beltrögen Jolle. Die Forderung des Befähigungs⸗ nachweiſes wurde fallen gelaſſen, nachdem der Regie⸗ rungs vertreter erklärt hatte, die R gierung laſſe fich gegenwärtig unter keinen Umſtänden auf den Befähi⸗ gungsnachweis ein, Bezüglich des Lehrlingsweſens wurde der Regierungsvorlage zugeſtimmt, derzufolge auch der nicht handwerkmäßig Ausgebildete, der ein Gewerbe fünf Jahre ſelbſtändig betreibt, Lehrlinge ausbilden darf. Betreffs des Meiſtertitels nahm die Conferenz die Regierungsvorlage an, derzufolge den Meiſtertitel nur führen darf, wer ein Gewerbe erlernt und die vorgeſchriebenen Prüfungen abgelegt hat. Verſchiedenes. — Ladenburg, 2. Auguſt. Der Bund der Landwirte hält am 11. Auguſt im Gaſthaus zur Roſe in Ladenburg eine Verſammlung ab, zu welcher zahlreiche Einladungen an die Landwirte und Freunde der Landwirtſchaft der ganzen Umgegend erlaſſen werden. In derſelben wird Herr Domänendirtctor Hofmann aus Karlsruhe über die Stellung des Bun⸗ des der Landwirthe zur ſocialen Frage der Gegen⸗ wart, und Herr Landtagsabgeordneter Wittmer aus Eppingen der die Hebung der Getreidepreiſe, große und kleine Mittel, prechen. Der Beſuch dieſer Ver⸗ ſammlung iſt den Landwirthen des ganzen Bezirkes ſehr zu empfeblen. — Schwetzingen, 31. Juli. Der Friedrichs⸗ felſen im Schloßgarten trägt heute zur Erinnerung an den hiſtoriſchen Abſchied einen fürſtlichen Schmuck. J. K. H. Frau Großherzogin von Baden ließ nämlich einen großen Lorbeerkranz mit weißen Atlasſchleifen, auf denen in derſchlungenen lateiniſchen Buchſtaben Luise nebſt Krone aufgedruckt find, daran deſeſtigen. — Schwetzingen, 30. Juli. Der glühende und lang gehegte Wunſch unſerer Nachbargemeinde Hockenheim iſt fetzt erfüllt. In der letzten Sitzung des Großh. Miniſteriums des Innern wurde die Erhebung Hockenheims zur Stadt genehmigt und heute früh dem dortigen Bürgermeiſteramt mitgetheilt. — Karlsrube, 1. Auguſt. Zu dem am nächſten Sonntag hier ſtattfindenden Landeskrieger⸗ tag, verbunden mit dem 17. Abgeordnetentag des badiſchen Militär⸗Vereins⸗Verbandes haben ſich bis jetzt 16000 Theunehmer anmelden laſſen. Das Feſtpräfidium fordert die Einwohner zur Beflaggung der Häuſer auf. Der Milttärverein hat das Pro⸗ gramm veröffentlicht. Samſtag Mittag ſt gemein⸗ ſchaftliches Mittageſſen im kleinen Feſthalle⸗Saal und Abends geſellige Vereinigung in der Feſthalle, bei welcher S. K. Hohelt der Großherzog anweſend ſein wird. Am Sonntag Vormittag iſt Gedenkfeier am Kriegerdenkmal, nachher Fahnenweihe des Leib⸗ Grenadier⸗Vereins, des Artlllerle⸗Bundes St. Barbara und des badiſch en Train⸗Vereins und des Vereins ehemaliger 112er. Nachmittags 8 Uhr Feſtzug. Nachmittags 5 Uhr ſodann in Anw'ſenheit des Groß⸗ berzogs Feſtakt in der Fiſthalle. Eine geſellige Vereinigung im großen Saale der Feſthalle bildet den Schluß für Sonntag. Am Montag iſt Vor⸗ mittags in der Feſthalle Frühſchoppen⸗Concert und Nachmittags Concert im Stadtgarten. Eine Tanz⸗ unterhaltung in der Feſthalle am Montag Abend bildet den Schluß, Das Feſt⸗Präfidlum wird in Gemeinſchaft mit dem hieſigen Militär⸗Verein