blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. 527 ür die Redaktion derantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg — Augemeiner Anzeiger für Ladenburg und Amgegend. Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend, viertelfährlſch Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungzs ⸗ IN Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus⸗Zelle oder deren 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 8 Pfg. Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. Corpuszeile. Neelamen 20 Pfg. — Samstag den 25. Mai. — — 1895. 8 erlin, 22. Mal. Der Reichstag befaßte ſich am Montag zum erſten Male mit den neuen enburg, erſucht orſtand. ne) d aus wal Natur⸗ Mü nieren⸗ od der Tolg⸗ mit felnm Rahm bel, F mitt bot, bſt die hakt Vofrurtel m Virſuth ickfichtigung keit bei da „ ſeht bil nd wobl fl elbe ift u. Seits f Mai, geh Geſetzentwürfen über den Sklavenhandel und über die Schutztruppe für Kamerun. Erſtere Vorlage dezweckt eine ſtrafrechtliche Behandlung des Sklaven⸗ aubes und Sklavenhandels, im Speziellen bedroht ſte Theilnahme am Sklave nraub mit Zuchthaus, mit Todesſtrafe aber, wenn hlerbei der Tod eines Menſchen herbeigeführt worden iſt. Die Gene aldebatte über den Entwurf ließ erkennen, daß demſelben auf keiner Seite grundſätzliche Bedenken entgegengebracht werden, Nur der Generalredner der Sozialdemokraten, Herr Molkenbuhr, hatte allerhand an der Vorlage zu be⸗ mängeln und meinte, ſie würde ihren Zwecken nicht entſprechen. Zu der ſich ſofort anſchließ nden zweiten Leſung lagen vom Zentrum wie von Seiten der Sozialdemokraten Abänderungsanträge vor. Abg. Giöber (Z'ntr.) beantragt, bei 8 1 anſtatt „Theil⸗ nahme“ (am Sklavenraube) die Worte zu ſetzen „vorſätzliche Mitwirkung“, während Abg. Stadthagen die Streichung der ausgeſprochenen eventuellen Todes⸗ ſtrafe beantragt. Das Haus genehmigte nach längerer Dis cufſton § 1 in der Zentrumsfafſung und unter Ablehnung des Stadthagen'ſchen Amendements. In der ausgedehnten Discuſſion über die andern Theile der Vorlage, in welcher man von ſozialdemokratiſcher Seite auf die Fälle Leiſt und Wehlau zurückgriff und zugleich die alten Beſchuldigungen gegen die amburger Firma Woermann wegen angeblicher etheiligung am Sklavenhandel wiederholte, gelangten ie weiteren Paragraphen ebenfalls in der vom Ab⸗ tordneten Giöber beantragten Faſſung zur Annahme, jährend die ſozialiſtifcherſeits beantragten Abänderungen bgelehnt wurden. Dann folgte die erſte Leſung der Vorlage über die Schutztruppe für Kamerun, welche nach oſtafrikaniſchem Muſter organifirt werden ſoll. Nach längerer Debatte wurde der Entwurf an die Budgelkommiſfion verwieſen, was unter den obwaltenden Verhältn ſſen ein „ſtilles Begräbniß“ der Vorlage bedeutet. Zuletzt nahm das Haus die nochmalige vorläufige Abſtimmung über das Zuckerſteuer⸗Noth⸗ geſetz vor, es ergab ſich die Annahme des Entwurfes mit 191 gegen 45 Stimmen der Sozlaliſten und der Freiftnnigen. In der Dienstagsfitzung berieth dos Haufi die Nob lle zum Brannfweinſteuergeſetz in der Spezialdebatte. . Der Seniorenconvent des Reichstages hat in ſeiner am Montag abgehaltenen Sitzung beſchloſſen, daß neben dem Anti- Sklavenhandel Geſetz nur noch die Novellen zum Zuckerſteuer⸗ und zum Branntwein⸗ ſteuergeſetz, ferner der neue Nachtragsetat und einige