Schaden iſt ſehr beträchtlich. Ueber die Ent⸗ ſtehungsurſache des Feuers verlautet bis jetzt noch nichts. — Heidelberg, 24. Aug. Der bei dem Eiſenbahnunfall auf dem Heidelberger Bahnhof verunglückte Wagenwärter Koch aus Rohrbach war erſt 28 Jahre alt und hinterläßt eine Wittwe und zwei kleine Kinder. Der Zuſtand des Bremſers Jünger, dem die Rippen eingedrückt wurden, iſt gleichfalls beſorgnißerregend. Die zertrümmerten Wagen, welche auf einem Reſervegeleiſe an der Eppelheimer Landſtraße ſtehen, geben Zeugniß von der ungeheueren Wucht des Anpralls. Die ſchweren J⸗Eiſen womit die Schlußwagen aus⸗ gerüſtet waren, ſind zerbogen oder zerbrochen, die Puffer weggedrückt. Einem ganz neuen geſchloſſenen Wagen aus dem Preußiſchen (Bromberg 19770), der Möbel enthielt, wurden die Räder ſammt Federn glatt wegraſirt und der Wagen auf einen anderen ungedeckten Wagen, der mit Dampfkeſſeln befrachtet war, hinaufgeſchoben, wobei die Dampf⸗ keſſel eine Strecke nach einem anderen Wagen geſchoben und ein Keſſel herabgeworfen wurde. Der Materialſchaden mag lt. „M. G.⸗A.“ wohl 30 —40,000 Mk. betragen. — Baden-Baden, 22. Aug. Heute früh wurde ein Dienſtmädchen, trotz der Warnungen, wieder das Opfer durch Anfeuern mittelſt Auf⸗ gießens von Petroleum. Die Kleider des jungen Mädchens fingen Feuer; auf den Hilferuf eilten Leute herbei, konnten aber nicht mehr hindern, daß die unvorſichtige Perſon an den Armen und am Leibe ſo ſtarke Brandwunden davontrug, daß man für ihr Leben fürchtet. — Bötzingen (A. Emmendingen), 22. Aug. Geſtern Abend verunglückte das 3 Jahre alte Söhnchen des Barbiers Lay von hier auf dem Heimweg aus der Kinderſchule dadurch, daß es unter einen ſchwerbeladenen Holzwagen kam und in Folge des Ueberfahrens auf der Stelle todt blieb. Den Fuhrmann ſoll keine Schuld treffen. — Augsburg, 22. Auguſt. (Schweres Unglück). Aus bisher unaufgeklärten Gründen ging bei den geſtrigen Schießübungen des 1. Fuß⸗ artillerie⸗Regiments auf dem Lechfeld ein Geſchütz ſchweren Kalibers, nachdem es bereits vollkommen geladen, aber noch nicht gerichtet war, los. Das Geſchoß drang in die Bruſtwehr der Batterie und explodierte. Die ganze Bedienung des Geſchützes wurde ſehr ſchwer verletzt. Aerztliche Hilfe war ſofort ausreichend zur Stelle. Ein Mann ſtarb auf dem Transport nach dem Lazaret. Vier Mann liegen dort ſchwer verwundet darnieder. 1 Unter denſelben befindet ſich ein Einj. Freiw., der eine Kopfwunde davongetragen hat und deſſen Körper voller Granatſplitter ſteckt. Sein Tod iſt [ ſtündlich zu erwarten. Auch die anderen drei Kanoniere dürften kaum mit dem Leben davon⸗Tund immer wieder. i 0 8 Ueber den Vorfall iſt eine ſtrenge Unter⸗ungen nicht nur erfüllt, ſondern übertroffen und ſich als ſelbſtändiger Führer einer ſo ſchwierigen kommen. ſuchung im Gange. Es konnte bis jetzt von den Vorgeſetzten feſtgeſtellt werden, daß die Bedienung keine Schuld trifft. Vielfach wird angenommen, daß eine Uebereilung beim Füllen der Granaten die Schuld