Uroßſtaaten, Aufgaben don unermeßlicher für die innere Entwicklung aller dieſer Staaten, und die Sicherung ihrer Bevölkerung vor hochbedenklichen wirthſchaftlichen Keiſen litgen auf dem Gebiet der fremden Erdteile, und das Ziel, hier bei Zelten einen regelnden und beherrſchenden Einfluß zu gewinnen, en nicht anders erreicht werden, als durch Beiſeite⸗ Zuſammenſchluß der Kräfte. die auch Frankreſch eintreten müßte, wenn es nicht eine kurzfichtige Politk des Eigenfinns und der Hartnäckigkeit, eine Politik, die nicht dieſen Namen verdient, trelben will, und in der es ihm nicht an Gelegenheit fehlen würde, durch Waffenthaten, die diefenige Deutſchlands in den Schatten zu ſtellen berſuchen, ſeine Rvanche an uns zu nehmen und en vollen Glanz ſeines kriegeriſchen Ruhmes zu erneuern.“ i Sofia, 18. Jul. Stambulom, der ſeit zeſtern Abend 10 Uhr bewußtlos war, ſtarb im Beiſein ſeiner Familie, ſeiner Freunde, ſowie der Vertreter der auswärtigen Mächte. Sein Zuſtand war ſeit geſtern Nachmittag hoffnungslos. 11 Aerzte befanden ſich bei dem Kranken. iſt in Folge der großen Aufregung ſehr leiden d. Die hieſtge Preſſe äußert ſich wenig. Daz Regierungs⸗ blatt „Mir“ verurtheilt zwar das Verbrechen, de⸗ handelt es im Uebrigen aber als einen Vorfall, der in einigen Wochen abgethan ſein wird. (Das edle Organ der Reglerung ſchrieb erſt am Tage vor dem Mordanfall: „Stambulow und Petkom gebührt es, daß man ihnen das Haus anzündet und die Knochen einzeln herausreißt!“) Konſtantinopel, 18. Jull. 6000 Mann der hlefigen Garniſon haben den Befehl erhalten, ſich zum Abmarſch nach Macedonlen bereit zu halten. (Nach einer vorliegenden Meldung ſoll in den mace⸗ doniſchen Bezirken Strimitza und Maleſch eine auf⸗ fländiſche Bewegung ausgebrochen ſein. Starke Banden ſeien in Prilep und Kitſchewo erſchienen. Der Ott Jokarunda im Kreiſe Nerokop ſei einge⸗ nommen und eingeäſchert). Verſchiedenes. Heidelberg, 15. Jull. Heute nachmittag verſchied nach längerem Leiden im Alter von 68 Johten der berühmte Ohrenarzt Hofrat Profeſſor Dr. Moos. Vorſtand der Ohrenklinik an hie figer Hochſchule. Vchentung ellung des inner⸗europdiſchen Haders und einen Das iſt die Bahn, in Frau Stambulow unglaublich dummen Streichs wurde ein 18Jähr. Burſche in Doſſenbach, Er ging vom Hauſe fort mit dem Einfall, etwa ihm begegnende Leute, als „Jeuermann“ zu erſchrecken. Zu dieſem Zweck zog er ſich zerlumpte Kleider, welche er einer auf dem Felde aufgeſtellten Vogelſcheuche entnahm, an, über⸗ goß ſie mit Petroleum, das er in einer Flaſche mit⸗ genommen und ſtickte fle dann in Brand, Wie lange es dieſer Feuermenſch in ſeiner Rolle ausgehalten, hat er nicht erzählt. Nachher zog er ſeine Kleider wieder an und kam, am ganzen Körper verbrannt, wieder zu Hauſe an. Anfänglich ſtellte er ſich als Opfer eines Bubenſtreichs hin, geſtand aber nachträg⸗ lich ſeinen Streich vom Feuermann ein. Er iſt am ganzen Körper derart berhrannt, daß