Sſte einnehmen. Der Oroßherzogliche Rommffarlus hält eine An' prache an die Stände Verſammlung, ruft die neu eingetretenen Mitglieder zur Eidesleiſt⸗ ung auf und erklärt nach erfolgter Eidesleiſtung die Ständeverſammlung für eröffnet. Hierauf verlaſſen die Mitglieder des Staatsminiſteriums und der erſten Kammer in der nämlichen Ordnung, in welcher ſie elngetreten find, den Sitzungsſaal. Berlin, 3. Novbr. Der Reichstag iſt laut einer kaiſerlichen Verordnung auf den 3. Dezember einberufen, alſo noch zu einem ſpäteren Zeiſpunkte im Jahre, als bislang allgemein vermuthet worden war. Es iſt bedauerlich, daß die Einberufung des Reichsparlamentes erſt im litzten Monat des Jahres erfolgt, denn angefichts der alsdann bald kommenden parlamentariſchen Weibnachtspauſe wird es ſm alten Jahre nicht ſonderlich viel mehr vor ſich bringen, es müſſen demnach gewichtige Gründe gegen eine frübere Einberufung der Volksvertretung der Nation gesprochen haben. Berlin, 8. Nod. Den „Münch. N. Nachr.“ wird von hier gemeldet: In den letzten Tagen bat eine Geſammtfitzung des preuftſchen Staatsminiſterjums unter dem Vorſſtz des Reichskanzlers Für Hohen⸗ lohe ſtattgefunden. Es verlautet darüber folgendes: In der Sitzung wurde die als entſchleden nothwendig erachtete Aenderung des preufiſchen Militälprozeß⸗ verfahrens erörtert. Der Reichskanzler trat warm für unbeſchränkte O ffintlichkeit des Verfahrens nach boheriſchem Muſter ein; ebenſo faſt alle anderen Miniſter, auch der Kriegsminiſt' r. Schließlich einigte man fich für Einführung der beſchränkten O⸗ffentlich⸗ keit. Der diesbezügliche Entwurf wird demnöchff dem Kalſer unterbreitet, der für ſeine Perſon durchaus gegen jegliche Aenderung iſt. Von dem Entscheid dürfte das Bleiben oder Nichtbleiben des Kriegsmi⸗ niſters abhängen. Koſtantinopel, 3. Nov. Nach offiziellen kürkiſchen Berichten griffen die Armenier vorgeſt⸗rn die Moſcheen der Hauptorte in dem Vilaj⸗t Diarbekir an, wobel es auf beiden Seiten Tote und Verwundete gab. Es find Maßregeln zur Wiederherſtellung der Ordnung getroffen worden. Armenſer aus Zeitun töteten den Lieutenant Haſſan Agba, deſſen Frau und Kinder auf der Straße Keukſu (?) nach Maraſch, bemächtigten ſich deren G⸗päckſtücke und brachen dann in die Ortſchaft Zutſch⸗rki ein, wo ſie den Bauern ſämmtliche Habſeligkeiten raubten. Konſtantinopel, 4. Nov. Die Nach⸗ richten aus Anatolien und Rumelien lauten immer ernſter, belde Provinzen find im aflaemeinen Aufruhr Das Militär iſt vollfſändig ohnmächtig. Auf ber Pforte und im Palaſt betrachtet man die Situation als äußerſt kritiſch und ventllirt den Plav, die 2555 es zu. um die militäriſche Riederwerſung bitten. 5 Verſchiedenes. 5 — Karlsruhe, 2. Nov. Donnerstag Abend 7‘ Uhr ging die Ehe rau eines Backofenbauers in der Werderſtraße vom Hauſe fort, um etwas zu hoſen. Sie ließ ihre Kinder im Alter von 3 und 1 / Jahren zurück, die auf dem Zimmerboden miteinander spielten. Als fie nach etwa 10 Minuten zuröck kam, lag das 1% Jahre alte Mädchen mit ſh weren Brandwunden bedeckt auf dem Boden. Während ihrer Abwefenheſt war es auf einen Sſuhl geſtlegen und hatte die guf einem Tiſch ſtehende Erdöllampe umg worfen, wodurch ſeine Kleider Feuer fingen und das Kindchen die entfetzlichen Brandwunden er⸗ hielt. Die Zimmereinrichtung erlitt keinen beſonderen Brandſchaden. Ein auf das Wehrufen der Mutter berbeigtkommener Nachbar brachte das ſchwerberletzte Kind ſofort mit einer Droſchke in das ſtädt. Kranken⸗ haus, woſelbſt es indes ſchon um 9 Uhr Abends geſtorben iſt. — Neckarelz (A. Mosbach), 4. Nov. Am Allerheiligentage wollte die Wittwe Bl. von hier auf dem Gottesacker noch einige Blumen auf dem Grab⸗ ſtein ihres erſten Mannes anbringen, wodurch der nicht mehr feſtſtehende Stein in's Wanken lam, umſtel und und der Unglücklichen beide Füße, von denen der eine