alles aufbi⸗ten, den alten Kriegskameraden angenehme Stunden zu bereſten. — Meckesheim, 27. Juli. Geſtern wurde hier eine 79jährige, ſchwerhöͤrſge Frau von einem mit Frucht beladenen Wagen, der infolge eines Gewitters etwas raſch fuhr, überfahren. Die Ver⸗ letzte wurde in das akademische Krankenhaus nach Heidelberg gebracht, wo ſie nun geſtorben iſt. — Rheinsheim (A. Bruchſal), 31. Juli. Litzten Sonntag wurde unſer ſonſt ſo friedliches Ort leider der Schauplatz einer Meſſeraffaire. Einige junge Burſchen hatten ſich mit Kegelſpiel vergnügt, dabei wohl auch einige Schoppen über den Durſt getrunken, es kam zu Streithändeln, und das Meſſer ſpielte dabei die Hauptroll', Ein Burſche, Namens Sauer, erhielt einen Stich in die Bruſt, der die Lunge verlitzte; er iſt geſtern ſeiner Wunde erlegen. Der Thäter Friedrich Fieger, iſt ebenfalls, jedoch nicht lebensgefährlich, verwundet. Derſelbe wurde bereits in das Amtsgefängniß Philippsburg eingeliefert. — Caſſel, 30. Juli. Ein ſchlimmes Un⸗ weiter hauſte in Körbecke bei Warburg; ſechs Wohn⸗ häufer, darunter das Schulhaus find durch Blitzſchlag eingtäſcheitt worden. Ein Obermeiſter und fünf weitere Perſonen wurden durch den Blitz getroffen, aber glücklicherweiſe nicht tödlich verletzt. In Hem⸗ furth (Waldeck) iſt ein Schäfer vom Blitz erſchlagen worden. — Berlin, 1. Aug. Am 19. d. M., einen Montag, findet auf dem Tempelhofer Felde ein Kriegerfeſt ſtatt, an welchem 8— 10,000 Krieger thellnehmen. Das Festprogramm wurde vom Kaiſer genehmigt. — Würzburg, 31. Juli. Am Montag ging über Niederbayern ein orkanartiger Sturm nieder, — — — der gtoße Verheerungen anrichteke. Nach ehe ſengenden Hitze und dumpfen Gewitterſchtile zog dig heute nachmittag am weſtlichen Horizont blau⸗ graues, unhelldrohendes Gewölk zuſammen und nach kaum einer halben Stunde brach ein Orkan von ſolcher geliebt. und tiefbeſchämt ſtehe ich vor Ihnen, daß ich ihre Gefühle nicht erwiedern kann!“ Seine Stimme zitterte, die Worte waren ihm zu ſchwer geworden. „Sie ſtoßen mich zurück! Sie verachten mich!“ rief ſie mit flammenden Blicken. „Aber warum denn? Oder ſollte es wahr ſein, was geſtern einer Ihrer Kameraden bei der Mittagstafel erzählte — Ihr Herz wäre eine Wetterfahne und ſchwirrte jetzt um einen neuen Stern hetum! — Aber dann hätten Sie ja Komödie mit mir geſpielt! O, mein Gott Sie ließen mich doch glauben, daß — —“ Sie ſchnellte mit Ungeſtüm empor und warf ſich vor Bernthal auf die Knie. „Nein, nein! Sie lönnen mich nicht getäuſcht, nicht verrathen haben, nachdem Sie mir lange treu waren!“ ſtieß ſie in wahnfianiger Verzweiflung hervor und umklammierte ſeine Hände. „O, laſſen Sie mich an Ihre Liebe glauben, verlaſſen Sie mich nicht! Alles was ich bin und habe, lege ich Ihnen zu Füßen, ich lehre nicht wieder nach Mexiko zurück; ich breche mit Heimath und Familie mit Allem, und folge Ihnen, theurer Franz, wohn ſie mich führen wollen.