ſein Tod er⸗ folgen kann. — Aus Baden, 17. Jull. Der Gemeinde⸗ rechner von Röttingen bei Pforzheim wurde wegen Unterſchlagungen verhaftet. Wie hoch das Difizit in der Gemeindekaſſe iſt, iſt noch nicht feſtgeſtellt, — Der kürzlich durch Selbſtmord geendete Verwalter — Sauer in Mannheim hat die dortige Stadtkaſſe infolge ſeiner Mißwirthſchaft um 47 000 Mk. ge. ſchädigt. — In Meiſenheim bei Jahr wurde auf den Bäcker Kammerer ein Mordperſuch ausgeübt, Ein Indſolduum Namens Huſer verlangte ein Brot. Während der Bäcker die Ladenthür aufſchloß, feuerte Huſer aus unmitteilbarſter Nähe zwei Schüſſ: auf ihn. Hinterkopf, von wo ſie noch nicht entfernt iſt. Der Mordgeſelle verſuchte dann ſich ſelbſt zu erſchſeßen, indem er ſich einen Schuß in den Mund gab, die Kugel blieb jedoch in der Nähe des Naſengrads ſteccken. Als Motiv ſeines Mordanſchlags gießt Huſer an, daß Kammerer ſeiner Mutter und Schweſter zu Leid gelebt hat und well der Bruder des Bäckers nich kriegen kann, „Denn zurück mit meinem Geld ihn einmal geſchlagen hat. — Detmold, 17. Juli. In dem Lippeſchen Dorfe Elbrinxen wurde geſtern die Ehefrau K. und ihr einjähriges Söhnchen durch Beilhiebe getötet in ihrem Bett aufgefunden. Der Gatte, der vermutlich Thäter, hatte ſich am Bettpfoſten erhängt. ö Kurze Trauerzeit. Daß „Pietät“ den ländlich⸗fittlichen Bewohnern Littauens ein wenig bekannter Begriff iſt, davon legt folgende Begräbnis⸗ geſchichte beredtes Zeugnis ab: Die Frau eines Bauer war geſtorben und wurde unter Teilnahme der ganzen Umgegend begraben. Der übliche Begräbnis⸗ ſchmaus, recht reichlich ausgeſtattet, vereinigte die feſch am Ladentiſch Scharmutzirt der flotte 5 Eine Kugel drang dem Kammerer in den geſamte Verwandtſchoft und Bekanntschaft nig einen Tag, ſondern, wie das in Littauen öfters u. kommt, man ſaß auch noch am nächſſen Tage ung in der nüchſten Nacht beifammen. Die Stimmung der Leidtragenden wurde immer gehobener, und mag hatte ſchließlich nichts beſſeres zu thun, als dem 9 trauernd hinterbliebenen Witwer eine paſſende 8 auszuſuchen. Lange ratſchlagte man hin und her da plötzlich tritt der Bauer aus dem Nebenzimmer ein, am Arme eine funge Nachborstochter führend, die er der Trauergeſellſchaft als ſeine Braut vorſt Aus dem Begräbnisſchmaus wird im Nu ein f licher Verlobunbsſchmaus mit Sang und Tanz, noch einen weiteren Tag und noch eine Nacht da Etſt am frühen Morgen trennen ſich die — trau den Hinterbliebenen. — Zu ſpät. Zu Pfingſten haben ſich d Brünner Bäckergehilfe Wendeun Strz leckh und Braut in der Schwarzawa ertränkt, weil ſie wegen ihrer Mittellofigkeit nicht heirathen konn Bei der letzten Ziehung der Rothen Kreuzloſe ſiel nun der Haupttreffer von 20,000 Gulden ein Loos, welches dem Strzelecky gehött hatte nach deſſen Tod in den Befitz ſeiner Mutter f gegangen war, ö — Eine die ſich auskennt! Flink 0 Mitt der Jette, drall und friſch, Leiſtet er ſich man Witz. Zacherlin, das