Bewegung genommen, manchmal unbequem, manchmal öedernd, und wir haben in der Berliner Politik mülſen, bis die Verhältniſſe in Europa und entlich in Deutſchland ſoweit reif waren, bis wir zie Grenzen fallen laſſen konnten. Baden allein konnte das nicht machen. Wir mußten den großen ſüddeutſchen Block, den Bayern und Württemberg bilden, nothwendig gleich hereinbekommen und ſo lange warten, bis dieſes der Fall war. Weiter führte der Fütſt aus; Ich bin leider jetzt krank und matt, ich bin augenblicklich ein wahres Borome ter geworden, jeder Witterungswechſel macht ſich an meinem Köper fühlbar. Ich bitte deßhalb die Herren, ſich mit mir zu ſetzen und ein Glas Wei zu trinken. Der Fürſt ſchloß mit einem Hoch auf den Großherzog von Baden, ſeinem Gönner. (Frankreich). Das Cabinet Ribot kann in der helkeln Kieler Affaire einen durchſchlagenden parla⸗ mentariſchen Erfolg verzeichnen. Nachdem ſchon die kürzlichen Senatsverhandlungen der Regierung im Vertrauensvotum wegen der Theilnahme Frankreichs an den Kieler Feſtlichkeiten eingebracht hatten iſt ihr nun auch in der Deputirtenkammer aus demſelben Anlaß ein glänzendes Vertrauensvotum zu Theil geworden. Gewandt und entſchieden bertheidigten Miniſter Hanotrau und Miniſterpräftdent Ribot die Entſendung des franzöfiſchen Geſchwaders nach Kiel gegen die Bekeittelungen ſeitens der Revanchemänner auch die franzöfiſche Aclion in Oſtaſten rechfertigten die Regierungsvertreter glücklichſt. Freilich ſpielte auch Miniſterpräfident Ribot einen großen Triumph aus, als er ziemlich unverblümt an deutete, daß faetiſch ein Alltanzverhältniß zwiſchen Frankreich und Rußland beſtehe, mit welcher überraſchenden Wendung der Sieg der Regierung geſichert war. Immerhin bleibt noch abzuwarten, ob ſich dieſe ſepſationelle Erklärung 5 bewahrheitet. . Verſchiedenes. — Karlsruhe, 12. Juni. d. J. ihr Jahresfeſt, welchem auch die Hobe Protek⸗ torin anwohnte. Eine ſeit mehr als 25 Jahren in ihrem Beruf thätige Schweſter (Marie Geß in Büfingen) wurde dabei von Ihrer Königlichen Hoheit mit dem filbernen Ehrenkrenz geſchmückt. Die Anſtalt hat jetzt in hiefiger Stadt fünf Lokale in Benützung, in welchen ſie die Kleinen ſammelt; außerdem ſtehen mit ihr außerhalb Kaclsruhe 69 Stationen mit 81 Schweſtern in Verbindung, welche hier ausgebildet wurden und welche faſt alle zum Feſt erſchienen . (die Klein⸗ kinderbewahranſtalt hier), welche jezt 58 Jahre be⸗ ſteht und ſich des Protektorats Ihrer Königlichen Hoheit der Großherzogin erfreut, feierte am 22. Mai kleinerer Teil katholiſcher Konfeſſion. Im Vorſtand der Anſtalt iſt nun nehr der ſeit längerer Zeit vor⸗ 8 geſehene Wechſel eing⸗treten. Prälat Schmidt, welcher die Anſtalt ſeit 20 Jabren leitete, ſah ſich durch vermehrte anderweitige Geſchäft⸗, ſowie mit Rückficht auf ſein höheres Alter genöthigt, die Vorſtandſchaſt niederzulegen. Es war ſchon früher für dieſen Fall vereinbart worden, daß der zu erwählende Nachfolger, um den paritätiſchen Charakter, den die Anſtalt von j her hatte, beſſer zum Ausdruck zu bringen dem weltlichen Stand angehören ſolle. So wurde in der Rerwaltungsraſhefitzung vom 31. Mai Herr Bürgermeiſter Krömer zum Vorſfand und Herr Stadtpfarrer Mühlbäußer zum Sekretär und Stell⸗ vertreter des Vorſtandes gewählt. — Karlsruhe, 12. Juni. (Die Kleinkinder⸗ bewahranſtalt Erbprinzenſtr. 