. blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. Allgemeiner Anzeiger Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. . Neis viectelfahrlich Mark 1.—, mit iuftriertem Unterhaltungs / I die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg 7 für Ladenburg und Amgegend. Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus⸗Zelle oder 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. 1 ruck und Verlag von Karl Molitor, Jadenburg. 5 1 deren Corpuszeile. Neclamen 20 Pfg. Samstag, den 7. Dezember 1895. K Politiſches. 19 Berlin, 5. Dez. Die Tbronrede mit welcher der Reichskanzler Fürſt Hohenlohe Namens des Kaiſers Blume an In Reichtag am Dienſtag eröffnete, weiſt keinerlei urg Ueberraſchungen auf. Anknüpfend an die 25äbrige w. Mal Erinnerungsfeier der großen Gedenktage von 1870, e mn Weit ſie mit en em gewiſſen Schwung der Sprache enn A die herrlichen Errungenſchaften des gewaltigen Meieges für Deutſchland hin, dieſen Paſſus mit einer uten patriotſſchen Mahnung an den Reichstag ſchließend. Dann werden die ſchon b⸗kannten geſetz⸗ berſſchen Aufgaben aufgezählt, welche diesmal des Neſchstages harren, und unter welchen ſich nach der Meiſicherung der Rede auch die in voriger Seſfion Anerledigt gebliebene Novelle zur Gewerbe⸗Ordnung Mieder befindet, die, wie es hieß, dem Reichstage dicht wieder vorgelegt werden ſollte. Auf die Finanz⸗ loge des Reiches wirft die Thronrede bei Erwähnung e Elais einen freundlichen Ausblick, bält aber trotz⸗ em an der Nothwendigkeit einer Reichs finanzreform el. Bemerkenswerther Weiſe ſchweigt ſie ſich in Ne Frage des eventuellen weiteren Kampfes gegen dle Sozialdemokratie völlig aus nicht mit einer Sylbe wird der ſozlaldemokratiſchen Umſturzbewegung und in der vorigen Neichstagsſeſſion geſcheiterten ntlett; teſsliſen . Nompfgeſetzes gegen den „Umßurz“ gedacht. Bei ige hießen Besprechung der auswärtigen Politik berübrt die Stadt um Whroneede die oſtaſiatiſche Frage und die Wirren I fürkiſchen Orient. In Bezug auf erſtere wird an die erfolgreiche gemeinsame diplomatiſche Action u Wunt⸗ Deutſchlands mit Rußland und Frankreich zu Gunſten U. J. U. Ehinas er nnert, während der den Vorgängen in g. der Türkei geltende Paſſus der Zuverficht Ausdruck juch⸗ un bexleibt, daß den vereinten Anflrengungen der Mächte don dit zur Wiederherſtellung geordneter Zuſtände der Erfolg nicht fehlen werde. Mittwochs wurde das bisherige Prä⸗ ſidium v. Buol (Centr.), Schmidt⸗Bingen (deutſch⸗ freinnig), Spahn (Centr.) wiedergewählt. Der unter die Abgeordneten zur Verthellung gelangte Etatsentwurf für 1896/97 enthält nichts Ueberraſchendes, da ja die einzelnen Theile des Ge⸗ ſammtetats bereits durch die hierüber in die Blätter gelangte Veröffentlichungen zur allg⸗meinen Kenntni gekommen find. An dieſer Stelle ſei doher nur nochmals daran erinnert, daß der Etat in Einnahmen und Ausgaben mit 1259 221983 Mk. balaneirt (mehr gegen das Vorjahr 20061 502 Mk.) und daß die fortdauernten Ausgaben 1 136 389 625 Mk., einmaligen Ausgaben 93 487438 Mk., die einmaligen Ausgaben außerordentlichen Natur 29350 921 Mk. Die außerordentlichen Bedürfniſſe des betragen. Reichsheeres, der Marine und der Reichseiſenbahnen ſollen, wie gewöhnlich, durch eine Anleihe gedeckt werden, dieſelbe würde einen Geſammtbetrag don 27850 921 Mk. zu decken haben. Herr v. Köller, der preufiſche Miniſter des Inneren, wird nächſtens aus ſeinem Amte ſcheiden, bereits hat er einn Urlaub genommen, derſelbe wird zweifellos zur definitven Demiffton des Miniſters hinüberleiten. Ernſte Meinungsverſchiedenheiten mit ſeinen Collegen, namentlich was das plötzliche ſcharfe Vorgehen gegen die ſozialdemokratiſchen Parteiorgani⸗ ſationen in Berlin anbelangt ſollen Herrn b. Köller beſtimmt haben, ſein Entlaſſungsgeſuch einzureichen. Einftweilen leitet Unterſtaatsſecretalr Braubehrens das Miniſterium des Inneren. Jerſchiedenes. E. Ladenburg, 5. Dez. Nach vorläufiger i Der erſte Theil, worin die Schülerinnen des E n Feſtſtellung ergab die om 1. d. M. vorgenomme Volkszählung folgendes Neſoltat: 2 münnliche 1647 weibliche 1780 Summa 3427 Seelen ſomit ein Mehr nach der letzten Volkszählung von 183 Seelen, Berufs- und