ys. — ten. agte Bau⸗ ‚ blatt Mk. 1. ef lat Mk. 1.40 frei ins Haus. Geſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. 1 Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ * die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Dru und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. Corpuszeile. Reclamen 20 Pfg. Nr. 67. Miltwoch, den 21. Auguft 1895 ur Erundſteinkegung des Denkmals 3 Aer Wilhekms des rohen. m 18. Auguſt, dem Tage der Entſcheidungs⸗ Macht bei Gravelotte, wo die deutſchen Waffen Auter der Führung Kaiſer Wilhelms dem alten Febfeinde eine vernichtende Niederlage bereſteten, geſtellt und t in der Neichshauptſtadt der Grundſtein zu einem NMatlonaldenkmal für den Begründer des deulſchen ahr Reiches gelegt worden. Fünfundzwanzig Jahre waren ei jenem bedeutungsvollen Tage verfloſſen, als der aha Enkel des Feldherrn von Gravelotte, Kaiſer Wil⸗ Fam II., ſeine drei Hammerſchläge unter dem Donner 15 Geschütze ſeinem Großvater zu Ehren erſchallen laß. Bei dieſem Denkmal handelt es ſich nicht, wie dei vielen Anderen, die unſerem großen Kaiſer in lahlreichen Städten geſetzt wurden, um ein Zeichen Das Denkmal ſoll aber nicht nur von unſerm alten Kaiſer, es ſoll auch von ſe 'nem Volke reden, das ſeiner Thaten dankbar ſich erinnert, das das Gedächtnis ſeiner großen Männer zu ehren verſteht, das Treue um Treue geübt hat und immerdar halten wird. Es ſoll ferner zeugen von der Geſchichte, die Deutſchlands Stämme mit ihrem Heldenkaiſer gemacht haben. Ein Stück Weltgeſchichte, ein Stück deutſcher Geſchichte, ein Stück Hohenzollerngeſchichte ſoll in Stein und Erz errichtet werden, und zwar mitten im Bett der Spree, Angefichts des alten Berliner Königsſchloſſes. Geſchichtlich iſt dies der denkwürdigſte Platz, kein beſſerer konnte gefunden werden; denn dort ſpiegelt ſich der Weg wieder, den das ruhmreiche Geſchlecht der Hohenzollern zurück⸗ gelegt hat von der Grafen⸗ bis zur Kaiſerkrone. So mag denn das Nationaldenkmal als Wahr⸗ der Liebe und der Dankbarkeit einer einzigen Stadt et einer Provinz, ſondern es iſt, wie ſchon der Name ſagt, ein Denkmal, das die ganze Nation, de fümmilichen deutſchen Fürſten und Stämme, um Schöpfer der deutſchen Einheit gewidmet haben. E ſoll das lebende Geſchlecht und auch die kommenden Immer von neuem daran mahnen, das große Werk Uſeres Kaiſers treu zu bewahren, und es wird für Jahrhunderte den Nachruf erneuern, den der Alt⸗ kichskanzler Fürſt Bismarck, fein getreuer Paladin, en 9, Mürz 1888 in das Buch der Geſchichte Mausklöſchlich einſchrieb: „Die heldenmüthige Tapfer⸗ leit, das nationale hochgeſpunte Ehrgeftüihl und vor Alen Dingen die treue arbeitſame Pflichterfüllung in Dienſte des Vaterlandes und die Liebe zum Boterlande, die in unſerem dahingeſchiedenen Herrn Melo pert war, mögen ſie ein unzerſtöcbares Erbtheil unserer Nation ſein, welches der aus unſerer Mitte eſchiedene Kaiſer uns hinterlaſſen hat.“ ci e zeichen deſſen ſich erheben, wie ein großes Volk ſeinen großen Kaiſer ehrt, jetzt und immerdar! Indem das Denkmal Leben und Thaten Kaiser Wilhelms des Großen verkündet, wird es ein Zeuge ſein der großen Zeit, die Deutschland einig machte. Politiſches. Berlin, 17. Aug. Der Großherzog und der Erbgroßherzog von Baden find heute Vor⸗ wittag 10 Uhr hier eingetroffen, haben im Schloſſe Wohnung genommen und werden heute Abend im Neuen Palais einer Einladung des Kaiſers zum Diner folgen. — Berlin, 17. Aug. Die Urkunde, welche nach der Verleſung durch den Kaiſer in den Grund⸗ ſtein des Kaiſer Wilhelm⸗Denkmals eingefügt werden ſoll, wird namentlich die Verdienſte des Fürſten Bismarck und des Grafen Moltke um die Errichtung des Reſches hervorheben. g — Metz, 17. Ang. Nach den bisherigen Beſtimmungen treffen der Kaiſer und die Kaiſerin am 17. Oktober in Metz zur Einweihung der Kirche in Urville und am 18. Oktober in Wörth ein. — Paris, 19. Aug. Ein Telegramm aus Port Louis meldet, die Avantgarde des franzöfiſchen Expeditions corps ſei in der Hauptſtadt [Madagas⸗ kats, in Antananarivo, angekommen. Das Gros folgt. Auf dem Marſche blieben viele Soldaten Jerſchiedenes. 