gebrochen wurde, übel zurichte'te. Nachdem fie von berbeleilenden Leuten aus ihrer helfloſen Lage befreit worden war, wurde ſie zu ihrer Heilung in's — Mainz, 3. Nov. Ein zwö fjähriger Real⸗ ſchüler ſtürzte heute Abend in der Bahnhofſtraße vom bierten Stockwerk einer Altane herunter und blieb auf der Stelle tot. — Königsberg, 3. Nov. In der letzten Nacht wurde ein Poſten, der an der Pionier⸗Kaſerne vor dem Sackheimer Thor Wache ſtand, von mehreren Perſonen, die geſtern zur Kontrolverſammlung er⸗ ſchienen waren, inſultirt. Als nach dem Poſten mit Steinen geworfen wurde, gab er Feuer, wobei ein Tumultant durch einen Schuß in die Bruſt getödtet wurde; ein zweſter erhielt einen Streiſſchuß quer über die Bruſt und wurde ſchwer verlitzt nach dem hiefigen Eliſabeth⸗Krankenhaus übergeführt. — Breslau, 3. Nov. Die „Bresl. 3.“ meldet: Ein dicht bei Pröbelwitz gelegener Pulverthurm ſſt geſtern Nachmittag in die Luft geftoge Biaz wurde feſtgeſtellt, daß 1 Perſon getödet und 4 schwer verwundet find. — Liegnitz, 3. Nov. In Abweſenheit feiner Frau beging der Handelsmann Wiesner Mord g ſeinen drei Kindern und Selbſtmord durch Vergiftung Zwei Kinder, ein 12jähriges Mädchen und jährige Knabe wurden gerettet, ein 6jäbriges Mädchen ſowle der Mörder find todt. Der Grund der Unthaz waren Familienzwiſtigkeiten. Paris, 3. Noy. Das Zuchſpolizelgerich verhandelte am Samstag unter Ausſchluß der O ffentlichkeſt gegen das wegen Spfonirens angellagte Ehehaar Schwartz. Schwartz wurde zu fünf Johren Gefängniß und 5000 Franken Geldſtrafe, Ferg Schwartz zu drei Jahren Gefängniß und 3000 Franken Geldſtrafe verurtheflt, beſde unter Verbot des Aufenthaltes in Frankreich und unter Verlußt der bürgerlichen und der Familienrechte guf geh Jahre. — Paris, 4. Nov. Auf dem Schloß Mar cenat am Albier wurde eine deutſche Gouvernanſe unter dem Verdacht der Spfonage verhaftet. — Antwerpen, 29. Okt. (Verhafteler Defraudant.) Geſtern verhaftete die Polizei in der Nähe des Bahnhofes den von Deutſchland aus bet folgten, aus Kiel gebürtigten frühern Gendarm Peler Barro, der beſchuldigt iſt, zu Anfang dieſes Monate in Heidelberg 52000 Mk. unterſchlogen zu haben Der Verhaftete trug nur etwa 4000 Mk, bel dich und behauptet, der Reſt ſei ihm geſtohlen worden, — New⸗York, 4. Nov. Die „World“ veröffentlicht eine Depeſche aus Pachuca in M eo, nach welcher 10 Perſonen im Gefängniß zu Toxan kana auf Befehl des Richters als Ketzer lebendig verbrannt worden ſind. Der Richter erklärte, e habe einen Auftrag Gottes, ließ die Opfer in den Bekten verhaften, in das Gefüngniß werfen, ſchloß ſie daſelbſt ein und legte darauf Feuer im Gefängnff an. Die Bevölkerung ließ es unter dem Einfluß der Religionsmanie des Richters zu. Gegen 20 Perſonen find in Unterſuchung gezogen worden. Spital nach Mosbach verbracht. — Heiteres. Aufgerückt. „Durch den Tod des anderen „Müller“ aus ihrem Bureau ind Sie wobl avanclert?“ „Allerdings; ich bin J „Müller I.“ geworden.“ — Petrpl⸗x. Der Herr Profeſſor küßt in der Zerſtreutheit ſeine Schwleges mutter; als ihm das Geſchehene zum Bewußtsein kommt, wird er ſo perplex, daß er ſte noch einmal käßl. dem füßen Gefichtſchen nieder: „Was iſt ſchade, Fräulein Ada, ſprechen Sie es aus — Sie ahnen nicht, was an Ihre Worte ſich knüpft.“ Ein Jubelton zitterte auf in dem klopfenden Mädchenherzen, eine Thräne glänzte in dem blauen Auge, als ſie jetzt haſtig hervorſtieß: „Es thut mir ſo leid — daß Sie wieder fortgehen!“ „Nun, Ada, müſſen wir aber heimreſten,“ rief der Baron in drm Augenblick herüber, „und dürfen die Herren nicht länger aufhalten. Auf Wiederſehen denn heute Abend!“ „Noch eine Minute, gnädiges Fräulein,“ bat Mojor Sendrach, plötzlich heiter und faſt übermüthig, „ich möchte um die Ehre eines Tanzes heute Abend erſuchen, wenn das von einem älteren Manne wie ich nicht allzu unbeſcheiden iſt. Wollen Sie die Inade haben?