an deren mangelhaften Beſchaffung und ſomit an der Kataſtrophe ſelbſt trage; während das Vorkommando früher 4 Wochen zu dieſer Arbeit brauchte, habe es heuer in 8 Tagen damit fertig ſein müſſen. Bern, 22. Aug. Im Sörfchen Kien⸗ holz bei Brienz (Berner Oberland), wo am 1. Juni ein Bergbruch ſtattgefunden hatte, iſt eine neue Kataſtrophe eingetreten. Das Wirthshaus „Zum Tell“ wurde verſchüttet und eine Scheune mit Vorräthen fortgeriſſen. Weitere Gebäude ſtehen in Gefahr. Der Verkehr auf die Brünig⸗ bahn iſt unterbrochen. In der Richtung nach Schwanden iſt die ganze Bergſeite in Bewegung. Große Abſtürze ſind noch bevorſtehend. Da die Gefahr ſeit einigen Tagen ſchon drohte, konnten ſich der „Ff. 3.“ zufolge die Leute rechtzeitig flüchten. — Bern, 24. Aug. Der Berner Regier⸗ ungsrath von Wattenwyl hat den Bergbruch bei Kienholz amtlich inſpizirt; er hält dafür, neue Brüche würden bei eintretendem Regen folgen. — Tromſö, 22. Aug. Der Nordpolfahrer Nanſen weilt ſeit geſtern wieder auf ſeinem Schiffe, dem „Fram“. Am Donnerſtag war Nanſen von Hammerfeſt abgereiſt, um dem „Fram“ auf dem „Ottario“ entgegenzufahren. In ſeiner Begleitung befanden ſich ſeine Frau — die, nebenbei bemerkt, während der Abweſenheit ihres Gatten ihren Lebensunterhalt als Geſangslehrerin und Konzert⸗ ſängerin verdient hatte (denn Nanſen war bisher nicht reich) — ferner Lieutenant Johannſen und Nanſens Sekretär Chriſtoferſen. Die beiden Schiffe begegneten ſich auf halbem Wege und ergreifend war der Augenblick, als die beiden Fahrzeuge, in Gala gehüllt und jedes aus Feuerſchlünden donnernd, einander immer näher kamen — alle Mann an Bord und in der engen Waſſerſtraße von vielen anderen reich bewimpelten Booten gefolgt und Maßen. Die Leute hatten Thränen in den Augen, umdrängten ihren Führer und ließen ſeine Hände an dem Erfolge; den Kapitän küßte er immer ordentlichſte bewährt. er hörte, daß Sperdrup das Schiff bis 85 Grad 57 Min. hinaufgebracht hatte. „Alſo Ihr wurdet ee 1 b ll wirklich — rief er — wie wir es vorausgeſehen e dn haben, vom Eiſe über das Meer nach Norden e geſchoben!“ Hochintereſſant iſt aber noch Sver⸗ drup's weitere Mitteilung, daß er dann das Meer ziemlich weite Strecken frei vom Eiſe fand. beobachtete eine Tiefe von circa 400 Metern und eine Temperatur von — 52 Grad. einzigesmal gab es einen Krankheitsfall an Bord und das Schiff ſelbſt iſt gänzlich unverſehrt. Gegen 8 Uhr abends langte der „Fram“, der inzwiſchen wieder ſüdwärts gewendet hatte, in Tromſö an. Die Stadt war beflaggt, die ganze Bevölkerung wartete am Ufer und brach in wahre Jubelrufe aus. Lande harrten des kühnen Nordpolfahrers bei der Ankunft. franzöſiſchen Firmen Waaren im Werte von einer Million Fres. ſchaft ſeiner Geliebten. und Goldſchmidt nannte, wurde in Avignon ver⸗ deutſchen Kolonie Liſewa wurden durch eine Feuers⸗ brunſt 700 Häuſer zerſtört. imſchwärmt. Das Wiederſehen zwiſchen Nanſen ind ſeiner Mannſchaft war ergreifend über alle nicht los. Jedem