U eiells Na — U nge print ftr n Preis vierteljährlich Mark 1.—, wit illuſtriertem unter. haltungsblatt Mark 1.40, frei ins Haus. Karl Molitor, Für die Redaction verantwortlich: Ladenburg. An Raum 3 Politiſches. Karlsruhe, 11. Sept. Die „Karlsruher Zeitung“ veröffentlicht den Wortlaut eines Hand⸗ ſchreibens, welches der Großherzog an den Staats⸗ miniſter Nokk gerichtet hat. Dasſelbe lautet: Mein lieber Staatsminiſter Nock! Die letzten Tage, in denen es mir vergönnt war, durch Gottes Gnade die Vollendung Meines 70. Lebens⸗ jahres inmitten meines Volkes zu begehen, haben Mir ſoviele Beweiſe hingebender Liebe und treuer Geſinnung gebracht, daß ich außer Stande bin, wie Ich gern wollte, allen denen beſonders zu danken, die ſich mit ihren Glückwünſchen an Mich gewendet haben. Die großartigen Feſtlichkeiten, welche die Stadt Karlsruhe veranſtaltet hat, ſind unter ſehr zahlreicher Beteiligung aus allen Gegenden des Landes und überaus ſchöner und herzerfreuender Weiſe verlaufen und aus den ein⸗ zelnen Bezirken kommen Berichte, wonach die Bevölkerung ſich an den Veranſtaltungen zu Ehren des Tages zu allenthalben in beſonders warmer Weiſe beteiligt hat. Sehr groß und noch kaum überſehbar iſt die Zahl der ſchriftlichen und telegraphiſchen Beglückwünſchungen, die Mir von Nah und Fern, aus der engeren Heimath, aus dem großen deutſchen Vaterlande und von jenſeits der Grenzen des deutſchen Reiches zugegangen ſind. Es iſt mir daher eine werthe Pflicht, Meiner tiefgefühlten Dankbarkeit mit der Verſicherung öffentlich Ausdruck zu geben, daß Mir in der Liebe meines Volkes die unvergänglichſte Freude geboten worden iſt. Ich wende Mich an Sie, Mein lieber Staatsminiſter, mit der Bitte, der Vermittler Meines innigen, herzlichen Dankes zu ſein, indem Ich Sie beauftrage, dieſes Schreiben bekannt zu . . Ihr ſehr wohlgeneigter Friedrich. Ein gleiches huldvolles Handſchreiben erhielt eee ——— Mittwoch, den 16. September zeigen: Die einſpaltige Cerpuszelle oder deren 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und bee 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. auch Oberbürgermeiſter Schnetzler, deſſen Wortlaut die „Karlsruher Ztg.“ ebenfalls veröffentlicht und worin insbeſondere der Dankbarkeit gegen die Einwohner der Stadt Karlsruhe für die glänzenden Veranſtaltungen Ausdruck gegeben worden iſt. Karlsruhe, 11. Sept. Mit einem großen Bankett der ſtädt. Arbeiter, veranſtaltet durch die Stadt, an dem über 500 Perſonen theilnahmen, ſchloß die offizielle Jubiläumsfeier der Stadt. Nachdem Bürgermeiſter Siegriſt die Arbeiter be⸗ grüßt, wurden die üblichen Toaſte ausgebracht und zwar von dem Stadtrat Vinz und dem Gas⸗ direktor Reichert. Bemerkenswerth war die Rede auf das Vaterland und den Kaiſer, gehalten von Profeſſor Dr. Heimburger, dem früheren volks⸗ parteil. Landtagsabgeordneten. Redner feierte das deutſche Vaterland als einen Hort des deutſchen Volkstums, er gedenkt der ſozialen Frage, die nur von einem großen Reiche gelöſt werden könne und mit der ſich die deutſche Regierung auch fernerhin zu beſchäftigen habe. Mit dem Wunſche, daß es dem deutſchen Kaiſer vergönnt ſein möge, ein Hort