dem Jahre 1895, wo er von 1894 um 7008 Pflanzer mit 12,783 mit Tabak bepflanzten Grund⸗ ſtücken und 142,607 Ar zunahm, nur ein ganz unweſentlicher. Die Vorausſage eines erheblichen Mehranbaus in dieſem Jahre ſeitens einiger vor⸗ eiligen Berichterſtatter in auswärtigen Zeitungen iſt demnach unrichtig. Der Tabakanbau im ge⸗ ſammten Baden war: Tabakpflanzer Grundſtücke Ar 1896 . 43,297 74,113 857,405 1895. 44,041 74,896 841,380 daher g 1896 mehr. — 16,025 weniger 714 783 — Es ſind ſonach 783 Grundſtücke mit Tabak weniger bepflanzt und die Pflanzerzahl iſt um 714 zurück⸗ gegangen. Der Mehranbau beträgt Alles in Allem 16,025 Ar, gegen 142,607 im vorigen Jahre. Dieſe kleine Zunahme kommt überdies nicht dem Oberland zu Gute, ſondern vornehmlich den Gundi⸗Diſtrikten. — Raſtatt, 10. Auguſt. Geſtern Vor⸗ mittag ſind im alten Friedhof auf der Grabſtätte der im Jahr 1849 ſtandrechtlich Erſchoſſenen wiederum Kränze mit rothen Schleifen durch Abordnungen ſozialdemokratiſcher Vereinigungen in Karlsruhe, Rüppurr, Baden ꝛc. niedergelegt worden. — Frankfurt, 8. Auguſt. In einem Juwelierladen auf der Zeil erſchien vor einigen Tagen ein fremder Herr, der unter Bezugnahme auf eine hieſige Schneiderfirma bei der er große Einkäufe gemacht hätte, eine Anzahl Broſchen zur Anſicht und Mitnahme in ſein Hotel ſich ausbat. Da ſich die Angaben des Fremden als richtig erwieſen, nahm die Firma keinen Anſtand, dem Fremden drei Brochen im Werte von 18900 M. einzuhändigen. Nachfragen im Hotel ergaben kurz darauf, daß der „Herr“ verduftet war, ohne den Betrag für die Brochen zu hinterlegen. Ferner ſtellte ſich heraus, daß der Hochſtapler den Verſuch gemacht hatte, die Wertgegenſtände in den Pfandhäuſern zu Offenbach und Hanau zu verſetzen, daß er aber mit Rückſicht auf das niedrige Geldangebot von einer Verpfändung Abſtand genommen hatte. Geſtern wurde der Schwindler durch die Kriminalpolizei an der Hauptwache verhaftet und als ein Berliner Maler und verkrachter Bauſpeculant erkannt. Die Brochen fanden ſich bei ihm noch vor. — Eſſen a. d. Ruhr, 9. Aug. Der Geh. Kommerzienrat Krupp errichtete eine Stiftung zum Bau eines Reconvalescentenhauſes. Ihre Majeſtät die Kaiſerin genehmigte die Bezeichnung „Auguſta⸗Viktoria⸗Haus“. Das Haus wird in der Kolonie Altenhof erbaut, wo gleichzeitig zwei Kapellen auf Koſten Krupps für Evangeliſche und Katholiſche erbaut werden. — Wien, 8. Aug. Ueber das furchtbare Unwetter, welches in den letzten Tagen große Gebiete des Kaiſerſtaates heimſuchte, laufen wahre Hiobspoſten ein. In Steiermark, namentlich in Graz fiel faſt zwei Tage lang wolkenbruchartiger Regen mit Sturm und Hagelſchlag. Geſtern früh 5 Uhr ſtand Nordgraz und Umgebung unter Waſſer. Die Kataſtrophe überraſchte die Leute im Bette, die ſich halbnackt vor dem Eindringen der Fluten auf die Hänge retteten. Die Höhen waren in toſende Waſſerfälle umgewandelt, von denen das Waſſer gegen die Stadt ſtürzte Alles bot ein ſchreckliches Bild der Verwüſtung. Meter⸗ hoch wälzten ſich die Fluten durch die Straßen, die Keller und Remiſen anfüllend. Einrichtungs⸗ ſtücke ſchwammen im Waſſer und dazwiſchen wateten jammernde Leute, die ihren Hausrat retten wollten. Zahlreiche Häuſer wurden beſchädigt und ſind dem Einſturze nahe gebracht. Der Schaden iſt ungeheuer. — Auch aus anderen Teilen der Monarchie liegen Unwettermeldungen vor. In Halies in Ungarn wurde die Ernte total vernichtet. In Koeskemet hat ein Cyklon, verbunden mit Hagelſchlag, eine junge Weinpflanz⸗ ung vernichtet, Obſtbäume entwurzelt und zahlreiche Bäume beſchädigt. Auch aus Dunafoeldvar wird ein furchtbarer Orkan gemeldet, der die ganze Wein⸗ und Obſternte vernichtet hat. Auf der Reverer Wirtſchaft des Grafen Teleki riß der Sturm einen großen Schafſtall nieder. Vier Schafhirten und eine Frau wurden unter den Trümmern begraben und erſt als Leichen hervor⸗ gezogen. In Solt wurden zahlreiche