dankte Nanſen für ſeinen Teil Sverdrup hatte ſeine Erwart⸗ viſſenſchaftlichen Expedition auf das außer⸗ Nanſen war ganz ſtolz, als Er Nicht ein Hunderte von Depeſchen aus dem ganzen — Paris, 21. Aug. Arthur Goldſchmidt, ein 26jähriger Seidenagent aus Breslau, entlockte Er verſchwendete alles in Geſell⸗ Goldſchmidt, welcher ſich „Baron de Lavalliére“, auch „Beaumont“, „Laſont“ haftet. haben. — Petersburg, 22. Auguſt. Er ſoll angeblich auch Spionage getrieben In der 7000 Perſonen ſind obdachlos. Das Feuer wurde durch Kinder verurſacht. Heiteres. Grob. Gatte: „Für ei weibliches Weſen muß es doch eigentlich ſchrecklich ſein, alte Jungfer zu bleiben.“ — Gattin; ſonſt würden ſie wohl nicht manchmal ſo gräßliche Kerle heirathen, um dieſem Schickſal zu entgehen.“ — Beim Protzen. Beſucher: „Wie hier der Kalk von den Wänden abfällt.“ — Bankier: „Ein Wunder bei dem Geraſſel der Couponſcheeren.“ len a kla un KAAN i bree ha „Und werden ſo allmählig wohl gar zum Realiſten in unſerer Kunſt!“ rief Herbert. Wer aber löſt die Frage, ob das das Rechte, das Wahre iſt,“ ſetzte er ſinnend hinzu und begeiſtert rief er: „Sollte es nicht die wahre Aufgabe der Kunſt ſein, die ideale Schönheit zu erfaſſen und darzuſtellen?“ Die Künſtler ſchwiegen beide und ihr ſtilles Nach⸗ denken ſchien die Frage zu bejahen. Der weiche Septemberwind trug von dem nahen Schloß die Klänge des Hochzeitsmarſches aus der Oper Lohen⸗ grin zu ihnen herauf. „Man feiert wohl Hochzeit dort drüben im Schloß,“ ſagte Hagen und wies auf ein rothes Fähnchen, das von der Spitze des Thurmes wehte, in welchem Herbert vor noch nicht allzu langer Zeit die ſeligſten Träume geträumt. Prüfend fixirte ihn der Freund. Würde er nicht weich werden? Der kaum überwundene Schmerz von neuem losbrechen bei dieſen wunderbar ſüßen Klängen und in dieſer eigenartigen Situation? Nein, Brand blieb feſt, nur um ſeine Lippen da zuckte es hohnvoll und verächtlich. „Die Schlange“, murmelte er, und wandte dann mit dem Freunde dem Schloſſe den Rücken. Langſam gingen ſie den Hügel hinunter und kehrten zurück nach dem einſamen Forſthauſe. Nach wenigen Tagen reiſten ſie von dort aus nach der Reſidenz; das hübſche Aennchen, des Förſters Tochter, gab ihnen noch eine Strecke Weges das Geleit und ſchied dann von ihnen mit herzlichem Händedruck. Sie hatte des alten Dectors Warnungen beherzigt, und ihr junges Herz gewahrt; recht ſtolz und glücklich aber war ſie doch, als nach einiger Zeit ihr wohlgetroffenes Bild, von Brand und Hagen gemeinſam ſehr ſchön gemalt, im Forſthauſe anlangte, auf welchem Aennchens braune Schelmen⸗ augen ſo recht luſtig in die Welt ſchauten. Ein launiger Brief begleitete das Bild, die Maler gelobten darin, das trauliche Forſthaus bald einmal wieder zur Sommerſriſche aufzuſuchen, dann aber ſollte es luſtiger darin hergehen, wie in jenen angſtvollen Septembertagen. Auf dieſe luſtige Zeit da freute ſich ſchön Aennchen nun doch unbeſchreiblich. f 8. Kapitel. 