der Nacht zum Mittwoch von Wilhelmshöhe nach Plön zur Fortſetzung ihrer Studien zurück. Li⸗Hung⸗Chanz hat auf ſeiner Europa⸗ fahrt nunmehr auch in England ſeinen Be⸗ ſuch gemacht. Die Bewillkommnungartikel, welche die tonangebenden Londoner Blätter, wie z. B. „Times“ und „Daily Chronicle“, dem „großen Chineſen“ widmeten, waren indeſſen ziemlich kühl gehalten, in denen dem interſſanten Fremdling aus dem fernen Oſten deutlich genug zu verſtehen gegeben wurde, er werde den Engländern nur dann wirklich willkommen ſein, wenn er nicht lediglich glatte Worte, ſondern auch tüchtige Be⸗ ſtellungen mitbringen. Ob Li⸗Hung⸗Chang letzteren Erwartungen ſeiner gegenwärtigen engliſchen Gaſt⸗ geber entſprechen wird, bleibt freilich abzuwarten; in Deutſchland, Belgien, Holland, Frankreich wenigſtens hat man von Aufträgen des ſchlauen Chineſen nicht viel zu ſpüren bekommen. Verſchiedenes. — Mannheim, 4. Aug. In der heutigen Sitzung wurde der Rechtsanwalt Siegfried Kahn, der angeſchuldigt war, Klientelgelder im Betrag von ungefähr 8000 Mark in ſeinem Nutzen ver⸗ wendet zu haben, wegen Untreue zu 1 Jahr 6 Monaten Gefängniß verurtheilt, wovon 2 Monate Unterſuchungshaft in Abzug gebracht wurden. — Mannheim, 5. Aug. Am jenſeitigen Rheinufer, nahe beim Mundenheimer Wäldchen, ſtieß ein geladener Kiesnachen ſo heftig in die Flanken des dem Herrn Hutfließ gehörenden Naß⸗ baggers, daß Letzterer alsbald in die Tiefe ſank und ſich die darauf befindlichen Arbeiter nur mit großer Mühe retten konnten. Der dadurch ent⸗ ſtandene Schaden wird auf ca. 10,000 Mark geſchätzt. Es war dies der größte Bagger des genannten Geſchäfts. — Karlsruhe, 4. Aug. Die Frage, ob ein Arbeiter entlaſſen werden kann, der wegen Erſtehung einer Freiheitsſtrafe von der Arbeit wegbleibt, iſt von dem hieſigen Gewerbegericht bejaht worden. Der Arbeiter, der eine Freiheits⸗ ſtrafe verbüßen müſſe, habe ſich das durch eigenes Verſchulden zugezogen und müſſe deshalb geradeſo behandelt werden, wie derjenige Arbeiter, der die Arbeit unbefugt verlaſſen habe, deshalb ſei der Arbeitgeber gemäß § 123, Ziff. 3 der G.⸗O. zur ſofortigen Entlaſſung des Arbeiters berechtigt. Karlsruhe, 6. Aug. Am Dienſtag, 4. d. M. Mts. wurde in einem Wagen der Dampf⸗ bahn Karlsruhe—Durlach von einem Schaffner ein Geldbeutel mit 2000 M. Inhalt gefunden und der Eigenthümerin, einer Dame aus Durlach wieder zurückgegeben. Die Belohnung des redlichen Finders beſtand in einem — „Dank ſchön“. — Karlsruhe, 5. Aug. Der Telegraph meldet aus Bern von geſtern: „Zwei junge Leute ein Enaländer von 19 Jahren und ein Deutſcher von 10 Jahren, ſtiegen geſtern von Morcles (Kanton Waadt) nach der Croix de Javernaz auf. Bei der Felsparthie ſtürzte der deutſche Knabe in die ſchreckliche Tiefe. Die Suchenden fanden ihn noch lebend, er ſtarb aber bald. Der Ver⸗ unglückte heißt Trau, ſeine Familie wohnt in Karlsruhe in der Kreuzſtraße.