blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. 5 reis vierteljährlich Mark 1.—, mit ſiluſtriertem Unterhaltungs⸗ far die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg Duma und Verlag von Gael Molitor, Ladenburg : Anzeigen: die I⸗ſpalnge Copus-Zelle oder deren Nau 50 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 8 Pfg. Corpuszeile. Neclamen 20 Pfg. Nr. 54. Die Annahme des bürgerlichen Geſetzbuches im Reichstage. Mit großer Mehrheit hat der Reichstag noch unmittelbar vor ſeiner ſommerlichen Vertagung das bürgerliche Geſetzbuch endgilng angenommen und ert, hiermit dieſes gewaltige geſetz geberſſche Werk eher derabſchledet, als vielfach bislang vermuthet worden 2 war. Die Genehmigung dieſer faſt 2500 Para⸗ ſchine graphen umfafſenden Rieſenvorlage ſeitens der parla⸗ mentariſchen Vertretung der Natſon fügt den bedeut⸗ dudenbut ungsvollen Schlußſtein in das ſtolze Gebäude der deuſchen Einheit ein, der vor einem Vierteljahrhundert 1 auf den Schlachtfeldern Frankreichs blutig genug deine errungenen politiſchen und nationalen Einigung des deutſchen Volkes, zu welcher der Grundſtein allerdings Merit ſchon durch die krſegeriſchen Ereigniſſe des Jahres — 1866 gelegt worden war, folgt j⸗tzt endlich auch te ſeine Einheit auf dem Gebiete des bürgerlichen Rechts nach. Das bisherige bunte Durcheinander des Rechts in Deutschland mit ſeinen hundertlei verſchiedenen fg. hf Sau-, Land-, Stadtrechten u. ſ. w. wird nunmehr ruf, im Großen und Ganzen einer einheitlichen Recht⸗ gaben ſptechung weichen, wie ſie der Einheit des deutſchen eee Geſammivaterlandes nach außen auch nur entſpricht. ſchrut Wenn der Geſetzgeber aber ſelbſt jetzt noch für gut gehalten hat, keineswegs unſer geſammtes Rechtsleben gergn über den nationalen Einheitskamm zu ſcheeren, ſondeen 5 vielfach noch landesrechtliche und partſculariſtiſch⸗ — Bestimmungen beizuhalten, ſo wird dies der praktiſchen jetzt Einführung des neuen Rechtsbuches im deutſchen Volke ſchwerlich etwas ſchaden, ſie wird im G'gen⸗ theil gewiß nur erleichtert, wenn ſich in jenem die Anſchauungen und Bedürfniſſe im neuen Reiche mit berechtigten Eigenthümlichkeiten einer früheren Zeit — — 0 Lange, gründliche und müh' volle Vorarbeſten find es aber geweſen, welche der parlamentariſchen Behandlung des bürgerlichen Gesetzbuches vornan⸗ gingen, fie haben im Ganzen einen Zeitraum von 22 Jahren beansprucht. In dieſer ausgedehnten Friſt haben zwei Commiſftonen, die erſte aus be⸗ rühmtenRechtslehrern, die andere neben hervorragenden juriſtiſchen Gelehrten auch aus namhaften pracliſchen Juriſten und erfahrenen Verwaltungsbeamten be⸗ ſtehend, nacheinander den iönen unterbreiteten rienigen geſetzgeberiſchen Stoff geſichtet und mit peinlicher Gewiſſenhaſtigkeit im Einzelnen geprüft, aus welcher jahrz⸗hntelongen Vorprüfung dann die eigentliche Reſchstags⸗Vorlage hervorging. Dieſelbe iſt schließlich auch von der eigenen Commiffion des Reichsparla⸗ mentes noch beinahe durch fünf Monate bindurch ebenfalls gründlich erörtert worden, für das Plenum lag