rut) M. blatt Mt. 1.40 frei ins Haus. zere Arzememer Argeiger für Erscheint jeden Dienstag und Feeitag Abend. Neis viertelfährlich Mark 1.—, mit iluſtriertem Unterhaltungs⸗ * die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg Amzeigen Hadenßurg und Amgegend. 10 Pfg., Lokale Seſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Druck und Verlag von Narl Molitor, Ladenburg. 77 : die 1⸗ſpaltige Corpus⸗Zelle oder deren Raum Corpuszeile. Neclamen 20 Pfg. Mittwoch, den Il. Dezember beabfichtigte, den ihm unbequemen bedeutenden Staats⸗ mann in die Verbannung zu ſchicken. Denn er hatte Said Paſcha angeboten, oder eigentlich aufgefordert, Wohnung im kaiſerlichen Palaſte zu nehmen, was aber eine ſolche Einladung für den Betreffenden be⸗ deutet, das iſt aus der türkiſchen Polaſtgeſchichte hingänglich bekannt. Abdul Hamid zeigt ſich denn auch ſehr aufgebracht darüber, daß Said Paſcha ſeiner Einladung keine Folge geleiſtet, ſondern den auch ſofort gewährten Schutz des engliſchen Bot⸗ ſchafters erbeten hat. Wiederholt find letzter Tage Abgeſandte des Sultans in der Wohnung Currie's erſchlenen, theils um Safd Paſcha zu beſtimmen, ſein gewähltes Asyl wieder aufzug⸗ben, theils um den englischen Botſchafter zur Auslieferung ſeines Schützlings zu bewegen, nach beiden Richtungen war aber die Miſſion der Abgeſandten erfolglos. Die fernere Entwickelung d eſer Affaire, welche in Con⸗ ſtantinopel großes Aufſehen erregt, bleibt demnach abzuwarten, offenbar kann jedoch der ganze Zwiſchen⸗ fall leicht noch hohe politiſche Bedeutung erlangen. Am Freitag hielten die Botſchafter bei ihrem fran⸗ zöfiſchen Coll:-gen, Herrn Cambon, eine lange Be⸗ rathung ab, welche vermuthlich nicht nur der An⸗ gelegenheit der zwelten Stationsſchffe, ſondern wohl auch dem Vorfalle mit Sald Paſcha gegolten hat. Was die Verhältniſſe in den tüörkiſchen Provinzen anbelangt, ſo bleiben ſte fortgeſetzt unſicher. In Kleinaſien haben unter der armeniſchen Bevölkerung neue Metzeleien ſtattgefunden, während in Syrien rebelliſchen Druſen wieder unterworfen worden. Auch in Macedonien ſoll es kritiſch ausſehen, ein Wieder⸗ ung Nr. 99. cola S —AH4 oeh Die kürkiſche Griſts. 9 Ul Mie ſeſtſam verwickelte Lage der Türkei hat in ner un le Mueßer Zelt unverkennbar wieder eine gewiſſ! Ver⸗ r wd N IHärfung erfahren, und zwar hauptſächlich durch die me igetauchte Frage der Zulaffung zweſter Stations. un cite vor Konſtantinop⸗l. Der Sultan ſträubt fich 0 at demerkenswerkher Harknäckigkeit, dieſer von den 4 ſremden Botſchaftern im Intereſſe eines nachdrück⸗ 63. 400 lcheren Schutzes der in Conſtantinopel lebenden * Ausländer erhobenen Forderung zuzustimmen, offen⸗ Totterit zor befürchtet er eine weitere Schädigung ſeines ken Anlehens unter der kürkiſchen Bevölkerung, falls er zender Il de erwähnte Forderung des Auslandes oce ptixen 7 würde. Die Botſchafter beſtehen jedoch einmüthig 10000 auf derſelben, und erſt noch in den letzten Tagen 10000 Jollen ſie entſprechende Weiſungen ſeitens ihrer Ne⸗ 4000 : gerung empfangen haben, mit der Begründung, daß 000 1 mon das Verlangen einer Verdoppelung der Stations⸗ 15 . Ii fte in Conſtantinopel, nachdem