blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. ir die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg erscheint jeden Dienstaß und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ 10 1 55 Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Cotpus- Zelle oder deren Naum Dru und Verlag von Karl Molitor, Ladendutg Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Corpuszeile. Nerlamen 20 Pfg. 5 8 Nr. 58. Samstag, den 18. Juli — Politiſches. Berlin, 14. Jull. Der Bundestath lehnte das Margarinengeſetz ab und nahm das bürgerliche Geſetzbuch an. Berlin, 15. Juli. Der hochherzige Bew is von Sympathie und ritterlicher Geftnnung, den Kalſer Wilhelm auf ſeiner gegenwärtigen Nordlandsreiſe ſoeben gegenüber der franzöfiſchen Nation von Neuem bviduum, welches nach Ausführung des Attentats zuſtimmende Rufe ausſtieß, wurde ebenfalls feſtg⸗⸗ nommen. Der Präfident wurde bei der Heimfahrt gegeben, indem er den die Pacht „Hohenzollern“ begleitenden Keeuzer „Gefion“ zur Hilſelelſtung bei dem in der Nähe der Inſel Floroe feffgefahrenen Vergnügungsdampfer „General Chancy“ beorderte, hat in Frankreich lauten Widerhall gefunden. Viel⸗ dem Eindrucke des ſtaitgehabten Attentats, welches geleſene Parlſer Blätter wie „Eclair“ und „Figaro“ widmen der edlen Handlungsweiſe des deutſchen Herrſchers warm anerkennende Worte, und auch aus den Kreiſen der franzöfiſchen Bevölkerung ſelbſt wird von ſympathiſchen Aeußerungen in gleicher Richtung berichtet. Auch an amtlicher fravzöfiſcher Stelle weiß man den Vorgang von Floroe zu würdigen, wie das Danktelegramm bekundet, welches Präfident Faure an Kaiſer Wilhelm wegen der Hilfsactlon ſu Gunſten des festgefahren geweſenen Dampfers „General Chancy“ dem Vernehmen nach gerichtet hat. (Frankreich). Nationalfeſtes vom 14. Juli iſt durch das Attentat auf den Präfidenten Faure ein leißer Mißklang ge⸗ kommen. Staatsoberhaupt der N⸗publik wurde bei der Parade der Garniſton ausgeführt; ein gut gekleidetes Indi⸗ viduum feuerte auf den Präfldenten zwei Revolver⸗ ſchüſſe ab, doch blieb jener unverletzt. Der ſofort verhaftete Attentäter heißt Francols und will Literat ſein, er hehauptet, nur eine Demonſtration ins Werk geſetzt zu haben, um die allgemeine Aufmerkſamkeit auf ſich zu lenken, die von ihm abgegebenen Schüſſe ſeien blinde geweſen. Litztere Angabe erfährt dadurch eine Unterſtützung, daß der bei Francois aufgefundene Revolver noch drei blinde Schüſſe enthielt, überhaupt dürfte dem ganzen Vorfalle keine weitere Bedeutung zuzumeſſen ſein, falls ſich die Anficht der Pariſer Polizei, daß der Attentäter geiſtesgeſtört ſei, betätigen In die Feier des franzöfiſchen Der verbrecheriſche Anſchlag auf das den Präftdenten der R⸗publik beſchulbigt. Eln Indi⸗ von der Parade ins Elyſée von der Menge überall mit beſonderer Wärme begrüßt, dies offenbar unter im Publikum ungemeine Erbitterung bervorrief. Der Truppenparade wohnte auch der Tags zuvor in Paris eingetroffene Vizekönig Li⸗Hung⸗Chang bel; derfelbe hatte auf der