ag ae 55 1800 ln b Imi baunih gung ah and g t guat ſuſende. r Jö, . blatt Mk. 1. 11 1 10 40 frei ins Haus is gebn ur die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. dierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pf Corpuszeile. Neclamen 20 Pfg. Dru und Verlag don Narl Molitor, Ladenburg. 75 1580 N r. 92. Samsfag, den 16. November 1895. —— 0 1 es Kaisers künſtteriſcher Mahnruf. Unter dieſer Ueberſchrift bringt die Nordd. Allg. Ig. eine Beſchreibung des Bildes, das der Kaiſer niſſe aufragen; im Vorgrund erſcheint die Burg Hohenzollern. qualmendes Gewölk verfinſtert den Himmel. Der Weg, den die ſich heranwälzenden afiatiſchen Horden nehmen, wird von dem Flammenmeer einer brennenden Stadt bezeichnet. Maſſige, zu bölliſchen Fratzen verzerrte Rauchwolken entſteigen dem zerſtörenden Brande. Die drohende Gefahr, in Geſtalt des Buddoh, thront in dieſem düſteren Rahmen; ein chinefiſcher Drache, der den Dämon der Vernichtung gleichſam verkörpert, trägt dies Goͤtzenbilld. In unheſmlichem Vordringen nähern ſich die finſteren wenige Zeit noch, und er iſt keine Grenze mehr. Unter den zeichneriſchen Entwurf, den Prof. Knackfuß in Kaſſel zu einem wirkungsvollen Bilde ausgeſtaltete Abteilung der Reichsdruckerei durch heliographiſche Nachbildung vervielfältigte, ſchrieb der Kai er mit Güler. „Nordd. Allg. Ztg.“: Es iſt nicht das erſtemal, daß Deutſchlands Kaſſer zu Zeichenſtiit und Pinſel greift, um mit den Gebilden ſeiner künſtleriſchen Thätigkeit irgend eine Not zu lindern, eine Wohl⸗ thätigkeitsſache, zu unterſtüzen. Schon ols er noch Beittäge für Armenbazare und noch bor ſteuern, welches ein Teil des italieniſchen Volkes durch zerſlörende Naturereigniſſe erlitten, bildete des Kaisers große Tuſchzeichnung „Torpedoboote im Kampfe“ den Hauptgewinn der dafür veranſtalteten ausgiebigen Tombola. Heute jedoch ſtehen wir einer eigener Hand: Völker Europas, wahret Eure heiligſten Wilhelm I. R. — Ueber, den Zweck, den der Kaiſer mit dem Bilde verfolgte, bemerkt die Prinz Wilh. war, ſtiftete er ſelbſtgeſchaffene künſtleriſche Gewalten den Ufern des ſchützenden Stromes; nur und Profeſſor Noeſe, der Leiter der chalkographiſchen küͤnſtlerichen That des Herrſchers gegenüber, welche Ueber dieſe friedvollen Gave aber ballen ſich die Wolken des Unheils zuſammen; dunkles, die vorangegangenen, durch ihren geiſtigen Inbalt, durch den ihr zu Grunde liegenden tiefernſten Ge⸗ danken weit überragt. Auch diesmal war einzig und allein der Wunſch, dem Unheil zu ſteuern, vor kommender Gefahr zu warnen, die Triebfelder von des Kalſers Schaffen. Es drängte ihn, den Kultur⸗ völkern Europas eine Mahnung zuzurufen, die ſo klar und eindringlich ſei, daß ſie auch dem flüchtigſten Beobachter verfländlich wäre ... Die ganze Dar⸗ ſtellung ruft eindringlich dem Beſchauer, zu, daß es Pflicht jedes einzelnen denkenden Menſchen ſſt, ſolche entſetzliche, alle Religion, Kultur, Geſittung und Wohlfahrt bedrohende Gefahr mit den zu Gebote ſtehenden Waffen auf's Energichſte zu bekämpfen. Nur auf dieſe Weiſe kann der äußere und innere 12 5 erhalten bleiben, Das Bild ſtrebt ein hohes iel an. . Politiſches. Karlsruhe, 12. Nov. Der