denkmal aus nil a. 1870 u. L871 0 m Krögedeln l. m die Haul nö II lich zu erschein deine Soranltt auth — Eerſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. iin die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg 5 Tadenburger Allgemeiner Anzeiger für Sadenburg und Amgegend. Anzeigen: die 1ſpaltige Corpus-Zelle oder deren Raum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Corpuszeile. Reclamen 20 Pfg. Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. Nr. 71. Mittwoch, den 4. September 1805. Pol itiſches. Betlin, 1. Sept. Die Einwelbung der Talſer Wilhelm⸗Gedächtnißkirche fand heute Vormittag in feierlicher Weiſe ſtatt. An dem feſtlich geſchmückten Hauptportal hatten ſich die geladenen Gäſte, die Minister, Generäle, Höheren Offizlere, die Geſſtlichkeit, die Krlegervereine ſowie die geſtern hier eingetroffenen amerikaniſchen Veteranen eingefunden. Der Kaiſer nd die Kaiſerin erſchienen mit dem Kronprinzen ud dem Prinzen Eitel Fritz um 10 Uhr und wurden don dem Hausmeiſter von Wedell mit einer Anſprache begrüßt. Baurat Schwechten überreichte dem Kalſer den Schlüfſel mit der Bitte, die Erſchließung der Kirche zu befehlen. Hierauf erfolgte unter Glocken⸗ geläute die Erſchließung und Oeffnung der Kerchen⸗ ür. Nach mehreren Geſängen ver Gemeinde und des Domchores wurde durch den Hofprediger Faber der Weiheakt vollzogen, dem das Weihegebet ſich an⸗ chloß. In ſeiner Anſprache wies Hofprediger Faber die Glaubensflärke des hochſeligen Kaiſers Wil⸗ helm I. hin, deſſen Gedächtniß die Kirche gewidmet e, hob die Hoffnungsfreudigkeit des Verewigten ſowie deſſen unbegrenzte Liebe zu Volk und Vater⸗ and hervor und ſchloß mit dem Wunſche, daß dies eu etſtandene Gotteshaus in den drei Kräften Haube, Liebe, Hoffnung die Haupiſtützen finden möge. Hierauf hielt Oberpfarrer Müller die Feſt⸗ bredigt. Nach nochmaligem Geſang des Domchorts nd der Gemeinde war die Feier beendet, welcher auch die Großherzogin von Baden, Prinz Albrecht, Prinz Friedrich von Hohenzollern und die übrigen anweſenden Prinzen beiwohnten. Abends findet anläßlich der Feier in den Bildergallerien des Schloſſes in Diener und ſpäter Gala⸗Oper ſtatt. Berlin, 2. Sept. Die Kaiſerin richtete an das Centralkomitee der deutſchen Vereine vom Rothen Kreuz einen Erlaß, beſagend: Die 25. Wlederkehr der ruhmreichen Waffentage des Heeres rufe die Erinnerung an die denſelben in allen Rreiſen des Volkes erwieſene Liebesthätigkelt wieder wach. Der Kaiſerin erſcheine es daher angemeſſen, daß dem erfolgreichen Zuſammenwirken aller Organe der frei⸗ willigen Krankenpflege, die vor 25 Jahren unter dem Schutze der Kaiſerin Augusta ſich mit Aus⸗ dauer und Hingebung bewährte, eine ernſte Gedenk⸗ feier gewidmet und eine dankbare Anerkennung kund⸗ geben werde, welche auch dieſe Bethätigung der Liebe zum Vaterlande und der Dienſte an den Opfern und an den Leiden der Kriegszeit gewährt, beauftragt die Kaiſerin das Centralkomitee, die Ver⸗ anſtaltung einer ſolchen Feier in die Wege zu leiten. — Straßburg, i, Elſ., 1. Sept. Der Grotzherzog von Baden wohnte heute vormittag militäriſchen Uebungen bei und nahm nachmittags den Vorbeimarſch der Abordnungen der Reichsländiſchen Feuerwehr, welche zum Feuerwehrfeſte hier eingetroffen waren, entgegen. Petersburg, 31. Aug. Ein Telegramm der „Nowoſt!