Wahlpirüfungen zur definitiven Erledigung gelangen ſollen. Es ſteht daher der Schluß der gegenwärtigen Tagung Ende der Woche beſtimmt zu erwarten. Die formelle Uebergabe der Inſel Formoſa an Jopan wird nächſtens vor ſich gehen. Als chinefiſcher Kommiſſar für dieſen Akt iſt der Vizelönig Lio be⸗ ſtellt worden. — Der König von Korea hat die japaniſche Regierung erſucht, einen Zeitpunkt für die Räumung Koreas durch die japaniſchen Truppen feſtzuſtellen. Die japaniſche Regierung erwiderte indeſſen ablehnend. Berlin, 20. Mal. An dem diesjährigen Summa 137 Bataillonen, 100 Escadrons, 93 Batterien mit ca. 500 Geſchützen und 20 Kavallerie⸗ Regimenter theilnehmen; 4 Kavallerie⸗Div fionen werden für die Zwecke der operat ven Aufklärung gebildet. Damit ſchreitet die deutſche Heeresleitung zum erſtenmale zur Abhaltung von Mandvern mit Kaiſermanöver ſollen volle 4 Armeekorps mit in Truppenmaſſen, welche die Stärke zweler, für heutige Verhältniſſe allerdings noch kleiner Armeen repräſen⸗ tieren, die jedoch der oberſten Führung immerhin Gelegenheit bieten, ſich in die Lage eines Armee⸗ kommandos unter den neuen Verbältniſſen zu ver⸗ ſetzen. Die derart erweiterten Truppenübungen zielen auf die Schulung der höheren Führer vom Diviſions⸗ konmandeur aufwärts im Armeeverbande ab. In dieſer Beziehung find die franzöfiſchen, rufftſchen und öſterreich⸗ungariſchen Armeen dem deutſchen Heer bereits ſeit einigen Jahren vorausgegangen und es dürfte namentlich der glänzende Ausfall der lezten öſterreichiſch⸗ungariſchen Kaiſermanödver, denen der oberſte Krlegsberr des deutſchen Heeres beiwohnte, auf die Entſchließung zur Abhaltung ähnlicher großer Uebungen in Deutſchland nicht ohne Einfluß geblieben ſein. Der mit derartigen Uebungen verknüpfte Nach⸗ theil der Abkürzung der übrigen bisherigen Manöver nicht nur bei den betreffenden, an ihnen betheiligten 4 Armeekorps, ſondern auch anderwärts, muß gegen⸗ über den durch ſie erreichbaren Vorthellen mit in den Kauf genommen werden, und das völlig neue Element, welches die letzten großen Kriege, namentlich derjenige von 1870 — 71 mit den bet ihnen ver⸗ wandten großen H⸗eresmaſſen in die Truppenaus⸗ bildung eingeführt haben, die Aus bildung zur Schlacht findet in den geplanten Armeemanbövern die ange⸗ meſſenſte praktiſche Erprobung. Die diesmaligen Manbver, als deren Mittelpunkt die Gegend von Prenzlau genannt wird, werden in einem Gelände ſtattfinden, welches ſich durch ſeine ganze Konfiguration, ſeine ziemlich ſtark ausgeſprochenen, jedoch im ganzen flachen überfichtlichen Terrainwellen beſonders dazu eignet. Es geſtattel die ung hinderte Entwicklung der größten Heeresverbände aller Waffen, während zugleich kleinere und größere Waldungen nicht ſelten Trug - Glück. Novelle don Thekla Hempel. 2 8 DPiortſettzung. Was blieb ihr übrig, als Geſellſchafterin zu werden, die verſchiedenen Stimmungen und Launen einer ornehmen Dame zu ertragen und ſtets daran erinnert chſelzuckend bemerkte, ſie hren Pflichten nicht gewachſen el, welche ſie übernommen habe. Wenn fi ſich dann genbthigt ſah, Eltern und Beuder zur Laſt zu fallen, ein Leben voller Entbehrungen und Demüthi⸗ Gott ſagte: „Nun darfft Du zu Ruhe gehen?