bringt eine Anzahl Armenier. Geſtern ſind wiederum mehrere derſelben eingetroffen. In Phaleron befinden ſich bereits gegen 1000 Armenier. Verſchiedenes. — Ladenburg, 14. Sept. Der Verein Sängereinheit ſandte an Se. Königl. Hoheit den Großherzog folgendes Telegramm: „Der Verein Sängereinheit Ladenburg erlaubt ſich Euerer Königlichen Hoheit zum hohen Geburtstagsfeſte die Unterthänigſten Glückwünſche darzubringen. Der Vorſtand.“ Worauf folgendes Telegramm einlief: „Verein Sängereinheit. S. K. H. der Großherzog laſſen für Ihre Glückwünſche beſtens danken. Im höchſten Auftrage Babo! Ladenburg, 15. Sept. Die kleinen badiſchen Städte ſowie die Landgemeinden haben dem Großherzog ebenfalls eine Adreſſe überreicht. Vertreter des Kreiſes Mannheim war Herr Bürger⸗ meiſter Förſter in Leutershauſen. — Mannheim, 14. Sept. Das Groß⸗ herzogliche und das Erbgroßherzogliche Paar werden am Sonntag, 27. September, unſerer Stadt die hohe Ehre ihres Beſuches erweiſen. Die Fürſtlichkeiten gedenken gegen halb 10 Uhr hier einzutreffen und ſich ſofort vom Bahnhofe nach der Kirche zu begeben, um dem Gottesdienſt beizuwohnen. Auf dem Wege vom Bahnhof und ntlang den Planken werden die Schulkinder Spalier bilden Nach dem Gottesdienſte findet die Ent⸗ lung des Krieger⸗Denkmals ſtatt. Die Feſtrede ält Herr Profeſſor Mathy, außerdem werden ein Vertreter des hieſigen aktiven Offizierkorps und um Schluß Herr Oberbürgermeiſter Beck im Namen der Stadt ſprechen. Man glaubt daß der nthüllungsakt zwei Stunden in Anſpruch nimmt. Nach Beendigung der Feier am Denkmal fahren die allerhöchſten Herrſchaften nach dem Schloſſe, woſelbſt ein Empfang von Deputationen des Stadtraths, des Bürgerausſchuſſes, der Handels⸗ kammer, des Gewerbe⸗ und Induſtrievereins, ſowie hieſiger wiſſenſchaftlicher Korporationen und einer Abordnung der am Mittwoch mit der Medaille für treue Arbeit dekorirten 99 Arbeiter ſtattfindet. Im Ganzen werden an dieſem Empfang, der gewiſſermaßen ein Huldigungsakt der hieſigen Bürgerſchaft ſein ſoll, 30 Perſonen theilnehmen. Die Anſprache an Seine Königliche Hoheit den Großherzog wird Herr Geheimer Kommerzienrath — ilipp Diffens halten. Nach dieſem Empfang de dn 5 8 ein Feſteſſen ſtatt. An das⸗ Feſteſſen ſchließt ſich eine Feſtvorſtellung im hieſigen Hoftheater, in der das Feſtſpiel des Herrn Friedrich Algardi ſowie die kleine Oper „Lili⸗Tſee“ zur Aufführung gelangen. Nach der Theatervorſtellung werden die allerhöchſten Herrſchaften eine Rundfahrt durch die Stadt machen und dann wieder abreiſen. — Darmſtadt, 12. Sept. Vor einigen Monaten wurde auf Veranlaſſung der oberen landwirthſchaftlichen Behörde in den drei Provinzen des Landes eine Zählung vorgenommen um zu ermitteln, wie viel Rindvieh in dem Großherzog⸗ thum Heſſen mehr ein- als ausgeführt wird. Die nunmehr beendete ſtatiſtiſche Aufnahme hat ergeben, daß in Heſſen alljährlich 