will ſie haben, Fritze wei gleich ſich Rath; Gegen Motten, Wanzen, Schwa . Giebt es bill geres Surrogat. Aber Jette lacht; 79 „Nanu? „Fritz, Sie find wohl nicht jeſund ? „Denn wie kommen Sie dazu, „Anzupreiſen ſolchen Schu „Wat nützt Pulver ohne Flaſche „Reene Rraft da darin, „Det lockt's Jeld bloß aus der Ta „Jeben Sie mir Zacherlin, „Nur nich Surrog Mann, „Zacherlin hab' ich beſtellt; „Wenn ich Heiteres. Peinlicher Anblick. Studie (zu ſeinem Kollegen, vor dem Poſtgebäude): „Ge wir weiter, ich kann das nicht ſehen — fetzt werden die Geldbriefträger losgelaſſen.“ — Fachkenntnis, Weinhändler (einem früheren Lehrling begegnend); „Na, Meher, haben Sie Stellung gefunden?? „ eine außerordentlich gute ſogar!“ „Was habe Ihnen geſagt, wer bei mir gelernt hat, den k man Überall gebrauchen“ .. wo find ſte denn jetzt „In einer Effigfabrik!“ (Mgd. Bl.) auf und nieder promenirten. Viele Kurgäste ſchritten an ihr vorüber und ſchauten ſie mit unberhohlener Bewunderung an. Die thaufriſche Anmuth und die Lieblichkeit von Annies Erscheinung blieb nicht unbe⸗ merkt. Sie dachte ſich wenig dabei, denn gefall ſüchtige, berechnete Gedanken beherrschten ſie nicht. In der Nähe des Muſikpab illons hatte ſich um eine kleine Ruhepank eine Gruppe von Herren in Civil und Uniform verſammelt. Dort ſaß auch die ſchöne Mexlkanerin, der Stern der Badegeſellſchaft. Strahlend und ſiegesgewiß wie eine Königin ließ ſie ſich den Hof machen und ſchlürfte langſam den heißen Sprudel aus ihrem goldenen Becher. Man konnte ſich für das Auge gewiß nichts Reizenderes denken, als dieſes ſchöne Weib mit dem tothblonden üppigen Haar und den ſchwarzen Gluth⸗ augen, die nach allen Richtungen zündende Funken ſprühten. Sie war heute ganz weiß gekleidet mit Marſchall⸗Niel⸗Ro en auf der Bruſt. Sie plauderte lebhaft und erregt in ihrem fremdländiſch klingendem Deutſch und lachte ſo, daß ihre weißen Perlenzähne ſichtbar wurden. Dabei flogen ihre Blicke ruhelos durch den welten Raum und jeden Augenblick wandte ſte den Kopf. Annie hatte eben ihren Rundgang beendet und wollte die Kolonade veranlaſſen, da fiel ihr Blick auf die Mexikanerin. Sie ſtutzte und ſtarrte ſo lange zu ihr hinüber, bis heiße Thränen ihr in die Augen traten. Ihr Herz krampfte ſich zuſammen, eine heftige Abneigung, ein Gefühl von Groll und Zorn regte fich in ihr gegen die ſchöne Frau. Annie beneidete fie nicht um ihre verführeriſche Schönheit, durchaus nicht, aber ſie begriff nicht, wie man ſo viel Weſen um ihr Geld machen konnte, daß fie des⸗ halb gefeiert und angebetet wurde und deshalb fich eine Schaar von Verehrern an ihre Ferſen heftete. Was wußte Annie auch mit ihren ſiebenzehn Jahren von dem Werth und der Macht des Reichthums. Nie hatte fie gerechnet oder geſpart, weil die Mutter noch Noth, weder unbeſriedigte Eitelkeit noch Ehr⸗ geiz kennen gelernt. Und „Geld macht nicht glücklich, lingsſpruch. — So in ihrer kindlichen Nichtachtung des Geldes hatte Annie auch kein Verſtändniß für das Haſten und Jagen der Menſchen nach dem trü⸗ geriſchen Dämon Gold. Sie konnte den Anblick nicht mehr ertragen, er berührte ſie zu peinlich. Sie war entrüſtet über dieſe Frau, dieſe Kokette, und empött über dieſe erbärmlichen Geld jäger, die ihr nachllefen. Aber dann begriff ſte ihre Aufregung ſelbſt nicht. Was gingen die fremden Leute ſie an?