Häuſer von der Flut weggeſchwemmt und Kirchthürme ein⸗ geſtürzt. In Mohacz richtete ein Orkan mit Hagelſchlag großen Schaden an, beſchädigte mehrere Häuſer und ſchwemmte die Waſſermühlen fort. In Pals ſtürzten mehrere Häuſer ein und in Coermend wurde die Weinernte durch ein Gewitter mit Hagelſchlag vernichtet. — Wien, 9. Aug. Die Unterſuchung der in der Werkſtätte des Schloſſermeiſters Baſch explodierten Bombe hat ergeben, daß ein ver⸗ hafteter Mechaniker Fock der Schuldige iſt. Derſelbe ſoll mit der Frau des Baſch ein Liebes verbale unterhalten und den Mann haben beſeitigen wollen — Hamburg, 10. Aug. Geſtern ſchlug auf der Elbe ein Segelkutter um. Von den dre Inſaſſen ſind zwei, ein junges Ehepaar Namens Schuhmacher, ertrunken. Ihr Begleiter wurde gerettet. — Genua, 9. Aug. Seit mehreren Tagen finden im hieſigen Hafengebiet zwiſchen deutſchen und italieniſchen Arbeitern förmliche Schlachten ſtatt, welche auf Konkurrenzverhältniſſe zurückzu⸗ führen ſind. Ueber 20 Perſonen wurden bis feht durch Meſſerſtiche ſchwer verwundet. 9 — New⸗Orleans, 10. Aug. Ju Hahn⸗ ville drang ein Haufe in das Gefängniß, in dem ſich fünf des Mordes angeklagte Italiener in Haft befanden, führte dieſelbe aus dem Gefängniß und lynchte ſie. — Getreide⸗Ernte im Jahre 1808, Das Fachblatt „Eving Corn Trade liſt“ ſchäzt die diesjährige Weltgetreide-Ernte auf 530,000,000 Hektoliter, oder ungefähr 6 Millionen weniger als letztes Jahr, dagegen 36 bis 40 Millionen mehr als in den Jahren 1891 und 1892. Nag bisherigen allgemeinen Schätzungen und unter der Vorausſetzung, daß die Waare überall gut eingebracht wird, dürften die Ergebniſſe der ei zelnen Länder nicht ſtark von denjenigen des Vor⸗ jahres abweichen und mithin auch für Import und Export die letztjährigen Verhältniſſe annährend die gleichen bleiben. Die amerikaniſche (Ver, Staaten) Weizenernte wird auf 166 ½ Millionen Hektoliter taxirt, oder 3 Millionen weniger als 1895. Die Maisernte der Vereinigten Stagten betrug im Jahre 1895 753 Millionen Hektoliter und war bis jetzt die größte dieſes Landes. Daz diesjährige Ergebniß wird auf 377 3 Millionen Hektoliter taxirt. Die indiſche Getreide⸗Ernte ergab 48834 Millionen Meterzentner oder 14 Millionen weniger als 1895 und 19 Millionen weniger als 1894. Seit mehreren Jahren war der Export von indiſchen Weizen jedoch nicht mehr von dem jeweiligen quantitativen Ergebniß ab⸗ hängig, indem das indiſche Getreide, ſei die Ernte größer oder kleiner, mehr und mehr von den Eingeborenen ſelbſt konſumirt wird. — Zwei tollkühne Amerikaner ſind in einem 18 Fuß langen Ruderboot über den Atlantiſchen Ozean gefahren und jetzt, nach 55 Tagen, glücklich in Seilly eingetroffen. ungen einer vornehmen Dame in die Kiſſen des prächtigen Wagens ſchmiegte. Kein einziger Blick von ihr flog nach ſeinen Fenſtern hinauf, und ſie war doch ſeine Braut! Wilde Eiferſucht erfaßte da plötzlich Herbert Brand und er ahnte zum erſten Male, daß ſie ein böſes Spiel mit ihm getrieben hatte. Wozu hatte ſie ſich ſo geſchmückt, da es doch nicht für ihn war! Wie viele bewundernde Blicke würden heute von anderen Herren auf ihr ruhen, und er, der ihr doch näher ſtand wie alle andern, er mußte fern von dem Feſte bleiben. Voll innerem Groll dachte er an all die vornehmen jungen Herren, die der jungen Gräfin huldigten. O, da war einer mit blaſſen, mit intereſſanten Zügen und etwas müden verſchleierten Augen, der bei den verſchiedenen Geſellſchaften, Partien und Sommer⸗ feſten beſtändig in ihrer Nähe war. Noch nie war Herbert Brand eingefallen, daß dieſer Herr Iſolden Jutereſſe abgewinnen könne. Heute aber ſah er alle Dinge in einem andern Lichte, er innerte ſich, wie es in den müden Angen des Herrn Barons v. Wettern ſo eigen aufleuchtete, wenn Iſolde in ihrer feſſelnden Art mit ihm lachte und plauderte, und heute war dieſer Herr ja ſelbſt der Gaſtgeber, und das Feſt in ſeinem Schloſſe, es