bern 42 oldarheh ber bal Stunt. menſt A 0000 N dazu bickte, blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. n die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Sadenbuig Geſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Peeis viertelfährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ 1 Ameigen: die 1⸗ſpaltige Corpus⸗Zelle oder deren Naum 10 Pfg., Lokale Geſchüfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. ruck und Verlag von Karl Molitor, Jadenburg. Corpuszeile. Neelamen 20 Pfg. Nr. 96 Samstag, den 30. Die Arbeiten des Reichstags. Die Arbeiten, welche den Reichstag in der am nͤchſten Dienstag beginnenden Tagung beſchäftigen erden, laſſen ſich, wenigſtens ſoweit die erſte Zeit in Betracht kommt, jetzt ſchon vollſtändig überſehen. Neben dem Reichshaushaltsetat für 1896—97 wird l in erſter Reſhe der Geſetzentwurf zur Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbes ſein, der bisher allein Unter den dem Bundesrate zugeſtellten Vorlagen bollföndig fertiggeſtellt iſt. Es dürfte im Reichs⸗ loge inſofern längere Erörterungen nötig machen, ais nicht Vorſorge getroffen ſein ſoll, daß der lautere Melidewerb ungeſtört geloſſen wird. Mit der Grund⸗ dee des Entwurfes dürfte ſich eine große Mehrheit des Reichstages einverſtanden erklären, es wird nur bel auf die Formulierung der einzelnen in's Auge gefaßten B⸗ſtimmungen ankommen. Von einem ganz anderen Geſichtspunkte dürfte ſich die Reichstags⸗ mehrheit bei der Beurteilung des gleichfalls bevor ⸗ gehenden Entwurfes über die Handwerkskammern lelten laſſen. Her wird es vor Allem darauf an⸗ kommen, ob der Weg, welcher von den berbündeten Regierungen zur Herbeiführung der Organiſation des Handwerks beſchritten werden dürfte, zweckmäßig iſt boder ob man lieber die Errichtung der Handwerks⸗ kammern erſt nach der Durchführung der lokalen Organiſation vornehmen will. Entſcheidet man fich in erſterem Sinne, ſo wird eine Verſtändigung über den Heſetzentwurf nicht ſchwer ſein, fällt jedoch die Ent⸗ ſcheidung nach der letzteren Seite aus, ſo würde der Entwurf von vorn berein geſcheſtert ſein. Nicht leichtere Arbeit wird die Nob elle zum Gerichtsver⸗ ſaſſungsgeſetz und zur Strafproz⸗ßordnung verur⸗ ſochen, obſchon ſie bereits der Vorberatung einer Feommiſſſon des Reichstages in der vorigen Tagung unterlegen hat. Die Komm ſſlon hat ſich bekannt⸗ lich nicht ſoweſt einigen können, daß ſie die Novelle durchberiet und einen Bericht erſtattete. Hoffentlich gelingt es diesmal, die Arbeiten beſſer zu fördern, und zwar vielleicht ſo, daß man von der Novelle, welche wenig Abänderungen gegen den vorigen Entwurf aufweiſen dürfte, die Abſchnitte, über welche von vornherein die Unmöglichkeit der Erzielung einer Verſtändigung feſtſteht, wegläßt und nur die übrigen durchberät. Zwei Entwürfe werden zur Hebung der Lage der Landwirtſchaft beſtimmt ſein. Der eine iſt das ſogenannte Margarinegeſetz. Obſchon von landwirtſchaftlicher Seite der Wunſch geäußert iſt, daß die in dem Entwurfe enthaltenen Vorſchriften