“ Gob es keinen Ausweg? Keinen? Mahnten icht die rauſchenden Wellen daran, wie vlele allem eld ſchnell ein Ende zu machen wußten? Sie erhob ch, nein, dahin ſollte es nicht kommen, ſie wollte en Kampf aufnehmen mit dem Daſein; ſo Viele ußten auf eigenen Füßen ſtehen. Sollte ſie es icht auch vermögen? Schnell eilt ſie heim. * * ** Ob auch die Wogen noch ſo hoch gehen, ſie egen ſich doch wieder. Ob Sturm und Wetter oben, das Unwetter zieht doch vorüber. Die ſchwerſten u werden. daß ſie nichts ſei, als eine Dienerin? Vielleicht on Monat zu Monat entloſſen, weil, wie man ihr gungen vor ſich, bis ihr Haar ergraut, bis eadlich ——— Wolken theilen fich und ein goldnes Sternlein bricht fich Bahn. So iſt es in dem Menſchenleben, dem Rigen folgt Sonnenſchein. Monate gingen an der Familie Kronau in Sorgen und Kummer dahin. maßen zu ordnen, viele Entbehrungen nöthig wollte man allen Verpflichtungen gerecht werden. Um ſo freudiger begrüßte man des beauftragten Rechtsan⸗ walts Nachricht, daß alles geordnet ſej; wie das möglich, verſtanden die Betheiligten ſelbſt nicht, Um ſo mehr, als er ſich in tiefes Schweigen büllte. Daß ein edler Wohlthäter eingegeſffen, jedenfalls der Landesherr ſelbſt, ließ koum einen Zweifel, es ſchlen ſeine Beſtätigung zu finden, als Paul unter der Hand anheim gegeben ward, bei ſeinem Regiment wiedet einzutreten. Er war ſehr glücklich, denn nun thürmte ſich keine Scheidewand mehr auf zwiſchen ihm und ſeiner geliebten Braut. Auf ſeine Bitte entſchloſſen fich die Ellern mit nach ſeiner freundlich und geſund gelegenen, überdies durch billiges L ben bevorzugten Garniſonſtadt überzuſtedeln. Eliſabeth batte nach langem Suchen, vieler Mühe und ſchroffen Abweiſen endlich einen Beruf gefunden, ſie ſollte einer älteren, kränklichen Dame in einer entfernten Gebirgsſtadt Grſellſchaft leiſten. Zwar hat ihre Freundin Gretchen in unv⸗ränderter Theilnahme ſie auch im Namen ihrer Eltern gebeten, auf recht, lange Zeit als lieber Gaſt zu ihnen zu kommen eine fleißige Hand mehr, ſei bei Anfertigung der Es war unendlich ſchwer, die Verhältniſſe einiger⸗ Ausſteuer viel werth, auch werde ihr eine Beruhigung ſein, wenn nach ihrer Verheirathung der Mutter ein Etſatz in der Freundin bleibe. Eliſabeth dankte von Herzen für alle Liebe, allein ſie hielt für beſſer, nicht zu verſchieben, was doch dereinſt ihr Loos ſein werde. 8 An einem heißen Sommermorgen nahm fte Abſchied von den Eltern, muthig kämpfte ſie den Schmerz nieder, ging ſie doch diesmal von ihren beſten Segenswünſchen begleidet, den W'g, den die Plicht ihr anwies, war es auch ein Weg, der in die Fremde führte, vielleicht ein Dornenpfad, Gott werde mit ihr ſein, dieſe Hoffnung trocknete ihre Thränen. So weit batte ihr Stolz ſich beugen müſſen, daß ſie ihren Adel ablegte, da es ihr nicht gelingen wollte, als Fräulein von Kronau ein Unter⸗ kommen zu finden. Beſcheiden in einem Eiſenbahnwagen dritter Klaſſe verließ Eliſabeth die Heimatb, ſie hatte gar ſehr lernen müſſen rechnen. Ob ſie wohl daran dachte, wie ſie ſtolz erhobenen Hauptes, erfüllt von hochfliegenden Plänen im fürſtlichen Salonwagen lehnend, vor kurzem hinausflog in die weite Welt zu Luſt und Vergnügen? Und doch mußte ſie es eine glückliche Fügung nennen, daß ſie fich damals zur Rückkehr genöthigt ſah, nachdem fte die folgende Zeſtungsnachricht geleſen: „Fer Aufenthalt der Peinzeſfin Lora hat nach einem Beſuch ihres hohen Gemahls einen überraſchend ſchnellen Abſchluß gefunden,