hoze Sorge. Vegen leßtere wird eine gräuſam⸗ Verfolgung ins Werk geſetzt, wie u. A. die ſumma⸗ riſche Hinrichtung von 25 jungtürkiſchen Partelführern bewelſt; die Körper der Gelöpften wurden einfach n den Bosporus geworfen. Auch in den kürkiſchen ovinzen geht's fortdauernd unruhig zu, ſo iſt es amentlich in Armenjen und Syrien zu neuen blutigen Zuſammenſlößen zwiſchen Chriſten und Moslims ekommen. Paris, 26. Okt. Die Regierung giebt den Terl des Vertrages bekannt, den Duchesne mit der Känigin von Madagaskar geſchloſſen hat. Demzufolge nimmt die Königin das Protektorat Frankreichs mit allen Konſtquenzen an. Der franzöſiſche General⸗ breftdent vertritt Madagaskar in allen auswärtigen Angelepenbeiten; dofüt verſpricht Frankreich, die Königin gegen jede Gefahr zu ſchütz n. Fronkreich übt die Kontrolle über die innere Verwaltung aus, und hat die Berechtigung, auf der Inſel Beſeſtigungen zu errichten. Alle Ausgaben, die die Verwaltung erfordert, weiden durch Einkünfte der Inſel gedeckt. Die Königin verpflichtet ſich, die Reformen dorzu⸗ nehmen, die Frankreich verlangt, keine Anleihe ohne Frankreichs Genehmigung abzuſchlleßen. Frankreichs Befißungen von Diego Suarez werden vergrößert. Verſchiedenes. Ladenburg, 28. Okt. Nach längerer Krankheit iſt vorgeſtern das langjährige badiſche Mit⸗ glied der Direktion der Main⸗Neckar⸗Eiſenbahn, Herr Sehrimrath Ferdinand Groſch, in Darmſtadt geſtorben. Die badiſche Verwaltung verliert an dem Entſchlafenen einen Beamten von vorttefflichem Charakter und ſeltener Berufstreue und Zuverläſſigkeit. In der langen Zeit, während er als Tarifreferent an den Berath⸗ ungen über die Regelung des Güterverkehrs und die Feſtſtellung der Tarife Theil zu nehmen hatte, war er ſtets bemüht, die Inter ſſen der Badiſchen und Main⸗Neckar⸗Bahn mit Eifer und Beharrlichkeit zu wahren. — Mannheim, 28. Oct. Mit durch⸗ Inittenem Halſe wurde geſtern Nachmittag in einem Zimmer des Gaſthauſes „Zum kleinen Maierhof“ der 26 Jahre alte Fuhrknecht Ferdinand Schmleier von Ebersthal todt im Bette liegend aufgefunden. In ſeinem Befiße befanden ſich noch über 200 M. zum größten Theil in Werthpap leren. Der Selbſimörder litt an Schwermuth, die in ſeiner Fomilie erblich ſein ſoll. — Mannheim, 27. Okt. Die Frau des Schneiders G. brachte ihr 4jähriges Söhnchen zu — ——— junge Mädchen unbefangen, „vielleicht kann auch Maria mitkommen.“ „Hm, find ſie ganz ſicher im Sattel, Fräulein von Pohl?“ fiug der alte Herr etwas fklpliſch. „O, gewiß, Herr Baron,“ verficherte das Fräu⸗ lein glühend roth bor Entzücken über dieſe Ausſicht, »ich habe mein Reitkleid auch mit.“ „Je nun, das thut's nicht allein, die Pferde zu lenken iſt die Hauptſache. Aber wir können es ja verſuchen, auf Ihre eigene Verantwortung.“ „O, wir find ja in der Nähe der Damen und zum Retten bereit,“ rief Egon enthuftaſtich, „aber das Pferd wird doch nicht ſo ungalant fein, die ſchönſte Reiterin abzuwerfen.