blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. viertelfährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs- i die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Sadenburg Druck und Verlag von Karl Molitor, Jadenburg. „ Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus-Zelle oder deren Naum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Corpuszeile. Neelamen 20 Pfg. Abonemens einladung. Das IV. Quartal d. Bl. beginnt mit dem 1. Ollober und laden zu Neubeſtellungen hierauf ergebenſt in, der Preis iſt am Kopfe des Blattes erſichtlich. Pleichzeitig machen wir auf das „Illufttirte Unterhaltungsblatt“ auftmerkſam, welches ſich ſſels tößter Beliebtheit erfreut. Für die uns zu Tell gewordene Unterftützung nſeres Unternehmens danken wir beſtens und bitten uch um fernere Gewogenheit, Beſtellungen beliebe man in der Expedition, der auch bei den „Zeitungsträgern“ machen zu wollen. Ladenburg, im September 1895. Die Redaktion. Zur nationalen Jubelfeier der Italiener. Am kommenden Freitag, den 20. September, ellenden ſich fünfundzwanzig Jahre, daß die Truppen kctor Emanuels triumphirend in Rom einzogen, er Römer. üble Dieſes bedeutſame Ereſgniß beſeitigte en bang, Kgeſelts den letzten Reſt der weltlichen Papſthertſchafl, fekt nderſeits aber beſiegelte es die ſeit langen Jahren on begonnene nationale Einigung Italiens, denn leite it der Aufpflanzung der italieniſchen Tricolore auf Mittwoch. 5 en 18 dheiſtert empfangen von der ungebeueren Mehrzahl welche neben dem Willen der eigenen Nation den italleniſchen Truppen den Weg nach Nom ebneten, ſie hatten den Abzug der ftanzöſiſchen Beſatzung aus der Tiberſtadt zur Folge, und brauſend durch⸗ klang nun der Ruf nach dem Befitz: Roms Italien bon den Alpen bis hinunter zum äußerſten Süden. Die Regierung Vietor Emanuels wäre ganz außer Stande geweſen, ſich dieſem einmüthigen Verlangen der Natſon entgegenzuß emmen, aber da es zu ihren eigenen Plänen vortrefflich paßte, ſo wurden um ſo bereitwilliger die italieniſchen Truppen gegen Rom in Bewegung geſetzt, welches dann von ihnen nach einer kurzen Scheinvertheidigung durch die kleine pöpſtliche Streitmacht am 20. September 1870 beſetzt wurde. Hiermit erfuhr das mühſame, aber beharrlich weitergeführte Werk des Aufbaues des italieniſchen Einheitsſtaates ſeine Krönung, die That⸗ ſache des geeinten Italiens ſtand mit der Beſitz⸗ ergreifung von Rom durch die italieniſche Regierung vollendet da. Und wie damals im ganzen Lande dieſer weltgeſchichtliche Vorgang mit kleſſter Genug⸗ thuung begrüßt wurde, abgeſehen natürlich von der able! Wällen der „ewigen Stadt“ wurde Rom von odor Ac, felbſt die Hauptftadt des jungen Apenninen⸗Rönig⸗ —. ches, wenngleich erſt am 26. Januar 1871 die ftpah fizielle Etklärung Roms zur Haupt⸗ und Reſidenz ⸗ ddt des Königs von Italien erfolgte. Die welt⸗ Aſchütternden Ereigniſſe, welche ſich 1870 auf den chlachtfeldern Frankreichs abſpielten, waren es, päpſtlichen Partei, ſo wurde er auch außerhalb Italiens voll gewürdigt, ſelbſt die katholiſchen Mächte erhoben keinen Einſpruch gegen die Einverleibung des Reſtes des Kirhenſtaates