12 hier), die unter dem Prodektorat J. K. H. der Großherzogin ſteht, befaßt fich ouch mit der Ausbildung junger Mädchen zum Kleinkinderlehrerinnenberuf. Die Nachfrage nach Klein⸗ kinderlehrerinnen iſt bei ihr immer ſo groß, daß ſie nie ganz befriedigt werden kann. Während in faſt allen Berufsarten, auch den weiblichen, ein Ueberfluß von Kräſten vorhanden iſt, zeigt ſich in dieſem ein Mangel, der gehoben werden ſollte. Der Beruf einer Kleinkinderlehrerin biet t allerdings keine glänzende Verſorgung, aber er iſt ein ſchöner, ein recht weibliches Gemüth wohl befriedigender Beruf. Die Hausmutter der Kleinkinderbewabranſtalt (F au L. Schmidt Wwe. Erbprinzenſtr. 12) iſt jeder Zeit bereit, mündliche oder ſchriftliche Anfragen zu beantworten bezw. Anmeldungen entgegenzunehmen und Näheres mitzu⸗ theilen. Erwünſcht find Meldungen ſolcher Jungfrauen, die mindeſtens 18 Jahr alt, lörperlich geſund, unbeſcholden, fromm und ſittſam und von freundlicher Gemüthsart find. Das Koſt⸗ und Lehrgeld bedrägt bei zweijähriger Lernzeit 150 Mk. im Ganzen, von welchem jedoch ein Drittel, unter Umſtänden auch mehr, auf ſpätere Zeit geſtundet werden kann. Nicht Überflülfig wird ferner die Bemerkung ſein, daß Bewerberinnen beider Konfeſfionen angenommen werden, daß jedoch Nachfrage nach katholiſchen Klein⸗ kinderlehrerinnen kaum mehr ſtattfindet. — Darmſtadt, 12. Juni. Die Vortheile, welche der Familie erwachſen, wenn der Ernährer ſich rechtzeitig an nützlichen Einrichtungen betheiligt, wurden anläßlich des Ablebens des Gaſtwirths Joh. Ganter zu Freiburg i. B., Verein Freiburg, in über⸗ zeugender Weiſe klar erwieſen. Genanter war Mit⸗ glied der Sterbekoſſe des Süddeutſchen Gaſtwirthe⸗ Verbandes und erhielten deſſen Hinterbliebenen die ſo bedeutende Sterberente im Betrage von 1250 5 Hie melſten derſelben find evangellſcher ein bares Geld nie zuviel vorhanden, der Beſteatt Mark ſofort nach dem Ableben durch den Oeiztehyg Herrn Gaſtwirth A. Danz in Freiburg J. B. promh ausbezahll. Es iſt dies ein Hinweis für alle aß wirthe, ſich dem Süddeutſchen Verbande und fee ſegensreich wirkenden Sterbekaſſe anzuſchlh ß n, un hiermit den Seinen das Bezugsrecht auf ein J hh deutendes, nach 8 749 ds Civ. ⸗Geſ. unpfändbarg Capital zu fichern. In ſchweren Stunden if geh, deutet daher nur eine ernſte Pflichterfüllung, wat ] um ſo leichter, als der Beitrag ein niedriger J en Hieſe Corporatſonsrechte (Jurſſtiſche Peeſon) Hehe Caſſe nimmt einen ſehr gedeihlichen Auf chwung und irg bat cute Geſchäftsre ultate zu verzeſchnen; wih r ſeit Jonuar 1893 für Sterbefälle mehr as 260 000.— ausb⸗zahlt wurden, beträgt der Rage, fond ca. Mk. 150 000.—. Der Verwaltung befindet ſich in Darmſtadt, Dirkckor iſt Stadl, neter Reinemer daſelbſt. Die klürzliche R offen da n Coſſ: durch den beeideten Repſſor ergo ae v beide ut, Geſchäftstübrung. Anmeldungen nehmen obe, älter is ke nannter Ortsrechner, ſowie auch die Worffande zus ge n in faſt ollen Städten beſtehenden Gaftwipfhebzzehn a und 1 entgegen. f Fami en — Balingen, 11. Jun. In Laufen wum 12 5 9 om Sonntag die aufgefundenen 10 Toten in ein b kn: Arm g'meinſamen Grab beſtattet. Der Friedhof r d. die ihm gedrückt voll von Teilnehmenden. Viele muß len e in 505 ohnmächtig hinous getragen werden. 