5 Graue Herbſt⸗ nebel umwallen das Schloß in den Bergen, es liegt dort ſo einſam ſo weltverlaſſen, als hätte nie friſches frohes Leben in ſeinen Mauern gewohnt, als wären nie die Muſen hier aus⸗ und eingegangen, und hätte nie einer ihrer Jünger hier ein hohes Kunſtwerk erſtehen laſſen, und dabei ſeinen erſten wei Jahre ſind vergangen. und dabei ſeinen ernſten Liebestraum geträumt, dem ein ſchreckliches Erwachen folgte. Die Vor⸗ hänge im Muſikſaale ſind heruntergelaſſen, und aus dem grauen Dämmerlichte da hebt ſich das Wand⸗ gemälde Herberts mit ſeiner Farbenpracht, ſeinen lebensfrohen Geſtalten wunderbar heraus, gleich einer Offenbarung des ewig Schönen, das nicht zu Grunde geht im Erdenſtaub und ⸗ſtreit. Von Zeit zu Zeit aber huſcht es leiſe durch die ſtillen Gänge des Schloſſes, dann zieht eine zarte Hand die Vorhänge im Muſikſaale in die Höhe, und ein paar große müde Augen ſtarren auf das Wandgemälde, als wäre dasſelbe ein Heiligenbild, zu dem die Seele ſich in frommer Andacht erhebt. Es iſt Iſolde, die da öfter von dem Ritter⸗ gute ihres Mannes, des Barons Wettern öfters herüberkommt, und lange einſame Stunden hier verträumt. Die Tage, in denen das Bild hier erſtanden es blieben doch unvergeſſene Tage für ſie, trotz aller Reiſen, aller Zerſtreuungen der großen Welt, die ſie in den letzten zwei Jahren bis zum Ueberdruß genoſſen. O, wer nur eine Stunde aus jener Zeit zurückzurufen vermöchte, wie unendlich reicher dünkte ſie ihr, als ihr Daſein jetzt, an der Seite ihres bleſirten Mannes, der ſich für nichts mehr z begeiſtern vermochte, auf deſſen Lippen die Ironie heimiſch war, und der ſie immer mehr und mehr hineinzuziehen ſuchte in dieſe dunklen Kreiſe, f welchen er ſein Leben hinſpinnt. Es iſt wie eine Flucht daraus, die Iſolde hierher treibt, als wäre hier allein noch Rettung zu finden vor gänzlicher Herzensleere und Oede. Hier athmete ſie leichter und freier, und fühlte ſich wieder jung und lebensfroh. Ihr Gemahl freilich begrüßte ſie in der Reg mit vernichtendem Spott, wenn ſie von ſolch einem Gang heimkehrt. Er iſt ein feiner Menſchenkenner und ahnt es längſt, was die junge Frau nach dem unbewohnten Schloſſe ziet. „Willſt Du nicht auch einmal ein neueres Werk Deiner alten Liebe bewundern?“ fragte er ſie heute mit einem ironiſchen Lächeln. „Die Aus⸗ ſtellung in der Reſidenz iſt eröffnet, mich dünkt, ich habe in der Zeitung geleſen, daß Herbert Brand auch ein Gemälde ausgeſtellt hat.“ Iſolde erröthet, es leuchtet hell auf in ihren Augen. „Ach ja, laß uns hinfahren!“ bat ſie. „Dein Wunſch iſt mir Befehl,“ erwidert Wettern, indem er ſie prüfend anſchaut. 5 Wie jugendlich ſie auf einmal ausſieht. Es lebt doch wohl noch etwas in ihrem Innern, etwas Eigenes, Selbſtändiges, was mit ſeinen Lebens⸗ anſchauungen nichts gemein hat, und was aus dem Born einer ſüßen Erinnerung Nahrung ſchöpft. Er hat keine ſolche Erinnerung, nicht eine einzige. Er kennt die Philoſophen alter und neue Zeit, Dichter und Schriftſteller aller Sprachen.