I. 90000 30000 15000 12000 f 15000 30000 8 30000 8% 60000 30000 15000 — 75000 li zu nag e Expo — gen. t erbolle⸗ d di um 193 Millionen verringert. . adenburger 5 Allgemeiner Anzeiger für Hadenßurg und Amgegend. Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. 8 vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. ür die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg —— Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus⸗Zelle oder dere 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pf Corpuszeile. Neclamen 20 Pfg. Druck und Verlag von Rarl Molitor, Ladenburg. Mittwoch, den 19. Juni! Nr. 49. — Für Ar und Halm. Fürſt Bismarck hat ſich mit dem Kaiſer aus⸗ eſöhnt, aber er wiederſtrebt nach wie vor der Handelspolitik des Kaiſers und ſeiner Miniſter. Das hat Bismarck in ſeiner Anſprache an die Ver⸗ treter des Bundes der Landwirthe wieder offen dar⸗ gethan. Die Landwirthſchaft müſſe unter dem jetzigen Regiment zu Grunde gehen und die Induſtrſe ſpinne keine Seide. Im Jahre 1894 hat ſich der Werth der Einfuhr gegen das Vorjahr um 151 ¼ Mil⸗ lionen vergrößert, der Werth der Ausfuhr dagegen Wir haben uns alſo in einen Jahre um 3441 Milliouen Mark verſchlechtert. Halten wir daneben, daß die Roggen⸗ preiſe, die fich noch im Durchſchnitt der Jahre 1885 bis 1893 auf 165.57 Mk. beliefen, im Jahre 1894 nur 117.75 Mk. betrugen, dann wird es uns klar werden, daß er gewichtige Gründe zu ſeinen Vorwürfen gegen die Regierung hat. Seine Rede an die Vertreter des Landwirthbundes war ein vernichtendes Urtheil. Coprivi und Herr von Bötticher wurden als die⸗ jenigen genannt, deren Thun unter der Zuſtimmung des Kaiſers das Unheil angerichtet haben. Bismarck rief von neuem die Erinnerung an jene Weihnachts⸗ tage wach, in denen der deutſche Reichstag auf Commando über den Stock ſprang und in affenartiger Geſchwindigkeit eine Reihe von Verträgen annahm, deren Einzelheiten er nicht kennen, deren Tragweite er nicht überſehen konnte. Nicht daß man an eine Politik der Handelsverträge herantrat, iſt die große Schuld der Aera Caprivi, ſondern wie man ſich die Trümpfe aus der Hand nehmen ließ, um ſchließlich n Spiel zu verlieren, bei dem man die vier „Wenzel“ und, wie Onkel Bräfig ſagt, eine ganze „Davangtion neuem gegen Herrn von Bötticher gekehrt. hat damals, als er ſein „großes Werk“ vollbrachte, politiſche Gründe als maßgebend bezeichnend, obwohl der alte Warner von Friedrichsruh dringenden Ein⸗ ſpruch erhob; er hat ſich gerühmt, „keinen Ar und keinen Halm“ zu biſttzen, um ſeine Objektivität zu erweiſen. Jetzt muß er es ſich gefallen laſſen, daß unter der Heiterkeit des ganzen Volkes Fürſt Bis⸗ marck die Mahnung ausſpricht, nicht ſolche Abge⸗ ordnete zu wählen, deren Intereſſen in Berlin bei den Leuten ohne Halm und Ar liegen. Fütſt Bis⸗ marck hat im Gegenſatze zu ſeinem Vorgänger es tief erfaßt, doß nicht mehr politiſche Intereſſen die Welt beherrſchen, ſondern wirthſchaftliche Fragey, und er mahnt, festzuhalten an einer geſunden Inter⸗ iſſenpolitik. Er meint, daß ſolche Politik nicht von Klebern und Strebern gefördert werden kann, ſondern nur von Leuten von unſerem Fleiſch und Blut, die nicht vom grünen Tiſche aus durch die Fenſter gucken, ſondern „die denſelben Regen fühlen, unter dem wir naß werden, und fich über denſelben Sonnenſchein freuen, unter dem unſer Korn gedeiht.