Bauunſalhg 1. Juni Id lger hitt zu offen liegt rriſt wrd an len begonng Nai 1895, eraml. blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ für die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg Samskag den 1. Jun — Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus⸗Zelle oder deren 10 Pfg., Druc und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. aum Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Corpuszeile. Reclamen 20 Pfg. 1895 ku 1 Politiſches. 5 5 10 f — Berlin, 30. Mal. Heute Vormittag 100 11 5 fand auf dem Tempelhofer Felde die ſich alljährlich br l. wiederholende große Frühjahrsparade ſtatt. Die brige Muß ganze Garniſon, mit Ausnahme der Potsdamer, be⸗ ach Maßſtz telligte ſich daran. Der Kaiſer ſprengte auf einem bember 180 prächtigen Hellbraunen, umgeben von einer prächtigen 19. Mal 188 Suite und begleitet von dem künftigen Thronfolger von Belgien, auf das Paradefeld. Ihm folgte die uni d. 9. Raiſerin im Wagen. Neben ihr ſaß Graf Philſpp br von Flandern, der Bruder des Königs von Belgien. ier ſtatt Beim zweiten Vorbelmarſch ſetzte fich der Kaiſer mit ſechs Wohn gezogenem Säbel an die Spize des zweiten Garde⸗ n der Muft regiments zu Fuß und führte dasſelbe der Kaiſerin ten Zeit bn vor. Nach Schluß der Parade hielt der Kaiſer deren Bee Keitik und ritt dann an der Spitze der Fahnen⸗ 1 8 mpagnie in die Stadt. „ weil fe Jerſchiedenes. 5 — Edingen, 30. Mai. Geſtern Mittag gegen 1 Uhr brach dahier ein Schadenfeuer aus, durch welches die den Landwirthen Heinrich Stahl und Chriſtoph Seßler gehörigen Scheuern und Ställe zerſtört wurden. — Karlsruhe, 30. Mai. Beſprechung der Landwirthſchaftslehrer über die Frage des Getrelde⸗ abſatzes. Im Miniſterium des Innern fand vor nigen Tagen unter dem Vorfitz des Präfidenten es Miniſteriums, Geheimrath Eiſenlohr, eine Beſprt⸗ bilſig fi genthümne beträgt ft eren Biſtze in einen bol der Pferdezucht abzielenden Maßnahmen zu einer Sitzung im Minſſterium des Innern berufen werden. — Pforzheim, 29. Mai. Heute Vor⸗ mittag 10 Uhr begannen die Einweihungsfeierlichkeiten des neuen Rathauses, nachdem der Großherzog, Erb⸗ großherzog, die Miniſter von Brauer, Eiſenlohr, Miniſterialrat Braun eingetroffen waren. Nach einer Umfahrt durch die prächtig geſchmückte Stadt fand vor dem Rathauſe die Ueberreichung des Schlüſſels an den Großherzog ſtatt, der ihn mit einer kurzen Anſpiache dem Oberbürgermeiſter übergab. Im Bürgerausſchußfitzungſaal begrüßte Oberbürgermeiſter Habermehl die Feſtgäſte, mit einem Hoch auf den Großherzog ſchließend. Wittum wies auf die ſchweren Aufgaben der Jetztzeit hin und feiert die ſoziale Geſetzgebung, die Deutſchland ſo erfolgreich begonnen habe, und die auch unter der Mitwirkung der Gemeinden und der freiwilligen Theilnahme der bürgerlichen Kreiſen eine ſegensreiche Thätigkeit entfalte. Geiſt dieſes ſchönen Hauſes der Wohlfahrt der Gemeinde diene, ſchloß Redner Der Großherzog dankte für die Einladung und brachte der Stadt den Glückwunſch dar für das ſchöne Werk. Mit einem Hoch auf den Kaiſer Wilhelm ſchloß der Groß⸗ herzog. Oberbürgermeiſter Schnetzler⸗Rarlsruhe, der an der Spitze ſämtlicher Oberbürgermeiſter der Städte⸗ ordnung unterſtehenden Städte erſchienen war, ſtiftete für den Bürgerausſchußſaal namens der Schweſterſtädte