und Nom ſelbſt in das neue Italien, wußte man doch überall, daß die Annexion Roms dem Willen der gewaltigen Mehr⸗ zahl des italieniſchen Volkes nur entſprach. Seitdem aber hat ſich Italien mit Rom als ſeiner Hauptſtadt ſeine Stellung unter den europälſchen Großmächten erkämpft und zu erhalten gewußt, eine Großmacht Italien ohne Rom als ſeine politiſche Hauptſtadt wäre heute ganz undenkbar, und in allen Kreiſen des italieniſchen Volkes iſt man auch feſt entſchloſſen, dieſe zur Lebensbedingung für das vollgeeinte Vater⸗ Der Fluch des Mammons. Novelle von Leo Werner. Fortſetzung. „Ich höre gern Deinen Rath,“ entgegnete der imeiſter. „Du haſt als Kavallerleofficſer und als portsmann Dein Vermögen zugeſetzt,“ bemerkte lonkenfeld mit gedämpfter Stimme. Der Rittmeiſter nickte ſtumm und verlegen. „Mit den zehntauſend Mark, welche ich Dir hen will, kannſt Du aber ſo wie Du es blsher gewohnt geweſen biſt, nicht lange weiter wirthſchaften, b muß alſo moͤglichſt eine Aenderung in Deinem Jnſuß n ben eintreten, Alfred.“ 15 „Meinſt Du, daß ich künftig ſehr ſparſam Heil en oder meinen Abſchled nehmen und in einem delt, dien Winkel der Erde von meiner Penſion leben ann one frug der Rittmeiſter und ſchlug ſeine Augen n S Motzlch ſtolz auf. „Auf dieſe Weiſe beſchließe ich ih mein Leben ſo leicht nicht. Das hat noch Zeit, 50 J. % imd ich bin nicht der einzige Olficier, welcher kein Willn Vermögen beſtzt.“ — „Ich wollte Dir auch nicht gerade rathen, einen Abschied zu nehmen, Alfred,“ antwortete * Baron Blankenfeld, „ſondern mein aufrichtiger Noth geht dahin, daß Du Dich ſobald als moglich mt einer reichen Dame verheirathen mußt. Du biſt At fiebenunddreißig Jahre alt, alſo im beſten Mannes⸗ 9 Sl, 1 wo man noch heirathen kann.“ — zu heirathen,“ entgegnete der Baron lächelnd. giebt ja auch vornehme und reiche Büfrgerstöchter, September land gewordene wichtige Errungenſchaft des Jahres 1870 nimm rmehr wieder aufzugeben. Nur auf einer Seite grollt man noch fortgeſtzi wegen dieſer Wendung der Dinge und vermag ſich in ſie nicht zu ſchicken. Nach wie vor ſieht der Vatican dem neuen Italien feindlich gegenüber, nach wie vor proteſtirt die päpflliche Curie gegen die Eigenſchaft Roms als die längſt von aller Welt ſonſt anerkannte Hauptſtadt des Königreichs Italien. Dieſer Proteſt wird auch in die Jubelfeſtlichkeiten bineinſchallen, durch welche in Italien die 25jährige Wiederkehr des Tages der Beſetzung Noms ſeitens der italieniſchen Truppen gefeiert werden ſoll, während zugleich die Anhänger des Vatſcans inner⸗ und außerhalb Italiens erneut die Forderung der Wieder⸗ herſtellung der weltlichen Papſtherrſchaſt ertönen laſſen. Aber angeſichts der Wucht der Thatſachen wird und muß jener Proteſt und mit ihm das Ber⸗ langen nach der Wlederaufrichtung des päpſtlichen Roms wirkungslos bleiben, dies ſchon angeſichts des entſchiedenen Eintretens der großen Mehrheit des italieniſchen Volkes für Rom als die unantaftbare Hauptſtadt des geeinten Italiens. Nur unter der Vorbedingung eines gewaltigen Krieges könnte ein ſolcher rückläufiger politiſcher Prozeß vor ſich gehen, nimmermehr jedoch würde