an. Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. 5 Mreis viertelfährlich Mark 1.—, mit iluſtriertem Unterhaltungs blatt Mt. 1.40 frei ins Haus. ar die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg 5 Allgemeiner Anzeiger für Jadenzug und Amgegend. Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus⸗Zeile oder dere 1 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenbur Neclamen 20 Pfg. Torpuszeile. Famskag, den 21. Dezember 1895 Der Kaiſer in Ariedrichsruh. Eine Überraſchende Meldung kam aus Fried⸗ Aichsrub, nämlich die am Montag nachmittag daſelbſt ktfolgte Ankunft des Kaisers zu einem kurzen Beſuche deim Fürsten Bismarck. Der Flüiſt hafte von der mitten bei Kininget ficht des Koſſers erſt om Sonntag Mittag Kennt⸗ 5 ei erhalten, für das große Publikum war dosſelbe ug Geheimnis geblieben. Der Fürſt, der Klüraffier⸗ unfform mit Helm und Mantel angelegt hatt und käfig einberſchritt, erwartete mit dem Grafen Rotzau und G heimrat Schweninger die Ankunft des Kaiters fe mi dy nold Un. E la Sohne. Beigtüsung war überaus herzlich. Der Kaiser hielt ſaygt Zit die Hand des Für ſlen, welcher ſeinen don Locanus, Generallicutenant, Generaladjutant Senden⸗Bibran Hausmarſcholl Freiherr von Lyncker, Flügeladjutant Oberſt von Koſckſtein, Flügeladjutant ine, Hold, geleitete der Fürſt ſeinen hohen Gaſt zum Schloß, wo bald darauf das Diner begann an welchem 12 Perſonen theilnahmen. blieb der Kaiſer mit dem Füllen etwa eine Stunde allein und verabſchiedede ſich alsdann, um nach Berlin we iterzufahren. Raiſer an den Zug, Graf und Gräfin Ratzau, ſowie Giheimrat Schweninger folgten. Der Weg vom ache amd elner TFItonta 2 tuher Feuerwehrleuten beſetzt, die Spalier bild⸗nd die Nacht mit Magneſtumfackeln erleuchteten. Nur wenig Publikum hatte ſich eingefunden, das beim am Portol des Schloſſis, wo der Extrazug, der kurz dor 4 Uhr onlongt⸗, zum Halten gebracht wurde, Die Freſherr von Pleſſen, Kontreadmiral Freiherr von Oberſt von Moltie, Leibarzt Generolarzt Dr. Neut⸗ Der Fürſt begleitete den N Hank ſüe die Ebre des Bauch 's anlpiach. Nach e Vorſtchung des G folges, das aus folgenden Herren beſtand; Geh. Kobin, ttsrat Werkl. Geh. Rat 2 Nach demſelben Schloß bis zum kaiserlichen Zuge war von Friedrichs⸗ Anblick des Kalſers und des Fürſten in Hochrufe ausbrach. Vor Begleitung, beſtieg den Zug und unterhielt ſich au dem Fenſter heraus noch kurze Zeit mit der Gräfin Rotzau. Als ſich der Zug unter den Hochrufen der Umſtehenden in Bewegung ſetzte, winkte der Kalſer wiederholt grüßend zurück, der Fürſt ſalutierte milſtäriſch und begab fich dann langſam wieder ins Schloß. Mie verlautet, ſoll der Kaiſer den Altreichs⸗ kanzler ouf's Neue zur Theilnahme an der Jubi⸗ läumsfeier der Kaite proklamation (18. Januar) eingelaben haben und hat die wohl zunächſt mit Veranloſſung zu dim Beſuche geboten. Daß dem⸗ ſelben politiſche Kombinat onen unt richoben werden würden, wär zu erwarten, ind ſſen erſchent es als ebenſo ſicher, daß deſelben keinerlei Gehalt