“ meldet aus Tiflis vom 29. Auguſt: Die armeniſche Zeitung „Mſchock“ berichtet aus Karaurgau: 5000 türkiſche Soldaten und 10,000 Kurden unter Zaki Paſcha überfielen am 1. Auguſt die Armenier der Stadt und des Dorfes Kamach, plünderten Kirchen und Klöſter und zerſtörten viele Häuſer. Jerſchiedenes — Ladenburg, 3. Sept. Zur 25jähr. Erinnerungsfeiet des Tages von Sedan fand am Montag Abend im Saale des Gaſthauſes zum Anker das von Seiten der Gemeinde veranſtoltete Bankett ſtatt. Die Feſtrede hielt Herr Hauptlehrer Kalſer Wilhelm ſchloß. Dieſelbe war melſterhaft ausgeführt und fand durch den warmen anſprechen⸗ den Vortrag die ungetheilte Zuſtimmung der zahl⸗ teichen Feſtverſammlung. Herr Ralhſchreiber Betz brachte einen Toaſt auf Se. Kgl. Hoheit den Groß⸗ herzog, Herr Stadtpfarrer Sievert einen ſolchen auf die Armee und Herr Jak. Schmitthelm auf das deutſche Vaterland aus. Sämmiliche Herren ent⸗ ledigten ſich ihrer Aufgabe in ganz vorzüglicher Weiſſe und wurde ihnen auch der wohlverdiente Applaus zu Theil. In dankenswerther Weiſe be⸗ theiligten ſich der Geſang⸗Verein und die Sänger⸗ Einheit durch Vorträge einiger Chorlieder. Die Kapelle Schwörer aus Mannheim hatte den muft⸗ kaliſchen Theil übernommen und brachte in bekannter, bewährter Weiſe Orcheſter⸗ und Soloſtücke zum Vor⸗ trag, die donnernden Beifall ernteten. Das Programm welches in reicher Fülle, Abwechslung von Reden Toaſten, Liedern ele. brachte, wurde in allen ſeinen Theilen ganz vorzüglich und glatt durchgeführt. Es dauerte daher auch nicht lange, und es brach fich eine angeregte, heitere Stimmung in der Feſtver⸗ ſammlung Bahn, welche einen großen Theil bis zum frühen Morgen zuſammenhielt. Die patriotiſche Feier verlief in der würdigſten und anregendſten Weiſe und können Gemeinde ſowie Feſttheilnehmer mit dem Verlaufe nur hoch befriedigt ſein. 8 — Karlsruhe, 1. Sept. In Anweſenheit des Erbgroßberzogs, als des Protektors, des Mini⸗ ſters Eiſenlohr und ſonſtige Vertreter der Behörden wurde die Elektriſche Ausſtellung heute Mittag durch eine Anſprache des Präfidenten der Ausſtellung, Schwindt, eröffnet. Der Erbgroßherzog übergab die Ausſtellung der Oeffentlichkeit mit einer Anſprache, in der er ſeine Freude über das ferkige Werk aus⸗ ſprach, das die Fortſchritte der letzten Jahre auf Der Iluch des Mammons. Nobelle von Leo Werner. 4. Fortſetzung. „Ich kann Dich nicht in Einzelheiten der mir niſtandenen Schwierigkeiten einweihen,“ erwiderte er gusweichend und blickte zu Boden, „aber es iſt nöͤthig, daß wir unſere Reiſe um acht bis vierzehn Tage herſchleben, bis ich Alles geordnet habe.“ „Das iſt mir allerdings mehr als unangenehm,“ bemerkte die Dame verdrießlich, „denn ſämmtliche Freunde und Bekannte reiſen bereits heute oder morgen ab. Was ſoll man von uns denken, wenn wir nicht wie gewöhnlich, und wie wir noch geſtern allen Freunden verkündet haben, nach der Schweiz eiſen und zu Hauſe bleiben.“ „Valeska, ich bitte Dich, rechne dieſes Mal mit den total veränderten Umſtänden, ich muß binnen wenigen Tagen ſo ziemlich eine halbe Million Mark Held ſcheffen, und ich geſtehe, daß ich heute noch nicht weiß, wo ich das Geld hernehmen ſoll.