— Vom Neat, Kut] In einem größeren Octe des heiſichen Oden⸗ woldes — aus gewiſſen Rückſichten wollen wir den Namen verſchweigen — war die Frau eines launigen Biedermannes lange Zeit bettlägerig krank, obne daß der Arzt eine Krankheit hätte ausfindig machen können. Da ſann der beläſtigte Ehegatte auf ein propates Mittel. Er ſetzte ſich an den Tisch und ſchrieb. „Was ſchreibſt Du denn ?“ fragte die Frau. „Das kümmert Dich nichts“, war die Antwort des Mannes, der ſehr bedächtig weiter ſchrieb. Nach einiger Zeit ging er hinaus — den Brief liegen laſſend — und kam erſt wieder dann zurück, nachdem er der Ueber⸗ zeugung war, daß die Frau ſich aufgemacht und den Brief geleſen habe. — Und wahrſcheinlich das bloſe Durchleſen dieſes Rezeptes hatte gründlich ge⸗ bolfen; denn ſchon om anderen Morgen ſtand die Frau auf, ihre gewöhnlichen häuslichen Arbeiten wieder friich aufnehmend. Seit der Wiederg neſung find nun bereits mehrere Wochen berfloſſen, und die Frau iſt nicht wieder krank geworden; denn der Mann hatte einer früheren Liebſchaft in Schriesh im Folgendes geſchrieben: „Getröſte Dich, mein früheres Verkprechen, Dich zu heiraten, kann ich nun bald einlöſen. Meine Frau iſt ſeit Wochen ſo krank, daß der Arzt mir erklärt bat, ſie ſterbe noch vor Winter.“ Dieſe wenigen Worte haben die kranke Frau derart kuriert, daß fie vorausfichtlich noch recht viele Winter erlebt; denn ſie iſt wirklich plötzlich kerngeſund worden. Wohl dem Ehegatten, der ſich zu helfen weiß! — Karlsru be, 24. Okt. [Eiſenbahnun⸗ fall.] Die „Karlsr. Ztg.“ schreibt: Heute früh iſt die Lokomotive des um 5 Ubr 15 Min. vormittags n Karlsrube abfabrenden Perſonenzuges Nr. 250 bei der Einfahrt auf Station Sölligen an einer im Umbau begriffenen und nur ungenügend unterſtötzten Gelelſeſtelle entgleiſt. Verletzungen von Perſonen find nicht vorgekommen, auch iſt der Materſalſchaden nicht bedeutend. — Walldürn, 24. Okt. In Rippberg ſplelte geſtern der 10 Jahre alte Sohn eines ange⸗ ſehenen Schreinermeiſters mit einem geladenen Flobert⸗ gewehr, als fich dasſelbe plötzlich entlud und die ganze Schrotladung dem zwei Jahre alten Brüderchen in den Kopf drang. Nach einſger Zeit wae das arme Weſen eine Leiche. 8 — Leizig, 22. Okt. (Mord.) Der Direktor der Leipziger Baumwollipinnerei zu Leipzig⸗Aindenau, Peger, ſſt geſtern nachmittag bon dem Buchhalter e Spjinnerel, Nigel, ermordet worden. Dem Nie⸗ zel war gelündigt worden und daraufhin drang er ö geſtein mittog, während das übrige Perſonal bereits ö die Komptoirräume verloſſen hatte, in das Privat⸗ komptoſr dis Direktors, in dem er Herrn Peger ollein wußte, und feuerte auf dieſen einn R volber⸗ ſchuß ab. Direktor Peger brach zuſammen; der Schuß war ihm durch die Lunge und im Rücken wieder aus dem Körper gegangen. Auf dem Korridor bat ſich dann der Mörder einen Schuß in die Schläfe bei⸗ gebracht. Litzterer wurde ins Plagwitzer Kranken⸗ haus gebracht, wo er noch wenigen Stunden ſtarb, wäbrend der ſchwerberwundete Direktor Peger abends 10 Uhr in ſeiner Wohnung infolge eingetretener entnehmen, ſpäter eln an deſſen Eltern gerichteter Brief oufgefunden, in dem er ſagt: „Er werde ſich erſchiezen, weil ihm früher geſagt worden ſel, daß er bielleſcht einmal als Direktor angeſtellt werden olle, dieſe Hoffnung aber vernichtet worden ſel. Er wolle den Selbſimord nur verüben, um Rache zu nehmen. Er müſſe ſo handeln, um ſich zu rechtfer⸗ tigen und zu rächen.“ — Leipzig, 23. Okt. Ein hieflger Schutz⸗ mann Namens Ziegenbalg gab auf den Pol zei⸗ Direktor Dr. Brettſchneider drei Schüſſe ab, von denen zwei elne in einer Aktenmappe unter dem Arm netragenen 25 Blatt ſtarke Denkſchrift über die Grundſteinlegung des Reichsgerichtsgebäudes durch⸗ ſchlug und bis auf das untere Hemd des Polizei direktors in der Gegend des Herzens drang. Der Polizeidirektor blieb unverletzt. Der Thäter erklärte mit größter Glaſſenheit, daß er dem Polizeidirektor am Rathauſe aufgelauert und ihn erſchoſſen hätte, wenn er einen andern Weg genommen haben würde. — Hamburg, 23. Oct. Das deutſche Schiff „Carolina“ iſt, wie der „Berl. Lokalanz.