Anweſenheit auch für unſern Landesherrn eine neue Feſtesweihe bedeuten wird. Berlin, 6. Sept. Am Sonnabend Vor⸗ mittag kurz vor neun Uhr traf das ruſſiſche Kaiſerpaar, mittels Sonderzuges von Kiew kommend, in Breslau ein. Die auf dem Bahn⸗ hofe aufgeſtellte Ehrencompagnie des 2. ſchleſ. Grenadier⸗Regiments Nr. 11 präſentirte das Gewehr, während die Muſik den Präſentirmarſch ſpielte. Auf dem Bahnhofe waren zum Empfange des ruſſiſchen Kaiſerpaares erſchienen der Kaiſer und die Kaiſerin, die Prinzen Heinrich, Albrecht, Friedrich Leopold, Friedrich Heinrich und Joachim Albrecht von Preußen, der Graf von Turin, Prinz Georg von Sachſen, die Prinzen Ludwig, Rupprecht und Leopold von Bayern, Herzog Nikolaus von Württemberg, Prinz Albert von Belgien, der Reichskanzler, der Staatsſecretair v. Marſchall, die Generalität, die Spitzen der Behörden. Die Begrüßung zwiſchen Kaiſer Wilhelm, welcher ruſſiſche Infanterie⸗Uniform trug, und dem Zaren, welcher die Uniform ſeines preuſiſchen Garde⸗Regiments angelegt hatte, war eine ſehr herzliche, ebenſo diejenige zwiſchen den beiden Kaiſerinnen. Alsdann ſchritten der Kaiſer und der Zar unter den Klängen der ruſſiſchen Hymne die Front der Ehrencompagnie ab, wobei erſterer die Kaiſerin Alexandra, letzterer die Kaiſerin Auguſte Victoria führte. Nach dem Vorbeimarſch der Compagnie und einer kurzen gegenſeitigen Vorſtellung der hohen Gäſte erfolgte die Abfahrt der deutſchen und der ruſſiſchen Majeſtäten nach dem Abſteigequatier der letzteren, dem Landhauſe. Die beiden Kaiſer ſowie die beiden Kaiſerinnen fuhren zuſammen in je einer vierſpännigen Hofequipage, unter der Escorte von je einer Escadron des Huſaren⸗Regiments Nr. 8 Kaiſer Nicolaus der II. von Rußland und des Garde⸗Dragoner⸗ Regiments Nr. 2 Kaiſerin Alexandra von Rußland. In den Einzugsſtraßen bildeten Truppen Spalier, die dichtgedrängte Menſchenmaſſe jubelte den beiden Kaiſerpaaren unaufhörlich zu. Nach der Ankunft der Majeſtäten am Landhauſe ſchritten dieſelben die Front der dort aufgeſtellten Ehrenwache des Kaiſer⸗Alexander⸗ Garde⸗Grenadier⸗Regiments ab, alsdann geleiteten der Kaiſer und die Kaiſerin das Zarenpaar in das Landhaus. Um halb 11 Uhr fuhren die allerhöchſten Herrſchaften zur Parade des 6. Armeecorps, welche einen überaus glänzenden Verlauf nahm und einen impoſanten Eindruck machte. Der Zar führte hierbei ſein preußiſches Garde⸗Regiment und ſein weſtfäliſches Huſaren⸗ Regiment dem Kaiſer vor. Das farbenprächtige militairiſche Schauſpiel war, wie ſchon vorher der Einzug der ruſſiſchen Majeſtäten, von ſchönem Wetter begünſtigt. N 5 Breslau, 6. Sept. Die Feſttafel im Schloß wurde auf 7 Uhr Abends verſchoben. An derſelben ſaßen in der Mitte der Tafel die deutſche Kaiſerin und die Kaiſerin von Rußland, Neben erſterer der Kaiſer von Rußland, rechts neben der Kaiſerin von Rußland Kaiſer Wilhelm. Gegenüber dem Kaiſer und der Kaiſerin