Prüftdententribüne Platz ge⸗ nommen und folgte mit lebhaſtem Intereſſe den Bewegungen der Truppen, dem Präfidenten auch ſeine volle Bewunderung der Truppen zu erkennen gebend. Den offiziellen Antrittsbeſuch bei Herrn Faure hatte Li⸗Hung⸗Chang bereits Dienſtag Vor⸗ mittags abgeſtatket, wobei von beiden Seiten die bel ſolchen Anläſſen üblichen Redensarten der gegen⸗ ſeitigen freundſchaftlichen Beziehungen u. [. w. ge⸗ wechſelt wurden. Paris, 16. Juli. Wie nach der „Frkf. Zig.“ verlautet, find die Verhandlungen des Gehelmrathes Richter und Aſſeſſor Lewald mit den hiefigen Behörden betr. Bethelligung Deutſchlands an der Pariſer Welt⸗ ausſtellung faſt dem Abſchluſſe nahe. Die Delegirten werden Ende der Woche vom Handelsminiſter empfangen; alsdann kehren ſie nach Berlin zurück. ſollte; zunächſt iſt derſelbe der Gewaltthätigkeit gen Feſt wurde heute zu Ehren des Mufil⸗ und Geſang⸗ Geſangverein Sänger⸗Einheſt und der Kapelle Herte „In Dir ruht Herr mein ganz Gemüthe“, darauf laufen. Die hieftgen Behörden zeigen großes Ent⸗ gegenkommen. Deutſchland wird in Bezug auf räumliche Ausdehnung der Ausſtellung hinter keiner Großmacht zurückſtehen. Jerſchiedenes. — Lodenburg, 15. Juli. Ein ſchönes direktors Valentin Hertel, der mit demſelben Tag fein 70. Lebensjahr vollendete und im Befſtz geiſtige ſomie körperlicher Geſundheit ſich befindet, von dem veranflaltet. Nachdem der Jubilar Tags über ſchon von Freunden aus Ladenburg und der Umgegend mit Geſchenken und Gratulatlonen beglückt wurde bewegte ſich am Abend eine ſtattliche Anzahl von Mitgliedern des Geſangvereins Sänger⸗Einheit und die Mufikkapelle Hertel mit Fackeln und Lampions zu dem Hauſe des Jubilars, woſelbſt ſich eine große Anzahl von Zuſchauern befand und ſtimmte der Verein unter lautloſer Stille das Lied „Schäfer Sonntagslied“ von Kreuzer an. Nach Beendigun desſelben ſpielte die Kapelle Hertel einen Choral ergriff der erſte Vorſtand, Herr Bartſcherer, das Wort und ſchilderte in kurzen Worten die Verdienſte des Jubilars und brachte demſelben ein dreimaliges kräftiges Hoch aus, was allgemein Anklang fand. Die Vorſtandsmitglieder des Geſangvereins aingen in die Wohnung des Jubilars und die 1 Ijäbrige Tochter des erſten Vorſtandes überreichte mit herzlich kindlichen Worten demſelben ein Bouquet ſowie ein ſchönes Geſchenk, wofür derſelbe gerührt dankte. Der Vorſtand lud Herrn Hertel mit ſeiner Familie 3 einem Familienabend im Gafthaus zum Hirſch ein. U Die Verhandlungen find durchaus befriedigend ver⸗ Der Geſangverein ſtimmte dann das Lied „Sei ge⸗ Dunkle Yfade. Roman von P. Smetta. Fortſetzung. 44. „If es möglich?“ murmelte er, „kann ſte es ſeln, die Freundin Maud's? Und wenn ich nicht ſehr irre, wenn mich die Erinnerung nicht ganz trügt, jo iſt ihr Begleiter Richard Palmer, ich kenn⸗ ihn aus meiner Knabenzeit. Er hat fich ſehr verändert aber er iſt es. Doch es wäre wohl der Mühe werth und nicht gar ſo ſchwierig, mir Gewißheit darüber zu verſchaffen.