“ meldet, unweit Pillau verunglückt. Zwei Leichen wurden bereits angetrieben, darunter diejenige des Kapitäns. — Stettin, 21. Okt. Unter eigenartigen Umſtänden fand in Treptow q. R. dos fl ber jährige Töchterchen des Arbeiters Böder einen entſetzlichen Tod. Das Kind hatte ſich über Kohlen einen Hering geröſtet; als es grade damit fertig war, wurde es ausgeſchickt, um Milch zu holen. In der Eile ſteckte das Kind den Hering in die Taſche und ging ſeines Weges. Plötzlich ſtanden die Kleider der Kleinen in Flammen. Auf das Geſchrei des Kindes kamen Herz- und Lungenſähmung verſchled. In der Wohnung des Mörders wurde, wie wir der „Leipz. Volksztg.“ 1 9 berbe und übergoſſen die Flammen m r Frauen ſchwere Brandwunden dovongetragen, daß es bold darauf ſtarb. Das Feuer war jedenfalls dadurch ente ſtanden, daß in dem Kopf des Herings eine leine glübende Kohle haften geblieben war, die das ele entzündete. i — Paris, 24. Oct. Der Direktor de Glaswerke in Carmaux erhielt mehrere Drohöbreſe in denen angekündigt wird, daß die Glasfabrik dem⸗ nächſt in die Luft fliegen wird. Die Werke werde infolged ſſen auf das Schärſſte überwacht. — Paris, 23. Okt. Die Direktorin de Walſenhauſes von Courbevoſe Fräulein de Courfo nes wurde verhaftet, weil ſie der ruffiſchen Gräfin Pant de la Gusre, welche gewünſcht hatte, ein Kind zz adoptieren, ein kleines Mädchen Namens Marie Herman um die Summe von 1000 Frs, verkauf batte. Fel. de Cousſié tes behauptet, von der Graff Pantin nur eine Entſchäbigung für die Auslagen die ihr die kleine Hermaan berurſacht hakte, erhalte zu haben. Auf die Handlungsweiſe der Verhaftete wirft beſonders der Umſtand ein ſchlimmeres acht daß ſie vorgab. Marie Hermann ſei vollſtändig eltern los, während die Mutter noch lebt. Fräuleſn Cour fi res ſoll übrigens ſchon wiederholt ihre anvertrauen Walſfenkinder um Geld abgetreten haben. — Hannover, 23. Okt. Als gegen 11 Ut der Comptoirbote det Firma Königswarter und Ebel die Reichsbank mit Geldbeutel verließ, wurde er im Hausflur von einem jungen Burſchen überfallen mit einem Hommer hinterrücks niedergeſchlagen, doc nicht tödlich verletzt. Auf die Hilferufe des Ueber fallenen wurde der Verbrecher ergriffen, der auf dem Transporte zur Polizei dem Beamten mit einem Meſſer zu Leibe ging. Die Perſon iſt noch nicht feſtgeſtellt; doch glaubt die Polizei einen geweglen Verbrecher wiederzuerkennen. — Soſta, 24. Okt. Nachrichten aus Sad⸗ bulgarien melden, das Gebiet zwiſchen Bozardsdrſc und Philippopel ſei in einer Ausdehnung von 12 Kilometer überſchwemmt. Man fürchtet ſür die Eſſen bahnbrücke zwiſchen Tirnowo und Semenli, deren Zerſtörung eine lange Verkehrsunterbrechung zur Folge haben würde. Durch die Hochwaſſer wurde die Vorſtadt von Philippopel, Stanimako, über⸗ ſchwemmt und großer Schaden angerichtet. Wein⸗ depots wurden überflutet, einige Häuſer in dem überſchwemmten Gebiete find eingeſtürzt. find doch genau dieſelbe geblieben wie damals als, Sie ſo grazſös durch das Seil ſprangen.“ Die junge Dame ſah etwas verlegen drein, und Bärfeld ſtutzte. als jetzt eine filberhelle Stimme hinter ihm ſagte: „Vetter Egon, dein Gedächtniß ſcheint etwas kurz und ungenau zu ſein, denn diejenige, welche Du meinſt, bin ich, aber ich habe nie durch das Seil ſpringen können.