un Anſetzu, ſowie äctn f inetd! befindens. noch bis Mitte nächſter Woche in Wilhelmshöhe zu verweilen, da ihm der dortige Aufenthalt ſo ſtellt. Anzeiger für Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. N Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unter⸗ m haltungsblatt Mark 1.40, frei ins Haus. Ladenburg und 80 Für die Redaction verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg. No. 66. 1 Samstag, den 15. Auguſt Anzeigen: Die einſpaltige Corpuszeile oder deren Raum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. 1896. Politiſches. Berlin, 12. Auguſt. Der Kaiſer erfreut ſich in Wilhelmshöhe wiederum des beſten Wohl⸗ Wie verlautet, gedenkt der Monarch ausgezeichnet bekommt. — Der Reichskanzler Fürſt Hohenlohe iſt von dem Beſuche, welchen er anläßlich ſeiner Heimreiſe aus Oeſterreich beim Kaiſer in Wilhelms⸗ höhe auf deſſen Einladung hin gemacht, nach Berlin zurückgekehrt, ohne daß ſich die aufgetauchten Gerüchte über ſeine angebliche Demiſſion irdendwie beſtätigt hätten. Es ſcheinen vielmehr theils Fragen der auswärtigen Politik — vielleicht auch der bevorſtehende Manöverbeſuch des Caren — in Schleſien — theils die „Bronſart⸗Criſis“ zwiſchen Kaiſer und Kanzler in Wilhelmshöhe erörtert worden zu ſein. Namentlich in letzterer Beziehung dürften durch die jüngſten Unterredungen des Kaiſers mit ſeinem erſten politiſchen Berather die endgültigen Entſchließungen des Herrſchers vor⸗ bereitet worden ſein, haben doch die Meinungs⸗ verſchiedenheiten zwiſchen dem preußiſchen Kriegs⸗ miniſter und einflußreichen Perſönlichkeiten des Berliner Hofes eine Spannung erreicht, welche eine baldige allerhöchſte Entſcheidung als nothwendig erſcheinen läßt. — Der Czarenbeſuch in Deutſchland iſt nun hinſichtlich des Zeitpunktes wie des Ortes feſtge⸗ Der Kaiſer und die Kaiſerin von Rußland treffen am 5. September mit Kaiſer Wilhelm und der Kaiſerin Auguſta Victoria in Breslau zuſammen und wohnen dort u. A. der Parade über das 6. Armeecorps bei. Von Breslau reiſen die beiden kaiſerlichen Paare vereint nach Görlitz, dem Mittelpunkte der diesjährigen Kaiſermanöver, wo die Ankunft am 7. September Vormittags 10 / Uhr erfolgt. Die Abreiſe des Czarenpaares von Görlitz findet am letztgenannten Tage Abends 6 Uhr ſtatt. — Ueber die „Iltis“ ⸗Kataſtrophe iſt an amtlicher Stelle in Berlin ein Telegramm des Geſchwadercommandanten Admirals Tirpitz ein⸗ gegangen. Dem Vernehmen nach meldet Admiral Tirpitz, daß der „Iltis“ an der Küſte von Schangtung bei ſtürmiſchem Oſtwind und unſichtigem Wetter ſüdwärts gegangen und plötzlich feſtgekommen ſei. Der Chef der Kreuzerdiviſion glaubt, daß der Commandant des „Iltis“ wahrſcheinlich Strom⸗ verſetzung mit Abtrift unterſchätzt habe. Demnach würde ſich die zuletzt aufgetauchte Vermuthung, der „Iltis“ ſei nicht in einem Taifun unterge⸗ gangen, ſondern infolge eines ſchweren Unwetters geſtrandet, als zutreffend erweiſen. Die amtliche Veröffentlichung des Berichts erfolgt hoffentlich baldigſt. London, 12. Auguſt. In der geſtrigen Regatta bei Ryde gewann Yacht des deutſchen Kaiſers „Meteor“ den Preis der Vicekommodore. „Britannia“ wurde Zweite. London, 13. Aug. Die „Times“ meldet aus