irgend eine Macht daran denken, ſich in einer derartigen folgenſchweren Weiſe für die vatſcaniſche Politik zu engagiren, dies um ſo weniger, als hierzu die erſte Vorbedingung die Sprengung des Dreibunds wäre. 5 Politiſches. Berlin, 16. Sept. Die ſo herrlich verlau⸗ fenen Kaiſer⸗ und Mavövertage in Pommern haben mancherlei bemerkenswerte Nachklänge gezeitigt. So wird jetzt das vom 11. Seplember datirte Hand⸗ „Das iſt leichter geſagt, als gethan,“ bemerkte der Rittmeiſter. „Meine Freiheit als Junggeſelle habe ich bisher immer ſehr hoch geſchätzt, und ich habe auch oft gedacht, daß ich mit meiner ausgeprägten Paſſton für den wagehalfigen Rennſport auch gar nicht recht zum ſoliden Ehemann paſſe.“ f „Ich glaube, daß Du in dieſer Hinficht ein einſeitiges Uctheil haſt,“ erklärte der Baron. „An der Seite einer braven Frau und im Kreiſe lieber Kinder dürften fich vielleicht Deine Paſſtonen für die Pferde und den Rennsport bald auf ein vernünftiges Maß beſchränken laſſen.“ „Aber wo ſoll ich gleich eine zu meinem Stande leicht nicht entſchließen. paſſende Frau mit reicher Mitgift hernehmen? Dle meiſten adeligen Familien können ihrer Töchtern auch nicht mehr als eine Ausſtattung und ein Nadelgeld g ben, wenn ſie dieſelben verheirathen. Duich eine ſolche Heirath könnte ich mich und die Meinen dann eiſt recht in's Unglück flüczen. mäßigen Mitgift wäre mir nicht gedient, denn die Zinſen derſelben brauchen die Frauen und die Kinder. Und giebt man koſtſpielige Geſellſchaften, ſo kann man noch in Schulden gerathen. Eine Heirath könnte mir doch nur dann wirklich nützen, wenn ſch eine wirklich reiche Partie machen könnte. Aber ich weiß nicht, wle ſich dazu gleich Gelegenheit finden ſoll.“ „Du brauchſt ja nicht gerade eine adelige Dame „Es Aber mit einer welche gern Frau Baronin werden wollen.“ „Das will ich vicht beſtreiten, aber es iſt die Frage, ob fich eine ſolche findet, der ich gefalle und die mir gefällt, denn ohne jede Neigung nur nach dem Geld zu heirathen, dazu kann ich mich doch ſo Auch möchte ich nicht in eine Famil e heirathen, die mich ſpäter in geſellſchaftlicher Hinficht Quälereien und Fatalitäten ausſetzt, wie en dem Baron von Liſſow durch ſeine Verhelrathung mit der reichen Brauerstochter ergangen iſt.“ „Nun in dieſer Hinficht mußt Du auf Deiner Hut ſein. Auch giebt es genug noble bürgerliche Familien, welche einen adeligen Schwiegerſohn ſchwer⸗ lich in ſolche Fatalitäten bringen würden. Ich k nne zum Beiſplel mehrere, von denen ich dies mit Sicher⸗ heit ſagen kann.“ „Haben ſie aber auch genug Vermögen, um ihren Töchtern eine wirklich große Mitgift mitgeben zu konnen?“ frug der Rittmeiſter intereffirt. „Ich habe nach dieſer Richtung noch keine ſo genauen Erkundigungen eingezogen,“ entgegnete der Baron. „Mir fällt aber ein, daß ich unter Umſtänden eine ſehr gute Partie für Dich wüßte, Alfred.“ „Ich bitte Dich, mir den Namen der Familie zu nennen und mich mit ihr bekannt zu machen,“ ſagte der Rittmeſſter mit wachſender Sympathie, denn mehr und mehr ſchien ihm einzuleuchten, daß nur eine reiche Heirath ihn aus einer mißlichen Ver⸗ moͤgenslage retten könne,