“ Datauf winkte er einem Wagen heran und verſprach dem Kutſcher extra ein Trinkgeld, wenn er raſch führe, damit ſie den Wagen vor ihnen immer im Auge behielten. f „Ach, meine geliebte Netta,“ ſprach jetzt Richard Palmer zu der gefeierten Sängerin, „der heutige Abend hat mich ſtolz auf Dich gemacht. Mit lauter Stimme hätte ich Dich als mein Kind rufen mögen, und doch erftülte mich der Gedanke, daß die Noth⸗ wendigkeit Dich zu einer ſolchen Stellung gezwungen, mit Abſcheu gegen mich ſelbſt.“ Müde und erſchöpft lehnte Netta in der Wagenecke und es koſtete ihr offenbar Anſtrengung, zu reden. f g 0 „Es verlief ja alles ſo günſtig, wle ich mir nur wünſchen konnte, und ich freue mich Deinetwegen darüber. Aber ich bin ſehr abgeſpannt,“ erwiderte ſte mit matter Stimme. „Armes, armes Kind! Und alles das für mich und meine Fehler.“ „Nein, nein, nein!“ entgegnete ſie ſchnell mit Wärme. „Ich bin glücklich mit Dir, Vater! Auf Deine Liebe, weiß ich. habe ich ein Recht und es thut mir wohl, zu wiſſen, daß ich Dir helfen und Dir von Nutzen ſein kann.“ Wieder ſchloß ſie die Augen und ſchien zu ſchlummern, bis ſie in Caſlelamare vor einem kleinen anſpruchsloſen Haus hielten. Richard Palmer hatte ſeine Tochter beim Schein der hellen Wagenlampe langte mit kiefer inniger Zärtlichkeit betrachtet. — „Wehe! wehe!“ murmelte er dann vor ſich hin, „ein neues Opfer! Laſtet denn auf Allem, das ich einſt auf Erden liebte, ein Fluch?“ Sobald der Wagen hielt, erwachte Netta, ſprang haſtig heraus und mit einem flüchtigen Kuß und einem Gutachtgruß eilte ſie die marmornen Stufen hinauf und verſchwand in dem Hausflur. Der Vater folgtt ihr langſamer nach, aber er war ſo mit ſeinen eigenen Gedanken beſchäftigt, daß er der Schritte, die ihm folgten, nicht achtete. Erſt als er in ſein eigenes Zimmer treten wollte, bemerkte er, daß ihm Jemand geſolgt war, der jetzt im vollen bellen Lampenlicht vor ihm ſtand. Er prallte erschreckt zurück. „Sie ſcheinen ſich meiner nicht mehr zu etinnern, Herr Palmer,“ ſagte da eine tiefe lelſe Stimme, „und doch würde ich Sie, trotz der langen haben.“ N Dieſe Stimme, dieſe Züge waren dem Ange⸗ redeten allerdings nicht fremd. Er ſah den Unbekannten eine Weile forſchend an, dann plötzlich zuckte es angſtpoll über ſeine Züge. Der vor ihm ſtand, rief ihm die schmerzliche Stunde ſeines Lebens und ein Vergehen ins Gedächtniß zurück, das er vielleicht mehr bereute, als die Stunde, die ihn in das Gefängniß gebracht batte. 885 „Iſt es möglich — find Sie — Herr Balfour?“ ſtammelte er. „Derſelbe, obgleich unter anderem Namen,“ erwiederte jener, ich heiße j tzt Loed Saville, aber och! In dieſem ſchönen Titel liegt wenig Glück. Selbſt Sie würden wohl laum meinem kummervollen Daſein tauſchen mögen!“ Beide Herren vertieften ſich darauf in ein 43. Kapitel. 155 „Papa, mich verlangt nach Luft — Freiheit — Enſamkeit,“ ſagte Netta am Morgen nach der Opernvorſtellung; ich bin müde, der Kopf ſchmerzt mich; ſelbſt im Schlafe höre ich den lauten Beifalls⸗ Zult, ſeit wir uns nicht geſehen, überall wiedererkannt f 4 8