“ „Sebr gern,“ nickte Ada halblaut, „ich — ich hatte die Quardrille noch nicht beſitzt.“ „So danke ich ganz unterthänigſt für die Ehre,“ wieder flog ein leuchtender Blick zu dem zitternden Mädchen hin, dann goloppirt⸗ der ſtattlich: Major davon und Ada lenkte wie im Traume ihr Pferd an des Vaters Seite. Wie kam's denn, daß es ſchien, als ob die Sonne plötzlich ſo viel heller ſtrahlte, die Vögel lauter fubilirten und ringsum alles ein neues Anſehen hatte. Sie wagte ſich keine Antwort zu geben auf die Frage, nur die kleine Hand preßte ſie auf die wogende Bruſt und eilte beim Heimkehren hinauf in das Thurmſtübchen, um ihren Thränen freſen Lauf zu laſſen. So fand Marie ſie noch, als ſie eine halbe Stunde ſpäter athemlos anlangte. „Aber Ada, was haſt Du?“ rief ſie verwundert, weshalb ſo traurig? Du wirſt heute Abend gar z verweinte Augen haben. Geh doch, ſei vernünftig! Haſt Du Dich geärgert, daß Vetter Egon mir den Hof macht?“ „Nein“, brachte das junge Mädchen mühſam hervor, „aber Marie, bitte ſage Mama, daß — daß ich nicht zu Tiſch kommen könne. ſo weh.“ . „Das wäre! Es iſt ja zum letzten Male, daß die Herren bei uns eſſen, auch der Oberſt kommt. Mein Kind, das wird nicht angehen.“ 5 925 . 5 * Als Mojot Sendrach daheim in feinem Zimmer auf Schloß Bärfeld anlangte, war der ſtrahlende Mein Kopf thut e — — Sie ſah einigermaßen verwundert den augen⸗ ſcheinlech tieferregeten Mann an, dann aber ſcheſt ſte, das Haupt gewährend neigend, den Parfweg entlang, indeß die Uebrigen auf der Veranda blſehen. „Was hätten Sie mir zu ſagen, Mojor Sen⸗ drach?“ frug ſte gütig, „Sie haben fich in den Tagen Ihres Aufenthalts ſchon wie ein guter Bekanner bei uns eingelebt, daß ich mich herzlich freue, ihr Vertrauen zy erlangen.“ 1 Ausdruck ſeiner Augen erloſchen, zwiſchen den dichten Brauen lag eine Falte und er ballte die Fauſt beim Auf- und Nlederſchreiten durchs Gemach. „Ich darf ja nicht,“ murmelte er ſtöhnend, „es iſt ein Verbrechen, dies junge, liebliche Geſchöpf an meine Jahre zu ketten. Jahre älter als ſie, dazu Wittwer. — Nein, ich will kein Thor ſein, morgen rücken wir ab, und der ſchönſte Traum meines Lebens zerrinnt. — O, mein Gott, und ich wäre doch ſo gern noch glücklich ge⸗ worden, denn ich meine — daß Ada mich liebt.“ Bei Tiſch erſchien die Tochter des Hauſes nicht; ſte ſei von dem Frühritt angegriffen und wolle des Balles wegen ruhen, ſo erklärte die Baronin auf die Fragen der Herren. Nach Tiſch fand der Major Sendrach Gelegenheit zu der Dame zu treten, er kämpfte einen Augenblick, dann aber begann er tief⸗ ernſt; „Sie werden heute Abend auch beim Balle ſein, Frau Baronin, und vorher hatte ich den Wunſch, 5 Ihnen eine Unterredung zu führen. Darf ich ülten. —“ Ich bin wohl dreißig „Wer weiß gnädigſte Frau, ob Sie noch welter ſo für mich gefinnt ſein werden, wenn ich Ihnen ſage, daß ich — Ihr Fräulein Tochter liebe —“ Er hatte gemeint, die Dame ganz überraſcht zuſammenfahren zu ſehen, aber ſie ſcheſtt weiter, ein milder Ausdruck lag auf den noch mmer ſchönen Zügen. „Ich habe es ſeit zwei Tagen kommen ſehen, Herr Major, ſie ſagen mir nichts Neues!“ „Frau Baronin,“ rief halbperſtickt vor Freud der ſtatilſche Offizier, „und Sſe züenen mit nicht, dem älteren Manne, der es wagt, ſein Auge auf dies liebliche Mädchen zu erheben?“ „Ich zürne Ihnen nicht, mein Herr, aber dc muß vor Uebereilung warnen.“ „Wie meinen Sie das, Frau Baronin? eig Mann in meinen Jahrea vertrſtt jedes Wort, waz er ſagt.“ „Gewiß und ihre Meinung iſt gewiß eine Hart, reine, kein Truggold, Herr Mojor, doch mein Rind hat erſt hineingeblickt ins Leben, ſie kennt ſich und ihr Herz noch nicht. —“ . „So weiſen Sie meine Hoffnungen und Wünsche ab, gnaͤdige Frau?“ eee Ai Deiſe 1 mlhemdei lin b een da f then und Alerlragen end Ta Ahern Faden Hub. ind