entwicklung der Elektrotechnik in Baden werken werde. — Karlsruhe, 2. Sept. Soeben kommt aus Freiburg die erſchütternde Trauerkunde, daß daſelbſt am geſtrigen Abend Herr Landgerichtsp äftdent Kiefer, im ganzen Lande bekannt als einer der ver⸗ dienſtvollſten und angeſehenſten Führer der L berolen Badens unerwartet plötzlich geſtorben iſt. Herr Kiefer hatte eben in einer Verſommlung eine Rede gehalten, als er fich unwohl fühlte und bald darauf am Gehirnſchlag verſchled. — Neuftadt a. H., 30. Aug. für die ganze deutſche Landwirthſchaft hochwichtigen Frage des genoſſenſchaftlichen Verkaufs des Getreides behufs Erzielung böſſerer Preiſe hat ſich der geſtern befaßt. Verbandsdirektor Johannſen von Hannober führte zu dieſer Frage aus, daß man den Zwiſchen⸗ müſſe, daß er dem Zwiſchenhandel entgehen könne. Der kleine Landmann erbalte meiſt für ſein Getreide Prelſe, die unter den Marktpeeſſen ſtehen. Ferner wolle der Getreidekäufer zugleich dem Landwirth Futter- und Düngermittel verkaufen und dieſe Waare müͤſſe der Landmann theuer bezahlen. Noch ſchlimmer ſei es da beſtellt, wo der Käufer des Getreides zugleich Bankier iſt. So komme es, daß der lleine Landwirth faſt niemals Geld in die Hand erhalte. Die Verhältniſſe ſeien mitunter ſo un' rq alcklich, daß der Bauer ſein Getreide lieber als Futtermittel ver⸗ wende. Man hoffe, durch genoſſenſchaftlichen Verkauf des Getreides die Preiſe zu erhöhen, den Landmann vom Getreldehändler unabhängig zu machen und ihn ferner zum Anbau geeigneter Grtreldeſorten, zu zwrck⸗ entſprechender Pflege und Reinigung der Saaten zu veranloſſen. Durch Annahme einer entsprechenden Reſolution erklärte die Verſammlung ihre Zuſtimmung zu dieſen Ausführungen. Die Raſolution lautet folgend rmaßen: „Die ganze wirthſchaſtliche Ent⸗ wickelung drängt dazu, den Verkauf des G treides lewohl für den großen als auch für den kleineren Veſtzer genoſſenſchaftlich zu organiſtren. Zu dem Zwick erſcheiat es dringend nothwendig, daß a) an geeigneten Punkten nach einem bestimmten Syſtem innerhalb der verſchiedenen Produktlonsgeblete eventuell auf Staatskoſten Getreideftlos errichtet werden b) die Getreideſilos den landwirthſchaftlichen Genoſſenſchaften dienfibar gemacht werden; c) den Genoſſenſchaften der Lombard der Reichsbank oder der neu errichteten elektriſchem Geblete nale und fördernd für die Weſter⸗ Mit der und heute hier abgehaltene XI. Allgemeine V'reins⸗ tag der deutſchen Landwirthichaftlichen G noſſenſcha ten handel beſeitigen und den kleinen Landwirth ſo ſtellen preußiſchen Regierung vorgenomm ' ne Errichtung einer Landescentralcaſſ., welche freudigſt begrüßt, und deren Benützung warm empfohlen wurde, die Frage der geſetzlichen Regelung des Handels mit Düngermſtteln, die als ſehr wünſchenswerth und dringend erforderlich bezeichnet wurde. Weiter faßte der Verbandstag einen Beſchluß, in dem der Erwartung Ausdruck gegeben wird, daß die landwirlbſchaftlichen Conſum⸗ vereine nicht mit unter die Conſumpereine fallen, die nach einer dem Bundestath vorligenden Nobelle zum Grnoſſenſchaftsgeſetz: einer ſchärferen Controle unter⸗ ſtellt