es einmal erhoben 1 15 worden ſei, nicht wieder fallen laſſen könne. In b 7 Fonfgantinop ler diplomatiſchen Kreiſen hofft man, 1 deß die Pforte itzt keine weitere Einwendungen 1 deri deen die Zuloſſung der zwelten Statlonsſch ffe m/ hr ternweln Rochen werde und man kann nur aufeichtig wünſchen, bung. daß dem ſo fein wird, denn andernfalls ſtände zu Fefürchten, daß dieſe ſo eigenthümlich zugeſpitzte Frage kohlen doch eine gewaltſome Föſung finden könnte. Inzwiſchen bat ſich aber in Conſtantinopel ein nkoblen anderer Zwiſchenfoll ereianet, der ebenfalls ſeine be⸗ zkohln deykliche internationale Seite aufweiſt. Der frühere . roßvezier Said Paſcha hat ſich ſchutzſuchend in die itkonlen Wohnung des engliſchen Botschafters Currie g' flüchtet, ſcheld enhfch da er wohl nicht mit Unrecht Anſchläge gegen ſein or Rat Heben ſeitens der reformfeindlichen Paloftpartei be⸗ forchtet, es iſt auch nicht unmöglich, daß der Sultan ausbruch der aufſtändiſchen Bewegung in dieſer europälſchen Provinz der Türkei gilt als ficher. Von die dortigen armeniſchen Aufſtändiſchen der Pforte noch immer zu ſchaffen machen, ebenſowenig find die 1895. der Thätigkeit des in den orlentaliſchen Gewäſſern verſammelten europäſſchen Geſchwader hört man ſo gut wie gar nichts, man kann wahrlich bis jetzt nicht behaupten, daß die angebliche gemeinſame Flottenaktion der Mächte im Orient jenen impo⸗ nirenden Eindruck mache, wie man in den europäiſchen Cabinet -n ihn vielleicht hervorg⸗ brocht zu ſeben wünſcht. Politiſches. Berlin, 7. Dez. Ein neuer Antrag Kani iſt mit 101 Unterſchriften beim Reichstag eingegangen. Von den Natlonalliberalen baben ihn unterſchrieben die Abgeordneten Frhr. v. Heyl, Graf Orfola und Hofang, ferner der Hoſpiant der Partei, Abg. Schwerdtfeger. Von den Conſervativen haben 57 unterſchrieben, von der Reichspartei 10, die übrigen Unterzeichner gebören den Antiſemiten und den „Wl⸗ den“ an. Unter den letzteren befindet ſich auch Graf Herbert Bismarck. Berlin, 7. Dez. [die Söhne des Kaſſers in Plön] In Plön ſoll der Kronprinz den Unter⸗ richt für Unterſecundo, Prinz Eitel Friedrich denj⸗nigen für Quorta empfangen. Da in der Piöner Cadetten⸗ anſtalt die Claſſen mit Obertertia abſchließen und dann der Uebertritt zur Hauplcadettenanſtalt erfolgt, ſo werden während des Aufenthaltes der kalſerlichen Prinzen in Plön höhere Claſſen eingerſchtet werden. Drei der befähigſten Schüler für Unterſecunda find als Mitſchüler des Kro⸗prinzen, und drei der tüch⸗ tigſten Zöglinge der Quarta als Schulkameraden des Prinzen Eitel Friedrich auserwählt. . Berlin, 9. Dez. Die Entſcheſdung wegen der längere Zeſt ſchwebenden Miniſterkrifis iſt geſtern Vormittag im neuen Palais erfolgt. Der Kalſer ö empfing dort den telegraphiſch berufenen Fielheren von der Recke von der Horſt, mit welchem er en Auf dunkler Bahn. Novelle von Car! Caſſau. 1 Zwel Minuten ſpäter ward die Treppe ſammt Follweg herabgelaſſen; Hans befeſtigte ſein Boot an der nüchſten Oeſe und ſtieg gemach hinauf. Ee fand Kopftän Lynkſtröm am Vorderſteven, o er Hans derb die Hand ſchüttelte, ſo daß dieſer eine Grimaſſe zog. „Ich bringe Grüße Ei, dank ſchön! bor der Ubreiſe beſehen? Kommt eben recht! Ein ſchmucker Burſche! Kommt!