“ „Sie müſſen die Güte haben, Herr Major, uns den Tag zu nennen, an dem für Zuſchauer es am günſtigſten iſt, ſich zum Manöver einzufinden,“ mit dieſen Worten ſchnitt Baron Bärfeld die drohende lange Rede ſeines eiteln Neffen ab, der ſich nun damit abfand, über die Lehne von Adas Stuhl hinüber beiden jungen Damen ſeine Huldigungen zu ſpenden. Fräulein Maria jedoch ſchaute ziemlich auffallend und ſchwärmeriſch zu dem ernſten Stabsoffizier auf, welcher jetzt in ein lebhaftes Fachgeſpräch mit dem Schloß herrn verwickelt war; noch trug ſie die Roſe am Gürtel, aber ſie halte bereits Über dieſelbe beſtimmt! Freilich mußte ſie vorſichtig zu Werke gehen, um nicht Adas übermüthigen Spott zu erregen. Doch dieſe ſaß gedankenvoll da und lächelte nur höflich zu den faden Worten des eleganten Velters. Endlich erhoben ſich die Damen, um fich zurück⸗ zuzlehen — und ſjitzt glückte es der ſchönen und koketten Maria, ihre Roſe di ö ö 0 kluümmerle Belt und ging dann in die iche, Möbrend fe fich dort aufhielt, kleite te das Kind aus einem Bett⸗ kommende Maſchine überfahren werden. Pe 9 Infaſſen wurden vom Wagen geschleudert, wobeg ein chen, ſtleg an das offenſtehende Fenſter und fiel aus Perſon getödtet, eine ſchwer und eine leſcht verletzt einer Hohe von 4 Etagen auf di⸗ Straße. Es lebte noch, ſtarb aber während der Ueberbringung in's Krankenhaus. — Kirchheim, 28. Okt. Totſchlag.] Auf dem Heimwege von der Rohrbacher Kirchweihe gerieten zwei Bellder, Jacob und Peter Gottfried von bier, in Wortwechſel, Jacob zog das Meſſer und tötete ſeinen Bruder durch einen Stich in's Herz. Die ſchwergetroffene Familie iſt ſehr zu bedauern. — Karlstuhe, 27. Okt. Auf Grund der in der Zeit vom 30. Sept⸗mber bs 5 Okkober l. J. abgebaltenen Pellfung ſind u. A. folgende Aktuare zur Anſtellung als Gerichtsſchreiber für böfähigt er⸗ klärt worden: Leonhard Bechtold pon Ladenburg, Friedrich Brehm von Hohenſachſen, Adolf Schork, von Ladenburg. — Bruchſal, 28 Okt. Vergangene Nacht verbrachte ein Feldwebel vom bieſigen Detach ment nebſt 3 Saldaten einen angeblichen Friedrich Raber, Schloſſer aus Heidelberg, mit der Meldung auf die Polizeiwoche, daß derſelbe ſich heimlicherweſſe in die Kaferne geſchlichen und verſchiedenen Soldaten die Bruſtbeutel abgeſchnitten und Portemonnales aus der Taſche geſtohlen habe. Der Thüter wurde ins Amts⸗ gefängniß abgeliefert. — Offenburg, 25. Okt. Als Leiche wurde geſtern ftüh im Hofe des Hauſes Friedrichsſtraße 38 dahler die 58 Jahre alte ledige Näherin Pauline Braun von hier aufgefunden. Dieſelbe hatte ſchwere Verletzungen am Kopf, auch waren beide Arme ge⸗ brochen. Die Braun bewohnte im genannten Hauſe ein Zimmer im 4. Stock. Da das Fenſter im Hauſe des 3. Stockes, welches am Abend vocher geſchloſſun worden war, offen ſtand, ſo muß ange⸗ nommen werden, daß die Braun, welche verwachſen war und an Aſihma litt, um