worden ſollen. Die nächſijährige Verſammlung findet in Heilbronn ſtatt. Gaggenau, 30. Aug. Theodor Berg⸗ mann (Inhaber der Firma Bergmanns Induſtrir⸗ werk,), Gaggenau J. Baden, hat ſich mit der großen Waffenfabrek V. Chr. Schilling in Suhl verbunden, um ſeine neue Selbſtloderpiſtole in größerem Maß⸗ ſtabe herſtellen zu können. Die Bergmanns⸗Piſtole iſt durch die vielen In⸗ und Auslandspatente bereits bekannt und zeichnet ſich namentl ch die neueſte Konſtcuktſon, Modell 95, durch große Einfachheit aus. Die Ladeweſſe geſchleht in Pak⸗ten und iſt es dadurch moglich, 25 Schuß in 20 Sekunden abzufeuern. Dabei iſt die Hanohabung der Waffe die denkbar einfachſte, da das Laden und Auswerfen der Patronen automatiſch durch den Rückſtoß geſcheeht, ſo daß dem Schützen nur das Abdrücken und Einlegen neuer Pakete bleibt. Daß durch dieſe Eigenschaft die Bergmanns⸗Piſtole ſehr raſch den teueren Rebol⸗ der verdrängen und ſich allg⸗mein einführen wird, iſt, wie unſer Berlchterſtatter meint mit ziemlicher Beflimmtheit vorauszuſagen und es find auch ſchon mehrere Staaten in ernſte Prüfung dieſes Selbſtladers behufs Einführung in die Armee eingetreten. — Frankfurt, a. M., 1. Sept. Bei Kanalarbeiten am Opernplatz wurde geſtern abend gegen ſechs Uhr durch ausſtrömende Gaſe vler Arbeiter betäubt. Der eine von ihnen blieb tot, die drei anderen hofft man im Bürgerſpital ins Leben zurück ⸗ rufen zu können, obwohl ſie zur Stunde noch nicht das volle Bewußſein wiedererlangt haben. Es han⸗ delt ſich um Rohrverlegungsarbeiten, die durch die Fundamentierung des Kaiſer⸗Wilhelm⸗Denkmals noͤtig geworden find. Die Feuerwehr ſtieg mit Rauchmasken in die Grube und ſchaffte die Betäubten heraus. — Köln, 2. Sept. Der Beſitzer der „Köln⸗ iſchen Zeitung“ Neven Dumont, hat anläßlich der Kr'd taenoffenschoftskaff derllehen wird.“ Oe lbrigen Gegenflände der Berathung betrafen die von der 0 . Sedanfeſer 60,000 Mark geſiiftek. Mit k. Kopftal ſoll ein: Witwen⸗ und Walſenkaſſe für Arbeiter der Druckerei gegründet werden. i — Kiel, 31. Aug. G ſtern Abend it e Marinekutter geſunken; der Seeſoldat Schwalke ertrunken. 1 — Lübeck, 31. Aug. (Mord und Selb Am 113 mord.) In dem benachbartem Städtchen Ratz enbu morgens 901 erſchoß der Prüvotler Schulz ſeine beiden Töche des bon Sr. und darauf ſich elbſt. jhrige active Di 2 Biarritz, 31. Aug. König Alexana] herrn Amtmann von Serbien entging heute, als er vor der VI Das ganze ſeiner Mutter badete, mit genauer Noth der Geſaf püͤnktliches und f den Tod in den Wellen zu finden. Sein Baß wärter Saraſola wurde von den Wellen fortgetrag; und ging unter; der Leichnam iſt noch nicht gefunde Der König verdankt ſeine Rettung nur der äußerste Anſtrengung, mit der er die hochgehenden Wogen thellt Eingeſaudt. Die „Bürger⸗Zeitung“ in Heidelberg brachle na der Ladenburger Kirchweſhe nachſtehende Brieſkaſte notiz: Herr L. K. Wir glauben Ihnen gerne, da Sie bon der Ladenburger Klrchwelhe einen kranke Magen mitgebracht haben. Sie geben nun die Schul dem Fabrikat eines Werth 's, der dasſelbe unter den Namen „Lütz lſachſer“ zu 1 Mk. 50 Pfg. pr Flaſche getauft und verkauft hat. Ob „taufen genügte? Sie kennen ſogar das Re cept und ſchreiben „Man nehme billigen Italiener zu 50 Pfennig di Flaſche, verſchneſde ihn mit anderem ſchlechtem Wel — auch Weinreſten — ſetzle etwas Zucker un vielleicht auch etwas Sprlt hinzu und der Llß⸗lſachſte iſt fertig.