“ Der Verunglückte iſt der Sohn der Fabrikantenwittwe Trau, Kreuz⸗ ſtraße 18 dahier, welche mit ihren beiden Töchtern und 2 Söhnen vor 10 Tagen zur Erholung nach der Schweiz reiſte. Der Knabe, Hans, wird als ein aufgeweckter und talentvoller Junge geſchildert, der erſt noch in dieſem Schuljahre im Gymnaſium mit einer Prämie bedacht wurde. Der ſchwer⸗ betroffenen Familie, welche vor mehreren Jahren den Vater ebenfalls durch einen Unglücksfall verlor, wendet ſich die allgemeine Theilnahme zu. Frau Trau trifft heute Nacht mit der Leiche ihres Sohnes hier ein. — Die „Fft. Ztg.“ berichtet hinzu noch, daß der Verunglückte ein Enkel des Landtagsabgeordneten Delisle iſt. Sein Vater war vor einigen Jahren, während er am Typhus litt, in einem Wahnanfall von dem Balkon ſeiner im 2. Stock belegenen Wohnung herabgeſtürzt und ſtarb bald darauf. — Karlsruhe, 6. Auguſt. Badiſche Invaliden⸗Geldlotterie. Das Präſidium des badiſchen Militärvereins⸗Verbandes hat, wie wohl bekannt ſein dürfte, eine Geldlotterie veranſtaltet mit dem ſchönen Zweck: „Zur Erinnerung an den glorreichen Krieg 1870 71 und zur dankbaren Ehrung Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs, ſeines hohen Schutzherrn, an Höchſtdeſſen 70. Geburtstage eine Stiftung unter dem Namen: „Großherzog Friedrich Jubiläumsſtiftung“ zu errichten für die Unterſtützung hilfsbedürftiger Kriegsveteranen des bad. Militärvereins⸗Verbandes und, ſoweit die Mittel reichen, auch ſonſtiger bedürftiger alten Soldaten der Verbandsvereine.“ — Da der Loosabſatz, beeinträchtigt durch ver⸗ ſchiedene Zwiſchenfälle und die Konkurrenz anderer in Baden zugelaſſener Lotterien bis heute nicht den gewünſchten Erfolg gehabt hat, wurde im Einverſtändniß mit dem großh. Miniſterlum d Innern im Intereſſe unſerer alten Soldat beſchloſſen die Ziehung, unwiderruflich auf d 19. 20. Auguſt d. J. zu verlegen. Bei d großen Intereſſe, welches ſicher jeder patrioti Geſinnte für das Wohlergehen der alten Soldat hat, glauben Wir hiermit nachmals auf die wohlthätige Unternehmen aufmerkſam zu ma und bitten dasſelbe durch Ankauf von Looſen unterſtützen zu wollen. — Der Staatsanwalt und Gr Schwerin. Nach Berliner Blättern hat Staatsanwalt beim jüngſten Taubenſchießen dem Seebade⸗Orte Heiligendamm durch z Gendarmen die Namen der Mitſchießenden, du weg adelige Herren, feſtſtellen laſſen, worauf betreffenden Perſonen eine Vorladung zur 9 nehmung wegen Thierquälerei erhielten. den Herren, denen die Vorladung zuging, befand ſich auch ein „Graf Schwerin“, von dem der Staatsanwalt nicht gewußt haben wird, daß Name das Inkognito für — den Großherzog Meklenburg bildet. Vorausgeſetzt, daß die inte; reſſante Mittheilung ſich in allen Punkten beſtätigt, ergiebt ſich hier eine wunderliche Lage. Der Großherzog ſteht als ſouveräner Fürſt über dem Strafrecht. Sollte alſo wegen des Taubenſchießenz Anklage erhoben werden, ſo müßte der Staats, anwalt vor dem Großherzog Halt