mehrfache Verſchärfungen und Ergänzungen erfahren, ſo wird doch von ſo großen Bevölkerungsgruppen die Zweckmäßigkeit der denſelben zu Grunde liegenden Idee anerkannt, daß dies Zuſtandekommen des Geſetzes kaum zweifelhaft iſt. Weſentlch anders ſteht es in dieſer Beziehung mit der Zuckerſteuernovelle, und zwar in erſter Reihe deshalb, weil in den Reihen der Zucker induſtrie keine einheitliche Stimmung über die Kontingentierung herrſcht. Wenn aber nicht einmal die Induſtrie, zu deren Aufbeſſzrung ein Entwurf beſtimmt iſt, über deſſen Zweckmäßigkeit einig iſt, ſo iſt die Ausſicht auf das ſchließliche Zuſtandekommen desſelben keine allzu günſtige. So weit der Kreis der Vorlagen, von denen ſteht. Von zwei Geſetzentwürfen hingegen, die nach allgemeiner Auffaſſung den Reichs tag gleichfalls in der nächſten Tagung beſchäftigen ſollten, hat man bisher nichts Sicheres gehört, vom Boͤrſengeſetz und von der Gewerbeordnungsnovelle. Das erſtere hat dem Bundesrate ſchon im Sommer vorgelegen, die letztere iſt ſogar in einer Reichstagskommiſſ on voll⸗ die demnächſtige Einbringung an den Reichstag feſt⸗ November 1895. ſtändig durchberaten. Beide dürften wohl erſt in einem ſpäteren Datum der Seſſion, ebenſo wie das im Bundesrate befindliche bürgerliche Geſetzbuch an den Reichstag gelangen. : Politiſches. Karlsruhe, 26. Nobbr. Die demokratlſche Fraktion hat im Landtag einen Antrag eingebracht, die Regierung zu erſuchen, dem Landtag noch in dieſer Söſſion einen Geſetz'ntwurf vorzulegen, durch den die geſetzlichen Beſtimmungen über die Wahl der Abgeordneten zur zweiten Kammer im Sinne der vom letzten Landtag gefaßten Beſchlüſſe abgeändert werden. Der vorige Landtag erklärte ſich für die Einführung der direkten Wahl. Der Antrag iſt die Antwort auf die Mitteilung der Neglerung bei Er⸗ öffnung des Landtags, daß die Erwägungen Über dle Aenderung des Wahliyſt'ms noch nicht abgeſchloſſen und dementsprechend eine Vorlage vorerſt von der Regierung nicht zu erwarten ſei. — Schanghai, 27. Nov. Die Chin⸗ ſen hab n die große franzöfiſche Miſſions⸗Statlon Liu ⸗ Siang während der Abweſenheit des franzöfiſchen Kanonenbootes zerſtört. 8 Jerſchiedenes. — Karlstuhe, 27. Nov. Das Kalſerpaar ließ an dem heutigen Todestage der Fürſtin Bis mark dem Fürſten einen großen Kranz überreichen, beſtimmt, das Bildniß des Fürſten im Familienſaale zu Friedrichsruhe zu umſchließen. Die prächtige Schleife zeigt die Initialen des Kaiſerpaares und die kaiſerliche Krone. — Karlsruhe, 27. Nov. Geſtern Abend i nach längerer Krankheit der Leibarzt Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs, Geh. Rath Auf dunkler Bahn. Novelle von Carl Caſſau. Nimm ein Vergrößerungsglas und beſteh Dir die Samenkörner der Pflanzen und habe dann Muth noch zu ſagen: „Es iſt ein Zufall, daß die Welt da it. Bei all deiner Gelehrſamkeit haſt Du kein Herz und deshalb kein Verſtändniß für die herrlichen Und großartigen Schöpfungen Gottes!