blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. ir die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg ö . get Allgemeiner Anzeiger für Ladenßurg und Amgegend. Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. 1 Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus⸗Zelle oder deren Naum 10 Pfg., Lokale Geſchüäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Corpuszelle. Neclamen 20 Pfg. 3 5 Mittwoch, den 17. Juli ckatheuſg Kraulreichs Handekspolitik. Reihe neuer Induſtriezweige, und die nothleidenden Politiſches. 5 R g Frankreichs Handelspolitik erſcheint durch das papin neue mit der Schweſz getroffene Abkommen ſehr Nölun weſentlich gländert. Dieſes Abkommen birgt in ſich arenhen eine grundſätzliche Abweichung von dem in den litz⸗ ——ůê e Jahren befolgten Wege einer Schutzzollpolutk um jeden Preis. Letzteres Syſtem führte bekannt⸗ 1 lich zu einer Art Grenz perre, auf welche von den dadurch in Mitleldenſchaft gezogenen Nachbarſtaaten, 5. Italien, und in zweiter Linie dann Belgien, mit 1 1 1! Reprefſtomitteln geantwortet wurde. Dieſer Zuſtand Gelben ſchlug dem Handelsverkehr der genannten an Frank⸗ nähe. reich grenzenden Staaten allerdings empfindliche — . Wunden, aber auch Frankreich kam keineswegs mit beiler Haut davon, und wenn nicht außer wirth⸗ ein ſchaftspolitiſchen noch ſtaatspolltiſche Beweggründe, namentlich Italien gegenüber, im Spiele geweſen feunig wären, ſo möchte vielleicht ſchon weit eher als jetzt en bon Paris aus eingelenkt worden ſein. Als man 6 franzöfiſcherſeits der Schweiz im Jahre 1892 die 0 don ihr bezeichneten Zugeſtändniſſe auf den neu aus⸗ gearbeiteten Generaltarif kurzweg verweigerte, ge⸗ Hürth ſchah das in der Vorausſetzung, daß Frankreich es t Roe. durch die Wirkungen ſeines hochſchutzzöllneriſchen Regimes auch ohnehin in der Hand habe, die Schweiz mürbe zu machen. In dieſer Annahme ſah man ſich ſtark getäuſcht. Die Schweiz brach ſchnell ent⸗ ſchloſſen alle Handelsbeziehungen zu Frankreich ab, und da ſie ſehr vortheilhaſte Verträge mit anderen Staaten, Deutſchland, Oeſterreich⸗ Ungarn, Belgien ze. hatte, ſo tonnte ſie den Zollkrieg an der Weſl⸗ grenze ohne ſonderliche Beſchwerde ertragen. Die franzöſtſchen Induſtriellen beſtürmten ihre heimath⸗ liche Regierung mit Vorſtellungen, die von der Sorge eingegeben waren, daß ihnen dle ſchweizer⸗ iſche Kundſchaft am Ende ganz und gar verloren gehen köante. Dennoch zögerte man in Paris von Tag zu Tag. Man mochte ſich nicht entſchließen, den begangenen Irrthum einzugeſtehen, und auch heute noch, wo doch Frankreich der Schweſz die Zu⸗ geſtändniſſe hat machen müſſen, von denen es vor 3 Jahren durchaus nichts hören wollte, möchten ſich die tonangebenden Politiker noch den Anſchein geben, als ſei nicht Frankteich, ſondern die Schweiz der unterlegene Theil. Indes das find Silbenſtechereien, die an der Thatſache nichts ändern, daß von den intereſſirten Kreiſen an das franzöftſch⸗ſchweizeriſch⸗ Abkommen, an deſſen Zugeſtändniſſen übrigens alle Staaten Theil haben, welche zu Fronkreich im Ver⸗ häliniß der