Gewerbezählung „ 67 die früheren Zählungen ergaben und zwar: im Jahr 1890 83284 Seelen. „ „ 1885 3267 „ „ 1880 3115 „ „ 1875 3041 „ 1867 15 3017 „ „1864 3001 g „ „ 1861 2882 „„ 1858 2916 CC 2911 „ „ 1846 3025 f „ 184 2565 „ „ 1840 5 2498 „ „ 1839 2431 „ „ 1884 2367 „ 1824 „ „182 , — Ladenburg, 5. Dez. Die Abendunter⸗ baltung zum Beſten des Kochkurſes war geſtern Abend ſehr zahlreich beſucht und verlief in erfreulichſter Weiſe. Ein Zug fröhlichen Gelingens durchdrang das Ganze und erzeugte jene Heiterkeit, welche zwang⸗ loſer Gemüthlichkeit zu Grunde liegt. Kurſes eine kleine Probe ablegen ſollten, ließ ein wahrhaft befriedigendes Reſultat des Unternehmens ohne Mühe erkennen. Unter der umfichtigen, ruhig freundlichen dörnith, 9.— Auf dunkler Bahn. 1 5 Nobelle von Carl Caſſau. ö 1 Sie lachte bitter und ſagte: „Wollt ihr den babe deltten Bewerber ſplelen?“ . Er aber meinte jetzt ernſt: „Und Ni mand len, soll's wifſen, daß Ihr fortgeht.“ 90 3 „Niemand! Den Koffer ſoll Euer Schlffsknecht John noch heute Abend in die Cabine bringen!“ „Wohl, will John Beſcheid geben! Doch da 25 it der alte Kopitän wieder.“ len Die beiden Freunde unterhielten ſich während igel des Kaffees ſehr angelegentlich über rationelle Forſt⸗ kultur und damit ging die Zeit hin. Cornelie schritt bt. finnig auf und ab. — Ungewöhnlich früh gingen die Männer heute zu Bett, nur Cornilie wachte noch. Da erſchlen ö John der Schiffsknecht mit einem leiſen „Pſt, pt!“ unter Corneliens offenen Fenſter. Er mußte in Stitmpfen die Treppe hinauf und den Koffer hiab ' befördern. Dann war alles ſtill im Hauſe, der Engel des Schlafes ſtreute zuletzt aus Corneliens Geiste. 4 Eine Flüchtige alli Am andern Morgen gegen halb fünf Uhr, als die Sonne eben die Baumſpitzen bergoldete, befand fich Cornelie ſchon auf dem Wege zum Mövenfels, jenſeits der Halbinſel. Sie ſtand noch nicht lange dort oben, ſo ſteuerten zwei Boote herbei: in dem einen ſaß Hans, in dem andern Erik. Sie nahm unten am Felſen, wo die brütenden Vögeln von den Neſtern aufgeſchreckt, laut keeiſchend durch einander flogen, Stellung. Da erhob ſte von oben laut ihre Stimme: „Hans Tyndal, Erik Tyndal! Sobald Ihr einen Schuß gegeneinander thut, pringe ich von hier oben in die See und Niemand ſoll mich lebend wiederſehen! Habt Ihr mich verſtanden? Schießt Eure Kugeln in die See und fahrt heim! Morgen früh will ich Euch Weiteres wiſſen laſſen. Ihr Beide werdet mich ſobald nicht wiederſehen!“ Sie ſtand da wie eine der Walkülren in der germaniſchen Götterſage, warnend und drohend zugleich. Erſchrocken horchten die feindlichen Brüder auf! Einen Augenblick war's da unten ſtill, dann feuerte Erik fünfmal in's Waſſer, Hans folgte mürriſch ſeinem Beiſpiel und beide ſteuerten um die Halbinſel heimwärts. Cornelie lächelte, dann ſank ſie erſchöpft nieder ins Haidenkraut auf dem hohen Ufer. Es war ge⸗ lungen, dem Vater beide Söhne zu erhalten. Gegen acht Uhr gelangte ſie in der Bucht an und ſtieg in das Segelboot Lyakſtröms, wo ſchon Vorräthe in der Cabine aufgeſpeichert lagen. Lynkſtröm ſelbſt geleitete Cornelle bis auf's Schiff. Sie hatte das Haus nicht mehr betreten; aber auf ihrer Kommode im Stübchen lag ein Brief. welcher die Adreſſe hatte. „An Herrn Kapitän Tyndal.“ In Tyndols Haus erregte Corneliens Abweſen⸗ heit am frühen Morgen doch Befremden, indeß glaubten alle, das junge Mädchen ſei bei den Wald⸗ arbeitern, bis Sufanne eben den Brief gefunden. Papa Tyndal öffnete ihn und las: „Geliebter Vater! Ihr werdet Eure Cornelie nicht ſchelten, daß ſie heimlich davongegangen iſt. In Eurem Hauſe find zwei brave Sohne, die im Begriffe waren, ſich um mich armes Ding umzubringen. Da faßte ich einen Entſchluß. Kopſtän Linkſtröm bot es mit an und mit ihm fuhr ich aus freiem Entſchluß davon. Lebet wohl! Bewahret mir Eure Liebe! bald ſollt Ihr mehr von mir erfahren. Eure Cornelie.“ Der alte Kopitän ſtand wie vom Donner ge⸗ rührt, rief dann Erik und Hans herbei und las Ihnen den Brief vor. „Alſo mit Lynkſtröm iſt ſie gegangen 7“ ſchrie Hans. „Natürlich als ſeine Frau! O die Verrätherin!“ „Deshalb hatten ſie auch oviel zufammen zu ziſcheln und Heimlichkeiten zuſammenzutreiben!“ ſetzte Erik hinzu.