von Rußland ſaß Fürſt Hohenlohe, gegenüber der deutſchen Kaiſerin und dem Kaiſer von Rußland der Erbprinz von Meiningen. Der Kaiſer brachte bei derſelben folgenden Trinkſpruch auf das Zaren⸗Paar aus. „Geſtatten Ew. Majeſtäten, daß Ich Meinen herzlichſten und innigſten Dank Ew. Majeſtäten zu Füße lege für den huldvollen Beſuch, den Sie beide uns heute abſtatten und für die Ehre, die dem 6. Armeekorps zu Theil geworden iſt, vor Ew. Majeſtäten defiliren zu dürfen. Der Jubel, der aus Breslau Ew. Majeſtäten entgegengeſchlagen iſt, iſt der Dol⸗ metſch der Gefühle nicht nur aus der Stadt, nicht nur der Provinz Schleſien, ſondern Meines geſammten Volkes. Es grüßt in Ew. Majeſtät den Träger alter Traditionen, den Hort des Friedens. Auf dem Boden begrüßt Sie das Volk, wo dereinſt Ew. Majeſtät glorreicher Ahnherr, deſſen Namen zu führen Ew. Majeſtät Garde⸗Grenadier⸗Regiment ſich rühmen darf, mit meinem Urgroßvater zuſammengeweſen iſt. Die Gefühle, welche Wir und unſer geſammtes Volk für Ew. Majeſtäten hegen, darf ich zu— ſammenfaſſen in dem Ruf: Gott ſegne, ſchütze und erhalte Ew. Majeſtät zum Wohle Europas! Ew. Majeſtät und Ihre Majeſtät die Kaiſerin Hurra! Hurra! Hurra!“ Der Kaiſer von Rußland franzöſiſcher Sprache folgendes: „Ich danke Ew. Majeſtät für die gütigen Worte, welche Sie ſoeben geſprochen haben, ebenſo für den Empfang, der Mir in Breslau bereitet worden iſt. Ich kann Ew. Majeſtät verſichern, daß Ich beſeelt bin von denſelben trationellen Gefühlen wie Ew. Majeſtät. Ich trinke auf die Geſundheit Ew. Majeſtät und auf die Ihrer Majeſtät der Kaiſerin. Hurra! erwiderte in Der Kaiſer von Rußland hat dem Reichs, kanzler Fürſten zu Hohenlohe den St. Andreas Orden, dem Staatsſekretär des Aeußeren, Frhr Marſchall von Bieberſtein, den Alexander Newell Orden in Brillanten, dem deutſcher Botschafter in Petersburg, Fürſten Radolin, den Alexander Newski⸗Orden, dem Unterſtaatsſekretär im Aus, wärtigen Amt, Frhr. v. Rothenhan, und dem Geſandten Grafen Pourtalis den St. Annen⸗Orden 1. Klaſſe verliehen. Der ſtell vertretende ruſſiſche Miniſter des Aeußeren, Geheimerath v. Schiſchtin, erhielt vom deuſchen Kaiſer den Rothen Adler⸗ Orden 1. Klaſſe in Brillanten. Der ruſſiſche Botſchafter am Berliner Hofe, Graf v. Oſten⸗ Sacken, das Großkreuz des Rothen Adler⸗Ordens. Die Audienz des Reichskanzlers Fürſten zu Hohen⸗ lohe beim Kaiſer von Rußland dauerte über eine Stunde. Verſchiedenes. — Ladenburg, 7. Sept. Den Reigen der zu Ehren des 70. Wiegenfeſtes Sr. Königl. Hoheit Großherzog Friedrichs von Baden in hieſiger Stadt ſtattfindenden Feſtveranſtaltungen eröffnete verfloſſenen Sonntag der hieſige Schützen, verein durch ein Preisſchießen, das ſich einez regen Beſuches von ſeiten ſeiner Mitglieder erfreute. Als Ehrenpreiſe waren 6 prächtige, kunſtpoll bemalte Trinkbecher ausgeſetzt. An dem Schießen beteiligten ſich 15 Mitglieder und erzielten von dieſen den 1. Preis: Herr Lorenz Forſter. 