“ Hans ging mit, denn bei vom Vater!“ dieſem Gange durch's ſollte das Gewitter losbrechen. Ul fn 2 1 ſie ihren Gatten auf der Neiſe. Haha — und Hans — lachte laut auf. anf „Ihr ſeid ja ſehr luſtig!“ meinte Lynkſir ben. Vögel, die ſo früh fingen, holt die Katz! , L. e „In Galgenhumor, Freund Galgenhumor! 0 0 8 15 ˖ „So? Nun, mir iſt's recht! 8 5 0 f Sie haben nun alles auf dem Schiffe beſehen, 545 50. vom Deck bis zum Kiel, udeln ſehlt , Sten. Vorräthe, das Teinkwaſſer, die Pravatkajüten — aber Überall von 9 Spur. 5 Doch verwand er's und meinte: Ihr wollet gewiß mein Schiff Sch ff, mußte er ja auf Cornelie ſtoßen und dann Natürlich begleitete die koftbare Ladung in Ladenwaaren und Tuchen, Droguen und Farben, die Küche und Pulverkammer, je keine „Eins wollte ich noch fragen!“ meinte Hans. „Wenn das Mlittagbrod fertig, nicht wahr? Habe auch einen guten Appetit! „Haak,“ rief er durchs Sprachrohr dem Schiffsdiener zu, anrichten für mich und meinen Gaſt! Kommt Freund!“ Hans nickte nur. Das war ihm auch recht, und ſo ſaß er denn bei Lynkſtröm in der Kafüte und that der guten Küche des Schiffes alle Ehre an. Der ſchwere ſpant che Wein aber verwirrte ihm Kopf, und böſe Gadanken ſchwirrten durch denſelben. „Wann wollt Ihr zurück?“ fragte plötzlich Luynkſtröm, „wir reiſen recht bald ab mit Follings „O, ich will Euch nicht länger inkommodren! Beantwottet mir nur eine Frage!“ „Fragt junger Mann!“ „Wo habt Ihr Cornelie gelaſſen?“ fuhr Hans da heraus und ward gluthroth. „Dachte ich's doch!“ meinte Lynkſtröm. „Er⸗ laubt, daß ich mit aller Hochachtung vor Euch die Antwort verſchweige. Cornelie iſt nicht hier im Schiffe, aber ſie iſt gut aufgehoben.“ Nun war Hanſens Ruhe dahin, er ſich Gewalt an. „Habt ihr ſie geehelicht?“ ö Lynkſtröm lachte hell auf und bro Lachen endlich heraus: 1 „Ihr fragt noch?“ „Dann ſteht mir Rechenſchaft!“ dennoch thal Jetzt ſtand Lynkſtröm auf: „Haake — bringt ſchnell ein Glas Waſſer für Kapitän Tyndal!“ Dabei klopfte er ihm ſo auf die Schulter, daß er beinahe mit dem Stuhle zuſammengebrochen wäre und brummte: „Seht, Hans Tyndal! Habt Ihr je gehört, daß Adler und Mqulwurf ſich paaren? — Sure Pflegeſchweſter Cornelie iſt ein Adler, hochſtrebend, feinfühlig, tief gebildet, und Ibr, mit Verlaub, Ihr ſeid der — Maulwurf. Seit Ibr die 2½ Jahr Kapltän ſeid, klebt Ihr mehr als je om Erdenſchmutz und die Wirthsbäuſer in Hamburg, L ſſabon, New⸗ York und Rio können von Hans Tyndals Streichen erzählen! It's nicht ſo? Die Roſe war nicht für Euch! Und dann, ein Kopftän wie Ihr, und der Vorfall auf der Fjalds⸗Halde, Holzſchläger als Pub⸗ kum! Ich bitt' Euch, geht in Euch, ſonſt ſeid Ihr mein Freund geweſen! Mit Verlaub, das wollt' ich Euch längſt ſagen! So nun iſt's heraus, ehrlich norwegiſch!“ „So Seid Ihr nicht auch jung geweſen? Ihr Klugredner, ich kündige Euch die Freundſchaft und ſchieß Euch nieder wie einen reudigen Köter,“ ſchrie jetzt Hans wühtend. Und er zog den Revolver. Aber Ly akſtröm behielt ihn im Auge, entwand ihm die Waffe mit Leichtigkeit — denn er war rieſenſtark und ſehr gewandt — und warf fie durch