blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. Algemeiner Anzeig Erſcheint jeben Dienstag und Freitag Abend, vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhalfungs⸗ ür die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg 10 Pfg., 9 ——— Mikkwoch den 22. Mal. er für Gadenburg und Amgegend. 5 70 Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus⸗Zelle oder dere! Naum Druck und Perlag von Rarl Molitor, Ladenburg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Corpuszeile. Neclamen 20 Pfg. 10895. Ar. 41. Politiſches. Berlin, 20, Mal. In Oeſterreſch⸗Ungarn wird das politiſche Tagesintertſſe natürlich völlig a von dem ſtattgefundenen Wechſel im Miniſterium len des Auswättigen beherrſcht. Nach vierzehnjährigem Wirken an der Spitze der auswärtigen Angelegenheiten onders der öſterreichiſch⸗ungariſchen Monarchie iſt Graf Kal⸗ noly von der politiſchen Bühne abgetreten, ſeinen Platz hat Graf Goluchowsk, der bisherige Geſandte in Bukareſt, eingenommen. Graf Kalnoly iſt als Opfer des durch den Zwiſchenfall mit dem Nuntius Agliardi entſtandenen Confl ktes zwiſchen Wien und Peſt gefallen, und nicht ohne ſein eigenes Verſchulden haf die Kriſts dieſen für Kalnoly verhängnisvollen Ausgang genommen. Verhalten in der Agliardi⸗Affaire beurtheilen möge, jedenfalls hat ſich Graf Kalnolh durch ſeine hin⸗ gebende Thätigkeit für die Sache des europäischen Friedens und durch ſein unerschütterlich 's Hochhalten des Drelbundsgedankens ſelbſß in ſchwierigen Momenten um ſein Land wie um Curopa hohe Verdienſte er⸗ worben und die Sympathien aller Friedensfreunde folgen ihm daher in die Stille des Privatlebens nach. Was ſeinen Nach olger, den Grafen Goluchowski, i anbelangt, ſo iſt derſelbe in politiſcher Hinſicht noch wenig hervorgetreten, man darf indeſſen wohl an⸗ nehm n, daß er die Kalnoly'ſche Politik allenthalben fortſetzen wird, zumal er von Kalnoly ſelber dem Kaiſer zu ſeinem Nachfolger empfohlen worden war. Am Freſltag fand in Wien eine erſtmalige Unter⸗ redung zwiſchen deu neuen Miniſter des Auswärtigen und dem ungariſchen Miniſterpräſidenten Baron Banffy ſtatt, welcher anch der Miniſter für das lönigliche Hoflager, Ba on Joſika, beiwohnte, Abends reiſten Banffy und Jofika nach Peſt zurück. Selbſtverſtändlich Aber wie man auch ſein bleibt jetzt das ungariſche Kabinet im Amte, zumal, da das kirchenpolitiche Geſetz über die Reception der Juden vom Magnatenhauſe in diitter Leſung doch noch angenommen worden iſt. Mayunga, 18. Mal. Die Sakalaven⸗Schützen, aus denen das 1. Bataillon des Kolonjalregiments beſteht, ſtiezen ſüdöſtlich von Marovay auf eine ſlarke Abtheilung Hovas, die ſie lebhaft mit dem Bajonett angrffen. Die Hovas flohen und hinterließen einen Verluſt von 60 Todten und zahlreichen Verwundeten. Auf franzoſiſcher Seite wurden ein Lieutenant und 12 Schützen, davon vier ſchwer verwundet. Nachher nahmen die Schützen ein Lager der Hovas in der Nähe von Mademonte ein. Verſchiedenes. — Ladenburg, 21. Mal. Das Original⸗ Weltpanorama der Gebr. Ktz hat wiederum eine ebenſo prachtvolle als intereſſante Bilderreihe aus⸗ geſtellt, daß wir es nicht unterloſſen