blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. pierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltung ür die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg Anzeigen: bie 1⸗ſpaltige Corpus-Zelle oder deren 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeſgen 6 Pfg. Druc und Verlag von Karl Molitor, Jadenburg. Corpuszelle. Neclamen 20 Pfg. Samskag, den 3. Ruguſt 1895 Weißenburg — Wörth — Spichern In den begonnenen Erinnerungstagen an die oße geſchichtliche Epoche des geeinten deutſchen Bolkes find jene Tage herangenaht, in denen vor 5 Jahren die erſten Schlachten zwiſchen den deutſchen ud den franzöſiſchen Heeren geſchlagen wurden. Peißenburg — Wörth — Spichern! Wie leuchten lee drei Namen doch mit beſonderem Glanze auf em kriegeriſchen Ruhmesſchilde Deutſchlands! Als u jenen bangen und erwartungsvollen Sommer- 1 Garonſſt geh olköthen le bm. agen des Jahres 1870, in denen fich die deutſchen Mi 45. Heere nach vollendetem Aufmarſch gegen die Grenze 4 M. ii Frankreichs in Bewegung ſetzten, zunächſt nur die biken Sen, Funde von der vorübergehenden Beſetzung Saar⸗ hrückens durch das zweite franzöfiſche Armet corps Nb de unter General Froffard (2. Auguß) nach den under, heimathlichen Gauen kam, da mochte dieſer fran⸗ öfiſche „Erfolg“ wohl ſo manchem zagenden deutſchen Herzen als ein böſes Omen für den weiteren Ver⸗ auf des Krieges erſcheinen und Kleinmuth befiel wohl gar manche patriotiſche Kreiſe. Aber dieſer Druck ward von den Gemüthern ſehr raſch mit der Nocheicht von dem glänzenden deutſchen Siege bei Weſßenburg (4. Auguſt) genommen, und als dann zwei Tage ſpäter der Telegraph die Kunde von dem hertlichen Waffenerfolg der Deutſchen bei Wörth baberiondt 6 Oi U Stel 6. Auguſt) und dem gleichzeitigen für ſie ebenfalls 5 i kfolgreſchen Treffen von Spichern nach allen Wind papi ſchtungen trug, da brauſte ein wahrer Freuden⸗ urm durch die deutſchen Lande und jeder noch vorhandene Zweifel an dem endgiltigen Triumphe der deutſchen Waffen vberſchwand nun. Was aber die jubelnde Genugthuung in allen Volkskreiſen über dieſe Woffenthaten noch beſonders erhöhte, das war der Umſtand, daß hierbei Norddeutſche und Süd⸗ I Mollig vatenhendle blutigen Schlachtfeldern von Weſßenburg und Wörth die neue Woffenbrüderſchaft zwiſchen dem deutſchen Norden und Süden ihre blutige Weihe erhalten hatte, und Jedermann fühlte, wie hiermit bereits der Grund zu dem künftigen neuen deutſchen Reiche gelegt worden war. Bei Weißenburg wie bei Wörth hatte die deutſche Süd⸗Armee oder dritte Armee, gebildet aus dem 5. und dem 11. preußiſchen Corps, den Bahern und den Württembergern, unter dem Ober⸗ befehl des ritterlichen Kronprinzen von Preußen, geſchlagen. An der Weißenburger Schlacht war das franzöſiſche Corps unter General Duay, in der Woͤrther Schlacht das verſtärkte Corps des Mar⸗ ſchalls Mae Mahon faſt bis zur Vernichtung be⸗ fliegt und zertrümmert worden, während in dem Kampf bei Spichern Truppentheile der erſten und zweiten deutſchen Armee, befehligt von den Generlen von Kameke, von Alvensleben und von Woeben, das franzöſiſche Corps Froſſard angegriffen und zum Rückzuge gezwungen hatten. Die Schlachten von Weißenburg und