“ „So iſt wohl mein väterlichts Vermögen von weihunderttauſend Mark, welches ich Dir anvertraute, auch bereits verloren 2“ rief Frau Zicharus plotzlich mit angftvoller Miene. „O, nein, durchaus nicht, Dein Vermögen iſt u Bergwerksaltien und Eiſenbahnpapleren angelegt,“ antwortete Zacharus und huſtete verlegen. doch dieſe Papiere, um der moment⸗ Weitzel, welche mit einem Hoch auf Se. Majeſlät tanen Verlegenheit Herr zu werden,“ ſagte die Dame dann aufathmend. „Ja, ja, es iſt auch nur eine augenblickliche Verlegenheit und ich denke in wenigen Tagen Alles beſtens geordnet zu haben. Sorge Dich nur nicht, Valeska! Und die Freude an der Reiſe nach der Schweiz im Kreiſe unſerer Freunde will ich Dir auch nicht verderben. Reiſe doch morgen allein ab, und ich komme in wenigen Tagen nach.“ „Aber man wird darüber erſtaunt ſein, daß Du mich nicht begleiteſt, Guſtav,“ entgegnete Frau Zacharus darauf. „Da iſt doch nichts Erſtaunliches!“ erklärte er lachend. „Es reiſen heutzutage vlele Damen allein. Du kannſt Dich ja auch Friedbergs anſchließen, welche doch wohl auch direkt nach Interlaken fahren. Und wenn man nach mir fragt, ſo kannſt Du ja ſagen, daß ſich ein Geſchäftsfreund aus Paris zum mehrtägigen Beſuche in der Hauptſtadt bei mir angemeldet habe.“ „Wir ſollten ällerdings über ſolche Nothlügen erhaben ſein,“ bemerkte Frau Zacharus, „aber auf unbequeme Fragen muß man eine Antwort haben.“ „So iſt es!“ entgegnete Herr Zacharus haſtlg und kämpfte mit ſchweren Gewiſſensb ſſen, denn ſein geſchäftliches Thun und Treiben war in den litzten Momenten einer Kette von Lügen nur zu ähnlich geweſen. Aber die Böeſenwelt und die zahlreichen Privatkunden des Banquiers Zacharus hatten keine Ahnung von ſeinem tiefen Ruin, und Zacharus ſelbſt — gefiel ſich wohl oder übel in der Rolle eines Wage⸗ 8 halſes, der auf einem vulkaniſchen Boden tanzt. * N. Nach drei Tagen erſchien der Baron von Blanken⸗ feld wiederum im Contor des Bankhauſes Zacharus und fragte den Kaſſtrer, wie es mit dem Verkaufe ſeiner Obligationen ſtände. „Ein Theil ihrer Obligationen find verkauft, Herr Baron,“ berichtete pflichteifrig der Kaſſtrer. „Herr Zacharus bat die Sache ſelbſt in die Hand genommen und wünſcht mit Ihnen darüber zu ſprechen. Bitte, treten Sie in das Privatcontor!“ 5 Der Baron trat ein und wurde von dem durch⸗ triebenen Banquier Zacharus zuvorkommend em⸗ pfangen. 5 „Ah, Sie kommen wegen des Verkaufes Ihrer Obligationen, Herr Baron,“ redete er den Eintretenden freundlichſt an. „Der Verkauf iſt bis j tzt nur zum Theil vorgenommen worden, um Sie dor Schaden zu bewahren. Die Obligationen werden jetzt wegen des ſtillen Geſchäftsganges nur wenig verhandelt und dann meiſt unter ihrem früheren Courſe verkauft, das wollte ich aber verhüten. Sehen Sie, Herr Baron, nach den beiden letzten Courszetteln wurden die Obligationen mit 101 ½ notirt, ich habe Ihnen aber an einen auswärtigen Kunden den vierten Theil davon zu 103 ½ verkauft, und hoffte den Reſt auch zu gutem Preiſe loszuwerden, denn dann bleiben Sie von einem empfindlichen Verluſte verſchont.“