Holzbärdle Nurkt mieten J. enz — 2 I rarffrrt a. auf l. benting . — e tritkohle ge L Them zäringe inen „L. zohlen, , ö detelltn Srigurtlt, laſe 2 Dine ft 100 20 1 1 52 Ladenburg. No. 76. Anzeiger für Ladenbur Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unter⸗ haltungsblatt Mark 1.40, frei ins Haus. Für die Redaction verantwortlich: Karl Molitor, eee Raum — g und Umgegend. 2 Anzeigen: Die einſpaltige Corpuszeile oder deren 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. Druck und Verlag von Karl Molito Ladenburg. Famstag, den 19. Feptember 5 —— 1890. e reren ne Ein neues anarchiſtiſch-ſeniſches Complott. Wie wir bereits gemeldet, ſind letzter Tage durch die vereinten Bemühungen der engliſchen, franzöſiſchen, belgiſchen und holländiſchen Polizei die Fäden eines umfaſſenden Dynamit⸗Anſchlages entdeckt, deſſen Urheber ſelbſt glücklich auffindig gemacht und hinter Schloß und Riegel geſteckt worden. Die Verhafteten ſollen theils Fenier, theils Anarchiſten ſein; über das, was ſie eigentlich mit ihrer Verſchwörung bezweckten, laufen zunächſt noch verſchiedene Muthmaßungen um. Die Lon⸗ doner Polizeibehörde behauptet, die aufgehobene Anarchiſtenbande habe eine Reihe von Attentaten in England ausführen und hierdurch Schrecken verbreiten wollen, während man in Brüſſeler polizeilichen Kreiſen der Anſicht zuneigt, es habe ſich um einen Attentatsverſuch auf den Czaren gehandelt. Schließlich geht noch das Gerücht, die verhafteten Dynamitarden hätten auch einen Anſchlag auf die Königin Victoria in Balmoral seplant, und zwar während des daſelbſt bevor⸗ ſtehenden Beſuches des Czaren. Von der ruſſiſchen Geſandtſchaft in Brüſſel wird freilich beſtritten, daß das entdeckte Complott dem Czaren gegolten habe, wobei man darauf hinweiſt, daß ſich unter den verhafteten Verſchwörten auch kein einziger Nihiliſt befinde. Von anderer Seite wird dagegen verſichert, daß dieſelben mit den Nihiliſten in Verbindung geſtanden und in Amerika die An⸗ fertigung von Exploſivſtoffen unter Leitung eines ruſſiſchen Profeſſors gelernt hätten. Wie dem nun auch ſein möge, ſicher iſt, daß ein neuer unheimlicher und anſcheinend weitver⸗ zweigter Anſchlag der internationalen Dynamit⸗ brüderſchaft noch rechtzeitig entdeckt und verhindert wurde; nähere Aufklärungen über das ganze Complott werden wohl nicht lange auf ſich warten laſſen. Von beſonderem Intereſſe erſcheint der wer en meren, Umſtand noch immerhin, daß das beabſichtigte Verbrechen gerade in der Zeit zur Ausführung gelangen ſollte, in welcher der Antrittsbeſuch des Garen auf engliſchem Boden erwartet wird; wer weiß, ob das fernerne Reiſeprogramm des ruſſiſchen Herrſchers noch zur Verwirklichung gekommen wäre, wenn die längſt dingfeſt gemachten Anarchiſten und Fenier ihre verbrecheriſchen Pläne hätten ungeſtört vollenden können. Man braucht dabei noch keineswegs an ein auf Nicolaus II. ſelbſt gemünztes Attentat zu denken, zu welchem ja auch keine erkennbare Urſache vorläge; vielleicht hätte es den Verſchworenen ſchon genügt, die Ezaren⸗ reiſe nach England zu hintertreiben oder einen grellen Mißklang in dieſelbe zu bringen. Jedenfalls ſteht aber feſt, daß mit den theils in England, theils auf dem Feſtlande