Wörth waren zunächſt von boher militäriſcher Bedeutung, denn ſie hatten den ſoforkigen Rückzug der geſammten gegen die Deutſchen aufge⸗ ſtellten franzöfiſchen Armee nach der Moſellinie bin zur Folge, wozu auch ſchlleßlich der deutſche Waffen⸗ erfolg von Spichern beitrug, obwohl durch letzteres Engagement, das ganz gegen den Willen und die Abfichten Moltkes herbeigeführt worden war, deſſen urſprünglicher Feldzugsplan umgeſtoßen wurde. Aber auch in moraliſcher und politiſcher Beziehung erwieſen ſich dieſe erſten deutſchen Siege als von weittragender Wirkung. Mit einem Schlage batten ſie das geſammte deutſche Volk mit ſtolzer Zuver⸗ ſicht erfüllt und allüberall gab ſich nunmehr die be⸗ ſtimmte Hoffnung kund, daß der Krieg gegen den wälſchen Erbfeind zu einem ruhmvollen und ge⸗ deihlichen Ausgang für Deutſchland führen werde. Im Auslande aber erregte die heldenmüthige Tapfer⸗ keit der deutſchen Truppen ebenſo wie ihre kraft⸗ volle energiſche Führung Staunen und höchſte Be⸗ wunderung und dieſer Eindruck vernichtete definitiv alle bis dahin noch vorbandenen Neigungen bei dieſer oder jener neutralen Macht, ſich zu Gunſten Frankreichs mit bewaffneter Hand in den entf ſſel⸗ ten Krieg einzumiſchen. Weißenburg und Wörth zeigten, welch ein furchtbarer Gegner die neu geein⸗ ten deutſchen Stämme jedem Feinde werden mußten, ſie machten alle Hoffnungen auf Allianzen, welche die Franzoſen vielleicht noch hegen durften, zu Schanden. Die deutſchen Heere aber zogen in ge⸗ bobener Stimmung immer welter nach Frankreich hinein, neuen Nuhmestbaten entgegen, welche nach nur kurzer Friſt die blutigen Auguſtſchlachten um die alte Veſte Metz für die deutſchen Waffen zeitigen ſollten. Politiſches. Berlin, 1. Auguſt. Kaiſer Wilhelm bat der „Voſf. Ztg.“ zufolge dem König Oscar von Schweden auf draßbtlichem Wege mit den herzlichſten Worten ſeine Freude über die Natur⸗Sehenswürdigkeiten und Schönbeiten des Landes und den außerordentlich guten Empfang, den ihm die Bevölkerung allenthalben bereitete, ausgeſprochen. Berlin, 31. Jull. Der „Reichsanzeiger“ meldet: Die Innungsconferenz beendete geſtern die Berathung der Regierungsvorlage betreffend Organi⸗ ſation des Handwerks. Die Vorlage beruht auf dem Grundſatz der Zwangsinnung, ein Grundſotz, der don der Conferenz dahin erweitert worden iſt, doß der Großbetrieb, der handwerkmäßig ausgebildete Geſellen beſchäftigt, zu den Unkoſten der Innung — l deutſche einmüthig zuſammengeſtritten, daß auf den — — Geläuterte Herzen. ne Novelle von Johanna Berger. 10, Fortſetzung. Die ſchöne Mexikanerin hatte bereits in fieber⸗ hafter Ungeduld auf ſein Erſcheinen gewartet, ebenſo wie ſie eine Antwort auf ihren Brief von ihm er⸗ wartete. 18 Nachdem ihm der Portier des Hotel Ruſſte, in 8 dem ſie eine ganze Etage gemiethet hatte, da ſie viel V. Slen Dienerſchaft mit ſich führte, verſichert hatte, daß die gnädige Frau daheim ſei, ſtieg er raſch die teppich⸗ belegten Marmortreppen hinan und klopfte an die Thür des Vorzimmers ihrer Wohnung, wo ſich Mar⸗ gitta, das Kammermädchen beſand, und ihn ſofort, ohne Anmeldung in das Boudoir ihrer Herrin führte. Lady Campello ſaß am offenen Erker fenſter in ihrem Schaukelſtuhle, nach