2. Preis: Herr Eduard Nilſon. 3. Preis: Herr Georg Schnittſpahn. 4. Preis: Herr Jakob Vogel. 5. Preis: Herr Friedrich Agricolg, 6. Preis: Herr Jakob Schmitthelm. Nach Schluß des Schießens, das nur auf wenige Augenblicke durch einen Regenſchauer unterbrochen werden mußte, im übrigen aber den ſchönſten Verlauf nahm, brachte Herr Schützenmeiſter Schnittſpahn ein Hoch auf unſern allverehrten Landesfürſten aus, das bei allen Anweſenden begeiſterten Wieder⸗ hall fand. Möge der Verein, der durch dieſe Veranſtaltung wieder ſeinen patriotiſchen Geiſt bethätigte und von ſeiner Liebe zu Fürſt und Vaterland Zeugnis ablegte, auf dem eingeſchlagenen Wege weiterſchreiten, auf daß er in alle Zukunft wachſe, blühe und gedeihe. — Ladenburg, 7. September. In dem prachtvoll gezierten Saale des Gaſthauſes zum Adler feierte am verfloſſenen Samstag Abend die Geſellſchaft „Unitas“ das XIV. Stiſtungsfeſt, Hazardſpiele wie rouge ei noire ſind die leichteſten von allen und der Reiz kommt ſofort, wenn man ſpielt. Was kann Ihnen dabei überhaupt paſſiren. Schlimmſtenfalls verlieren ſie dabei ein paar hundert Francs. Sie können als Neuling, wie dies oft der Fall iſt, aber auch coloſſales Glück haben und ein Rittergut zu dem Ihrigen hinzugewinnen. Kommen Sie nur heran an den Tiſch!“ Mit dieſen Worten ſchob der Rittmeiſter ſeinen Arm unter denjenigen des jungen Edelmannes und führte ihn an den Spieltiſch. Eggonsberg unterlag dort bald dem domäniſchen Einfluſſe des frivolen Rittmeiſters und ſpielte und pielte, da er meiſtens gewann, immer weiter. „Sie haben Goldglück heute, lieber Baron,“ aunte ihm der Rittmeiſter in das Ohr und Sie ſſen das Spiel forciren.“ 5 Eggonsberg, blind dem unglückſeligen Einfluſſe des Rittmeiſters folgend, ſpielte waghalſig weiter, ewann eine große Summe, ſetzte das Spiel, aber ann noch tollkühn fort und verlor ſein ganzes Geld. Verblüfft und ernüchtert wollte Eggonsberg on dem Spieltiſche eilen, als in der Rittmeiſter m Arme feſthielt. „Sie haben wohl ein kleines Malheuer gehabt, ieber Baron?“ frug der raffinirte Spieler mit oniſchem Lächeln. „Das ſchadet nichts, bei hrem Glücke können Sie in einer Viertelſtunde ſchon Alles wieder gewonnen haben. Darf ich Ihnen aushelfen?“ . „Ja, leihen Sie mir fünfhundert Francs, damit ich meine Hotelrechnung bezahlen und nach Hauſe reiſen kann,“ ſagte Eggonsberg verlegen. „Nun, das wäre ja die größte Thorheit, die Sie jetzt begehen können, liebſter Baron,“ erwiderte der Rittmeiſter. „Sie müſſen weiter ſpielen, um Ihren Verluſt wieder einzubringen. Aber laſſen Sie uns erſt ein kleines, feines Diner einnehmen. Gaſt, Baron.“ Sie ſind mein „Die Erfüllung meiner Bitte wäre mir eRRNNVꝛ „O, Sie können Geld haben, ſoviel Sie wollen,“ lieber Baron,“ bemerkte der Rittmeiſter mit ausgeſuchter Liebenswürdigkeit. „Laſſen Sie uns nur erſt diniren! Beim Spielen bekommt man Hunger und Durſt.