“ Möglich iſt das ſchon! Gute B ſſerung Nach Beſchwerde eines Wiites veröffentlichte di betr, Zeitung folgendes; Herrn Lolbl, zum Schff Ladenburg. Wir konſtatieren hiermit mit größten Vergnügen, daß ft die Briefkaſtennottz betreffs de Lodenbutz, Ladenburger Gützelſachſerkirchweihweins, die wi ir benacht brochten, nicht auf Se bezog. Beſagte Antwor geſchah auf Klage eines alten Abonnenten, der seinen XI Namen nicht nannte. Beſagter Herr hat uns au am ſein Befragen ſogar erklärt, daß er in Ihrem Lola f ttolal in Nebenzimmer einen ganz vorzüglichen We lin pauptloka getrunken hakt. Daß aber der zu 1 Mk. 50 Pfg bei einem andern Wirth verkauft Wein kein Lützel NB. Zum ſachſer war, ſondern ein Gemiſch, das zwei Perſone Ladenburg, ohne reichlichen Genuß krank machte, behauptete der Herr feſt. Ihre Wirthſchaft iſt übrigens ſo renom —— mirt, daß überhaupt kein Menſch daran denken kann daß Sie gemeint find. Der Banquler hielt den Baron einen Cours⸗ zettel hin und dieſer konnte ſich überz⸗ ugen, daß die Obligationen allerdings nur zu 101 ½ notirt waren. Aber die Verkaufsnote don 75,000 Mark Obligationen, welche Zacharus dem Baron ebenfalls präſentirte, wies einen Verkaufspreis von 103 1 auf. „Beſten Dank dafür, Herr Zacharus, daß Sie ſich ſo viele Mühe mit dem Verkaufe der Obligationen geben,“ bemerkte der Baron vergnügt lächelnd, „Zwei Prozent mehr von 75,000 Mark N'nnwerth macht doch ein hübſches Sümmchen aus.“ 0 „Und bei dem Geſammtbetrage Ihrer Obliga⸗ tionen iſt der Gewinn leicht noch viermal größer,“ erwiderte der Barquſer. „Es foll mich außerordentlich freuen, für Sie als meinen werthen alten Kunden einen moͤglichſt hohen Preis zu erzielen, und wenn es keine Eile mit dem Verfilbern der Obligationen hat, möchte ich Ihnen nochmals rathen, mir die Wahl der günſtigſten Verkaufsgelegenheſt zu überlaſſen.“ „Ich nehme Ihren gütigen Vorſchlag ſehr dankbar an,“ antwortete Herr von Blankenfeld, „denn es hat durchaus keine ſolche dringende Eile mit dem Verkaufe der Papier-. Den größten Theil der Kauf⸗ ſumme fir das von mir erworbene Rittergut Gunders⸗ dorf habe ich bereits bezahlt und die Reſtkaufſumme kann ich nach Belieben begleichen oder als Hypothek dem Perkänfer verſchreiben laſſen. Heute wäre es mir nun allerdings ſehr ang⸗nehm, den Betrag für die verkauften Obligationen zu erhalten, da ich einige andere Zahlungen zu leiſten habe.