mexikaniſcher Sitte mit einer Cigarette zwiſchen den Lippen und durchblätterte amerfkaniſche Zeitungen. Sie hatte mit wahrhaft raffinirter Koketterie Toilette gemacht. Das rothblonde Uppige Haar floß in halb aufgelöſten Ringeln über Hals und Schultern, und wie ein Schleier über ihr phantaftevoll garnirtes Spitzenkleid herab. Als Bernthal in ihr Boudoir trat, ſprang ſie haſtig auf, eilte raſch und geſchmeidig Über den weichen Smyrtnateppich zu ihm hin und reichte ihm ihre 01 ſchöne Hand. Eine heiße Leidenſchaft loderte dabei aus ihren ſchwarzen Augen und ihre Lippen zuckten. Und dieſem beſtrickenden! Feuer war jedoch eine ſanfte Unterwürfigkeit dem Weſen dieſer ſtolzen Frau bei⸗ gemiſcht. „Bbſer, böſer Mann,“ lispelte ſte weich und klagend in ihrem fremden Accent. „Was habe ich gethan, daß Sie mich ſeit vier Tagen unbarmherzig bernachläfſigten? — Was habe ich verbrochen, um dieſe Kälte, dieſe Zurückſetzung zu verdienen? Sagen Sie es mir, ich bitte, ich beſchwöre Sie!“ Sie warf den Kopf in den Nacken, faltete die Hände über der Bruſt und blickte ihn ſchmachtend an. Bernthal hegte die Befürchtung, daß die Leiden⸗ ſchaft und der gekränkte Stolz des jungen Weibes ihm eine böſe Scene ſplelen würde, wenn er nicht mit großem Geſchicke ihren Unmuth begegnete. Gerade ihre kaum verhaltene Gluth, mit der ſie ihm entgegen⸗ kam, hatte ſeine anfängliche Zuneigung ſchnell wieder erkalten laſſen. „Theuere Mylady, liebe Lucla,“ ſagte er ſo ruhig als möglich. „Fragen Sie nicht — dringen Sie nicht in mich! — Ich kann mich mit Erklärungen nicht aufhalten, die Ihnen wie mir nur peinlich werden würden. Ich bin Offizier und als ſolcher nicht Herr meines Schlckſals und auch nicht Herr meiner Zeit.“ „Sie hatten aber ſonſt mehr Zeit für mich Übrig,“ ſchmollte ſie. „Jawohl! Gewiß! Aber ich muß heute noch fort ind ich kam her, um Abschied v „Abſchied nehmen? — Weshalb müſſen Sie fort?“ rief ſie jetzt erregt, und maßloſe Angſt klang in ihrer Stimme. „Sie haben vor fünf Tagea noch nicht an die Abreiſe gedacht, und ich weiß keinen Grund dazu. Habe ich ſie unwiſſentlich beleidigt? Ach, tbeurer Frund, dann will ich abbitten — mich beſſern! — Ich wil meinen Stolz, meine Launen ablegen. Aber ſo sprechen Sie doch! Stehen Sie doch nicht ſo gleichgiltig da! Sehen Sie nicht meine Angſt — nicht meine von Thränen geröthete Augen, die ich um Sie vergoſſen habe! Aber ich ertrage es nicht länger, ich muß endlich erfahren, was Sie mir entfremdet hat. Darum reden Sie! Erklären Sie mir Alles! — Ich! — ich!“ Sie brach aufgeregt ab und preßte ihre Hand auf die heftig wogende Bruſt. „Sie ſollen Alles erfahren, aber bitte, beruhigen Sie ſich erſt ein wenig,“ erwiderte Bernthal leiſe und bot ihr den Arm, führte ſie zu einem Fauteuil und ließ ſich auf einen Tabouret nieder, das zur Seite ſtand. Trotzdem er gewohnt war, Damen gegenüber ſtets zarte ritterliche Rückſicht auszuüben, fühlte er ſich heute bewogen, nichts zu beſchönigen und der heißblütigen Mexrkanerin die Wahrheit zu offenbaren Aber es war ihm eine grenzenloſe Pein, daß er es thun mußte. „Ich habe Sie lieb wie ein Freund, wie ein Bruder, theure Lucia,“ erwiderte er ſo ſanft als nd in dieſ ife habe ich Sie immer ien