des Friedens für unſer deutſches Vater⸗ land zu ſein, ſchließt Redner ſeine mit ſtürmiſchem Beifall aufgenommene Rede. Auf Vorſchlag eines Arbeiters wird dem Großherzog, der bereits in die Manöver abgereiſt iſt, ein Glückwunſch⸗ und Huldigungs⸗Telegramm zugeſchickt. Oberbürger⸗ meiſter Schnetzler feiert, bei Uebergabe einer Ehrengabe an die älteſten ſtädtiſchen Arbeiter, die deutſchen Arbeiter. Wer die Arbeit ſcheue, ſei ein Lump, ob er auf der Landſtraße ſich herum⸗ treibe, oder im Palaſt Champagner trinke. Auf dieſen Toaſt folgte ſtürmiſcher Beifall. Ein ſtädtiſcher Arbeiter brachte namens der Arbeiter den Dank für das Feſtbankett aus. München, 13. Septbr. Die „Münchener Neueſten Nachrichten“ melden, daß der Großherzog von Baden dem Prinz⸗Regenten ſeinen Dank für die Verleihung des 8. Infanterie⸗Regiments Prankh übermittelt und in Ausſicht geſtellt habe, daß er noch Gelegenheit nehmen werde, dem Prinz⸗Regenten ſeinen Dank noch perſönlich auszuſprechen. — Der Prinz⸗Regent beſtimmte, daß das 8. Infanterie⸗ Regiment auch fernerhin zum Andenken an den früheren Kriegsminiſter den Namen „Prankh“ führen ſolle. — Unmittelbar nach dem Manöver wird ſich eine Deputation des Regiments nach Karlsruhe begeben, um dem neuen Regiments⸗ Inhaber im Namen des Regiments aufzuwarten. Löbau, 12. Sept. Der kaiſerliche Sonder⸗ zug ſchwebte heute auf dem h eſigen Bahnhofe in großer Gefahr. Er ſtand, nachdem der Kaiſer Platz genommen hatte, zur Abfahrt nach Görlitz bereit auf dem Geleiſe, das ſonſt für den Ebers⸗ bacher Zug beſtimmt iſt. Die Lokomotive des Sonderzuges ragte hierbei über die Weiche hinaus, die der Mittags 12 Uhr hier fällige Schnellzug Dresden⸗Löbau zu paſſiren hat. Dieſer Schnell⸗ zug fuhr ſeltſamer Weiſe ein und demolirte die Maſchine des kaiſerlichen Sonderzuges. Die Maſchine des Schnellzuges ſelbſt wurde defekt. Der König von Sachſen und Prinz Georg hatten ſchon den zur Abfahrt nach Dresden bereit ſtehenden Sonderzug beſtiegen, den ſie nun ſofort verließen, um an den Wagen des Kaiſers zu eilen. Beide gaben ihren lebhaften Unwillen über den Unfall Ausdruck; König Albert war ſehr erregt. Nach⸗ dem eine neue Maſchine requirirt war, konnte der Kaiſerzug eine halbe Stunde ſpäter abfahren. Der Zuſammenſtoß erfolgte unmittelbar vor Abgang des Kaiſerzuges; einen Moment ſpäter und der Schnellzug wäre dem Kaiſerzug in die Flanke gefahren. Athen, 14. Septemb. Das revolutionäre Komitee in Vamos hat ſeine Auflöſung mittels eines Rundſchreibens an das kretenſiſche Volk angezeigt. — Jedes von Kreta ankommende Schiff Die Nemeſis. Novelle von Walter Hogarth. (Fortſeßung.) „Sie haben gewonnen!“ rief ſofort der ſeltſame Mann und ſchob ſeinem Partner ein Goldſtück hin. „Aber wir ſpielen weiter. Ich fange jetzt an.“ Er würfelte und warf 321. Eggonsberg that desgleichen und warf 431. Schweigſam ſchob ihm der Fremde ein zweites Goldſtück zu und ergriff von Neuem den Würfelbecher. Eggonsberg gewann wieder und ſein Partner rief entzückt aus: „Sie ſcheinen Glück zu haben, junger Herr!