machen, nicht etwa aus ſchuldiger Ergebenheit vor dem Fürſten, ſondern pflichtgemäß, weil er den Großherzog nicht vor ſein Forum ziehen darf. Scheidet alſo der „Graf Schwerin“ aus, ſo würde die heikle Frage entſtehen, wie gegen die anderen Theilnehmer an dem Taubenſchießen vorgegangen werden könnte, da doch die eine Handlung, die der Landesherr mit begangen hat, unmöglich etwas Strafbare enthalten kann. Die Vorausſetzung nämlich des Grundſatzes, daß der Landesherr über dem Straß geſetz ſteht, iſt der Gedanke daß „der König nicht Unrecht thun kann.“ Sachlich wird ſich das ſpit⸗ findige Problem von Heiligendamm ja ſehr viel leichter löſen laſſen. Der Staatsanwalt kann wohl eine Vorunterſuchung einleiten, er braucht ſie aber nicht bis zur wirklichen Anklageerhebung gedeihen zu laſſen, weil er im Verlaufe der Unterſuchung finden kann, daß kein Grund zur weiteren Verfolgung der Sache vorliegt, und ſos wird es wohl auch in dieſem Falle geſchehen. Aber ihre Reize hat die ungewöhnliche Situation doch. Arme um ſie ſchlang, und es jubelnd in die Welt hinaus rief: Sie iſt mein, mein! „Kennen Sie das alte Lied nicht von ſchön Rothtraut?“ fragte ſie ihn nun. Nein, er kannte es nicht. „Soll ich es Ihnen vorſingen?“ Mit leiſer, ſüßer Stimme begann Iſolde zu ſingen: WWie heißt König Ringels Töchterlein? Rothtraut, ſchön Rothraut. Was thut ſie denn den ganzen Tag, Da ſie nicht ſpinnen und nähen mag. Thut fiſchen und jagen. Ach, daß ich doch ein Jägersmann wär, Rothtraut, ſchön Rothraut lieb ich ſ Schweig ſtill mein Herze. Was ſiehſt mich an ſo wonniglich Wenn Du das Herz haſt, ſo küſſe mich. —“ ſchloß ſie jetzt und blickte ihn ſchelmiſch und glück⸗ verheißend an. Den jungen Maler aber erfaßte es wie ein Rauſch in dieſer Frühlingseinſamkeit unter dem blühenden Lindenbaum. Er breitete die Arme aus. Darf ich? Darf ich Iſolde? Willig bot ſie ihm die friſchen Lippen dar. „O, mein Gott, welch ein großes übermächtiges Glück!“ jubelte er. „Du, die hochgeborene Gräfin ſteigt ſo tief herab, herab zu mir, dem armen Maler, der nichts weiter beſitzt, als ſeine Kunſt.“ „Den aber dieſe Kunſt adelt, und der Geiſtes⸗ adel iſt am Ende mehr werth, als der Adel der Geburt!“ „O, Iſolde, wenn Du ſo groß denkſt, dann wage ich es noch heute mit Deinem Vater zu ſprechen, ihn um Deine Hand zu bitten.“ Ein helles, übermüthiges Lachen Iſoldens aber unterbrach bei dieſen Worten Herbert Brands Rede. 1 5 „Nein über dieſe Ehrbarkeit!“ rief ſie beluſtigt. „Und wenn dann mein Papa Dich als Schwieger⸗ ſohn willkonmen geheißen, dann führſt Du mich nach dem ſtillen kleinen Hauſe Deines Vaters, und Deine Schweſtern winden mir den Myrthenkranz. Ich ziehe ein weiſes Mullkleid an, leider iſt ein ſolches Idyll nicht mehr ganz zeitgemäß, kein Dichter befaßt ſich mehr mit dieſem Thema, und wir anderen Sterblichen ſind auch längſt darüber hinaus.