5 Leſchen d lbfiſlndig a vice entwede 1 e 1 Mort bezahlen. n Giltigkeit 0 dtms ſchuſſes a Am Ende Anil rich erſchien immer noch nicht aufgefunden. Die erſchiktena Scene, bei welcher Menſchenleben in Frage kam, in wohl diejenige aus der Familie des Fuhtmanm Metz in Balingen. Als das Hoch woſſer kam, alle der ſparſame blabe Mann trotz der Warnung fem Frau die Treppe binab, um ſelnen Wagen in Sich; 1 Arn 0 45 heit zu beingen. Die Frau rief ihm noch zu aa z n e it dere zu viel wagen; er ging. Schon hatte er den Wogm ban ff. f an der Deichſel vorwärts gezogen, als eine mächtige 3 ö Woge denſelben traf, die Deichſel ſchwipple und aug 15 zurbe wurde in die Flut geſchläudert und fortgerſeg z. en dun Bürg⸗ Plötzlich fühlte er ſich aufgehalten; er war zen . ale kei der die Ecke eines ſteinernen Hauſes geteſeben worin, den aß d. fi daß er mit Händen und Füßen ſich antenne ae konnte, die Bruſt gegen die Ecke gedrückt, dis m g 8 55 die Arme im Woſſer. So hielt er etwa 1½ Stunden . h Folge mit der größten Energie aus — als er endlih a Hilfe erhielt und die Feuerwehr den zum Sehn . unfähigen halbtoten Mann rettete, war feine erf n del Verhältni Ju dm unter! dung an velhem die Frage die nach ſeiner Familie, waren Walb un Kinder erktunken, ſein Haus vernichtet. (Ein Reim iſt noch gerettet worden.) Da brach der ſtarke Mann ſoſt zuſammen mit den Worten: „Halte ich d Mie der bürgerlicher 3 — beprechen, daß ihnen zu ſchnell eine Viertelſtunde nach der andern verſchwand. Auf Eliſabeths Bedauern, daß Gretchen blaß und ſchmal ausſehe, meinte dieſe unter Lachen und Weinen: „Es iſt kein Wunder, mein Mann weilte in Geſchäften in der Haupſtadt, da traf die Marſchordre ein; er konnte nicht wieder nach Haus kommen, aber ohne Abſchied konnte ich ihn nicht hinausziehen laſſen in den Krieg. Er wollte erſt ſchelten, denn“ voll Glück ertöthend fuhr ſie fort, „ſeit vier Wochen ruht ein lieber, kleiner junge daheim in der Wiege, hütea. Er ſah ſchließlich doch ein, daß ich Abſchied nehmen mußte, man weiß ja nicht ob es bier unten ein Wiederſehen giebt.“ Weinend barg ſie ihr Geſicht an der Schulder der Freundin. die Züge heran und entführten die eine nach rechts die andere nach links. . Die Zeit verſtrich für Eliſabeth meiſt im Kranken⸗ zimmer bei ihrer alten, lieben Gebieterin und Freundin, dieſe fühlte ſich leidender als ſonſt. Furchtbare Athem⸗ noth raubte ihr des Nachts die Ruhe. Dann war ihre junge Pflegerin ängſtlich bꝛmüht, ihr Leiden zu mildern, oder wenigſtens ſtets bei ihren Wünſchen zur Hand zu ſein. Oft ſtand ſie am Fenſter, blickte hinaus in die nächtliche Stille, hinauf zu dem Himmel mit ſeinem Sternengefunkel, mit dem klaren Licht des Mondes. Hier herrſchte Friedensruhe; allein dieſelben Himmelslichter blickten dort in der Ferne herab auf Gräul und Verwüſtung, auf Jammer und Blut. Täglich berichteten die Zeitungen von den großen Waffenthaten, von Heldenmuth und Siegen, aber viel Blut floß, viele Wunden wurden geschlagen, die nie wieder vernarbten. a ich müſſe mich noch vor Anſtrengung und Aufregung Sie hatte ſich viel zu erzählen von Glück und Leid, nur zu ſchnell brauſten Voll Angſt überflog ſie oft die kleinen, unſchein⸗ baren Blätter, die Verluſtliſt'n. Da ſtand es ſo kurz und einfach, ob ſie, denen jeder Schlag des bang klopfenden Herzens gilt, noch unter den Lebenden weilen, dankbaren Herzens konnte ſie ſtets ſagen bisher: „Ich finde ſie hier nicht, für die ich zitt're.