Canea, die Verwüſtung der Provinz Candia ſchreite fort. Vorgeſtern ſeien weitere vier Chriſten⸗ dörfer und zwei Klöſter zerſtört worden. Die Militärbehörde ſei demgegenüber völlig machtlos. Unter den Chriſten des Oſtdiſtrikts nehme die Aufregung zu. Teheran, 12. Auguſt. Der Mörder des Schahs Naſſreddin iſt heute im Beiſein einer großen Volksmenge mittels Stranges hingerichtet worden. Verſchiedenes. — Mannheim, 12. Auguſt. In der Badiſchen Anilin⸗ und Sodafabrik in Ludwigs⸗ hafen ereignete ſich geſtern ein bedauerlicher Unglücksfall. Der an der Schleudermaſchine (Schwarzfarbe) beſchäftigte 28 Jahre alte ver⸗ heirathete Fabrikarbeiter Eckrich fand ſeinen früh⸗ zeitigen Tod dadurch, daß durch die ſtarke Reibung der Inhalt Feuer fing und explodirte. Eckrich wurde durch die Detonation bei Seite geworfen und ſchwer verbrannt. Der Tod trat noch im Laufe des Nachmittags ein. Im betreffenden Bau wurden ſämmtliche Scheiben zertrümmert. — Heidelberg, 1. Aug. (Jubiläum des 50jährigen Beſtehens des Heidelberger Turn⸗ vereins). Wenige Wochen nur noch trennen uns von den Feſtlichkeiten, die der hieſige Turnverein anläßlich der 50. Wiederkehr ſeines Stiftungs⸗ feſtes veranſtaltet. Die verſchiedenen Ausſchüſſe ſind in vollſter Thätigkeit, und mit Freude können wir konſtatieren, daß, Dank dem freudigen Ent⸗ gegenkommen der ganzen Bürgerſchaft, Alt⸗Heidel⸗ berg in der Lage iſt, ſeine Gäſte, deren Anmeld⸗ ungen ſchon ziemlich zahlreich eingegangen ſind, eines freudigen Willkomm's und herzlicher Gaſt⸗ freundſchaft im Voraus zu verſichern. Das Programm wurde auf vielſeitig geäußerten Wunſch ſremder Turnvereine dahin abgeändert, daß Schloßbeleuchtung und Feuerwerk ſtatt am Montag ſchon am Sonntag, den 23. Auguſt ſtattfinden, ſo daß unſere Stadt an dieſem Tage wieder einen großen Fremdenzufluß zu erwarten hat. Die Feſtordnung zu den Jubiläumsfeierlichkeiten, die eine Fülle angenehmer Abwechslung bietet, nimmt folgenden Verlauf: Samstag, den 22. Auguſt nachm.: Empfang der auswärtigen Gäſte. 8 Uhr abends: Bankett im großen Saale der Harmonie. Begrüßung der Feſtgäſte durch den Feſtausſchuß. Ehrungen. Aufführung „Die Lützower“, Szene aus den Befreiungskriegen, mit lebendem Bild „Die Turner huldigen dem Vaterland“. Sonntag, den 23. Auguſt, von früh 6 Uhr ab: Empfang der auswärtigen Gäſte. 11 ¼ Uhr: Einweihung der neuen Turnhalle (Abmarſch punkt 11 Uhr Nemeſis. Novelle von F. Stöckert. 5) (Fortſetzung.) „Vergieb mir, Iſolde! Vergieb mir!“ rief er hinaus in den ſtilleu, ſchwülen Sommerabend, und klang da nicht, wie eine Antwort auf ſeinen reue⸗ vollen Ruf ihr Lachen dort hinter den Taxushecken. — Lauſchend richtete er ſich auf. mattroſafarbenes Gewand ſchimmerte dort durch das Grün, ſie war es, und er befand ſich alſo im Park des Herrn Bacons v. Wettern. Wirklich, ein Sollte er ihr entgegen eilen; ein Herr ging neben ihr, und wie es ſchien waren ſie in ſehr lebhafter Unterhaltung begriffen. Jetzt erkannte er auch die Stimme ihres Begleiters, es war der Baron v. Wettern, der da in ſehr erregtem Ton rief: „Lachen Sie nicht Iſolde, es iſt wahr, ich bin grenzenlos eiferſüchtig auf den jungen Maler, Sie verkehren in einer Weiſe mit ihm, die mir durchaus nicht gefällt!