“ Es iſt der Kriegsruf des werkthätigen Mannes gegen die Bureau⸗ kratie, die der greiſe Held erſchallen läßt: „Setzen wir det Geſetzmacherei ohne Halm und Ar den Ruf entgegen: „Für Halm und Ar!“ Deutlicher kann ſich die ganze Gegenſätzlichkeit der Bismarck'ſchen Epoche und der Aera Caprivi nicht dekumentiren, als in dieſen Worten und in der weiteren Mahnung: „Wir müſſen zuſammenhalten gegen die Drohnen, die uns regieren, aber nichts produziren als Geſetze,“ ferner wenn er den deutſchen Kaiſer den berechtigten und verpflichteten Schutzherrn der Landwirthſchaft und aller produktſven Stände nennt. — Fürſt Bismarck hat ſich mit bemerkenswerther Schärfe von Er nennt ſeinen Namen nicht, aber man braucht nicht die Broſchülre „Bismarck und der Hof“ zu keanen, in der das Thema „Frau v. Bötticher“ eingehend be⸗ bandelt wurde, um die Anſpiegelungen des greiſen Kanzlers mit Händen zu greifen. Das, was er geäußert hat über die „Kleber“ unter den Miniſtern, über den Einfluß von Frauen, die ein Bedürfniß haben, in Berlin zu wohnen und dort eine geſell⸗ ſchaftlſche Rolle zu ſpielen, das richtet fich ſo deutlich gegen den Mann, den er mehr als einmal der Fahnenflucht beſchuldigte, daß es keines näheren Hinweiſes bedarf. Fücſt Bismarck gebört nicht zu den ſentimentalen Naturen, die verzeihen, wenn ſie beleidigt wurden; der einſtige Corpsſtudent von Göttingen ſchlägt noch beute ſeine Quarten, und eine wuchtige Quart ſſt itzt niedergeſauſt auf das Haupt des Miniſters v. Bbtticher. Politiſches. iel, 13. Juni. (Das Programm zur Eröffnung des Nord“ Oſtſee⸗Kanals) ſteht jezt wie folgt endgültig feſt: Mittwoch, den 19. Juni: 6 Ubr nachmittags, Feſtmabl der Hanſeſtadt Hamburg, 8 Uhr abends benezianiſche Nacht auf dem Alſter⸗ Boſſin, zwiſchen 10 und 11 Uhr abends Abfahrt fämmtlicher an der Fahrt durch den Nord ⸗Oſtſee⸗ Kanal tbeilnehmenden Gäſte. Donnerstag, den 20. Juni: 4 Uhr morgens Beginn der Fabrt durch den Kanal, nachmittags 3 Uhr Ankunft der acht „Hohenzollern“ in der Kieler Föhrde, 4 Uhr Defilier Cour vor dem Kaiſer und König auf der acht „Hohenzollern“, 7 ½ Uhr Tafel bei dem Kaifer für die Fürſtlichkeiten, 8 Uhr abends Ball in der Marine⸗Akademie, Vereinigung der nicht am Ball theilnehmenden Gäſte im Hotel Bellevue. Freitag, den 21. Juni: 11 Uhr vormittags Feſtaklt und Schlußſteinlegung auf dem Feſtplotz an der — in Treff“ in der Hand gehabt hatte. Graf Caprivi Fortſetzung. Sie vermochte zuletzt nicht mehr zu enfliehen, ſie tte ihren Namen rufen man ſuchte nach ihr: „Fräulein Kronau,“ rief ängſtlich Fräulein Berends alte Dienerin, wollen Sie zu dem Fräulein kommen, ich fürchte es geht ihr ſehr ſchlecht.“ „Suchen Sie den Arzt auf, er befindet ſich unter den Gäſten, benachrichtigen Sie ihn aber vor⸗ lkcufig allein,“ befahl ihr Eliſabeth und eilte die Treppen hinauf. 