“ Aber hier, las ſie richtig? War kein Irrthum möglich? Nein, da ſtand es, ſchwarz auf weiß! „Rö itmeiſter von Löwen ſchwer verwundet, Lazareth unbekannt.“ i Sie ſchauderte, vlelleicht ſchon todt oder ſchlmmer als das in des Feindesgewalt; wehrlos den Miß⸗ handlungen der Hyänen des Schlachtfeldes ausgeſetzt, ohn: Hülfe! „Sie find ſo vertieft, Fräulein Kronau, thellen ſie mir auch etwas mit von den politiſchen Neuig⸗ keiten! rief Fräulein Berend. Mechaniſch griff Eliſabeth nach der Zeltung, ſie las, als habe ſie eine ſchwere Aufgabe herzuſagen, die Buchſtaben tanzten ihr vor den Augen, ſie wußte nicht, was ſie las und athmete erleichtert auf, als das alte Fräulein in ſanften Schlaf verſank. Aber immer ſah ſie vor ihren Augen, die furchtbaren Worte; „Schwer verwundet, Lazareth unbekannt.“ Zu ungewohnter Stunde kehrte Herr Berend eines Tages aus dem Geſchäft heim; ſein Geſicht leuchtete, jubelnd berichtete er von den Heldenthaten der Deutſchen bei Sedan, von der Gefangennahme Napoleons. Bis hinauf zur Tante trug er ſelbſt die Freudenbotſchaft. „Wenn es Deine Geſundheit erlaubt, Herzens⸗ tante, ſo möchte ich einmal wieder nach ernſter Zeit frohe Geſichter um mich ſehen, durch ein heiteres Feſt die Waffenthaten der Unſrigen feiern.“ Die Tante nickte ihm freundlich zu. hier aus der Feier zuſehen darf und meine liebe „Wenn ich von gewußt, dann hätte ich mich losgelaſſen l Walmng de Weder . . ruht d Eliſabeth mir verſpricht mit den Fröͤhlſchen ſioß z e ſein, ſtebt Euch nichts im Wege.“ ne Herr Berend warf einen fragenden Blſch un nicht very die junge Dame: „Sie ſehen bleich aus, haben Sit 1 6 trübe Nachrichten bekommen?“ 8 „Nein, o nein,“ entgegnete ſie ſchuell, „ehe h Uu erfuhr ich, daß mein Bruder das eſſerne uf dn der erhalten hat und was die Haupfache iſt, c e er und Sah befindet, auch unſ'te ſonſtige Verwandten waken den ae i Glück begünſtigt, Gott helfe weiter!“ Särtesseim, der „Nur dann guten Muth, ftöblich zum i i ſo gehört es für die Jugend!“ Mit den Wei — eilte er fort, die nötbigen Anordnungen zu ff Eine Hell leuchteten bunte Laternen, bengaliſche Fam loderten auf. Fruerwerk flog in die Lüfte den 2 Klang der Mufik. Von fern halte Kanonendun 10 70 den großen Ereigniſſen bei Sedan zu Ehren. 10 Mut um dam die Klänge hinein hallten Menſchenſtimmen, ba ſangen ſie Vaterlandslieder bei einbrechenden Ain 1 in Villa Glück. Nicht nur Freunde und Bekannte waren gelohil 0 auch die zum Geſchäft Gehörigen, ebenſo Herne N als Arbeiter, der gutherzige Herr Berend wollte a0 um 5 0 alle vergnügt ſehen, alle von ſeinem Reſchtham u pen genietzen laſſen. 5 Späci Ellſabeth mußte ſich fügen, beim F ft zu kel im einfachen, weißen Kleid, von Frau Benend 85 0 Laberburg dunkeln Roſen verziert, ging ſie einſam in den 91 Haan Hochſet des Parkes auf und nieder, ihren trüben Aae „ . W nachhängend. Mehr noch zog ſie ſich in das 1 Ui g zurück, wenn ſie Schritte horte. Ihr Herz 1560 dertreter zu bang und ſchwer, ſi⸗ konnte nicht mit fe 5 Menſchen zuſammen ſein. (Fortſetzung folgt.) Pr