haben. Es war ja eigentlich ſelbſtoerftändlich, daß der Gründer des dtulſchen Reichs unter einem Kaiſer bei der 25. Wiederkehr dieſes wichtigen Ereigniſſes nicht fehlen durfie, falls es ſein Ge ſundheitszufland erlaubt. Daß der ritterliche Sinn des jungen Kaſſers ihm nahelegte, die Einladung perſönlich zu wiederholen und damit den alten Recken im Sachſenwald auf's Neue zu ehren, dafür wird ihm das deutſche Volk in ſeiner großen Mehrheit Dank wiſſen. PVerſchiedenes Karlsruhe, 18. Dez. Dem Leibgrenadier⸗ regiment iſt folgende karſerliche Depeſche aus Berlin zugegangen: Neues Palais, 18. Dez. 1895. Lelb⸗Grenadier⸗Regiment Nr. 109, Karlsruhe. Den tapferen Leib⸗Grenadieren ſende ich heute am 25. Gedenktage von Nuits in dankbarer Er⸗ Das Weihnachtsbäumchen. Erzählung von Carl Caſſau. r un meinem Laden ſowie Schaufenſter mache noch beſonders aufmerkſam. „Ich heiße Anton.“ Der Unbekannte zog den Knaben mit ſich unter 57 Laterne, ſah ihm forſchend in's Gficht und agte: a „Wesbalb hat denn dein Vater auf den Fürſten geſchimpft?“ Der Knabe beſann ſich und gab dann dieſe Auskunft: „Mein Vater ſoll ein Phantaſt ſein, ſagen die Leute. Ich weiß nicht, was das iſt, aber böſe iſt der Vater nicht, denn er hat uns und die Mutt r o lieb und arbeitete fleißig, ſehr fleißig.“ 2 inte nbandlung. „So, welchen Beruf hat er denn?“ . „Er iſt Buchdrucker, mein Herr!“ f 0 11 „So, ſo,“ erwiederte der Herr, „da hot ja . 70. deln Vater ein nobelrs Gewerbe. Hoffentlich kommt bel 8] er guch bald aus dem Gefängnſſe und ſchimpft nicht wieder auf den Fürſteen“ udeln „Wollen ſie nun den Baum kaufen, Herr?“ fehlt fragte der Knabe darauf caſch. „Es wird ſonſt zu f Sten. pal.“ 1 „Gleich. — Sage mir noch eins! Wie lebt bein au, ihr den nun, wenn der Vater im Gefängn ſſe fitzt?“ ee Da weinte der Kagbe und ſagte ſchluchzenb: u Qual Das iſt es ja eben, es geht uns ſchlecht; wir haben g. Stenz · weder Brod noch Holz, müſſen alſo hungern und frieren, denn die Mutter iſt krank und kann nichts verdienen. Da habe ich mir nun einen Schein ge⸗ holt und einige Bäumchen aus dem Forſt heimgebracht, um ſie zu verkaufen. Dieſes iſt das letzte.“ „Ich will es haben, Junge. Nun ſage mir auch, wo du wohnſt.“ „Wir wohnen im Hofe des Hinterhauſes Hoͤtzel⸗ ſtraße 124,“ gab das Kind Beſcheid. Da nahm der Herr ein Goldſtück aus der Börſe, reichte es dem Knaben Anton und ſagte: „Bringe das deiner Mutter; zuvor aber mußt du den Baum nochmals verkaufen, denn ich ſchenke in dir mit dem Gilde. Adieu!“ Er ſchritt dann eiligſt in die Allee hinein. Anton Körper ſtarrte im nach und rief: „Vergelt's Gott, Herr! Vergelt's Gott!“ Dann beſah er das Geloſtück unter der Laterne und erſchrack, den er hielt ein Zwanzigmarkſtück in der Hand. „Das muß ein Jeithum ſein,“ murmelte er, „die Mutter ſoll mit ſagen was ich thun muß.