5 Sie erſchrack beim Anblick der Leldenden, tru das bleiche Licht des Mondes die Schuld oder ſah ſie in Wirklichkeit ſo furchtbar verändert aus? Keuchend ging der Athem aus und ein, die ſchmalen Hände zuckten, die Augen blickten angfivoll um ſich oder ſchloſſen ſich krampfhaft. genau, ehe er feſtſt lte, daß es eben ihr altes Leiden, „Glück, wenn wir nichts mehr hoffen, es findet den Weg zu uns ungeſucht;“ fie blickte empor, eine Stern⸗ ſchnuppe, da noch eine, kreuzten fich; ſte blub unbeweglich, 90 Häusern in gar unheimlicher Weiſe, daß Fenſter und Der Arzt peüſte den Zuſtand j doch in veiflärktem Grade ſei; er ordnete verſchiedene Mittel an Vor ſeinem Fortgehen bat ihn Elisabeth, die Verwandten nicht zu beunrubigen und nahm ihren gewohnten Platz am Lager der Leidenden ein, dieſe ſchlief jetzt ſanft. eine große Anzahl von Stimmen, welche die Wacht am Rhein fangen, in das ſtille Krankenzimmer. Von unten klang heitere Mufik, die reine Setle zur Heimath zurück, an ihrem Lager ö kniete ihre junge Freun „Das iſt keine Grabesmuflk,“ flüſterte die Kranke, „aber es klingt hübſch, es ruht ſich gut dabei. Das Sterben iſt traurig, es iſt nur ein Heimgehen, ein ewiger Frieden im Vaterhaus, dort löſen ſich alle Räthſel des Lebens!“ „Sie, im Brautkleid?“ fuhr ſie nach einer Pauſe fort. „Ja, Sie werden noch viel Glück haben auf Erden, Sie haben es verdient um die arme Vereinſamte, reiches Gück!“ Wider ſchlummerte ſie, Eliſabeth ſtand am Fenſter. Glück? War ihr das ihn Wahrheit beſtimmi? Stunde um Stunde verrann, die Kranke ſchum⸗ merte meiſt. Wenn ſie erwachte, bat ſie nur, daß man die Fröhlichen nicht ſtöre; lauſchte der Muſik, reichte Eliſabeth freundlich die Hand und dankte wiederholt für ihre treue Pflege. Wie im Prophetenton tönten die Worte an Eliſabeths Ohr vom Bett der Kranken, welche mit geſchloſſ'nen Augen dalag: „Ungeahnt kommt das bis ein leiſer Seufzer ſie zu Fräulein Berend rief. Im ſtillen Frieden ruhte das Geſicht, ihm war das reinſte Glück aufg pägt, ſie erfaßte die Hand, ſie erkaltete. Die Mitternachtſtunde ward feierlich von der Thurmuhr verkündet, unter ihren Klängen kehrte Geb Einſt entfloh ſie zu Luſt und Vergnügen, ſie perlleß die kranke Mutter, anſtatt ihr alle Kraft zu widmen, dafür ward fie nun an das Krankenbett der Fremden geführt, alles gleicht fich aus. Tief erſchüttert vernahmen die Verwandten, was geſchehen. Schmerzlich bewegt ſtanden ſie nach einigen Tagen an der Familiengruft ihrer lieben Tante zur letz⸗ ten Bekleidung. Nun ſtand Elisabeth am Ende ihrer Laufbahn; es galt den Fuß nach andern fremden Zielen zu setzen. Es ward ihr schwer von bier zu ſchelden, wo ſie beim erſten Verſuch viele Güte erfahren: ſie nahm gern den Vorſchlag an, erſt noch Frau Berend für Weihnachten zu unterflützen um dann zu 9 . den Ihrigen zu reiſen. Eines Tages, od'r vielmehr des Nachts in der zweiten Hälfte des Ottober, da ſtellte ſich das raube Herbſtwelter plötzlich ein. Ein arger Sturm fegte daher, R'gengüſſe, wie man ſie wohl nur in Gebirgs⸗ gegenden findet, ſtroͤmten herab; ſchwere, tief bis auf die Spitzen der Berge herunter hängende Wolken deuteten an, daß Aenderung kaum in nächſter Zeit zu erwarten ſtehe. Rüttelte der Sturm an den Thüten auf und zu ſchlugen, wenn man ſie nicht ſorgſam verwahrte, die Ziegel von den Dächer fielen, ja ganze Eſſen mit Einſturz drohten, ſo hielt dies doch keinen Vergleich aus mit der Act, wie er in den umliegenden Wäldern hauſte. ickt, wie Starke Bäume