badiſche Land⸗ tag wurde heute im Auftrag des Großherzogs durch Staatsminiſter Nokl eröffnet. In der Eröffnungs⸗ rede wird konſtatiert, daß der ordentliche, Stat des Voranſchlaas für den Staatshaushalt der Budget⸗ periode 1896/97 erſtmals wieder ohne neunens werten Fehlbetrag abſchließt. Da ſich die Hoffnung auf das Zuſtandekommen einer Reichsfinanzreform nicht wenigen Monaten, als es galt, dem Unglück zu erfüllt, bringt die Regierung in Vorſchlag, bis auf Weiteres die Deckung der reinen Matrikularbeiträg⸗ in der Form von Zuſchlägen zur Einkommenſt uer zu bewirken. Ob danach eine Erhöhung der Ein⸗ kommenſteuer und im welchen Umfange im Laufe der Butgetperiode erforderlich werden wird, bleibt don dem Ergebnis der Abſchlüſſe des Reichsetats abhängig; unter dem Gefichtspunkt der Deckung der chmt. dor Kurzem dem Zaren überreichen ließ: „Auf einer — Fespaatte ſtehen, überſtrahlt von dem Lichtglanz des Kreuzes — des Zeichens, in dem allein Cbriſten ng den Sieg erkämpfen — die allegoriſchen Geſtalten mh der Kulturvölker. Im Vorgrund Frankreſch; mit 1 der Linken das Auge beſchattend, glaubt es noch gbd nicht recht an die Nähe der Gefahr; Deutſchland bingegen, mit Schild und Schwert bewaffnet, folgt . gufmerkſamen Auges dem Anwachſen des Unheils, Rußland. ein ſchönes, reichlockiges Weib, legt traulich lng einen Arm auf die Schulter der wehrhaften Ge⸗ auth kührtin. Neben dieſer Gruppe ſteht entſchloſſen Oeſterreſch; es ſtreckt ſeine Rechte auffordernd aus, gü. um das noch etwas zögernde England für die ge⸗ ikiar un Meinſame Arbeit zu gewinnen. Itallen ſteht zwiſchen helden und ſchaut gleich Deutſchland erregt auf das — Neohende Unheil. Den Schluß dieſes Zuges edler Frouengeſtalten bilden zwei junge, lockige Mädchen; I die verfinnbildlichen die kleineren Kulturſtaaten, auch 1 die tragen Speere in der Hand. Vor dieſer wehr⸗ ie bn, baaften, vielgeſtaltigen Gruppe ſteht der ungepanzerte, uur u geflagelte Erzengel Michael; ſeine Rechte bält das flommende Schwert. Sein Antlitz iſt der Frauen⸗ ufnunt ſchar zugewandt; ſeine Züge ſpiegeln ernſte Energie wieder und ſeine ausgeſtreckte Linke, welche auf das 0 nahende Furchtbare hinweiſt, unterſtützt noch die 1 Aufforderung, zum heiligen Kampfe bereit zu ſein. 90 Zu Füßen des Felsplateaus, dehnt ſich die weite 11 Ebene des europälſchen Kulturlandes, ein mojeſtätiſcher z 0 Strom durchrauſcht es, Bergzüge begrenzen den At 75 Horizont und in der Niederung werden Städte daten ſichtbar, aus denen Kirchen der verſchledenen Bekennt⸗ b ut Rechte Hebe. Novolle von H. Limpurg. blilht 10 „Du glaubſt garnicht, wie ſelig ich bin,“ ſchrleb — die junge Dame, die noch immer in Wiesbaden fich befand, „alle Tage iſt eine andere Geſellſchaft zu Ehren unſerer Verlobung und ich habe ſo viele, häbſche Toiletten dazu, daß mein Bräutigam ganz ktaunt darüber il. Wir werden im Frühjahr helrathen und dann eine ſchöne Reiſe machen, auch biel Geſelligkeit, Theater und Konzerte beſuchen, das it meine größte Seligkeit, und Werder thut alles, was ich will. Er iſt wirklich nett ganz anders als damals jener langweilige Huſarenmajor aus dem Manbver, wie hieß er doch gleich.