“ Etik erſchrak. Er ſah ſie von der Seite ſcheu on und mußte ſich die göttliche Schöpfung dieſes wunderbaren Mädchens voll eingeſtehen. Einige Abwechslung brachte ein Beſuch des Kopitäns Lynkſtröm in's Haus. Der Kopftän war ein alter Freund Tyndals, ein Mann von ſchon fünf und vierzig Jahren, aber noch lebhaft und ſtatt⸗ lich, wenn ihm auch ſchon die erſten Silberhaare wuchſen. 8 Diefer machte ſich mit Cornelie viel zu ſchaffen, plauderte gern mit ihr, börte ihrem Spiele und Geſange zu und geberdete fich während ſeines Auf⸗ enthaltes als ihr erklärte Ritter. Wos ging nun in Erik vor, daß er ſo finſter wenn Coptän Lyalſteöm da war. Inzwischen rüſtete ſich dieſer aber zur Abreiſe. „Höre, Tyndal,“ ſagte er eines Tages in Eriks Gegenwart, „Du haſt einen Schatz an dem Mädel im Haufe! Hüte ihn wohl!“ „Meinſt Du?“ 1 „Wahrhaftig! Wenn die Kleine wollte, ich hei⸗ rathete fi? vom Fleck weg!“ „Du, alter Seebär!“ erwiderte aber da der alte Tyndal ſpöttiſch, „was willſt Du mit einer ſolcher ſchönen, jungen Frau anfangen? Corneile iſt nicht für Dich gewachſen,“ Lynkſteöm aber lachte, zeigte ſeine weſßen Zäbne und ſagte: „Ich fühle mich noch ſehr jung. Doch ich will mich beſcheiden,“ Damit ging er. Am andern Tage erſchien ganz unerwartet Hans, herzlich begrüßt von allen Mitgliedern des Hauſes. i „Gut, daß da biſt, Junge!“ ſagte Papa Tyn⸗ dal und Erik umarmte den Bruder. Hans war giößer und ſtärker als Erik, auch zwei Jahre älter; er hatte bei blondem Haar und Bart dunkle Augen. Er hatte Cornelie überhaupt im Leben nur einige Male geſehen, denn er war meiſtens auf Seereiſen geweſen. Wer iſt denn das?“ wies er auf Cornelie und fragte ſo in ſeinrr ungeſchminkten Seemannsweiſe. „Rennſt Du Deine Pflegeſchweſter Cornilie nicht?“ fragte dagegen Papa Tyadal. „Die kleine rauhe Katze, die Du damals nach Vergen in die Penfion ſchickteſt? Iſt es die?“ ben die!“ 1 Hans ſah ſie j tzt genauer an und ſagte dann: „Sollte man das für möglich halten! Sie iſt ſchön wie eine Fie geworden.“ 8 Dann reichte er der verlegen ertölhenden Cor⸗ nelle freundlich die Hand. „Junge,“ ſagte er am anderen Tage zu Erik, „Du bit ſchon drei Wochen bier und — haſt noch nicht um Cornelie gefreit, Du liebſt ſt⸗ alſo nicht. Ein hübſches Mädchen! Welcher Wuchs, welch“ Büſte, welches Fuer in den Augen! Hole mich der Teufel! Hab' ſchon viel von Frauenſchöabeit geſehen, aber ſo was überſteigt allen Glauben! Weißt Du was ? Aber hier in meinem Herzen regt es fich gewaltigt, ich liebe Cornelſe, und wenn ſie will, nehme ich fie zur Frau!“ „S—0—0—9?“ ſagte Erik erſtaunt. Die nächſte Nacht that er aber kein Auge zu. Sein ſchlafendes Herz war doch zur erſten Liebe er⸗ wacht, die aber mit all' der Schüchternheit, die ihr in ſolchen Fällen eigen iſt, gepaart auftrat. Am andern Tage kam aus Gbtakler die Nach⸗ richt, daß ein Wallfiſch auf den Strand geworfen worden ſei. . Haus erklärte ſogleich, Tante Clarſſſa einen Beſuch machen und den nächſtfolgenden Tag bei Ly akſtröm, der in Götackler ein Haus beſaß, bleiben zu wollen; das war der Vor wand, die Hauptſache wat, den Wallfiſch zu ſeh n. W hin f“ fragte Cornelie 3