Rhein, Kalender fir 1897, Verlag von Chr. Schömperlin in Lahr, Preis 30 Pf. Wenn die Tage kürzer werden und die Schwalben ihre Verſammlungen abhalten zur Berathung ihres Reiſeplans, dann werden wir daran gemahnt, daß das Jahr ſeinem Ende zugeht. Um dieſe Zeit ſtellen ſich dann die neuen Kalender ein, um uns die bevorſtehenden Winter⸗ abende zu verkürzen. Als ein alter lieber Freund erfreut uns auch dieſes Jahr wieder der „Vetter vom Rhein“ mit herzlichem Neujahrgruß, allerlei Erzählungen, heiter und ernſt, und mit ſchönen Bildern geſchmückt. Auch vielerlei Nützliches finden wir in dieſem Kalender. Der „Vetter vom Rhein“ iſt kein Neuling mehr und darum ſagen wir nur: er iſt wieder da, kaufet und leſet ihn, ihr werdet eure Freude an ihm haben. 1 bald die zwanzigtauſend Francs verloren atte. „Faſt iſt es mir heute zu bund“ rief Raben, ärgerlich über ſeine fortwährenden Verluſte. „Ich gebe aber heute das Spiel nicht auf. Können Sie mir noch aushelfen lieber Baron.“ Eggonsberg überblickte ſeine Baarſchaft und meinte ruhig: „Ich möchte heute mit hohen Einſätzen weiter ſpielen, Herr Rittmeiſter und da kann ich augen⸗ blicklich nicht viel entbehren, aber wenn Sie es durchaus wünſchen, ſo gebe ich Ihnen noch zwanzig⸗ tauſend Francs.“ „Nein, ich danke, lieber Baron. Ich weiß es, Sie wollen auf den Rath ihres Freundes del Baſſo, eines alten gewiegten Spielers Ihr Geld nicht zerſplittern. Sie haben Recht, Sie ſitzen im Glücke und dürfen riskiren, die Bank zu ſprengen, wenn Sie ſo weiter glücklich ſpielen. Auf Wieder⸗ ſehen, meine Herren! Ich fahre nur in mein Hotel, um mir Geld zu holen, in einer halben Stunde bin ich wieder da.“ Eggonsberg ſpielte inzwiſchen weiter und gewann neue Summen. Bald trat auch der Ritt⸗ meiſter von Raben wieder ein, legte eine mit Bank⸗ noten wohlgefüllte Brieftaſche neben ſich und ſetzte eine tauſend Francsnote nach der andern, gewann manchmal, verlor aber meiſtens, ſodaß ſeine Bank⸗ noten bedenklich zuſammenſchmolzeu, während der Gewinn Eggonsbergs immer mehr wuchs, Sehr ärgerlich blickte Raben zuweilen auf Eggonsberg und deſſen unheimlichen Begleiter. „Setzen Sie ſich doch einmal her zu mir und bringen Sie mir auch Glück, Herr del Baſſo,“ raunte der Rittmeiſter dieſem zu. „Es wird nur nichts nützen,“ erwiderte del Baſſo, „denn der Herr Baron hat heute das größte Glück, er gewann mir ſchon heute Morgen Alles ab, was ich beſaß, ſelbſt meinen ſchönen Hund und meinen koſtbaren Revolver.“ „Was Sie ſagen,“ entgegnete Raben und riß die Augen auf. „Alſo hat der Baron heute ſchon ein Vermögen gewonnen?“ „Es ſcheint ſo,“ gab del Baſſo lächelnd zurück, „aber die Hauptſache ſoll noch kommen, er ſoll die Bank ſprengen!“ „Ein ſchöner Gedanke, wenn er nur glücklich zur Ausführung kommt,“ bemerkte Raben. „Bei dieſem Plane hat ſchon mancher Spieler den Hals gebrochen.“ „Sie haben Recht, Herr Rittmeiſter,“ erwiderte del Baſſo, „aber Baron Eggonsberg iſt kein Spieler, er ſpielt eigentlich wieder Willen, nur auf mein Drängen, weil ich wünſche, daß er ſich und mich an der trügeriſchen Spielbank rächen und mich von einem ſchweren Fluche befreien ſoll.“ „Sie ſprechen zum Theil in Räthſeln, Herr del Baſſo.“ „Sie werden hoffentlich die Löſung dieſes Räthſels noch erfahren und wie ich wünſche, nicht zu Ihrem Schaden. Heute rathe ich Ihnen nur, ſpielen Sie nicht mehr, Herr Rittmeiſter!“ „Warum?“ frug dieſer ſcharf. i „Weil Sie kein Glück haben und Alles verlieren können!“ 1 i „Ah hob, kein Glück haben! „Einem Spieler kann jeden Augenblick das Glück blühen.“ „Nun, verſuchen Sie es, Ihr Glück zum Blühen zu bringen,“ bemerkte del Baſſo ſarkaſtiſch. Der Rittmeiſter nahm dieſe Bemerkung als eine höhniſche Herausforderung auf und ſetzte wie ein Wahnſinniger ſeine letzten Banknoten. In wenigen Augenblicken hatte er ſie ſämmtlich verloren und ſtand mit leeren Taſchen da. „Nun hatte ich Recht?“ frug del Baſſo trocken. „Noch nicht,“ erwiderte der Rittmeiſter, „ich 75 15 ſpiele weiter, ich habe noch ein Guthaben von ſiebzigtauſend Francs an Barron Eggonsberg, er wird mir Geld leihen.“ „Sparen Sie ſich dieſes Geld, Herr Ritt⸗ meiſter, ich rathe es Ihnen,“ mahnte del Baſſo wieder. „O, gehen Sie mit ihren ewigen Warnungen, wenn man gewinnen will, ſo muß man auch wetten und wagen. Bitte, lieber Baron, geben Sie mir die ſiebzigtauſend Francs zurück, die ich noch von Ihnen bekomme, hier iſt der Schuldſchein zurück, Natürlich ſoll es Sie nicht geniren!“ „Sie ſollen Ihr Geld haben,“ erwiderte Eggonsberg kurz und zählte ſeine Banknoten. Er hatte fortwährend und zuletzt auch immer größere Gewinne gemacht, ſodaß er ſeine Schuld an Raben bezahlen konnte, ohne ſeine eigenen Baarmittel ganz zu verlieren. Aber freilich, es blieben Eggonsberg nur noch achtzehntauſend Franes und einige Gold⸗ ſtücke, als er ſeine Schulden an Raben bezahlt hatte. Das Reſultat ſeines heutigen Spielens war aber immerhin recht defriedigend, er war ſeine coloſalle Schuldenlaſt los und hatte noch eine ſtattliche Summe übrig. „Ich möchte mit dem Spielen aufhören,“ ſagte deshalb Eggonsberg zu del Baſſo, „ich habe es überdrüſſig, und könnte den Reſt wieder verlieren.“ „Nein, nein, Sie müſſen noch ſpielen, nur noch heute nur noch eine Stunde, lieber Baron,“ bat del Baſſo. „Sie haben ja heute ein ausgemachtes Glück, und dieſen Tag müſſen Sie zu Ihrem Heil und zu meiner Erlöſung benutzen. Es iſt ehr recht, wenn Sie von Morgen ab nie mehr eine Spielbank beſuchen, aber heute müſſen Sie noch ſpielen. Ich bitte Sie, proben Sie nur ferner Ihr Glück und Sie werden ſehen, daß ich Recht habe.“ —