“ Was hatte ſie mit ihnen zu ſchaffen? Wle thöricht war es, fich über ſie zu erbittern. Nun eilte fie ſchnell aus der Halle und auf die Straße. Draußen athmete ſie auf, ihr Herz wurde wieder leicht. Sie überlegte, ob ſie weitergehen oder heimkehren ſollte. Die Luft war lind und bal⸗ ſamiſch, die Sonne ſchien köſtlich und die Vogel ſangen lauter Laſt und Freude. So entſchloß ſte ſich kurz noch einen Spaziergang in den Wald zu machen. Sie ging über die Sprudelbrücke zum Markiplatz, von dem ſich ein ſchattiger Schlangenweg zu den Bergen emporwand. Dieſen Weg ſchlug ſie ein und gelangte bald in herrlichen Buchenwald. Eine ganze Landſchaft rollte ſich hier vor ihren Blicken auf rechts und links die waldreichen Höhen⸗ ü Berge, nö edlich ihr ſo viel gab, wie ſie brauchte und aufgewachſen in guten geregelten Verhällniſſen, hatte ſie weder Mangel Armuth ſchändet nicht!“ das war der Mama Lieb⸗ ö Annie ſchritt rüſtig vorwärts. Kuppen des Erzgebirges und dazwiſchin das wund bar ſchöne Egerthal. Den ſonnenbeglänzten Fl belebten zahlloſe Kähne und Segelboote. Noch wei hin ragte die im blauen Dunſt verſchwimmende Be kette des Fichtelgebirges in die Luft und gegen in greifbarer Deutlichkeit, der Kreuzberg das Wag zeichen der Gegend, mit ſeinen hohen aus fark Tannenholz gefertigten drei Kreuzen. Es wor Bild maleriſcher Schönheit. Es war ſchön hier iur Frühlingsprangen. Da tönte ihr g der Tiefe ein Glöckchen entgegen, ſanft und melodi wle Sphärenmufik und magnetiſch zogen die zart Klänge ſte an. Ein ſchmaler Pfad lief von d Höhe ins Thal. Dort wo er eine Biegung mach ſtanb einſam und weltverloren ein ſteinernes Kape chen. Allerlei Schlingkraut hatte ſich in die grau Mauern eingeniſtet, und eine rieſige Buche breſt wie ſchützend ihr grünes Gezweige über das klei Gotteshaus. Es war die Marienkapelle und heut am Sonn⸗ tag hatte man die Madonna mit dem Jeſusknaben im Arm reich mit Blumen und Kränzen geſchmück Blumen bedeckten auch den Altar, auf dem eine Meng don Wachskerzen brannten. Eine kleine Schaa Andächtiger lag dort auf den Knieen im brünftigen Gebe Annie verweilte eine kurze Zeit vor der Kappell und ſchritt dann langſam weiter, um ins Thal z gelangen. Als ſie aus dem Walsſchatten trat, er blickte ſie Bernthal. Erſwar in Geſellſchaft mehrer Offiziere und kam ihr gerade entgegen. Kaum da er ſte bemerkt hatte, ſo trennte er ſich auch ſcho von ſeinen Begleitern, ging auf ſie zu und begrüßt 1 Gile ſie mit großer Freude. Dann zog er haſtig ihr Hand an ſeine Lippen. FCortſetzung folgt.) Lan 1