Luft zu ſchöpfen, fich zum Fenſter hinauslehnte, dabei das Gleichgewicht verlor und in die Tiefe ſürzte. — Kiel, 26. Okt. Der Dampfer „Nhein⸗ land“, mit Stiückgütern nach der Oſtſſe b ſtimmt, iſt bei Roſenkranz im Kaiſer Wilhelm⸗Kanal einge⸗ laufen und geſunken. Der Dampfer „München“ und „Maibach“ find zur Hllfeleiſtung abgegangen. Der Schffsverkehr iſt durch den Unfall nicht gehemmt. — Zeitz, 27. Okt. Heute Vormittag iſt am Wegeübergang bei Bude 45 am weſtlichen Ende des J Bahnhofes Zeitz ein Fuhrwerk durch eine von Gera ——— ͤ—ͤ—23 — wurde. Auch die Pferde wurden gelödtet, Die Schranken waren geſchloſſen und der Wärter wor auf ſeinem Posten. Die Pferde durchbrachen die Schranken. — Berlin, 27.Okt. Der „Reſchsanzelger⸗ theſlt die ſtatiſtiſche Ueberſicht über die Ausdehnung des Tabakbaues im deutſchen Zollgebiet im Erntejahr 1895 mit. Der Flächeninhalt der mit Tobak be⸗ pflanzten Grundſtücke betrug in dieſem Jahre 21,16 Hektar, was im Veraleich zum Vorjohre elne Steſ⸗ gerung von 3588 Hektar bduteut. Zebt man in Betracht, daß im Jahre 1892 die Anbaufläche man noch 14 730 Hektar betrug, ſo läßt ſich eine beträcht⸗ liche Neigung des einheimiſchen Tabalbaues zur Aus, dehnuag feſtellen. Heut' iſt bezüglich der Anbaufläche wieder der Stand erreicht, den der Tabalbau ig Jahre 1887 einnahm. — Berlin, 26. Okt. W'gen eines aus⸗ gedehnten Handels mit Menſcherfleiſch iſt der Leichen⸗ diener K., der in der Irrenanſtaft zu Dalldorf an⸗ geſtellt war, verhaftet worden. In Reinickendorf erzählte man ſich ſchon längere Zeit, daß K. den Leichen verſtorbener Anſtaltsinſaſſen verſchledene Theile heimlich entnehme und nach auswärts verkaufe Daz Gerücht kam auch dem Gendarmerie⸗Wachtmeſſter Jung zu Oßren. Er beobocht⸗te den verdächtigen Lichendlener und fand bald, daß das Gerücht Recht gehabt hatte. Eines Tages begab ſich K. mit einer Riſte auf den Bahnbof Reinickendorf der Berlin⸗ Krymmener⸗Bahn. Der Beamte folgte ſöm, ſah daß die Kiſte an das pathologiſche Inſitut in Greifswald adre firt war. Noch verdächtiger erſchien ihm der Um⸗ ſtand, daß der Leichendiener den Inhalt als las bezeichnet hatte. Der Wachtmeiſter ließ R. die Riſte öffnen und fand darin menſchliche Herzen, Lungen und Lebern, im Ganzen gegen 50 Pfund. Dit Kiſte mit dem Inhalt wurde in die Reinickendorfer Leichenholle gebracht und K. auf der Stelle feſtge⸗ nommen. Das Verhältniß des Leichendleners zum pothologiſchen Inſtitut in Greifswald bedarf noch der Aufklärung. — Auf Erſuchen erklären wir, daß weder ein Sohn des Herrn Reallehrer Schmitthelm, noch ein Mitglied der Nebenzimmergeſellſchaft zum Adler den Artikel in Nr. 83. des Ladenburger Wochenblatt b'ginnend „In einem Neckarſtädtchen“ geſchrieben hal. Die Redackſon. zu Boden gleiten zu laſſen; ob er ſie wohl aufheben würde? — Aber er that es nicht. — Als die Damen das Zimmer vetlaſſen hatten und die Herren wieder Platz nahmen, ſchob