E I N. N. blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. iir die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg beſcheint jeden Dienstag unb Prellag Abenb. reis viectelfährlich Mark 1.—, mit iluſtriertem Unterhaltun 4 ö Anzeigen: die I⸗ſpaltige Corpus⸗Zelle oder deren Kaum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Dru und Verlag von Rarl Moliter, Ladenburg. Corpuszeile. Neclamen 20 Pfg. 1 Ar. 57. Mitwoch. den 15. Juli Politiſches. Karlsruhe, 13. Juli. Laut „Narlsr. Zig.“ bat der Großherzog dem Staats ſekretär des Reichs⸗ juflizomtes Wirkl. Geh. Rath Nieberding das Groß⸗ kreuz und dem Geh. Rath Profeſſor De. Gebhard, Mitglied der Kommifflon für das bürgerliche Geſetz⸗ buch, das Kommandeur⸗Kreuz 1. Klaſſe des Ordens vom Zähringer Löwen verliehen. Wien, 13. Juli. Wie neuerlich verlautet, wird Kaiſer Wilhelm die Peſter Ausſt⸗ Hung beſuchen und dann auf Einladung Kaiſer Franz Joſeph's an den Jagden theilnehmen. — Laerdalsöben, 13. Juli. des Sonntages log die „Hohenzollern“ bei Marif⸗ jaeren (Amt Bergen) vor Anker. Des Vormittags bielt det Kaiſer einen Gottesdienſt ab. Den ganzen übrigen Tog widmete Se. Majeſtät der Erledigung von Regierungsgeſchäften für den Abends abgehenden Kurier. Nachmittags fuhr die „Hohenzollern“ nach Laerdolszven. Heute Vormittag unternahm der Kaiſer einen längeren Spoziergang ans Land. Auf die am Samstag Abend eingetroffene Nachricht, daß der ſranzöſiſche Dampfer „CThanzy“ bei Faros auf Grund gefahren ſei, befahl der Kaiſer am Samstag Abend, daß die „Gefion dem Dampfer zur Hilfe komme. Nach verſchiedenen vergeblichen Verſuchen iſt es nun heute gelungen, den Dampfer abzuſchltppen. Petersburg, 12. Juli. Die beiden Schul⸗ ſchiffe „Stoſch“ und „Stein“ find am Samskag Nachmſttag nach Kronſtadt abgegangen. Vorher hatten die beiden Kommandanten ſich beim deutſchen Botſchafter Fürſten Radolin abgemeldet und den Spitzen der ruſſiſchen Marine ⸗Belörden Abſchleds⸗ deſuche gemacht. Großfürſt Al xis Alexandrowitſch ſchaute dem Abfahrlsmannödver von dem offenen Während 1896. Fenſter ſeines Palals aus zu. Uls die Sch ff das Palals paſſirten, enterten die Mannſchoften auf und brachten dem Großfürſten ein dreifaches Hurrah dar. Die Mufik ſplelte die ruffiſche Natſonalhymne. Die an den Ufern verſammelte Menge winkte den Scheidenden zu. Nachdem die Mufikkapellen die deutſchen Nationalhymnen geſpfelt hatten, verſchwanden die Schiffe. — Zar Nikolaus II. hat am Samstag die geſommten Offiziere der deutſchen Schulſch'ffe „Stoſch“ und „Stein“ in Audienz empfangen. — Als die Kaiſerin erfahren hatte, daß ſich an Bord des Schulſchiffes „Stein“ der Kadett Freiherr v. Granzy befindet, ein früherer Splelgeführte der Kafferin und Bruder einer Hofdame am heſftichen Hofe, befahl ſie den Kadetten zu ſich nach Peterhof, wo ſie mit ihm ein längeres Geſpräch führte. Verſchiedenes — Ladenburg, 12. Juli. Wir machen die verehrlichen hieſigen Einwohner auf den in der heutigen Nummer erſcheinenden Aufruf des hiefigen Frauenvereins aufmeikſam. Da die erbetenen Spenden eine Feſtgabe