war wohl nur Iſolden zu Ehren veranſtaltet, und ihn hat man nicht geladen. O, warum ſtand ihm nicht das Recht zu, ihr zu ſagen: Bleibe hier, ich will es nicht, daß Du an dieſem Feſte theilnimmſt. Warum hatte er ihr auch nachgegeben und nicht ſchon längſt mit dem Grafen, ihrem Vater, geſprochen, dann wäre jetzt Alles gut, und er brauchte ſich nicht mit eiferſüchtigen, Gedanken zu quälen! Morgen ſollte das auch nun beſtimmt geſchehen, nicht einen Tag wollte er länger ſäumen. Herbert Brand zweifelte nicht im Geringſten daran, daß der Graf ſeine und ſeiner Tochter Wünſche erfüllen wür Die Kunſt adelt! hatte Iſolde geſagt, dieſem Ausſpruch würde er ſicher beiſtimmen, ſo kunſtbegeiſtert und kunſtverſtändig wie er war. — Und er, der junge Künſtler, er würde auch ſicher, an der Seite des geliebtes Weibes, noch Großes leiſten, von ſeinem Genius getragen die Höhen des Ruhmes erreichen. Nur heute vermochte er nichts zu leiſten in ſeiner Kunſt. Immerfork ſtand Iſolde vor ſeinen Augen, in der blaßroſa Seidenrobe, eine Roſe in dem ſchwarzen Haar, wie er ſie vorhin geſehen, und neben ihr das blaſſe, hochmüthige Geſicht des Herrn v. Wettern, in welchem ſo mancherlei zu leſen ſtand von wilden Leidenſchaften, von Genießen bis zur Bleſirtheit, alles deſſen, was das Leben nur bietet. Mißmuthig warf er Pinſel und Palette bei Seite, und fuhr mit beiden Händen durch das lockige Haar, was Iſolde ſo oft im kindiſchen Uebermuth zerzauſt; es war ihm, als würde das nie, nie wieder geſchehen, als vernehme er ſchou aus der Ferne das Rauſchen des wilden wüſten Stromes, von dem der Dichter ſingt: Ein wilder wüſter Strom fließt jetzt dazwiſchen, Doch aller Elemente zorn'ge Schaar Vermag wohl nimmer gänzlich zu verwiſchen Die holde Spur von dem, was einſtens war. Sollte dieſer Strom auch zwiſchen ihnen rauſchen? ſie trennend für alle Zeiten! Nein, das war nicht möglich, denn nirgends ſchienen ihrer Liebe Gefahren ernſtlich zu drohen. Woher kamen ihm nur all' die trüben, eiferſüchtigen Gedanken, und wozu ſaß er auch hier in den heißen Räumen. Hinaus in die Berge, in Gottes freie Natur, da würde die trübe Stimmung ſchon vergehen. Er ſtürmte fort, aber die dummen Gedanken ſie wollten nicht weichen. Zweck- und ziellos irrte er umher, und befand plötzlich ſich in einem etwas verwilderten Park, der dicht an dem Walde lag, den er ſoeben durchſtreift⸗ Schwüle Blumendüfte ſtrömten ihm entgegen, er ging ihnen nach, in reicher Fülle blühten Thee⸗ roſen und Reſeda auf einigen, von dichten Taxus⸗ hecken eingeſchloſſenen Beeten. Hier in dieſer ſchwülen, balſamiſchen Luft ſchien es ihm gut zu ruhen und zu träumen, er warf ſich auf eine Raſenbank, träumeriſch ſchloß er die Augen und dachte an Iſolde. War er nicht ein rechter Narr, ſich mit ſo albernen Gedanken und Vorſtellungen zu quälen, an ihrer Liebe zu zweifeln. Hatte ſie nicht geſtern erſt ihren Lockruf erſchallen laſſen, und er war ihr gefolgt bis zu jenem lauſchigen plötzchen am Fluß, Wie hatten ſie dort geſcherzt und gelacht, die Zeit vertändelt, gleich zwei glücklichen Kindern, die au keine Zukunft denken, und heute ſollte das Alles vorüber, Iſolde ihm verloren ſein! Das war i unmöglich! Wie würde Iſolde ihn auslachen und verhöhnen, wenn ſie es wüßte. O wenn ſie fetzt bei ihm wäre, wie demüthig wurde er Abbitte leiſten für alle ſeine Gedankenſünden. Vielleicht war auch die Beſitzung des Herrn v. Wettern nicht mehr weit von hier, und ein ſüßes Ahnen trieb ſie hierher, nach dieſem roſen⸗ durchdufteten, lauſchigen Plätzchen. Wie ſchön müßte das ſein, wenn ſie dann ſeinen Kopf zwichen die ſchlanken Finger nahm und ihm eine küchkige Strafpredigt hielt über ſeine thörichte Eiferſucht. Sie ihm treulos ſein, ihn vergeſſen in Geſellſchaft Anderer! Hatte ſie es ihm nicht unzählige Mal geſagt, wie ſehr ſie ihn liebe; hatte er dennoch zweifeln können, ſo verdiente er ſolche Liebe ja gar nicht.