löanen, die grehrten Leſer und Leſerinnen darauf aufmerkſam zu machen. Die bay riſchen Königsſchlöſſer in all ihter Pracht und Herrlichkeit fiad es, die wir mit immer mehr erſtaunenden Blicken an uns vorüber⸗ ziehen laſſen. Es iſt vor allem das prachtvoll gelegene Schloß Hohenſchwangau mit dem Prinzenbau und dem Jungfrauenbrunnen. Nicht minder ſchön iſt die Schloß⸗Facade Linderhof mit dem berühmten Niptun⸗Baſfin, den Teraſſen mit ihrer herrlichen Ausficht auf den Bergwald. Der Anblick von Schloß Berg, deſſen Aeußetes nicht gerade anziehend iſt, entfaltet deſſen ungeachtet in ſeinem Innern eine ſo hohe überraſchende Pracht, daß unſer Auge ſich an all dieſer Schönhe lt, die König Ludwig II. geſchaffen hat, ncht ſatt ſehen kann. Lieblich liegt der Teich auf Schloß Linderhof, deſſen Ufer zarte Einfaſſungen und gartenähnliche Pflanzungen bilden. Von den inneren Räumen iſt das Kabinett vor dem Spelſe⸗ ſaal, die 3 Gobelinzimmer, nebſt dem Schlafzimmer beſonders hervorzuheben. Wie von einem füßen Zauber umfangen betreten wir das Arbeitszimmer und von da den Spiegelsaal, der mit ſeinen Kryſtall⸗ kronen, Spiegelwänden und den prachtvollen Decken⸗ gemälden allem andern den Vorrang abgewinnt. Eine wahrhaft erhabene Empfindung durchſtrömt uns, wenn wir den kgl. Wintergarten in all ſeiner Schön⸗ heit beſichtigen; inmitten desſelben erhebt ſich eine reſzend gelegene Fiſcherhütte, die anmutig unter den tropiſchen Gewächſen und hohen Palmen hervorlugt. Welch prachtvolle Szenen bieten die Partien am Lechfall, der Weideploß unweit von Schloß Hohen⸗ ſchwangau, und das Denkmal König Ludwigs II. Ebenſo unbeſchreiblich ſchön liegt Füſſen mit dem hervorragenden Schloß nebſt Kloſter der Benediktiner⸗ Abtei und die Max imillansbüſte am Lechufer. Auch die Prachtwagen und Prachtſchlitten verdienen noch beſonderer Erwähnung. Dies find die hervorragendſten Punkte der j tigen Ausſtellung und dürfte der Beſuch in dieſer Woche ein ſtarker ſein. a — Mannheim. 18. Mai. Viehprämiirungen im Kteiſe Mannheim.] Die letzten Tage fand im Kreiſe Mannheim die stattliche Rindvieh⸗Prämürung ſtatt und zwar in Schwetzingen, Seckenheim, Wein⸗ heim und Ladenburg. In Schwetzingen wurden 2 Farten vorgeführt. Preiſe von je 50 Mark für Kühe erhielten: Jakob Pffiſterer, Anton Faulhaber und Stephan Heid von Plankſtadt, ſowie Chriſtian Fillinger von Schwetz ngen. Die Gemeinde Plank⸗ ſtadt erhielt für einen Zuchtfarren einen Staatspreis von 75 Mk. In Seckenheim wurden 30 Kühe und 1 Farren vorgeführt. Für Kühe erhielten Staats⸗ Fortſetzung. Die Mutler geleitet ihr Kind in ihr kleines Stübchen. Die Einrichtung deſſelben ſtach grell ab gegen ihre ſonſtige Gewöhnung, allein an allem urd jedem erkannte man die treue Hand der ſorgenden Mutterliebe. Noch einmal ließ Eliſabeth alle Erlebniſſe und olle Hoffnungen an ihrem Geiſte votüberziehen. Gleich dem leichten Bau aus Kartenblättern vom Kinde errichtet, um nur zu ſchnell zuſammenzuftürzen, t, waren auch ihre ſtolzen Luftſchlöſſer in Trümmer gt zerfallen. Aber jeder Überwundene Schmerz birgt 5 ein Glück, ein ganzes volles Glück der inneren pen · Befreiung. Ecfuhr ſi: dies nicht