8 7055 blatt M, 1.40 frei ins Haus. 28 5 beſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. u biertelfahrlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ I die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg A Druck und Verlag von Rael Molitor, Ladenburg. Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus⸗Zelle oder dere Naum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Corpuszeile. Neelamen 20 Pfg. eech un jvg pu Nr. 104. Samstag, den 28. Dezember 1895. 22 — . 2 i Abonnemenkseinladung. tgun Das I. Quartal d. Bl. beginnt mit 9 dem 1. Januar und laden zu Neubeſtell⸗ ungen hierauf ergebenſt ein, der Preis iſt — KLeopfe des Blattes erſichtlich. Gleichzeitig machen wir auf das b igheang , „ Illuſtrirte Unterhaltungsblatt“ aufmerk⸗ 1 gam, welches ſich ſtets größter Beliebtheit 50 erfreut. i a Für die uns zu Teil gewordene Unter⸗ ſtützung unſeres Unternehmens danken wir wol heſtens und bitten um fernere Gewogenheit. 00% %% Beſtellungen beliebe man in der Ex⸗ bi pebitſon, oder auch bei den Zeitungsträgern um machen zu wollen. su Ladenburg, im Dezember 1895. IN N 5 Die Redaktion. IV ah Fur fachmännischen Ausbildung der Landwirte. In den bedrängten Zeiten, welche die Lundwirihſchaft zu überwinden hat, müſſen alle Hulfsmittel in Anſpruch genommen werden, um die Landwirthſchaft gegen die Gefahren der wirthſchaft⸗ Ihen Bedrängniß zu ſchützen. Da nun die beutige Landwirthſchaft durchaus kein einfaches, ſondern eſn ſehr zuſammengeſetztes Gewerbe iſt, welches nicht nur dus zwei Hauptzweigen, Ackerbau und Viehzucht, ſondern auch noch aus wichtigen Nebenzweigen und Aten 1 ont 7 ech Specialitäten beſteht, ſo iſt eine möglichſt große fachmänniſche Ausbildung der Landwirthe wohl das wichtigſte Mittel für das Wiederemporkommen der Landwirthſchaft. Es kommt noch dazu, daß die Pflanzenkunde und die Chemie im Bezug auf das Wachstbum der Pflanzen, bez. die in Anwendung zu bringende Düngung foſt jedes Jahr wichtige Fortſchritte zeigen, die natüclich nur derj nige Land⸗ wirth ausnutzen kann, welcher eine entſprechende fachmänniſche Bildung hat. Auch muß immer und immer wieder daran gemahnt werden, daß die Ein⸗ richtung einer regelmäßigen Buchführung und die flärkere Anwendung kaufmännischen Betriebes in den landwirthſchaftlichen Verkäufen und Käufen den meiſten Landwirthen noch viele Vortheile bringen kann. Was nun die Erwerbung der d clen Landwirthen noch fehlenden monnigfaltigen den Forderungen der Nu⸗ zeit ent prech nden Fachbildung anbetrifft, ſo liegen inſofern die Verhältneſſe nicht ungünſtig, daß allen Landwirthen durch Fachzeitungen, Fachbücher und geeignete Vorträge in landwirthſchafilichen Vereinen während der Winterszeit Gelegenheit geboten iſt, ſich noch vlele fachmänniſche Kenntniſſe zu erwerben. Sehr zu wünſchen iſt nur, daß in dieſer Art der fachmänniſchen Weiterbildung etwas mehr Syſtem, bez. richtige Reihenfolge gebracht und Z rſplitterungen bermieden würden. Die Vorſtände der landwirth⸗ ſchaftlichen Vereine wie auch die ladwirthſchaftlichen Z itungen könnten in dieſer Hinſicht viel Gutes wiiken. Am wichtigſten erſcheint uns aber die ge⸗ hörige fachmännische Ausbildung der jungen Land⸗ wirthe, denn von dieſen iſt ja dann auch eine durch⸗ greifende Reform zu erwarten. Natürlich muß dabei die Theorie enge Fühlung mit der Proxis behalten, denn nichts iſt für das praktiſche Erwerbsleben der Landwirthſchaft werthloſer und nachlheiliger als die zön uz d baus 1 l „ kee Ain Dämon. ung Novelle von J. Pia ug eg bung „Onkel Martin! Eine große Neuigkeit! Valerie dan mich für übermorgen zu einem Gartenfeſt geladen A das nicht herrlich? — Wie ich mich darauf freue! —“ Kopltan Velten wandte den Kopf nach ſelner ſchte Oiſſa. Wie er neben derſelben das ſchlanke unge Mädchen bemerkte, richtete er ſich mit der, — oh feines Stelzbeines, — von dem alten Seemanne nzerkrennlichen militäriſchen Strammheit auf und kiheigte ſich ehrerbletig vor der hübſchen vornehmen alerie Dönhoff. „Sehr freundlich von Fräulein Valerie,“ ſagte r mit feiner rauhen Stimme, die ein wenig an as wilde Brauſen ſeiner alten Frrunde — der kereswellen — erinnerte. Die beiden jungen Mädchen ſchlenderten dem afen zu, während der alte, graubärtige Mann in er nſedrigen Thür des Leuchtthurmes ſtehen blieb nd den Zwelen finnend nachſchaute. — Noch wenigen Minuten tauchte eine ältere Frau den ihm auf, der man auf den erſten Blick anſah, Fiir