22,954 Stück Vieh mehr ein⸗ als ausgeführt wird, davon kommen auf Rheinheſſen 10,000, Oberheſſen 6662 und Starken⸗ burg 6292 Stück Vieh. Die dadurch aus dem Lande gehenden Summen werden auf über Mk. 2,000,000 veranſchlagt. — Wilhelmshaven, 15. Sept. Nach Meldungen aus Oſtaſien wurden bis zum 2, d. Mts. 19 Leichen des untergegangenen Kanonen⸗ bootes „Iltis“ geländet. — Schaffhauſen, 14. Sept. Als geſtern Abend 7 Uhr der von Konſtanz kommende Rhein⸗ dampfer bei der badiſchen Station Büſingen anhielt, brach der Landungsſteg mitten entzwei. 45 Perſonen fielen ins Waſſer. Drei ertranken, fünf andere wurden beſinnungslos aus dem Waſſer gezogen. Es iſt nicht ausgeſchloſſen, daß noch weitere Perſonen ertrunken ſind. — Schaffhauſen, 14. Sept. Zu dem Unfall, der ſich geſtern Abend an der Landungs⸗ brücke in Büſingen ereignete, werden folgende Einzelheiten bekannt: Der Landungsſteg, der eine Länge von 12 Metern beſaß, war dicht mit Leuten beſetzt, die von der Kirchweih in Schaff⸗ hauſen zurückkehrten. Der Einſturz erfolgte wegen des Bruches eines Querbalkens, in einer Aus⸗ dehnung von drei Metern. Auf dem Dampfer Arenenberg entſtand eine Panik. Die Paſſagiere 200 an der Zahl, ſtürzten ſämmtlich auf eine Seite des Schiffes und nur mit Mühe war ein Sinken deſſelben zu verhindern. Die Zahl der Ertrunkenen iſt noch nicht ermittelt. Mit Sicher⸗ heit ſteht nur der Tod von einem Mädchen und einem Knaben feſt. Die Brücke war vor 6 Jahren neu errichtet und erſt vor wenigen Jahren amtlich unterſucht worden. — Rotterdam, 14. Sept. In der Nacht vom Samstag zu Sonntag wurden in einen hieſigen Hotel zwei gefährliche Dynamidarten darunter einer Namens Wallach, verhaftet, Die Polizei beſchlagnahmte eine Menge von Höllen⸗ maſchinen und die Korreſpondenz der Verbrecher, — Zum Untergang des Iltis, Der „Berl. Lokalanz.“ veröffentlicht nach einem Pripg, briefe eine Schilderung vom Untergang dez Kanonenbootes „Iltis“. Danach befand ſich der „Iltis“ am 23. Juli Abends 6 Uhr beim Kap Schantung Promontory und hatte gegen heftigen Sturm zu kämpfen. Der Commandant beſahl daher über Steuerbordbug beizudrehen. Der Sturm nahm an Heftigkeit zu und hatte um 10 Uhr die Windſtärke 10 der Skala erreicht, he Regen, Schnee und Hagel. Kurz nach 10 Uhr wurden zwei heftige Stöße verſpürt. Das Schiff lag auf einem Felſen feſt. Nun brach das Schiff zwiſchen dem Maſchinen⸗ und Mannſchaftsraum durch. Die zerſchmetterten Bruchflächen trieben heftig aneinander. Gleich darauf, als die Off, ziere ihren Untergang vor Augen ſahen, wurde vom Commandanten ein dreimaliges Hoch auf den deutſchen Kaiſer ausgebracht. Vom Ober⸗ ſteuermannsmaat Brehm wurde ſodann das Lied angeſtimmt: „Deutſch weht die Flagge ſchwarz⸗ weiß⸗roth“, das von ſämmtlichen an Deck befindlichen Perſonen geſungen wurde, bis ſie ins Meer sanken, Gleichzeitig mit dem Zuſammbruch des „Iltis“ fiel der große Maſt und zertrümmerte die Com⸗ mandobrücke, von der der Commandant herunter⸗ geſchleudert wurde und ſtehend auf Deck kam. Die See brach mit aller Gewalt über das Schiff und riß alles an Deck Befindliche mit ſich hinweg, Die beiden Schiffstheile wurden durch die hereln⸗ brechenden Wellen mit koloſſaler Heftigkeit von⸗ einandergeriſſen und theilweiſe ganz vernichtet. Die Mannſchaft auf Hinterdeck, deſſen Trümmer auf einer Felſenbank lagen, ſind ſämmtlich bis auf zwei, welche das Ufer erreichten, ertrunken. Von den im Vorderraum Schutzſuchenden ſind alle gerettet. Dieſelben blieben drei Stunden im Wrack und wurden dann durch Chineſen ans Feſtland gebracht. Die Chineſen thaten bei dem Rettungswerk das Möglichſte und erfriſchten die Mannſchaften. Alsdann begaben ſich ſämmtliche Geretteten nach der Leichtfeuerſtation, während Booten nach Cheffo zur Kreuzerdiviſion geſandt wurden, die in 48 Stunden den Weg zurücklegten auch noch heute ans Werk gehen, um das zu voll⸗ bringen, was ich eigentlich mit Ihnen vorhabe.“ Bei den letzten Worten des Fremden glänzten ſeine Augen in ſo unheimlichem Feuer, daß Eggons⸗ berg entſchieden wiederum glaubte, einen Wahn⸗ ſinnigen oder einen Gauner vor ſich zu haben. Aegerlich ſagte er deshalb: „Ich wünſche mit Ihnen ferner nichts zu ſchaffen zu haben, ich kenne Sie ja auch gar nicht und weiß nicht, was Sie eigentlich mit mir vor⸗ haben.“ „O, geſtatten Sie, daß ich mich Ihnen vor⸗ telle,“ erwiderte darauf der Fremde lebhaft, „ich heiße Luigo del Baſſo, ſtamme aus italieniſchen Patriziergeſchlechter, unſere; Familie wohnt aber ſchon lange in Trieſt.“ 8 „Und ich heiße Rupprecht von Eggonsberg und ſtamme aus Bayern,“ erwiderte der junge Mann und lüftete ſeinen Hut. „Nun kennen wir uns wenigſtens und können uns verabſchieden.“ „Verabſchieden! Nein, das geht nicht!“ bemerkte Luigo del Baſſo erregt. Ich meine es ſehr gut mit Ihneu, Herr von Eggonsberg. Wir ſind jetzt zwei Unglückliche, denn Sie haben ſich, wie ich Ihnen gleich anſah, in der Spielhölle zu Monaco ruinirt und ich mich auch, aber heute können wir Revanche nehmen, denn Sie haben ja heute fabelhaftes Glück. Wir begeben uns ſofort nach Monaco und ſprengen die Bank.“ „Das iſt ein wahnwitziges Vorhaben, Herr del Baſſo,“ entgegnete Eggonsberg. „Außerdem ſpiele ich in Monaco nicht mehr.“ „Sie müſſen ſpielen junger Mann, um wieder glücklich zu werden und um mich alten verlorenen Spieler von einem furchtbaren Fluche zu erretten,“ erklärte in beſchwörendem Tone del Baſſo. „Be⸗ denken Sie doch, daß Sie gar nichts riskiren, Sie noch wei ſpi Sie haben ja Glück und haben mir auch mein ganzes Bermögen ſoeben abgewonnen.