einen kunſtvoll gearbeiteten Stuhl für den Vorfitzenden. Nach einigen Dankesworten des Oberbürgermeiſters von Pforzheim erfolgte ein Rundgang durch den prächtigen Bau, der vom Stadtbaumeiſter Kern nach verſchiedenen Plänen gebaut iſt, unter denen Derjenige des Architekten Thieme⸗Dresden den grundlegenden bildete. Der Bau koſtet über eine halbe Million Stadtverordnetenvorſteher Mit dem Wunſche, daß der Mark. Nachdem der Großherzog im Ratskeller den Ehrentrunk der Stadt entgegengenommen hatte, fand im ſchwarzen Adler Frühſtückstafel ſtatt und danach eine Beſichtigung der elektriſchen Anlagen einiger hiefigen Fabriken und der Kunſtgewerbeſchule, die eine Spezialausſtellnng der neueſten Erzeugniſſe der Goldwarenbranche veranſtaltet hat. 5 — Karlsruhe, 30. Mai. Der ausgege⸗ bene Jahresbericht des Jandesvereins für Arbeiterko⸗ lonien im Großherzogtum Baden bringt uns Kunde über den gedeihlichen Beſtand und Forigang der badiſchen Arbeiterkolonie Ankenbuck bei Villingen und empfehlen wir allen denen, welchen an der Be⸗ kämpfung der aus der Landſtreicherei fließenden Uebel unſerer Geſellſchaft gelegen iſt, den Verein und ſeine Anſtalt zur Unterſtüßung. Wir weiſen dabei wiederholt auf die ſchon in früheren Ge⸗ ſchäftsberichten betonte Eigentümlichkeit dieſer Ver⸗ anſtaltung hin, kraft deren ſie nur dann ihrem Zweck gerecht werden kann, wenn ſie im Weſent⸗ lichen von der Freiwilligkeit getragen wird. Die Arbeiterkolonie wird aufgeſucht von ſolchen — und es ſſt dies der ebenſo wertvolle als unentbehrliche Beſtandteil der Kolonie — welche mit vollkommen unbeſcholtenem Vorleben in die Anſtalt eintreten, um ſich der nachteiligen Folgen des arbeitsloſen Umhertreibens zu entziehen. Gerade dieſe beſſeren Beſtandteile können der Anſtalt nur erhalten werden, wenn ſolche ihnen nicht als ſtaatliche Zwangsbeſſer⸗ ungsanſtalt erſcheint, ſondern als eine von der ent⸗ gegenkommenden Liebe ihrer Volksgenoſſen ihnen dargebotenen Hilfe. Der gleiche Gedanke trägt auch ganz weſentlich zur fittlichen Wiederherſtellung und Kräftigung der anderen Beſtandteile der Kolonie bei. Demnach handelt es ſich ganz weſentlich darum, die Kolonie durch die Vereinsmitglieder zu erhalten und — ——ů— en Ort vot⸗ ung der Landwirthſchaftslehrer ſtatt, die ſich vor⸗ können auh ehmlich mit der Frage des Getreideabſatzes und ng vorgefühn der landwirthſchaftlichen Keeditorganiſation befaßte. r in dien Demnäch, werden die vom Badiſchen Landwirth⸗ n Ott da chaftsrathe niedergeſetzten Kommiſionen zur Prüfung rag⸗ zu en! der Frage des Getreideabſatzes und der auf Hebung ines Hunde 10 üßt, derſell T 5 5 1 pee rug Glück. n nachzut obelle von Thekla Hempel. 1805 Fortſetzung. 90 „Golt ſel Dank, meine Eltern leben beide, aber — er Vater iſt leidend, ich will ihnen keine Laſt ſein,“ gerung ntgegnete Eliſabeth. „Die Tafel ward aufgehoben, dec Herr uhr, 32twoßz nachdem der Kaffee eingenmomen, nach der Stadt, * 115 Elisabeth ſaß mi Frau Berend im Gatten und Tha erwarb ſich deren Zufriedenheit durch allerhand Rath⸗ ſchläge über Toilettenangelegenheiten. Dann beglei⸗ Juni tete ſie dieſe durch das ganze Haus. Das Erdgeſchoß 5 1 und der erſte Stock ward von dem Ehepaar bewohnt nd enthielt Geſellſchaftstͤͤume; das zweite gehörte er Tante Fräulein Berend. a 1895. „Die Tante