“ Er ſchob ihm dann abermals ein Goldſtück zu und ſpielte weiter und weiter mit Eggonsberg und dieſer gewaun immer. Bald thürmte ſich ein Haufen vor dem jungen Edelmanne und jemehr er gewann, um ſo unheimlicher wurde es ihm dabei. Wiederholt kam es ihm vor, als ob er träume, und er faßte nach ſeiner heißen Stirn, aber es war doch Alles Wirklichkeit, die Würfel hüpften ſo deutlich vor ihm auf der Felsplatte und die Goldſtücke klangen ſo rein. „Jetzt haben Sie mein ganzes Geld gewonnen!“ rief auf einmal der ſeltſame Fremdling ganz heiter, „Sie haben wirklich Glück, junger Mann!“ dabei ſchob er Eggonsberg ſein letztes Goldſtück zu. „Aber wir müſſen Ihr Glück noch weiter erproben,“ fuhr der Fremde mit leuchtenden Augen fort. „Jetzt ſpielen wir um meinen n er iſt hundert bert 5 3. e Wieder begann das Würfelſpiel und Eggonsberg gewann auch den Revolver, den ihm der ſeltſame Mann alsbald überreichte. „Sie haben wirklich Glück, junger Herr,“ ſagte er dabei lächelnd, „aber wir müſſen Ihr Glück noch weiter erproben. Jetzt ſpielen wir um meinen Hund. Nero kom hierher.“ Der große ſchwarze Neufundländer ſchmiegte ſich an ſeinen Herrn und die Würfel rollten abermals. Eggons⸗ berg gewann auch den und der Fremde ſagte mit leuchtenden Augen: „Ihr Glück iſt heute groß junger Mann, aber noch müſſen wir es weiter erproben. Jetzt ſpielen wir um ein ſchönes, tugendhaftes Mädchen von guter Familie.“ „Was reden Sie da für ein Unſinn?“ fuhr jetzt Eggonsberg auf. „Ich kann doch nicht im Ernſt um eine junge Dame ſpielen! Was ſoll ich mit ihr anfangen, wenn ich ſie gewinne“ „Sie ſollen ſie heirathen!“ platzte der Fremde heraus. „Ich — ſie heirathen? Ich heirathe keine Unbekannte, ich bin ein deutſcher Freiherr und darf mich auf dieſe Weiſe nicht vermählen.“ „O, warum nicht? Das Mädchen iſt aus alter adeliger Patrizierfamilie und ſtammt aus Trieſt. Sie wird Ihnen ſicher gefallen. Außerdem haben Sie das Recht, eine Vermählung mit der jungen Dame abzulehnen, wenn ſie Ihnen nicht gefallen ſollte.“ „Aber wie kommen Se dazu, mit mir um die junge Dame ſpielen zu wollen. Iſt dieſelbe Ihre Tochter?“ „Das Räthſel werde ich Ihnen ſpäter löſen, jetzt hätte es keinen Zweck, ich muß erſt meinen Plan vollſtändig ausführen. Spielen wir alſo um die junge Dame, welche mit dem Vornahmen Luiſe heißt. Es muß ſein, ich dulde keinen Widerſpruch mehr!“ Mit finſteren Augen blickte der Fremde den jungen Edelmann drohend an und hob den Würfel⸗ becher er warf 654. frug Eggonsberg. „Das iſt mir gleich. Die junge Dame iſt natürlich nicht mit Geld zu bezahlen. Setzen Sie, was wollen dagegen, tanſend Francs oder zwei⸗ tauſend Francs, mir iſt es gleich.“ „Sagen wir zweitauſend Francs,“ erwiderte Eggonsberg lächelnd, „ich will mich nicht mit Ihrem Golde bereichern, Sie haben mir das Spiel auf⸗ gedrungen.“ „Nun Würfeln Sie nur, ſtatt mich mit über⸗ flüſſigen Worten aufzuhalten,“ ſagte der Fremde faſt in gebieteriſchem Tone und Eggonsberg ergriff den Würfelbecher. Er warf 666 und der ſeltſame Mann ſtieß einen — Freudenſchrei aus. „Sie haben Luiſe gewonnen,“ ſchrie er wie närriſch vor Freude. „Morgen werde ich ſie Ihnen bringen, das heißt vorſtellen. Sie haben heute enormes Glück, junger Herr, und wir müſſen deshalb „Ja, was iſt den der Einſatz meinerſeits 1285