ebenfalls? Der goldene trügeriſche Glanz erlosch, aber ſie fühlte ſich borgen in der Heimath, in ber Liebe der Iheigen; . jetzt eiſt empfand ſie klar daß Glück mehr werth 2 war als aller Schimmer. Sehr ernſt lag die Zukunft i vor Eliſab/ ih, ſie war doch nicht ganz verlaſſen; ſi⸗ hoffte, daß Gott auch ihren Pfad ebenen werde, und feine ſanft ſchlief fie ein. nbler. ſo vollſtändig verwandeln konnte, wie es bei dem General von Kronau der Fall war. Vor wenigen jetzt wie ein Greis aus, mit weißem Haar und gelähmten Gliedern, nicht im Stande, ſeinem Lieb⸗ lung Eliſabeth auch nur eine Haud zum Willkommen entgegenzuſtrecken Weinend ſank Elſſabeth vor dem unglückſeligen Vater in die Knie, ſie ſtreichelte die wachsgelben Hände deſſelben und bedeckte ſie mit Küſſen. 6 „Gott ſei gelobt, Du lieber Vater, daß es dir wieder biſſer geht, ich will nun der Mutter recht hehfen, Dich zu pflegen,“ rang ſie dann müheſam hervor Schwere Stunden gab es noch für Eliſabeth, Die Et quette verlangte, daß ſie der Landes herrin perſdalich ihre Rückkehr melde. Geſenkten Hauptes ſchritt ſie durch die Straßen, voll Furcht, Bekannten zu begegnen. Dieſe Furcht zeigte ſich ſehr unbegrüadet, denn Eliſabeth mußte gar bald ihn Erfahrung bringen, daß man ihr auswich, oder verlegen das G ſicht abwende und ſie ſcheinbar nicht bemerkte. noch nicht geahnt, wie ſchnell man vergeſſen wird im Unglück; wie wenige treue Freunde nur feſt zu 9 Eliſabeth i m Schloſſe angekommen, * 5 1 80 Höhe. Zagend ſtſe Wochen noch ein frischer, blühender Mann, ſah er Stunden, in denen ſie meinte, ſie habe zuvlel ertragen. f ö Elisabeth ſah viele bekannte Geſichter. Vor Sie, bis vor kurzem das verwöhnte Kind des Glückes, hatte uns ſtehen, wenn wir herabſtürzen von der ſtolzen die breiten, teppichgelegten Stufen empor zu den Gemächern der Fücſtin. Eine Anzahl Damen, auch einige Herren harrten des Augendlickes, zur Audienz berufen zu werden. Schüchtern blickten die Neulinge in den glänzenden Räumen nach der Thür, durch welche Eines nach dem Andern verſchwand, um mit mehr oder weniger befriedigter Miene zurückzukehren Mit klopfendem Herzen berechneten ſte, wie bald die Reihe an ihnen ſel, vor der böchſten Frau des Landes zu erſcheinen, überlegten immer don Neuem, was fie ſag n, und wie ſie ihre Angelegenheiten am beſten vertreten würden. Andere dagegen bewegten ſich mit großer Sicherheit auf dem fflſtlichen Parket. Begrüßten Bekannte, plauderten halblaut, muſterten ihre Gefährten, und bemühten ſich, zu erforſchen, was dieſe oder jene hierher führe. Kurzem noch hätte ſie ſich mit großer Unbefangenheit unter ihnen bewegt; jetzt aber ward ihrem Gruß ein ſteifes, ablehnendes Neigen des Hauptes zu Theil. Nicht einmal die Herren wagten ſich der ſonſt ſo gefeierten Schönheit am Hofe zu nahen, und ihr Wiede rerſchrinen zu begrüßen. General von Krouau hatte plötzlich den Abſchied genommen, wie es hieß, aus Geſundheitsrückſichten, allein eine Menge von Gerüchten knüpften ſich an ſeinen Abſchied. Nicht die geringſte Auszeichnung ſei dabei dem verdienten Offizier zu Theil geworden; ſeine Penfton von den Gläubigern in Beſchlag genommen und die Diener