für unſern gelieblen Landesfürſten und zugleich ein Schürflein für eine Wohlthätigkeitsanſtalt ſein werden, zweifeln wir nicht, daß auch die hieſtge Gemeinde einen entſprechenden Beſtrag aufbringen wird. — Ladenburg, 13. Juli. Schon längere Zeit treibt hier eine unſaubere Geſellſchaft von Strolchen ihr Unweſen, welches darin bſtand, harm⸗ loſe junge Leute zu beläſtigen, zu bedrohen, ſowie auch bei günſtiger Gelegenheit zu peügeln. Einer davon rühmte fich, daß er der „Schinderhannes“ von Ladenburg ſei. Um ſich nun auch zweckmäßig einzurichten, kauften ein Teil hievon am letzten Samstag in Mannheim Dolch und Schlogring und fuhren Abends mit der Lokal⸗Bahn Mannheim⸗ Dunkle Pfade. Roman von P. Smetta. Fortſetzung. „Ich erkenne keine Schuld an, ich brauche die Wahrbeit nicht zu fürchten,“ erklärte Saville feſt. Graf Adolbert lächelte höhniſch. „Wirklich? Nun, dann muß ich wohl thun, als glaubte ich Ihnen, wenn ich nicht das Geſetz in ſeiner vollen Kraft gegen den Mörder meiner Gemahlin in Anwendung bringen laſſen will. Viel lieber nehme ich an, daß es ſo iſt, wie Sie ſagen, und daß ich nur recht thue, wenn ich Sie entfliehen loſſ' Doch geſtehe ich Ibnen offen, daß ich das Alles nur aus Libe und Rückficht für meine arme, iregeführte Frau thue, um ihr Andenken vor Spott und übler Nachrede zu bewahren. Unter gewiſſen Bedingungen will ich Sie freſlaſſen und Sie, wenn möglich, vor dem Geſetze schützen. Sabllle durchſchauerte es bei den Worten dieſes Elenden, den er des größten Verbrechens für fühig eit. ö „Sie ſagen unter gewiſſen Bedingungen,“ prach er dann in ſtrengem Tone, „und ich erwidere Ihnen, daß ich nicht an Ihre Ehre und Liebe für Ihre verſtorbene Gemahlin glaube. Ich gloube einfach nicht, daß ihr Tod Ihnen unerwartet kam. Ja, mehr noch, ich bin überzeugt, daß fle noch weſtere chändliche Abſichten in Ihrer Bruſt hegen die noch nicht zur Ausführung gekommen find. Graf Fontane,“ fuhr er fort, „kennen Sie meine Anfichten und Gefühle. Nun laſſen Sie ihre Bedingungen hören, ob ſich dieſelben auch mit der Ehre und dem guten Namen eines Edelmannes vertragen.“ Des Grafen Geficht ward bei dieſen Worten leichenblaß und zornig zuckte es über ſeine Zäge, und als Lord Sovpille zu Ende geſprochen hatte, ſah er mehrere Minuten lang ſchweigend vor ſich nieder. „Ich verlange nur zwei feſte Verſprechungen von Ihnen,“ hub er dann an, „zum Dank für — ich will nicht ſagen, meine Hilfe bei Ihrer Flucht — ſondern zum Dank für meine Schweigen über Sie.“ „Und Ihre Bedingungen heißen?“ fragte Sapille. „Erſtens, daß Sie ſowohl über Ihre Bekannk⸗ ſchaft mit uns, wie über Alles, was mit der etmor⸗ deten Gräfin und mir in Beziehung ſteht, tiefes Schweigen beobachten.“ „Ich werde wohl kaum aus freien Stücken ein ſo ſchmetzliches Thema berühren,“ unterbrach Lord Sapille in ſchaudernd; „aber es köanten doch Verhältniſſe eintreten, wo eine Antwort meinerſeits nothwendig wäre. Es wäre Wahufinn, wenn ich mich für dleſen Fall durch ein Verſprechen binden wollte.