ſſt die Beſtterin des Hauses, alles . ſt nach ihren Angaben gebaut, trotzdem überläßt fie . us die ſchönſten Räume, um nicht ganz allein zu e ohnen,“ erzählte die junge Frau. e Mehrere Tage vergingen, ohne daß die neue Geſellſchafterin ihre Gebieterin kennen lernte. Niff: cken nd Nichte ſtatteten dieſer täglich kurzen Beſuch ab, ehrten aber ſtets mit Nachricht zucück, Tante ſei noch ruft eidend, um Eliſabeth zu begrüßen. Dieſe fand ihren . ſehr leicht. S itete die junge Frau e begle auf ihren Fahrten, arbeitete an einer der zahlreſchen Stickereien, welche längſt der Vollendung harrten und bereitete den Thee, wenn wie faſt täglich geſchah, gegen Abend ſich Beſuch einfand. Frau Berend ſtets gleich liebenswürdig, ſtellte ſie ihren Gäſten vor, allein der Zuſatz: „Geſellſchafterin“ genügte, ſie vollſtändig unbeachtet zu laffen. Stumm ſaß ſie inmiten der lebhaften Unterhaltung, ihr Stolz bäumte ſich auf, ſie hätte fich geen zurückgezogen, allein ihre Stellung erforderte, daß ſie bliebe. Eines Tages fuhr die Herrschaft aus, die Diener⸗ ſchaft benutzte den freien Nachmittag in ihrem Nutzen; Eliſabeth ſuchte ein verſteckt's Plätzchen im Park auf, welches ſie längſt gelockt; leider vertrieb ſie gegen Abend eln Gewitterregen von ihrem grünen Verſteck. Ins Haus zurückgekehrt, benutzte ſie die Erlaubniß, den ſchönen Fügel zu verſuchen. Nachdem ſie einige große Tonſtlicke gespielt hatte, verfiel ſie auf die Melodie eines alten Volksliedes. Wenn Herr von Löwen mit ihrem Bruder zum Beſuch in ihrem Elternhaus war, begleitete ſie gern ſeine ſchöͤne T norflimme und dieſes Lied gerade ſang er auf ihre Bitte. Es war eine ſchöne Zeit geweſen, ſi⸗ erkannte dies damals nur nicht nicht in ihrer Glückeszuverſicht, ſie träumte von einer ganz beſonderen, märchenhaften Zukunft, und es blieben Schäume! So vertieft in die Vergangenheit, ſtützte ſie den Kopf in die Hände und vermochte nicht, ihren T Sſe bemerkte nicht daß änen zu edleten während ihres Spiels eine ältere Dame leiſe eln getreten war, eine ſchlonke Geſtalt in einfachem dunkeln Anzug, das ſchmale Geſicht zeigte noch Spuren einſtiger Schönheit, daneben aber den Ausdruck ſchweren ſeeliſchen und körp ellchen Leidens. Erſt eine Bewegung der Dame ließ das junge Mädchen erſchrocken auffahren. ö „Ich will Sie nicht flören,“ ſagte die Dame mit milder, etwas matter Stimme, „Sie find unſere neue Hausgenoſſin und wollen mir Geſellſchaft leiſten. Ich freue mich, daß Sie Klavier ſpielen, ich höre gern Volkslieder, gerade dieſes hat mir alte Erinnerungen geweckt. Aber Sie haben geweint, ſehnen Sie ſich nach der Heimath?“ „Nein, gewiß nicht, ich möchte ihnen gern nützlich ſein, ich bin gern hier.“ Nun ſo führen ſie mich nach meinem Zimmer, das Gehen wird mir ſchwer, und leiſten Sie mir beim Thee Geſellſchaft.“ a Eliſabeth folgte der Aufforderung. Die Dame flößte ihr viel Theilnahme ein; ſie war ſo tlefun⸗ glücklich bei allem Reichthum. Wölch ſchweres Leid mochte ihr Lebensglück geſtöet haben, daß es ſich nie wieder vergeſſen ließ. Seſt Jahren ſchon lebte ſie einſam, weltfern. Eliſabeth hegte nur den einen Wunſch ihr etwas ſein zu dürſen, in ihrem Schmerz den eigenen Kummer zu überwinden. Mit großer Freude bemerkten ihre Verwandten, daß die Tante ſich an Eli abeth ſchnellet gewöhnte,