Geburtsort feine war von dem Släbtchen, em ſie ſich jetzt ſchnellen Schrittes zuwandte. s vor kurzem war Martin Belten Kapitän —— eines Kauffahrtelſch ffes geweſen und als ſolcher durch die halbe Welt gekommen. vor Anker lag, rettete er dieſe Frau Namens Gullda Dereinſt, als ſein Schff in einem Hafen Afrikas aus den Händen eines Sklavenhändlers und erwarb ſich dadurch deren ewige Dankbarkeit. f mit auf ſein Schiff und betraute ſie mit der Pflege Selldem pfligte er ſie beide ſeiner kleinen Liſſa. auf all' ſeinen Reiſen mitzunehmen, nur zur Zeit der rauhen Winterftürme ließ er ſie daheim. Aber ſein zunehmendes Alter und der Verluſt eines Belnes zwangen Martin Velten ſchließlich, der Sce Valet zu ſagen. Durch Verwendung feiner Freunde erhielt er die Stellung als Wärter des Leuchtthurmes nahe dieſer kleinen Hafenſtadt. Lſſa begleidete die Freundin eine kleine Strecke, dann kehrte ſi⸗, ein munteres Liedchen vor ſich hin⸗ trällernd, wieder heim. Alles war ſtill ringsum. Nur das dumpf⸗ melancholiſche Braufen des weiten Ozeans drang an ihr Ohr, und hin und wieder vernahm man den Klageruf eines Setvogels oder aus weiter Ferne den hohlen Schall von Signalſchüſſ n. Mt dem hereinbrechenden Dunkel zeigten ſich die erſten Vorboten des nahenden Sturmes. Immer dichter thürmteu ſich dunkle Wolken⸗ Er nahm ſie maoſſen auf, die Sonne, welche dieſelben nur noch mühſam da und dort zu durchdringen vermochte, Anwendung von Theorſen am unrechten Platze und in ungeeigneten Händen. Alle landwirthſchaftlichen Schulen find ja deshald auch mit praktiſchen Ver⸗ ſuchsanſtalten verbunden und deshalb ſchon auf ihnen geſorgt, ſich nicht einſeitig in Theorien zu geſallen. Politiſches. — Ladenburg, 27. Dez. (Die unter Kaiſer Wilhelm II. entlaſſenen preußiſchen Miniſter.) Unter der Regierung des jetz gen Kaiſers wurden bisher verabschiedet: 2 Juſt zminiſter: von Friedberg (1889 und von Schelling (1894) 3 Kclegsmin iſter: Bronſart von Schellendorf I (1890), von Verdy (1891) und von Kaoltenborn⸗Stachau (1893), 2 Miniſter der auswärtigen Angelegenheiten: Fülſt Bismarck (1890) und Graf Copaivi (1894), 1 Miniſter ohne Portefeuille: Graf Herbert Bismarck (1890), 1 Finanzminiſter: oon Scholz (1890), 2 Landwirthſchaftsminiſter: Fre berr vor Lue us (1890), und von Hey den⸗Cadow (1894) 2 Kultusminiſter: von Goßler und Graf Zdlitz (1892), 1 Miniſter der öffentlichen Arbeiten: von Maybach (1891). 3 Miniſter des Innern: Herrfurtb (1892), Sraf Eulenburg (1894) und von Köller (1895) zuſammen 17 Miniſt er, die deftaitiv „verbeaucht“ find, ohne die beſonderen Wechſel im Präfidium des Staats⸗ miniſteriums, das drei Mal gewechſelt wurde: 1890 durch die Entlaſſung des Fücſten Bismarck, 1892 durch die Entbindung des Grafen Caprivi von dieſem Amte, 1894 durch den Rücktritt des ſeit 1892 als Miniſterpräfident thätig geweſenen Grafen Botho⸗ Eulenburg, ſowie durch den 1890 ebenfalls erfolgten Rücktritt Bismarcks vom Handelsminiſterlum berück⸗ ſichtiat zu haben. In ſedem Regierungsjahre des Kaiſers, mit Ausnabme des Antrittsjahres 1888 haben Miniſterwechſel ſtattgefunden. Angeſichts der — — — tauchte den ganzen weſtlichen Himmel in ein eigen⸗ thämlich, unheilverkündendes Geld, die Wellen gingen hoͤher und hoher. Wieder trugen die aufgeregten Waſſer den hohlen, dumpfen Klang der Signalſchüſſe zum Lande herüber. Mit trübem, mitleidigem Blick ruhte des allen Seemannes Auge auf der unruhigen See. „Das giebt dieſe Nacht ein böſes Wetter,“ meinte er, „Guilda hätte daheim bleiben ſollen, aber ſie hat ja ihren Kopf für ſich und ließ ſich nicht halten.“ f „Ich ſagte ihr, ſie ſolle bis morgen früh bel der Frau Poſtmeiſter bleiben, wenn ſich das Wetter nicht beſſere,“ verſetzte Liſſa. Wie die beiden ſo mit einander ſprachen, trat plötzlich ein Mann hinter den kahlen Mauern des Leuchtthurmes hervor — ein Mann von hoher, ſchlanker Geſtalt und einer gewiſſen Vornehmheit in ſeinem ganzen Auftreten, die zu ſeinen groben Kleidern nicht recht paſſen wollte. Seine dunkeln, halbver⸗ ſchleierten Augen machten unwillkürlich den Eindruck, als köunten ſte ebenſo ſanft lächeln, wie wuthent⸗ brannt teuflich blitzen. Trotz ſeiner dunklen G fichts⸗ farbe und den ſchwarzen Augen ſpielten Haar und Bart ins Röthliche, — einem ſcharfen Beobachter hätte all das Mißtrauen eingeflößt. Und daß er irgend eine verzweifelte Abſicht hegte, konnte man an ſeinen unheimlich funkelnden Augen und dem 1