“ Ihre Worte eiſtecten in einem Strom von Thränen. Bernthal war von dieſem Auftritt entſetzt, ſeine Augen weiteten fich vor Erregung. Daß Lucla Campelo leidenſchaftlich ſüdländiſches Naturell, ſo alle weibliche Würde in den Hintergrund drängen würde, hatte er ſich doch nicht vorgeſtellt. Aber ſeine Entſchloſſenheit wankte nicht. Mit discreter Zartheit befreite er ſeine Hände von den ihren und trat ſo weit von ihr fort, daß zwiſchen ihnen ein weiterer Raum blieb. Ihnen mehr zu ſein, iſt mir aber unmoglich, „Beruhigen Sie fich, gnädige Frau!“ ſagte er. „Weinen Sie nicht ſo bitterlich! Es thut mir ſehr wehe, daß Sie ſo biele Liebe nutzlos für mich ver⸗ geuden. Ich kann Ihnen mein Herz nicht ſchenken — denn ich kann Sie nicht belügen und betrügen!“ Sie ſtieß ein heiſeres Lachen aus. „Alſo verſchmäht bin ich, verſchmäht!“ ſchrie fie auf. „Doch jetzt will ich Alles wiſſen, genau wiſſen! — Ich habe ein Reicht zu fragen! — Schauen Sie mir offen in die Augen und antworten fle mit auf Ehrenwort! Lieben ſie eine Ander? Die Wahrheit will ich wiffen! — Herr Oberleutenant! — Die Wahrheit! — Anworten Sie doch!“ ö Ihre ſchwarzen Augen ſchoſſen foͤrmlich Blitze. Ittzt war neben der Leidenſchaft das unheimliche Feuer der Elferſucht darin zu ſehen. Bernthal behielt noch immer ſeine Faſſung — obwohl im Innerſten empört über die Art und Weiſe, wie die Mexikantrin, der er nie eine Liebeserklärung gemacht hatte, ihm jetzt entgegentrat. „Ich leugne es nie ab, daß ich eine andere Dame liebe,“ gab er ruhig zu. „Und da Sie ſelbſt die Macht der Liebe kennen, ſo werden ſie auch gerecht in der Beurtheilung meines Herzens ſein. Laſſen ſie uns jtzt Abſchied von einander nehmen scheiden wir ohne Groll, ohne Bitterkeit. Vergeſſen Sie den Mann, der anſtatt Ihre große Liebe dank⸗ bar anzunehmen, die Sie ihm ſo großmüthig boten, Ihnen nur mit Enttänſchung lohnt!“ Er beugte fich zu ihr nieder, um ihr aufzuhelfen, denn ſie kauerte noch immer wie zerſchmettert am Boden. Aber ſie ſchleuderte ſeine Hand zornig von ſich fort und blieb in eigenfinnigem trotzigen Wider⸗ ſtreben wo ſie war. „Gehen Sie, wir find fertig miteinander, ganz Heftigkeit los, wie die Bewohner unſeres Marllez, 4 . Etbber die vor Angſt und Schrecken ſchier vergehen wollen, 7. Johlhey ihn noch nie erlebt. Bange in den Häuſern geborgen, gan Boone kannte man das graufige Toſen des Sturmes, die Uelung. praſſelnde, beitſchende Wucht des Regens, das un⸗ Aulobier eine heimliche Krachen und Gel ſe losgeriſſ ner und zur 1 m0 Bande Erde geſchleuderter Dachziegel und Mauerſtücke der, 10 1894 St nehmen — ſelbſt für den Beherzeſten Anlaß zu win, Lans verzweifelnder Furcht. Nach etwa 10 Minuten gie in Klbennülle das ärgſte Unwetter nach und nun zeigten ſich die Alte, ein Greuel der Berwüſtung in der mannigfachſten und in ind noch grauenhafteſten Geſtalt. Als Reſultat eines flüchtigen abu, den Rundganges können wir aus 11 00 em natürlich nur einige, ganz auffallende Einzelheiten berichten. Bei der Mariahilfkirche ſtanden zwe Ileige Linden mit dem ungefähren Umfang von je ſecht f Metern; die eine wurde vollig entwurzelt, die ander au bibtzeilung wie ein Schilfrohr in der Mitte abgeknickt, De la, den 9 beiden rieſigen Bäume wurden auf das Gottes