“ Er eilte raſch auf den Markt zurück und hatte eine Stunde später das Glück, ſeinen Baum für den geforderten Preis zu verkaufen, worauf er den Rlickweg nach Hauſe antrat. Gaaz deſelben Weg hatte gleich nachdem Zuſam entteffen mit dem Knaben der Herr im Pelzrock eingeſchlagen. einem abgelegenen Ouatiere die Höͤlzelſtraße, fand beim Laternenſchein die Ne. 124 und bog in den * dem Salonwagen angekommen, verabſchiedete ſich der Kaiſer vom Fürſten und ſeiner innerung der von ihnen dort unter ſchweren Opfer brachten Siegesthaten meinen Gruß. i Wilhelm I. R. Der Großherzog erhielt heute folgendes Tele⸗ amm des Kaiſers: Euerer königlichen Hoheit ſpreche ich heute, an 25. Gebenktage des Gefechtes von Nuits, von neuen aus, daſt ich der tap eren balſchen Feldd vifion inſonderheit meiner beiden Grenadier⸗Regimenter welche dort unter ſchweren Opfern den Sleg er kämpften, ſtets dankbar gedenke. a 5 Wilhelm I. R. Der Großherzog ſandte an den Kaiſer folgendes Antworttelegramm: Euerer kaiſerlichen und königlichen Maj ⸗ſtät ſage ich minen wärmſten Dank für die gnädige Theilnahme, welche Ew. Mej flä“ dem Erinnerungs- tage des Geſechtes von Nuts widmen. Die Re gimenter, welch⸗ ſich in dieſen Tagen ausgez ichne haben, danken Euerer kaiſerlichen Maj tät mit mir für de Anerkennung, welcher Ew. Mäjeſtät uns gewürdigt haben. Friedrich, Großherzog von Baden. Ferner hat der Großherzog vom Kaiſer nach ſtehendes Schreiben erhalten: Durchlauchtigſter Fürſt, freundlichſt geliebter Vefter, Bruder und Oheim! Es gereicht mir zur lebhaften Freude, Euere Königliche Hoheit zu be nachrichtigen, daß ich dem General der Infanterle Peinzen Wilhelm von Baden, großberzogliche Hoheit Chef dis 4. badiſchen Infanterleregiments, Pein Wilhelm Nr. 112, und 3 la suite meines erſten Gardefeldartillerieregiments, in dankbarer Erinnerun der berdienſtvollen Thätigkeit desſelben in dem Feld zuge 1870/71 ſowie an ſeine heute vor 25 Jahre in dem tuhmreichen Gefechte bei Nuits an der Spſtz Er ſuchte in dunkeln Hof ein, wo er nach der Familie Körbe fragte. Eln mürriſcher Kerl zeigte auf eine niedrig Thür, die man im Wlederſchein der erleuchtete Fenſter gegenüber ſehen konnte; zwei Fenſterche daneben waren dunkel. Auf dem gleichfalls uner leuchteten Korridor toppte der Mann nun umher bis ſich eine Thür öffnete und eine Frauenſtimme welcher man den Kummer anhörte, fragte; „We iſt da?“ „Der Viertels⸗Kamm ſſär!“ lautete die Antwort „Ach Gott, was wünſchen Sie denn?“ rie dleſelbe Stimme angſtvoll. „Aber treten Sie ein! Jener folgte der Einladung, bemerkte aber daß die Stube kalt war. „Können Sie Licht machen? fragte der Kommiſſär. 8 „Ja, die Lampe wird noch ein wenig brennen.“ Dabei rieb die Frau zitternd ein Streichbölzchen a und entzündete das Lämpchen. Der Fremde ſa nun, daß die Fiau bleich und verhärmt ausſah zwei Knaben und ein Mädchen, etwa acht, ſechs un vier Jahre alt, drängten fich ängſtlich an die Mutter „Sie find doch Frau Körber?“ forſchte de Komm ſſär. „Ja, lieber Herr.“ „Ich komme wegen Ihres Sohnes Anton, lächelte Jener, „ſeien Sie alſo nicht ängſtlich!“ „Gott ſei Dank!“ rief die Frau erleichtert „Um was handelt es ſich denn?“ „Iſt der Rnabe fleißig und beau?“ *