“ „langweiligen“ Mannes ſtand ja in Feuerlettern jo himmelweit von ihr felbſt verſchieden war! Am nächſten Morgen erhielt ſie tine entzückende Weihnachtskarte, aus der unter Chriſtroſen und Eis⸗ dronschef im . ten Huſarenregiment.“ hinauf, um es auf dem Herzen zu bergen. Der Wagen rollte gegen Mittag zur Bahn mit dem Schloßherrn und Ada, um Graf Traunſtein ab⸗ zuholen. Es war ein munterer, jovialer Mann Ende der Dreißiger, welcher grüßend ſich aus dem Kupee bog. „Willkommen“, rief er heitet als er den Zug verließ und ſchüttelte kräftig des Schwagers Rechte, „nun alter Knabe, ſehen wir uns nach ſo langen Ada ließ den Brief finken; der Name jenes ef drin in ihrer Bruſt gegraben; ſie konnte nur bedauern: die Achſeln zucken über die Freundin, welche zapfen mit feſten, eleganten Zügen ein Name her⸗ borblickte: „Albrecht Sendrach, Major und Schwa⸗ Strahlend und erröthend zeigte das junge Mädchen ihr Geſchenk der Mutter und flog dann Jahren endlich wieder? „Ja, ſolch unglücklicher Majoratsherr wie unſereins hat wenig Zeit zum Reiſen und muß an feiner hochgeborenen Scholle kleben. Wenn's nur auf dem Traunſtein nicht ſo einſam wäre! Ah, und hier iſt mein Nichtchen Ada! da darf ſolch alter Onkel wohl gar nicht mehr eine Umarmung wagen?“ Aber er ſchloß dennoch das ſchöne Mädchen in die Arme, daß ſie lachend beinahe in ſeinem Polz verſank. „Nun kamm, Onkel Eduard,“ rief ſie endlich athemlos ſich losmachend, „wir wollen heim, denn es iſt etwas kühl hier ſich zu begrüßen. Mama wartet mit der Suppe.“ Im Stillen freilich dachte die treuloſe Nechte wie ſehr viel ſchöner es wäre, wenn j mand anders ö neben ihr im Schlitten ſäße, als der heitere Oukel, aber ſie fühlte das Weinachtsbild auf dem Herzen und lächelte. Sie hatte ja eine ſo felſenfeſte Hoff⸗ Tauſend, welch' ſchöne junge Dame biſt Du geworden; nung, daß die Criſtroſen auch ihr erblühen würden und deshalb leuchteten die blauen Augen auch ſo älteren Mann und keinen faden Leutenant.“ ſeleg und lächellen die rothen Lippen. Onkel Traun⸗ ſtein aber konnte keinen Blick von der lieblichen Nichte verwenden — und in ſein einſames Herz ſchlich ſich leiſe, ganz feiſe ein Hoffnungsſtrahl für künftige Tage. Armer Onkel Eduard! Frau von Bärfeld begrüßte gleichfalls jubelnd den langerſehnten Bruder, aber ſie winkte auch ihrem Gemahl geheimnißvoll lächelnd zu. „Wir werden ein wunderſchönes Feſt feiern,“ flüſterte ſie im Vorbeigehen, „es soll alles ſehr gut gelingen.“ Am nächſten Morgen ſchmückten Onkel und Nichte den Baum unter allerlei Scherz und Röckereſen. „Mädchen!“ rief der Graf bewundert, als unter den emſt gen, ſchlanken Fingern das Tannenbäumch'en ſich feenhaft verwondelte, „Dich könnte ich auf dem Traunſtein brauchen. Willſt Du nicht meine Frau werden?“ „Und meine eigene Tante,“ Ada kmpte ſch⸗lmiſch, „ich danke für den Heirathsantrag ex abrupto und warne Dich, mich nochmals in Verſuchung zu führen.“ „Du biſt eine Mamſell Uebermuth,“ drohte der Graf, „ich bin ja viel zu alt für ſolch' Backfiſchchen, welches ſich eben etſt in der Welt umſteht.“ Eine glühende Röthe färbte das Anlitz des jungen Mädchens und ſie ſagte, etwas unüberlegt haſtig: „O nein, Oankel, ich heirathe gewiß nur einen