“ Herbert ſtutzte einen Augenblick über dieſe ſeltſamen Worte Iſoldens, dann fuhr er aber gut⸗ herzig fort: „Aber warum ſollen wir nicht nach meiner Eltern Haus? Ein Mullkleid würde aller⸗ dings nicht für Dich als Brautgewand paſſen, Deine ſchöne vornehme Erſcheinung bedarf dann doch eines anderen Gewandes.“ „Vielleicht Atlas?“ meinte Iſolde mit ſchelm⸗ iſchen Lachen, und kleine weißgekleidete Mädchen ſtreuen uns dann Blumen, das ganze Städtchen verſammelt ſich vor den Kirchthüren, nachher giebt es ein ſolennes Mittagseſſen, die Amtskollegen des lieben Schwiegerpapas bringen jeder einen Toaſt aus, es wird rührend!“ „Aber ich weiß wirklich nicht, warum Du das Alles ſo kommiſch auffaßt,“ ſagte jetzt Herbert verſtimmt. „Und ich weiß nicht, warum wir überhaupt ſchon von dergleichen reden. Es braucht ja noch Niemand auf der Welt zu wiſſen, daß wir uns lieben. Wozu ſoll es aber Papa ſchon erfahren?“ „Weil es unehrenhaft von mir wäre, heimlich hinter ſeinem Rücken mich mit Dir zu verloben!“ „Verloben! Huh! Wie feierlich und wie ver⸗ hängnißvoll das klingt. Eine heimliche Liebe, von der Niemand nichts weiß, iſt doch tauſendmal ſchöner als ſolche ſpießbürgerliche Verlobung, wo dann jeder 0 langweilige Vetter mit ſeinem Segen kommt. Grade ſolch Geheimniß hat für mich unendlichen Reiz. Ich werde mich ſchon mit Dir verſtändigen durch Zeichen und Blicke. Wenn ich leiſe die Melodie ſumme: Was ſiehſt mich an ſo wonniglich, dann magſt Du mir folgen. Ich weiß hier in der Umgegend mehr wie einen lauſchigen Verſteck für zwei, die ſich lieben.“ „Der Herr Graf, Dein von mir verehrter Vater, müßte es doch einmal erfahren — verſuchte Herbert noch einzuwenden. Iſolde jedoch nahm ihn lachend beim Kopfe und zerzauſte ihm mit den feinen weißen Fingern voll Uebermuth die glänzenden Locken. Dann ſagte ſie halb ernſt, halb ſchelmiſch; „Aber beruhige Dich doch, Du gute Sele und laß Du mich nur ſelbſt zu gelegenen Zeit mit Papa über unſere Verlobung ſprechen. Daß Du aber etwa feierlich um mich anhältſt, vielleicht gar im Frack und Cylinderhut, das gebe ich auf keinen Fall zu, das wäre auch wirklich zu komiſch. ud nun ſie mich an, glücklich, ſtrahlend, wie es ſich für meinen Geliebten geziemt. Wozu, wenn das ſonnige Heute ſo ſchön iſt, ſchon an ein vielleich trübes Morgen denken!“ 5 Herbert mußte ihr, wenn auch zögernd, ſchließlic doch recht geben, doch blieb bei ſeiner tadelloſen Ehrenhaftigkeit und bei ſeiner Verehrung für Iſoldens Vater über dieſe heimliche Liebe doch ein Stachel in ſeinem ehrlichen Herzen ſitzen. 15 Aber wies nun einmal in ſolchen Fällen it ſo gerieth er raſch in die Feſſeln der kokekten und verſchlagenen Cotmeß, und dies war ja das meine geſtandene Ziel, welches ſie in ihrer leidenſchaftlichel und ehrgeizigen Gefallſucht erreichen wollte. Vor allen Dingen dachte Herbert früh und Abends: „Iſolde liebt mich!“ Vor dieſen ihm beſeligenden e ſchwanden ſchließlich alle Bedenken. 4 k lehne J feen prima inchade Eriner