“ 4 Und mir geſällt Deine Art und Weiſe nicht mit meiner Braut zu verkehren! dachte Herbert in ſeinem noch hoffnungsvollen Herzen und lauſchte dann geſpannt auf Iſoldens Antwort. Würde ſie ihm die Wahrheit ſagen? Eigentlich konnte ſie wohl kaum anders. — Da — — Herbert zuckte zuſammen, ine Todtenblaſſe breitete ſich über ſein Geſicht. Klar und deutlich vernahm er Iſoldens Stimme. „Der arme Narr!“ rief ſie lachend. — „Ja, wohl, daß er mich liebt, mit ſolcher ſogenannten Dichterliebe, ſie verſtehen mich ſchon, Herr Baron — nun wir beide ſind ja längſt über dergleichen hinaus.“ „Ja, ja, ich verſtehe Sie,“ erwiderte Wettern. „Wir, die wir auf der Höhe des Lebens ſtehen, leben etwas ſchneller wie ſolche Erdenſöhne, auch wenn ſie hübſch malen können. Wir ſchmachten nicht mehr von Ferne, wir ergreifen das Glück, halten es feſt, wo es ſich uns bietet. So halte ich dich feſt, Du Schöne, Du Geliebte! Du biſt mein, Iſolde, und wehe dieſem Maler, ſollte er die Augen anders, als voll ſcheuer Ehrfurcht und Bewunderung zu Dir erheben.“ „Nur nicht ſo ſtürmiſch, lieber Baron!“ wehrte da die junge Gräfin und nahm plötzlich eine ſehr ehrbare züchtige Miene an. „Sie müſſen doch erſt mit meinem Papa ſprechen.“ ö „Das ſoll heute noch geſchehen, aber dann — dann Iſolde?“ „Nun, dann werden wir uns wohl der Welt als Brautpaar vorſtellen müſſen.“ Sie gingen weiter; Herbert ſtarrte ihnen mit irren Blicken nach. Er hatte wohl nur geträumt, es war ja nicht möglich, daß Iſolde ſo ſchlecht, ſo falſch handeln konnte; aber da ſchimmerte ja das roſafarbene Kleid Iſoldens noch zwiſchen den Sträuchern, und jetzt vernahm er auch ihr Lachen wieder. — Es war kein Traum, es war bittere Wirklichkeit, er war betrogen, betrogen! Ein wildes Lachen drängte ſich von ſeinen Lippen; ſchauerlich tönte es durch die ſommerliche Schwüle. Iſolde ſchreckte zuſammen. „Was war das? Es klang wie das Lachen eines Wahnſinnigen,“ ſagte ſie und ſchmiegte ſich angſtvoll an ihren Begleider. „Das Lachen eines Wahnſinnigen! Welche Idee,“ erwiderte Baron Wettern. „Ein Vogel oder irgend ein luſtiges Menſchenkind war es.“ Herbert hatte ſich erhoben. Mit ſchweren Schritten ſchwankte er von dannen, an den duftenden Theeroſen vorüber. Warum dufteten und blühten ſie gerade zu dieſer Stunde ſo ſchön. Warum ging dort in wundervoller Schönheit der Vollmond auf? So fragte ſich beinahe irrſinnig vor Schmerz Herbert Brand. Mit lebenden Händen riß er die Roſen ab von den Stöcken, und ſtreute die zarten gelben Blätter herum, dann blickte er finſter drohend zu dem Mond auf. Er leuchtete den Beiden die da auf den Höhen des Lebens ſtanden, die das Glück ergreifen und feſthalten durften, ihm, dem Maler, lächelte ſein Licht aber nicht, denn er war ein Betrogener, ein armer Narr, der eine Gräfin geliebt, mit jener ſogenannten Dichterliebe! Wie ſie ihn umrauſchten all' die ſüßen Liebeslieder eines Geibels, Lenau, Heine — die Zweige flüſterten ſie, und die entblätterten Roſen hauchten mit ihren letzten Düften Liebesgeſänge in die ſtille Abendluft hinaus. Wild und wirr klang es durcheinnander; von erſter Liebe Glück — und bittern Treunungs⸗ ſchmerzen, von übergroßem Weh, von den Blumen