“ Eggonsberg wollte ausrufen, hier haben Sie Ihr Geld, Ihren Revolver und Ihren Hund wieder, N aber del Baſſo zeigte eine ſolche tief ernſte Geberde, daß er dies nicht zu ſagen wagte. Sollte dieſen ſeltſamen Mann wirklich ein Fluch. ein ſchwerer Fehler belaſten, den er, Eggonsberg, vielleicht von ihm nehmen konnte !? Er empfand da wirklich Mitleid mit ihm und wollte ihm gefällig ſein. Auch wurde Eggonsberg auf die Löſung des Räthſels ſehr geſpannt. „Nun gut, ich will auf Ihren Wunſch heute in Monaco mein Glück noch weiter verſuchen,“ ſagte e dann lächelnd und bot del Baſſo die Hand. Freudig ſchlug dieſer ein, und die beiden Männer ſchritten alsbald thalwärts nach Monaco zu. Auf dem Wege dahin plauderte del Baſſo ganz heiter mit Eggonsberg und erwähnte mit keiner Silbe das Spiel oder die ſeltſame Abmachung wegen der jungen Dame die Eggonsberg im Spiel gewonnen haben ſollte. In Monaco angekommen, begaben ſich die beiden Männer erſt in das Hotel, wo Eggonsberg wohnte, um dort zu Mittag zu eſſen. Bei der Tafel meldete der Oberkellner dem Baron von Eggonsberg, daß der Rittmeiſter von Raben ſchon zweimal dageweſen ſei und nach dem Herrn Baron gefragt habe. Eggonsberg erbleichte unwillkürlich bei dieſer Nachricht, die ihm ſeinen geſtrigen Leichtſinn und ſeine Spielſchuld wieder lebhaft ins Gedächtniß zurückrief. Del Baſſo mochte wohl die Urſache von Eggons⸗ bergs Verlegenheit errathen und ſagte freundlichſt zu demſelben: „Nur Muth, junger Freund, Sie werden heute ſchon die Scharte von geſtern wieder auz⸗ wetzen und der Rittmeiſter ſoll nicht triumphiren.“ „Es wäre zu wünſcheu,“ ſeufzte Eggonsberg, „denn ich habe an den Rittmeiſter hunderttauſend Francs Spielſchulden.“ „Ihr heutiges Glück läßt das Größte hoffen,“ erwiderte Herr del Baſſo, „und wir wollen uns gleich nach dem Diner in die Spielſäle begeben.“ Noch ehe das Diner beendigt war, trat der Rittmeiſter von Raben ganz erregt in das Hotel und rief, auf Eggonsberg losſtürmend. „Gott ſei Dank, daß Sie das ſind, lieber Baron! Ich fürchtete ſchon, Sie heute gar nicht zu ſehen. Ich ſtehe Ihnen ganz zu Dienſten, wie ich Ihnen ſchon geſtern ſagte.“ 5 „Sehr freundlich von Ihnen Herr Rittmeiſter, aber es iſt vorläufig nicht nüthig, daß Sie mir noch Geld leihen,“ erwiderte Eggonsberg ſo ruhig als möglich. „Ich bin, glaube ich, für heute mit genug Geld verſehen.“ i Der Ritimeiſter machte ein langes Geſicht und blickte ſcharf prüfend auf Eggonsbergs Nachbar. „Ah, Sie kennen dieſen Herrn wohl noch nicht, Here Rittmeiſter,“ rief jetzt Eggonsberg. „Erlauben Sie, daß ich die Herren einander vorſtelle; Herr del Baſſo aus Trieſt — Herr Rittmeiſter von Raben aus München.“ 5 „Freut mich ſehr, Ihre wehrte Bekanntſchaft zu machen, Herr del Baſſo,“ ſagte Raben mit einer Verbeugung. „Ich glaube, ich ſah Sie auch ſchon öfters in Monaco.“ 1 „Ich bin nun zwölf Jahre in Mongeo, erwiderte del Baſſo, „und iſt es ſehr leicht möglich, daß Sie mich ſchon hier ſahen, Herr Rittmeiſter. „Iwölf Jahre in Monaco!“ rief Raben erſtaunt „Das iſt ja ein ewiges Paradies!“ . (Fortſetzung folgt.)