meiſtbegünſtigten Nation ſtehen, die Hoffnung auf eine weitere Entwicklung der franzöſ. WMirthſchaftspolitik in der Richtung auf den Ab⸗ ſchluß von Handelsverträgen geknüpft wird, Zu dieſen Kreiſen gehoren in erſter Linie die Lyoner Seiden⸗Induſtriellen, die ſich bemühen werden, ſo⸗ bald die Bahn in der Schweiz für ſie wieder frei iſt, dem deutſchen Import daſelbſt auf Schritt und Tritt das in den letzten Jahren gewonnene Terrain ſtreitig zu machen. Unſere deutſchen nach der Schweiz exportierenden Geſchäftsfirmen aller Branchen werden in ibrem eigenſten Intereſſe handeln, wenn ſie ſich bei Zeiten mit der durch das franzöfiſch⸗ ſchweizeriſche Handelsabkommen geſchaff⸗ nen Lage Die Rat fizlrung desſelben wird vertraut machen. in Paris wie in Bern ſo ort nach erfolgter parla⸗ mentariſcher Verabschiedung der betreffenden Vorlage bewirkt werden. Tullgarn, 14. Juli. Nach dem beute vom Kaiſer abgehaltenen Gottesdienſt fand an Bord der „Hohenzollern“ ein gemeinſchaftliches Frühſtück mit den kronprinzlich ſchwediſchen Herrſchaften ſtatt, bel welchem der Kronprinz das Wohl des Prinzen Adal⸗ bert aus Anlaß von deſſen Geburtstag ausbrachte. Tullgarn, 15. Juli. Geſtern Nachmittaa begab ſich der Kaiſer von Nord der „Hohenzollern“ hierher und verblieb den Nachmittag beim Lawn⸗ Tennisſpiel. Um 7 Uhr nahm der Kaiſer an der Tafel beim Kronprinzenpaar Theil und verweilte während des Abends an Bord der „Hohenzollern“. Die deutſchen Schiffe erglänzten bei Anbruch der Dunkelheit in elektriſcher Beleuchtung. Heute früß 9 Uhr wird der Kaiſer nach Wisby und Gotland abreiſen. — Soſia, 16. Juli. Stambulow wurde geſtern Abend 8 Uhr auf dem Heimwege don ver Perſonen angefallen und durch Repvolberſchüſſe und Dolchſtiche verwundet. Sein Zuſtand iſt ſehr ernſt. — Soſta, 17. Juli. Stambulow wurde bei dem geſtrigen Attentat ſehr ſchwer am Kopfe und Armen verwundel. Beide Arme find amputirt worden. Stambulow iſt dewußtlos. Es iſt wenig Hoffnung vorhanden, ibn zu retten. Die Unterſu⸗ chung wurde die ganze Nacht fortgeſetzt. Am That⸗ orte wurde ein türkiſcher Djar, ein ſtarkes Meſſer und zwei Revolver vorgefunden. Auf die Ausſagen des Dieners Stambulows und derjenigen ſeines Begleiters, Petkow, wurden einige Verhaftungen vorgenommen. Es fehlt bis jetzt jede Spur der Mörder. Stambulow verſucht vergebens zu reden. Jerſchiedenes. — Necarhauſen, 16. Juli. Geſtern Abend wurde die Ehefrau des Landwirts Michael Rupp 11 Usher von Frankreich bezogen zn Aritkel wurden 5 durch ſolche aus gen Vertragsſtaaten erſetzt; außer⸗ chäffer. dem entwickelte ſich in der Schweiz ſelber eine ganze — 1 Geläuterte Herzen. Novelle von Johanna Berger. yne 5 Joh 9 Fortſetzung. en „Aber warum nicht? Es kommt anf die Charak⸗ „ tere beider an!“ 5 „Ach, ex hat ſicher einen guten Charakter, denn ft er ſſt furchtbar nett!, 1. „Wer denn? — Wlcher er? —“ ſitot „Ich ſprach nur ſo im Allgemeinen, weitzt Du, 10 ö Mama!“ ſtotterte Annie. Daun redete ſie herzhaft . weiter. „Du hatteſt auch einen Jugendfreund, den Oberförſter Hiller in Tangermünde?