2 8 — Aufforderung. Die Redactlon des Militär⸗Wochenblattes, zu Berlin (Kochſtraße 68— 71) beabfichtigt eine Präſenzliſte aller derer, die bei der Kaiſerproclamation zu Verſailles am 18. Januar 1871 zugegen geweſen find, zu veröffentlichen und bittet daher alle Betheiligten um Angabe ihrer dama⸗ ligen und heutigen Stellung, ihres heutigen Wohn⸗ fitzes, ſowie um Nachrichten über die ſe tdem Verſtorbenen. Elne ſolche Präſenzliſte war ſchon damals von Aller⸗ höchſter Stelle beabfichtigt geweſen, aber durch die Kriegsereigniſſe verhindert worden. — Doſſenheim, 18. Auguſt. Der heute abgehaltene Verbandstag der Militävereine des Pfalzgauverbandes, der mit der Feier der Enthüllung unſeres Kriegerdenkmals verbunden war, verlief, be⸗ günſtigt vom prächtigſten Wetter, in durchaus würdiger und erhebender Weiſe. Unſer freundliches Dorf prangte in reichem Feſiſchmuck. Grüne Malen waren die Straßen entlang aufgeſtelll. Die Häuſer waren mit Fahnen in den badiſchen und deutſchen Farben, ſowie mit Kränzen und Bildern hübſch geziert und manche finnige Inſchrift bekundete den patriotiſchen Sinn, von dem die hiefige Einwohner⸗ ſchaft durchdrungen iſt. Allmählich ſtellten ſich aus Geläuterte Herzen. Novelle von Johanna Berger. Schluß. 8 Auf der breiten Schwelle ſtand regungslos aufzugeben. Ne, rbeiter. 18 eine Männergeſtaſt im Reiſemantel und ſie hört: liebe nie vergeſſene Stimme. . „Annie, mein herziges Mädel, da bin ich % llang's ihr mit einer Engelſtimme ent ⸗ Sie blieb zitternd und verwundert ſtehen. Augen ſtarrten die ſtolze Giſtalt an, wie einen 45 er es wirklich? War es ihr Franz 0 Dileſer ſremde Herr im ſchlichten dunkeln Civil ganz anders aus, als der elegante öſterreichiſche nter in ſeiner kleidſamen Uniform. „Annie, ich bin's. — Kennſt Du mich nicht b Ich ſage Dir, ich bin's,“ rief er jetzt k. — Ja, er war es und kein anderer, wie konnte ch durch das Acußerliche nur ſo verwirren laſſen. er fand vor ihr mit ſtrahlenden Augen und o vollkommener männlicher Schönheit und Kraft, ſte ihn vor Jahren in Karlsbad nicht geſehen hatte. Und piötzuuch ſühite ſie ſich von ſeinen Armen lungen und an feine Bruſt gedrückt. Er küßte den Mund, ihre Angen und das braune wellige feſter preßte er fie anſ ein Herz Haar. Und immer zättlicher küßte er ſie und immer Es war fill um ſie her in dem dämmrigen Flur, ganz ſtill. Sie fanden keine Worte in ihrer großen Seligkeit. Sie lagen ſich in den Armen küßten ſich und ſagten nichts und ſprachen nicht. „ Im Z mmer nebenan hörte man ein Geräuſch. Annie ſchrack auf flüſterte: „Da kommt meine Mutter!“ Er aber lachte leiſe und ſagte: „Dann will ich zum zweiten Male um Dich bei ihr werben!“ Und ehe fie es wehren konnte, hatte er ſte auf ſeineu ſtarken Arm gehoben — überwältigt von Glück, wie damals, als er ſich mit ihr verlobte — und über den dunkeln Flur mitten über das hellerleuchtete Wohnzimmer getragen. Die Frau Räthin hatte eilig Toilette gemacht und ſchloß eben noch haſtig ein paar Haken ihres Kleides. Jetzt wandte ſie ſich um, ihr Geſicht nahm plötzlich den Ausdruck ſtarren Schreckens an und dann entfuhr ihrem Munde ein lauter Schrei. Gott im Himmel! Welch ein Anblick! — Wie kam der wildfremde Mann dazu, ihre Tochter au den Armen zu tragen. Bernthal riß jetzt den großen Fizhut vom Kopf und wendete der Frau Rath ſein glückſtrahlendes Antlitz zu — und nun erkannte ſie ihn wieder. Die alte Frau war ſprachlos. Zu der großen Erregung kam noch die Ueberraſchung dazu. Ihre Augen verdunkelnden ſich von Thränen — ſie wußte nicht, ob eine große Freude oder eine großer Schmerz ſie treffen würde. Bernthal trat jetzt dicht vor ſie hin, beugte fich über ihre Hand und küßte dieſelben in tiefſter Bewegung. „Gnädige Frau müſſen gütig verzeihen, daß ich ſolchen Schrecken verurſachte. Aber das Glück und grenzenloſe Freude übermannten mich ſo vollſtändig, daß ich übermüthig wurde. Ich bin nämlich jitht in der glücklichen Lage, heirathen zu lönnen — ich hänge j tzt nicht mehr von der Brutalität des fehlenden Geldes ab! So hoffe ich auch, daß Sſe, gnädige Frau, nun mir die Einwilligung zu einem Ehebunde mit Ihrer Fräulein Tochter nicht verſagen und zwei Menſchen dadurch glücklich machen werden!“ Das Licht der grotzen Hängelampe beleuchtete jetzt mit hellem Schein das junge glückliche Paar. Bernthal war raſch zu Annie getreten und hatte den Arm um ihre Schultern gelegt. Beider Hände waren feſt in einander geſchloſſen. Die zarte Mädchengeſtalt ſchmiegte ſich eng an den großen Mann, die blauen Augen ſahen zu ihm auf, wie vetklält. Und er hielt den ſchönen charakteriſchen Kopf hoch aufgerichtet, kühn und fieges⸗ gewiß war der Blick ſeiner dunkeln Augen und ein ſtolzes Lächeln ſchwebte um ſeinen Mund. 0 So ſtanden ſie vor der Mutter. Dieſer Anblick Überwältigte und beruhigle die