“ „Doch das muß ſein, bevor meine eigenen Lippen oder mein Tod Sie von Ihrem Gelöbniß Heidelberg zurück. Während der Fahrt beläſtigten dieſelben den ledigen Kohlenarbeiter Chriſtlan von hier, ein braver und fleißiger junger Mann, und als dieſer die Bahn während der Fahrt verließ, eilten die Burſchen nach und brachten demſelben ſo flarke Verletzungen bel, daß Chriſtian ſofort nach Heidelberg ins Krankenhaus verbracht werden mußte und ſchwer krank darniederliegt. Der Zug wurde nun zum Halten gebracht und beherzte Männer nahmen die Strolche namens Kreter und Hoffmann feſt, durchprügelten dieſelben in ihrer Empörung gehörig durch und ſperrten ſie in einem Coups ein, wo ſie in Seckenheim durch Gendarmerie in Sicherheit gebracht wurden. — Mannheim, 12. Juli. Zur Theilnahme am 50 jährigen Jabiläum des hiefigen Turnvereins brachten in den geſtrigen Nachmittags⸗ und Abend⸗ ſtunden die Eiſenbahnzüge aus allen Richtungen zahlreiche fröhliche Turnerſchaaren. Abends 9 Uhr führten die biefigen Turner zu Ehren der Gäſte einen impoſanten Fakelreigen auf dem Feſtploße auf, woran ſich in der Feſthalle ein großartiger Feſt⸗ kommers anſchloß, der bis in die frühen Morgen⸗ ſtunden die feucht⸗fröhliche Turnerſchaar beſſammen⸗ hielt. Von heute früh 7 Uhr an fand das Vereins⸗ und Einzelwetturnen ſtatt, welchem eine zahlreiche Menſchenmenge beiwohnte. Sämtliche vorgeführten Uebungen wurden mit großer Gewandtheit und Exaktheit ausgeführt und ließen deutlich erkennen, daß unfere Turner unabläffig bemüht find, ft ts nur vorzügliches zu leiſten. Nach beendetem Mittags⸗ mahle bewegte ſich gegen 3 Uhr ein impoſanter Feſtzug, an dem über 3000 Turner theilnahmen, durch die reichgeſchmückten Hauptſtcaßen der Stadt nach dem Feſtplotz: woſelbſt das Wetturnen forkgeſetzt wurde. Die intereſſanteſten Vorführungen en d b ca. befrelen,“ entg'gnete der Graf. Und daran knüpft ſich noch eine zweite Bedingung: daß Sie keine Schritte zu Ihrer Heirath mit Lady Maud Dorrington thun wollen. Merken Sie wohl auf, Mylord,“ ſprach er haſtig weiter, als er ſah, daß ſeinem Gefährten die Zornestöthe in die Stirn ſtieg, „ich bin von den Verhältniſſen Ihrer Verlobung mit diefer jungen Dame biſſer unterrichtet, als Sie meinen. Und ich verſichere Ihnen, daß die Welt ſie ebenſo genau kennen lernen ſoll, wenn Sie fich meinen Bedingungen nicht fügen!“ „Es wäre eine Beleidigung, wenn Sie ſich in meine Peſvatangelegenheiten miſchen wollten,“ er⸗ widerte Sabille, „doch was Lady Maud anbelangt, ſo kann ich Ihnen ſagen, daß ich ihren Namen nie ſo entehren würde, ſte zu einer Heirath mit einem vermeintlichen Verbrecher zu veranlaſſen. Mehr als das verspreche ich nicht, und wenn es mich mein eben koſten ſollte.“ „Dann lieben Sie ſie — Sie lieben ſie!“ rief der Graf heſtig aus. „Ob ich ſie liebe? Davon iſt hier nicht die Rede,“ antwortete Saville mit leiſer trauriger Stimme; „ich lönnte Niemanden unglücklich machen, am wenigſten dieſes edle, hochherzige Mädchen.“ „So geben Sie mir Ihr Wort, ſie nie zu Ihrer Gemahlin zu machen?“ „Ich habe Alles geſagt, was ich beantworten will,“ erwiderte Saville düſter.