“ er „Gewiß — und meine ſchönſten Errinerungen ren knüpfen ſich an dieſe Freundſchaft!“ . „So hatteſt Du ihn ſehr lieb?“ 0 „Notür ich, Kind! — Aber Warum intereſfirt Sten Dich das 2“ — „Weil — weil —“ ſie ſtockte und ſchlug i 1 die Augen nieder. „Bitte liebſſe Mama,“ fing ſie 1e aber gleich wieder an, „bitte, beantworte mir doch eine Frage!“ 7 „Ach, Du brauchſt nicht Alls zu wiſſen. Komm, Sten, laß uns endlich gehen!“ 1 „Beſte Mama, bitte ſage mir nur noch das N05 Eine. — Es it durchaus nothwendig für mich, daß gun ich Wonne. Haft Du mit deinem Jugendfreund 770 . — Deinem guten Kameraden Zuſammenkünfte gehabt?“ „Naſenweis! wie kommſt Du auf ſolche Ideen?“ warf entetiſtet die Räthin hin. „Zusammenkünfte — mit — mit Oberſörſter Haller? Das wär ja ſchrecklich geweſen, hoͤchſt ſchrecklich! Du lieber Gott, was denkſt Du eigentlich von mir?“ Ein zorniges Roth ſchoß der alten Frau in die Stirn. Annie war nahe daran zu weinen. „Ach verzeih, liebſte's Mamachen, ich wollte Dich nicht verletzen. — Ich dachte garnicht, daß es ſo ſchlimm ſei, wenn man ab und zu mit einem lieben Freunde zuſammenkommt, um ein Stündchen mit ihm zu verplaudern.“ „Es iſt biſſer, man unterläßt es, man muß ſtels den Geſetzen des Anſtand's der guten Sitte folgen,“ erwiderte kurz die Räthin und wandte ſich zum Gehen. Annie ſenkte ſchuldbewußt ihr Köpfchen und folgte der Mutter, ohne noch eine Frage zu wagen, ſtill und rubig wie ein Lamm. Zoei Tage lang regnete es unaufhörlich, denn in Karlsbad wechſelt das Wetter beſtändig. Es waren ein paar ſtille eintönige Tage für das juvge Mädchen. Die Räthin litt am Brunnenrauſch, fühlte ſich un⸗ wohl und verließ ihr Zimmer nicht. Das Stuben⸗ mädchen mußte das Eſſen aus dem Reſtaurant holen und man ſpeiſte zu Haufe. Kaffte und Thee beſorte Fräulein Brunner. Annie Briefe an ihre Freundinnen in Stettin geſchrieben, fünf Meter Sp tzen gehäkelt und die Kurliſte von Anfang bis zum Ende durchgeleſen, wobei ſie heraus⸗ g⸗ſunden hatte, daß „Er“ im Offizierbadehauſe am Quai wohnte und mit Vornamen Franz hieß. Wie ſüß und poetisch ſchien ihr dieſer Name, der ihr ganz fremd war. Sie flüſterte ihn ein paar Mal mit zärtlicher Stimme vor ſich hin. Dann legte ſie die Kurliſte bei Seite und horchte eine Weile auf das monotone Getröpfel des Regens, das unabläſſig gegen die Fenſter tippte. Es war auch zu langwellig heute. Mama lag mit geſchloſſenen Augen auf dem Sopha und pflegte der Ruhe. Annie ſprang ungeduldig auf und huſchte aus dem Zimmer, um Fräulein Brunner zu beſuchen und einen kleinen Plauſch mit ihr abzuhalten. Im Parterreſtübchen des alten Fräuleins war es hübſch und gemüthlich. Auf den Fenſterbrettern dufteten Hyazinthen und Krokus in buntgeblümten Porzellantöpfen. Die Hängelampe brannte und auf einem Ecktiſchchen ſummte der Theel'ſſel; ein Teller mit friſchgebackenen Obladen (eine Speclalität Karls⸗ bad's) ſtand daneben. Annie wurde von Fräulein Veunner auf das herzlichſte bewillkommt und dann zum Sopha gefüßrt, wo ſte Platz nehmen, Thee trinken und Oblaten eſſen mußte. Und nun plauderten fie mit einander nach Herzens