verhafteten Dynamitarden der Polizei ein ungemein wichtiger Fang geglückt iſt. Vor Allem gilt dies von der Verhaftung des Iren Tynan, letzter iſt der Haupt⸗ ſchuldige bei der im Jahre 1882 im Dubliner Phoenixparke erfolgten Ermordung des Vicekönigs Lord Cavendiſch und des Staatsſekretairs Burke, der bislang verfolgt worden war; mit ſeiner endlichen Ergreifung wird jene ſchändliche Blut⸗ that nun doch noch die gerechte Sühne finden. Auch der verhaftete Wallace iſt ein gefährlicher Dynamitverſchwörer, der mancherlei auf dem Kerbholz hat; u. A. war Wallace, oder Kearney, wie er ſich damals nannte, der Führer der Bande, welche 1883 die Gasanſtalt in Glasgow in die Luft ſprengte. Ueber die verbrecheriſchen Momente im Vorleben der drei anderen verhafteten Anarchiſten oder Fenier iſt noch nichts Näheres bekannt. Einigermaßen fatal dürften dieſe Verhaftungen dem Miniſterium Salisbury inſofern ſein, als es erſt vor Kurzem die Begnadigung einer Anzahl im Zuchthauſe ſitzender iriſcher Dynamitbolde verfügt hatte, zur Ueberraſchung vieler eigener Anhänger der jetzigen conſervativen Regierung Englands. Angeſichts des ſoeben entdeckten neuen feniſch⸗anarchiſtiſchen Complottes, das auf engliſchem Boden zur Verwirklichung gelangen ſollte, erſcheint die Begnadigung der verurtheilten iriſchen Dynamit⸗ verſchwörer denn doch als ein etwas übereilter und unkluger Schritt; hat ſich zu demſelben doch ſelbſt der frühere Premier Lord Roſebery trotz ſeines liberalen Standpunktes und ſeiner Liebäugelei mit den Iren nicht entſchließen können. Politiſches. London, 17. Sept. Die Pall Mall Gazette veröffentlicht einen Arkitel, wonach Tynan beab⸗ ſichtigt habe, in der Nähe des Palais des Prinzen von Wales eine Wohnung zu mieten, von derſelben einen unterirdiſchen Gang bis zum Palais zu graben und den Prinzen mit ſeiner ganzen Familie in die Luft zu ſprengen. Konſtantinopel, 16. Sept. Großes Aufſehen wird die Thatſache erregen, daß die Palaſtwache des Sultans, die aus albaneſiſchen Truppen und Zuaven beſtand, plötzlich abgelöſt worden iſt. Fünf Bataillone der 2. Diviſion traten an ihre Stelle. Wie der „Frankf. Ztg.“ gemeldet wird, iſt es dabei zu Kämpfen gekommen. Die alte Beſatzung wollte nicht gutwillig abziehen. Daher wurde die Kriegsſchule mit anderen Truppen ins Palais kommandiert. In gut unterrichteten militäriſchen Kreiſen heißt es, daß 200 Mann, darunter hauptſächlich Kriegsſchüler, niedergemacht worden ſeien, ehe die neuen Truppen in den Mldiz⸗Kiosk einziehen konnten. — Bei der heutigen Panik wurden im Viertel von Pera zwei verhaftete Armenier erſchoſſen, als der eine derſelben zu flüchten verſuchte und der andere mit dem die Patrouille begleitenden Offizier ins Handgemenge kam, um dieſem den Revolver zu entreißen. Die Nemeſis. Novelle von Walter Hogarth. 4. (Fortſeßung.) Sagen wir lieber eine Hölle,“ bemerkte del Baſſo ſarkaſtiſch, „den ich habe für mich kein Paradies hier gefunden. Doch das klingt Ihnen ſonderbar, Herr Rittmeiſter, und ich will deshalb Ihre gute Laune nicht durch meine Klagen verderben. Ich war ja auch ſelbſt Schuld, daß Monaco eine Hölle für mich wurde.“ „Nun, verſuchen Sie doch Ihr Glück von Neuem, Herr del Baſſo,“ erwiderte Raben ſchlag⸗ fertig, „man kann ja hier jeden Tag ſein Glück verſuchen.