der Mofor im Geſpräch achtlos die verwelkte Blüthe bei Seit /; er hatt⸗ gar nicht geſehen, daß Fräulein von Pohl ſie getragen, und es fiel ihm nicht im entfern⸗ teſten ein, ſie aufzuheben, wie die ſentimentale Schwärmerin es geglaubt. Im ſchwebten zwel an⸗ dere Augenſterne vor, die ihm heute aufgegangen — und die noch immer durch ſein einſames Daſein leuchten würden, denn er war ja ein älterer Mann! Lange, lange noch ſtand er noch mit verschränkten Armen am gröffneten Fenſter ſeines Schlafzimmers und blickte zum Himmel auf, während die bärdigen Oppen ſich feſt übereinnander ſchloſſen, um ein liefes Auffeufzen zu erſticken. War's den möglich, hatten jene blauen Mädchen⸗ augen Adas ihn, den ernſten Mann, zum Thoren gemacht, Bild auf Bild zog ſein bisheriges Leben an ihm vorüber, wie er um ſeine etſte Frau, von heißer Leidenſchaft verblendet, geworben und ſie eigen ge⸗ worden war; wie die Ehe dann unglücklich verlaufen und, nachdem die Leidenſchaft entflohen, die bittere Reue in ſein Herz eingezogen war. Schon ols Mädchen war Sendrachs Gattin gern wie ein Schmetter ing von einem zum andern Herrn geländelt; jeder war für fie ein Spielzeug, das fie achtlos bei Seite ſchob, wenn es keinen Reiz mehr für ſie hatte. Die junge Frau Major ſuchte deshalb auch in der Ehe nichts als flüchtige Ver⸗ gnügungen und Zerſtreuungen. Um ihren Gatten, der umſauſt verſuchte, ihr für das eigene Heim ein Intereſſe abzugewinnen, e ſich ſehr bald nicht mehr oder ſie machte ihm heftige Szenen, ſo daß auch er bald ſte ihre Wege gehen ließ Nach der Geburt des kleinen Töchterchens meinte Sendrach, es müſſe beſſer werden, doch ſeine Hoffnung war umſonft! Schon am Tage nach der Taufe Kindes beſchloß die übermüthige und kokette junge Frau einen Aus⸗ flug zu Pferde mit mehrren Damen und Herren zu machen. Als ſte, umg⸗ ben von einer ſtolzen Kobol⸗ kade, hoch zu Roß davonrſtt und dem Wotten einen flüchtigen Gruß zugwinkt, ſah er ſie zum letzten Male lebend. Todt und kalt brachte man ihm einige Stunden ſpäter ſeine Gemahlin heim. Sie war geſtürzt und hatte das Genick gebrochen! Dieſe traurige Erinnerungen zogen an Sendrachs Geiſte vorüber. Draußen ſchlug die Dorfuhr dröhnend elf und der ernſte Mann ſchloß ſeufzend das Fenſter. „Vor⸗ bel,“ murmelte er. „Ich muß aus Klugheit entſagen. Eine neue Enttäuſchung ertrüge ich nie und nimmer.“ Er hatt das erſte Mal in der Loterſe des Lebens eine Niete gezogen — es war zu ſpät. Er durfte nicht ein blühendes Mädchenleben an ſein Ge⸗ ſchick feſſeln. * 1. * Ada“ flüſtirte Fräulein von Pohl ſchwürn⸗ eriſch, als fle im Bett lag, und die Echter erloſchen waren, „er iſt doch wirklich ein wunderſchöner, herr⸗ licher Mann — unb — ich habe in den wenſgen Stunden mein Herz ſchon völlig an ihn verloten!“ „So,“ erwiderte die Freundin zirſtreut, „nus das geht wenigſtens raſch von ſtatten.“ th N . Für und Kanaren . ind Fail it. und 9 2