“ Das war abermals eine Niederlage für den eleganten Offizier! Doch er nahm ſie kalt auf, mur⸗ melte einige Worte der Entſchuldigung, drehte fich nach Coufine Ada um, machte eine tiefe Verbeugung, küßte ihre Fingerſpitzen und — befand ſich nach zwei Minuten wieder völlig auf der Höhe der Situ⸗ ation. Man begab fich zu Tiſch. Major von Sen⸗ drach führte die Baronin, Bärfeld die Coufine Ada und Maria wurde von dem Schloß herrn zu Tiſche geleitet. Es entwickelte ſich dald in der That ganz be⸗ ſonders durch Egons Gewandtheit eine animirte Unterhaltung, an der alle theilnahmen. Major Sen⸗ drach ſaß Ada gegenüber, und jedesmal, wenn ſte in die Höhe blickte, trafen ſeine ernſten Augen ſie ſo eigentümlich forſchend, daß es ſich wie ein Bann auf ihr Gemüth legte. Die Herren erzählten aller⸗ lei Manövererlebniſſs', Maria von Pohl und die Baronin hörten beluſtigt zu, und nur die ſonſt ſo muntere liebliche blonde Tochter des Hauſes wurde immer fliller; eine Fluth von Gedanken ſtrömten auf ſie ein. b Endlich erhob man fich, um den Kaffee vor dem Schloſſe unter der großen Kaſtanle einzunehmen. — erſten Male ſchritt der Major Sendrach neben . Sie fand jetzt, daß der Major ganz anders ausſah, ols wie ſie ſich gedacht hatte. Er war wohl ernſt und würdig, aber keineswegs ein älterer Herr, ſondern noch ein ſehr ſtattlicher Mann in den beſten Jahren. „Welch ein ſchönes Heim Sie haben, gnädiges Fräulein,“ begann er heiter, „Sie müſſen wohl nie den Wunſch fühlen, es zu verlaſſen.“ „Nein,“ entgegnete das junge Mädchen ſchlicht, „ich bin ſo glücklich hier mit den Eltern.“ „Und andere Menſchen ſtehen einſam in der Welt.“ „Sie doch wobl nicht Herr Major. Sie haben ſicherlich auch eine Heimath, in der man Sie jezt vermißt.“ „Wie mein n Sie das, meine Gnädigſte ?“ frug Sendrach einen Moment ſtehen bleibend, „jene Be⸗ merkung vorhin machte ich allerdings auf mich ſelbſt.“ Ich meine — ich glaubte,“ ſtammelte Ada etwas belangen, „Sie ſeien verhelrathet —“ Der ſtattliche Mann hob die Hand empor, deutete eruß auf den Ring on derſelben und ſagte: „Der Ring gehört — einer Todten, Fräulein von Bätrfeld. Ich bin Wittwer und lebe mit meinem zweijährigen Töchterchen einſam in unſerer großen Garniſon.“ Ein voller warmer Blick der Theilnahm⸗ traf ihn aus dieſen ſchönen, blauen Mädchenaugen, daß es ihn bis ins Herz erschütterte. Eiſt nach einer ziemlichen Pauſe ſagte Ada voll freimüth'ger Offenheit: „Ich war ſehr taktlos mit einer Frage, Herr Major können Sie mir vergeben?“ wodurch Sie mich gekränkt haben ſollten. iſt etwas ganz anderes als Neugierde, und Sie müſſen „Mein gnädiges Fräulein, ich wüßte nicht, Theilnahme mir zugeben, daß ein erfahrener Mann wie ich, beides zu unterſcheiden im Stande bin. Aber — danken will ich Ihnen für die Theilnahme an dem Einſamen; ich bin nicht verwöhnt damit — aber es hut o wohl.“ „Liebe Coufine,“ ſagte plötzlich dicht neben Ada tretend, Leutenant von Bärfeld, „wie wärs mit einer Parthie Kroquet, Du biſt ficherlich Meisterin darin.“ „Keineswegs,“ entgegnete ſie ziemſch kühl, „ch ſchlage dann doch lieber ruſſiſche Kegelbahn vor, da ſpielen die übrigen Herrſchaften mit; beſonders Mam liebt das ſehr.“ „O Herr Mojor, und ſie gewiß auch?“ ſeug Fränlein von Pohl mit ſchmachtendem Augenaufſchlag, „es iſt ſolch ein angenehmes, räthſelhaftes Spfel, wenn man die Kugel in die Lüfte ſchleuderk und nicht weiß, wohin ſie ihr Ziel zu nehmen gedenkt.“ „Das heißt, ob man vorbei ſchießt,“ bemerlle der Schloßherr trocken. „Sie drlcken ſich ſo relzend poetſſch aus, gnädiges Fräulein.“ Maria wurde feuerroth und warf eſnen Seſten⸗ blick nach dem Major, doch der hatte ſich ſoeben zur Baronin geſetzt, die ihm Kaffe einſchenkte. — Daz ruſſiſcht Kegelſpiel wurde aber doch zier Unterhallung gewählt, und die Herrſchaften ſplelten unter allgemeiner Munterkeit bis zum Dunkelwerden. Dann kam der Inspector, um ſich vom Schloß⸗ herrn die Befeble für den nächſten Tag zu holen und da auch die Baronin ins Haus ging, blieben die jungen Mädchen mit den beiden Offizieren zurück 9 W 9 102 n 0 Maſſer; es war J doch zu pat, das Kind halle lian bet nthtoben 60 lr ſtattf Zen zübliges — de bieftgen No 1 . 5 1 — . U die Turnftt No dans in Scale Valzäßliges 4 Samstag die Mitglied r. dormalhem gucken und Andenen On Aeputzen un Kaulterkrag An. und 5 aan krrct. un N 8 — 100 bröhen, s 18 Niet. un huhn in de