“ i Und fort zog der Spieler den jungen Mann nach der Terraſſe vor dem Spielſaale, wo er in einer lauſchigen Niſche mit ihm ein lukulliſches Mahl einnahm und ihm feurige Südweine und Champagner ſo oft zutrank, daß der arme Eggons⸗ berg nur noch ein willenloſes Werkzeug in ſeiner Hand war. „Hier haben Sie einſtweilen zehntauſend Francs, lieber Baron,“ bemerkte der Rittmeiſter und öffnete ſeine Brieftaſche. „Sie geben mir einfach einen Ehrenſchein darüber, wie es unter Capallerien üblich iſt.“ Eggonsberg ſchrieb mit leiſe bebender Hand den Ehrenſchein und nahm faſt zitternd die zehn⸗ tauſend Franes in Tauſendfranesnoten, denn er hatte noch niemals Geld geborgt und es war ihm jetzt, als ſtände er an einem ſchwindelnden Abgrunde. Dann begaben ſich der Rittmeiſter von Raben, wie der volle Name des Spielers war, und Rupp⸗ recht von Eggonsberg wieder in den Spielſaal und ſie ſpielten von Neuem. Eggonsberg wagte ganz hohe Einſätze, gewann einige Male, vergrößerte ſeine Einſätze und verlor wieder Alles. Sofort war aber auch ſchon der Rittmeiſter an ſeiner Seite und legte ihm ſein ganzes Portefeuille hin. „Ich habe heute Glück und Sie haben einiges Pech,“ flüſterte der Rittmeiſter kaltblütig. „Hier nehmen Sie, was Sie brauchen. Mein Portefeuill ſteht zu Ihrer Verfügung, lieber Baron.“ Wie mechaniſch griff der bethörte junge Mann in das Portefeuille des Rittmeiſters und nahm ein Tauſendfrancsbillet nach dem andern heraus, um es zu — verſpielen. Das Spielglück war ihm nicht wieder hold und als er zuletzt mit verzehnfachten Einſätzen ſpielte, verlor er ſo gewaltige Summen, daß ſich des Rittmeiſters wohl gefülltes Portefeuille bald leerte. Als dieſes leer war, erhob ſich Eggonsberg ganz erregt und eilte wie betäubt vor Aufregung, Scham und Aerger aus dem Saal. Rittmeiſter von Raben folgte ihm aber auf dem Fuße, und ſuchte ihn zu tröſten. „Es war heute ein Unglückstag, lieber Baron, weiter nichts, morgen werden Sie ſicher Glück haben,“ ſagte er in ſeiner frivolen Weiſe zu dem jungen Manne. „Wie ſoll ich morgen Glück haben, wenn ich kein Geld mehr habe,“ erwiderte Eggonsberg bitter. „Nun zu Hauſe in meinem Hotel habe ich noch Geld,“ gab Raben ſchlagfertig eurück. „Für hundert und fünfzig tauſend Franks ſind ſie mir ſchon gut, lieber Baron, und dieſe Summe könnte ich Ihnen im Ganzen leihen. Jetzt ſchulden Sie mir gerade hunderttauſend Franes, denn neunzig⸗ tauſend Frances enthielt mein Portefeuille und dieſen Betrag entnahmen Sie noch demſelben.“ „Hunderttauſend Frances an einem Tage ber⸗ ſpielt,“ ſtöhnte Eggonsberg. „Es iſt entſetzlich!“ „Das iſt doch nicht ſo entſetzlich,“ entgegnete Raben mit frivolem Lächeln. „Ich habe auch ſchon ſoviel an einem Tage gewonnen, Glück und Unglück gleichen ſich eben aus. Verſuchen Sie nur morgen ihr Glück nochmals. 1 Fortſetzung folgt.) r begun F wee 2 dan de le han 1 — dae U uh Wen hn