“ „Ich kann dies nicht mehr wagen,“ ſagte der Angeredete, „von mir hat ſich ja das Spielglück gewandt, aber hier unſer junger Freund wird heute ſein Glück erproben.“ f Baron von Eggonsberg verneigte ſich zuſtim⸗ mend und bemerkte lächelnd: a „Herr del Baſſo meint, daß ich heute Glück im Spiel haben werde. Nun, wir werden es ja ſehen.“ „Nun, es freut mich ungemein, lieber Eggons⸗ berg,“ entgegnete Rittmeiſter von Raben, „daß Sie nach der geſtrigen Schlappe den Muth nicht verloren haben und nochmals Ihr Glück im rouge und noir berſuchen wollen. Famoſes Spiel dieſes route und noir, nicht wahr?“ Das wollt' ich meinen,“ ſagte Eggonsberg mit Galgenhumor lachend, „hunderttauſend Franes kann man bequem damit an einem Abend verlieren.“ „Aber man kann ſolche Summen und noch größere auch gewinnen,“ gab der Rittmeiſter eben⸗ falls lachend zurück. Das Diner war zu Ende, Baron Eggonsberg bezahlte die ganze Zeche, und die drei Herren begaben ſich im heiteren Geplauder nach den Spielſälen. Eine halbe Stunde ſpäter ſaßen ſie alle drei am grünen Tiſche des verlockenden Rouletteſpieles. Doch del Baſſo, ſpielte nicht, ſondern ſaß nur hinter Eggonsberg, um deſſen Spiel zu beachten und um ihm behülflich zu ſein. Eggonsberg ſpielte ſchüchtern mit kleinen Ein⸗ ſätzen, als er aber faſt immer gewann und nach Ablanf einer Stunde ſchon einen hübſchen Goldhaufen vor ſich liegen ſah, wurde er kühner und verdoppelte ſeine Einſätze, worüber del Baſſo lächelte und bemerkte: „Sie müſſen mit zehnfachen Einſätzen ſpielen, lieber Baron! Sie haben ja heute Glück und ſolches Glück kommt nicht alle Tage wieder. Es gilt die Bank zu ſprengen und uns beide an dem verdammten Spiel zu rächen.“ „Nicht zu hitzig, lieber del Baſſo,“ gab Eg⸗ gonsberg zurück, „ich gewinne mit doppelten Einſätzen auch ganz hübſche Summen.“ Er ſtrich eben einen Gewinn von zweiſauſend Francs ein, den ihm der Bankhalter zuſchieben laſſen, als plötzlich Raben ſich von ſeinem Sitze mit glühendem Geſichte erhob und im aufgeregten Tone ſagte: „Aber heute habe ich Unglück, lieber Eggons⸗ berg. Ich verlor bereits dreißigtauſend Francs und habe weiter kein Geld bei mir. Können Sie mir vielleicht zehntauſend Franes leihen?“ „Mit größtem Vergnügen lieber Raben,“ erwiderte Eggonsberg und überreichte ihm die gewünſchte Summe. Das Spiel nahm ſeinen Fort⸗ gang, Eggonsberg gewann wieder eine ſtattliche Summe und Raben, der ſehr waghalſig ſpielte, verlor die zehntauſend Frances. „Das Unglück verfolgt mich heute,“ flüſterte er Eggonsberg zu, „doch ein richtiger Spieler darf nicht an ſein Unglück glauben. Können Sie mir noch weiter aushelfen, lieber Baron.“ „Gewiß, Herr Rittmeiſter, ich bin ja ohne⸗ dies in ihrer Schuld. Wie viel wünſchen Sie?“ „Nun zwanzigtauſend Francs wären mir recht,“ erwiderte der Rittmeiſter. „Hier nehmen Sie,“ ſagte Eggonsberg und zählte dem Rtttmeiſter das Geld auf. „Weiter geben Sie ihm aber vorläufig nichts,“ flüſterte jetzt del Baſſo dem jungen Baron zu. „Sie müſſen das Glücksgeld zuſammenhalten, um gelegentlich einen Haupſtreich zu riskiren.“ Eggonsberg lächelte und ſpielte weiter und gewann auch neue Summen, während der Ritt⸗