dann angeſichts einer ſolchen erſchöpfenden Vor⸗ berathung der Einzelheiten des bürgerlichen Geſetz⸗ buches wahrlich kein zwingender Anlaß mehr vor, nun ſeinerſeits vielleicht noch monatelong den Entwurf mit ſeinen weit mehr als 2000 Paragraphen zu beſprechen. Jene Fragen aber, über welche in der Commiſfion des Reichstages noch leine genügende Klärung erzielt werden konnte, find in der zweſten und dritten Plenarleſung des bürgerlchen Geſetzbuches wahrhaftig breit genug behandelt worden; im Uebrigen konnte doch auch der Schwerpunkt der parlamentariſchen Etörterung derade dieſer ſo außergewöhnlich umfang⸗ reichen und dabei techniſch vielfach ſo ſchwierigen gewoltigen Vorlage nur in der Commiſſion und nicht im Parlament ruhen. Jetzt ſteht nun das große Werk vollendet da, nur noch der zweifellofen Sanction ſeitens des Bundesratbes und der Vollziehung durch den Kaſſer harrend. Niemand, ſelbſt ſeine eifrigſten Freunde und Förderer nicht, wird behaupten wollen, daß es ganz tadellos ausgefallen ſel, das bürgerliche Geſetz buch enthält vielmehr unſtreitig noch ſo manche Lücken, Schwächen und Fehler mehr oder minder bedenklicher Natur. Aber trotz alle und alledem find ſeine Vorzüge doch ſo entſcheidend und ſo groß, beſonders immer wieder im Hinblick auf die durch das neue Geſetz jezt im Allgemeinen erfolgende Ver⸗ wirklichung der deutſchen Rechtseinhelt, daß ihnen gegenüber die vorhanden n bedenklichen Punkte des Werkes zurückſtehen müſſen. Gewiß kann man nur aus vollem Herzen hoffen und wünſchen, daß das j'zt im begonnenen zweſten Vierteljahrhundert der Exiſtenz des deutſchen Reiches zu Stande gekommene bürgerlſche Geſetzbuch den auf daſſelbe zu ſetzenden Erwartungen und Hoffnungen auch entſprechen möge. Politiſches. Wilbelsbaben, 2. Juli. Bei dem geſtern anläßlich des Stapellaufs des Panzers „Kaiſer Friedrich der III.“ veronſtalt⸗te Feſtmahle im Marine⸗ kaftno beantwortele Se. Majeſtät der Kalſer die Rede des Admirals Hollmann, indem er auf die Bedeutung des Stopelloufes und die Wichtigkeit der Namengebung binwies. Die Marine ſei wohl berechtigt, an dem Kalſer Friedrich Antheil zu haben, der auch mit ihr eng verknüpft war. Deshalb ſolle das erſte größte Panzerſchiff, hoffentlich der Vorläufer anderer derſelben Klaſſe, dieſen Namen tragen, gleichwie als Eröffnung einer neuen Aera für die Marine, wie die Perſon des Kaiſers Friedrich eine neue Aera Deutſchlands eröffnete. Der Redner verwies ſadann auf den eigenen Antheil an dem Bau und auf die Fingerzeige, die er im Sinne der praktifchen Seeoffiziere übermittelt. Der Komandant und die Offiziere, ſowie die Mannſchaft des Schiffes verſchmelzen. Dunkle Pfade. Roman von P. Smetta. Fortſetzung. „Davon jetzt genug,“ ſagte Maud haſtig, „ich bin zufrieden, wenn Sie mir Ihr Wort geben, daß Sie unſchuldia find; und nun hören Sie meine Pläne für den Fall, daß Bernhard mir ſeinen Beſſtand verſagt. Es iſt ein großes Wagniß, doch habe ich keine Furcht, wenn wir Beide unſern Muth und unſere Nuhe behalten.