has le zu Lad geſchleudert, ſchlugen den Dachſtuhl durch und ſprengieg iat in Ludenbutg die Decke. Es wurde ſofort die Räumung der Raphi J znurg Ludend veranlaßt, Am Bahnhof wurde von dem Dien e wen der wohnungs⸗Gebäude die Schieferdachung ſamt dn Be Brettern aufgehoben und fortgetragen, die Ramin nns Aro theils herabgeworfen oder teilweiſe ſtark beschädigt, 14 und In der Malzfabrik von P iſterer und Meler wurden ii Schrein die dort ſtehenden Elſenbahnwaggons in Bewegung ul, Heſtaur geſetzt und einer derſelben über die Boſchung ge⸗ e dem d ſchleudert. Einen neuerbauten Stadel hat der Sum n im S. wie vom Erdboden weggefegt; ebenſo wurde dez Ian, einerſe Stadel des Bauer Heigl in Hadersbach vollftändig 15 f zerflört und der Sohn des Bauern unter den Tilim⸗ mern begraben. Auch ſonſt wurden hier und in 1 agebuch der ganzen Umgegend mehrere Dächer abgedech, aun in W Hüuſer zerſtört und Bäume entwurzelt. Die Ver⸗ Aiwe, ande wüfſtung 1 8 0 an die vorigjährige Cyklon b Kataſtrophe bei Schwaben. — Aus Frankreich, 29. Juli. Nach 2 der letzten Volkszählung gab es in Frankreſch 213 Fülle und über 100 Jahre alte Leute, 66 Männer und 147 Frauen. Darunter befinden ſich 11 Junggeſellen ügerinch und 23 alte Jungfern, 39 Witwer, die zweimal 5 aun m gi verheiratet waren und 102 Witwen. Von den ai Alſabg Hundertjährigen leben noch 16 Männer und 12 Frauen im Eheſtande. 1 123 Sie fertig!“ ſtieß ſie hervor. „Gehen Sie ſofort! Main, den Ich muß erſticken, wenn Sie mich nicht gleich von Ihrer Gegenwart befreien! Fort — fort aus meinen Augen und vergeſſen Sie nicht in Villa Violetta vorzuſprechen, um mit Ihtem neuen Liebchen zu lachen über die unglückliche Frau, die ſich nicht zu beherrſchen verſtand.“ Ohne noch ein weiteres Work zu erwidern verließ Bernthal die zürnende Frau und ging mit feſten raſchen Schritten aus dem Hotel. Drauß n athmete er erleichtert auf. Da nichts von ſeiner Seite geſchehen war, wos bindend für ihn ſein konnte und er keine Verpflichtungen gegen die ſchöͤne Mexkanerin hatte, fühlte er fich frei. Ihre Millionen reizten in nicht mehr, denn itzt wußte er, daß Geld, Güter, Wohlleben, das Glück des Lebens nicht ausmachen. Er wollte dee ſuchen durch eigene Kraft mit dem Leben ferlſg zu werden. Es war Mitternacht, dunkles Gewölk bedeck den Himmel und kein Sternenlicht funkelte herab, dattüthig in als der Schnellzug der böhmiſchen Süßbahn den Karlsbader Bahnhof verließ und den jungen Offizier 8 mit ſich in die weite Ferne entführte. Es blieb ihm Fünts wenig Muße, traurigen Gedanken nachzuhängen, denn Fils iu Eger ſtiegen einige Huſaren⸗ Offiziere in ſein Coups, . welche gleichfalls nach Wien reien. Nun wurde ien Tag; Bernthal in ein heiteres, gemüthliches Geplauder g im über alles Mögliche ſoͤrmlich hineingezogen. Die Herren ſprachen und erzählten vom Dienſt, vom 1 Beſtellu Theater, von Damen, Sport und Jagd. Wee eig ö friſcher Windhauch verſcheuchte der jovſale Froh finn, das natürliche, zuweilen etwas derbe Weſen der . Kameraden die schweren Sorgen, die ſein Gem gt. bed rückten, (Fortſchung ſolgt.) han 98