“ „Dieſen Betrag können Sie ſelbſtverſtändlich ſofort ausgezahlt erhalten, Herr Baron,“ antwortete Zacharus zuvorkommend und ſchrieb die Anweisung denn nach feiner Meinung hatte er mit ſeinen Obli⸗ gationen ein gutes Geſchäft gemacht, und noch ein viel beſſeres ſtand ihm nach den Verficherungen des Herrn Zachatus bei dem beabſichtigten Verkaufe der übrigen Obligationen bevor. Auch Zacharus war froh, daß der Baron fort war und nur den Betrag für den angeblich verkauften bierten Theil ſeiner Obligationen itzt beanſprucht hatte. Soviel befand ſich noch in der Kaſſe des Ban quiers und auch noch etwas mehr, denn dieſer geſchickte Finanzkünſtler hatte in den letzten Tagen mancherlei Mitt⸗l mit Erfolg angewandt, baares Geld zu bikommen oder in ſeiner Kaſſe feſtzuhalten. Es gab ja auch gewiſſe Bankhäuſer, welche gegen Aus⸗ tauſch ihr Accept gaben, und davon machte auch Zacharus Gebrauch, obwohl er dabei Geſahr lief, daß durch dieſe auf Wechſelreiterei hinauslaufend Manipulation ſein Credit in der Finanzwelt leicht ſchwer geſchävigt werden konnte, und dann mußte der Zuſammenbruch ſeines ſehr ſchwankend gewordenen Bankhauſes raſch erfolgen. Zacharus war aber feſt entſchloſſen, ſo lange es nur irgend möglich war, ſein Bankgeſchäft zu halten, und er baute bel dieſer Bemühung nicht nur auf ſeine große Geschicklichkeit, durch die Anwendung neuer Mittel immer wieder Geld und Credit zu ſchaffen, ſoudern er verließ ſich dabel auch auf ſein Glück, welches bei vielen Splculatlonen an der Börſe ſpechwörtlich geworden war. Außerdem rechnete er auch darauf, daß er durch einen neuen reichen Pr val⸗ ſp culanten, der vielleichl ein großes Depot au Werth⸗ papieren bei ihm niederlegen würde, aus feiner jetzigen Verlegenheit gerettet werden könnte. dazu ſofort. Sehr befriedigt ging der Baron bon dannen, In den letzten Tagen war dleſe Hoffnung allerdings nicht in Erfüllung gegangen und auch heute waren keine Ausſichten vorhanden, aber vielleicht war dem Bankhauſe Zacharus morgen das Glück ii dieſer Hinſicht hold. f Aber auch der andere und die beiden darauf folgenden Tage verfloſſen und kein neuer Speculant zeigte ſich im Contor des Bankhauſes. Es war eben jitzt ſtille Geſchäftszeit und die Börſe meldele täglich luſtloſe und flaue Tendenz. Auch mit den neuen Börfenſpeculationen konnte deshalb Zacharus nichts verdienen, und da auch der Baron von Blankenfeld jeden Tag wiederkommen und ſein bedeutendes Rif Volkzöhliges guthaben in baarem Gelde oder in den deponirten Obligationen zurückverlangen konnte, ſo eröffnelen ſich für Zacharus die trübſten Ausſichten. 8 Seit dem Tage nach dem feenhaften italieniſchen Hau Feſte, welches er vorige Woche noch in der prunll⸗ vollſten Weiſe ſeinen Frunden und ſolchen, die es werden ſollten, gegeben, hatte Zacharus keine Nacht f n! Die Tuenſtu 0 ends im Saale mehr ruhig ſchlafen können, denn gerade in det Unterzeichnet Nacht quälte ihn ſein böſes Geweſſen und ſeine leb⸗ aus hafte Phantafte malte ihm all die Schrecken des bt Nad N ſchimpflichen Bankrottes, der Verhaftung, der Anklage, 55 keinric der Verurtheilung und des Zuchthauſes vor. 1 1 i longjl Wenn der unglückſelige Mann am andern 10 15 chen Inftit Morgen nach einem unruhigen Halbſchlummer erwachte, hen in dieſer B. Einer geneigt 1 In Stück und die Sonn- ſo freundlich ſcheinen ſah und die Vogel ſo luſtig fingen höct⸗, dann faßte er allerdings wieder neu- Hoffnung und beſchloß weiter zu kämpfen und auf ein blindes, ganz unwahrſcheinliches Glück zu ſeiner Rettung zu glauben. werden zu wi