“ a Haſtig ſp ach ſie ein paar Worte mit ihm und verließ dann eilig das Zimmer. 38. Kaptktel. Fräulein St. John war ausgegangen, und der alte Herr St. John begrüßte Netta mit großer Freude, und es währte nicht lange ſo mußte Netta ſeiner Bitte willfahren und ihm ein neues Lied vorfingen. „Sie haben doch eine einzig ſchöne Stimme und eine ausgezeichnete Methode, Fräulein Loraine!“ rief der alte Herr voll Beg iſterung, als ihr Geſang verſtummte. „Iſt das ihre aufrichtige Meinung?“ fragte Nekta mit einem eig nthümlichen Ernſt. „Das wollte ich meinen,“ entgegnete der alte fiche re Sie, d Ach garten, utter erkel. 5 der Menſchheit durch Ihren Reſchthum eine Sängerin erſten Ranges ver⸗ loren gegangen iſt.“ „Und wenn ich jetzt noch einen Verſuch machte? Wie dann? Iſt es zu ſpät dazu?“ fragte fie erregt. 5 „Sſcherlich nicht; Sie hätten gerade das pafſende Alter zu einem erſten Debut, und Ihre Stimme könnte gar nicht ſchöner ſein.“ Netta ſchwieg einen Augenblſck. „Herr St. John,“ hub ſie dann an, „Sie find ſtets gütig gegen mich geweſen. Sie haben ſelbſt eine Tochter, und — und — ich glaube, Sie würden mir zu Nichts rathen, was Sie ihr in meiner Lage nicht geſtatteten. Darf ich eine Bitte an Sie richten, die Ihnen vielleicht ſeltſam erſcheint?“ ſprach ſie zögernd weſter. „Gewiß, gewiß, meine Liebe,“ erwiderze er etwas verwundert, „vorausgeſetzt, daß es ſich um keine thörlchte Idee handelt.“ „Nein,“ ſagte ſie ruhlg, „das brauchen Sie nicht zu fürchten. Sie werden gleich ſehen, daß ich es ſehr ernſt meine, und allen Grund habe, Ihre Güte in Anſpruch zu nehmen. Doch müſſen Sie mir vertrauen und dürſen nicht verlangen, daß ich Ihnen j tzt eine Erklärung meiner Gründe gebe. Ich wollte Se fragen,“ fuhr ſie haſtig fort, „ob Sie mir ein ſolches Engagement, wovon Sie sprechen, verſchaffen können?“ 0 Verwundert riß Herr St. John die Augen auf — —ů—ů— „Sie!“ ſagte er, „Sie! die Beſitzerin von Fern Place und mehreren kauſend Pfund jährlichem Sin⸗ kommen! Nein, meine Liebe, das iſt eine thörichte Idee, die ich nicht unterſtützen kann.“ Nelta ſchüttelte den Kopf. „Ich wiederhole Ihnen,“ ſprach ſie, „Sſe müſſen mir vertrauen. Sehe ich aus, als ſei ich übermüthig und könne Scherz treiben? Dazu iſt mir das Herz wohl zu ſchwer.“ „Aber was würde Lord Brunton zu einer ſolchen Idee ſagen?“ wendete Herr St. John ein. „Ich habe Lord Brunton über mein Thun und Treiben keine Rechenſchaft mehr abzulegen,“ entgegnete Netta vollkommen ruhig. Herr St. John wagte nicht, welter in ſie zu dringen, in dem Ausdruck ihres Geſichts und in ihrem ganzen Weſen log ein gewiſſes Etwas, das ihm die Furcht benahm, ſie könne es leichtfertig mit ihren Reden meinen. „Sie thellen Ihrem Vormund Ihre Abſicht mit?“ fragte er plötzlich. „Ich werde ihn von meinem neuen Leben in Kenntniß ſetzen, und zweifle nicht, ſeine volle Zu⸗ ſtimmung zu erhalten; ja, ich bin überzeugt, daß er ſelbſt mich zu einem ſolchen Schritt drängen würde,“ lautete Nettas Antwort. Er ſchüttelte ernſt den Kopf. „Es thut mir leid, ſehr leid,“ ſprach er, „daß ſich Ihre frühe Jugend Geheimniß hüllt,