erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend, viertelfährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. r die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenpurg Millwoch den 15. Mal. Anelten: dle 1. poltige Corbus- ele oder dete Naum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Corpuszelle. Neclamen 20 Pfg. Drug und Verlag von Karl Molitor, Jadenburg. 925 1895 Volitiſches. Berlin, 18. Mal. Der Reichstag hat die mſturzvorlage am Samstag noch mehrſtündigem Scheingefechte über den Milttärparagraphen mit ſchlichtem Abſchlede aus der Welt geſchafft, indem er mit Zweidrittelmehrheit ohne weitere Debatte ſämtliche Paragraphen des Getzes ſowie ſämtliche Zuſaßzanträge, ſoweit ſt: nicht zurückgezogen waren, ablehnte. Es iſt ſomit auch keine dritte Beratung mehr nötig. Das Zuſtandekommen einer Einigung über den Militätparagraphen verhinderte die Re⸗ gierung ſelbſt, da ſie auf Annahme dieſes Paragra⸗ phen in der Faſſung der Regierungsvorlage beſtand. Das Zentrum, teilweiſe unterſtützt durch die Polen, hielt an der Vorlage in der Kommiſſionsfaſſung ſeſt. Damit iſt die Entſcheidung ſchneller gefallen als erwartet. Mie im Richstag das negatibde Er⸗ gebnis der zweiten Leſung mit lautem Bravo be⸗ grüßt wurde, worin nur das Zentrum nicht ein⸗ fimmte, ſo ruft auch außerhalb des Reichstags dieſe Ablehnung nur Genugthuung hervor. Wie die ver⸗ bündeten Regierungen dieſen Ausgang der Sache beantworten werden, ſteht dahin; verſchiedene Gründe machen es nicht wahrſcheinlich, daß eine Auflöſung des Reichstags im gegenwärigen Augenblick erfolgt. Aber wenn an maßgebender Stelle von dieſem äußerſten Schritte abgeſehen wird, ſo geſchieht dies jedenfalls nicht dem Reichstage zuliebe. Ob die Re⸗ gierung es im Herbſte mit einer neuen Umſturzvor⸗ lage verſuchen wird, oder nur, wie kürzlich ver⸗ lautete, in den einzelnen Bundesſtaaten eine Ver⸗ ſchärfung des Vereins und Verſammlungsrechtes eintreten ſoll, ſteht noch dahin. Berlin, 13. Mal. Der Reichstag hat heute zunächſt den 8 4 der Tabalſteuervorlage, alsdann die anderen Paragraphen nach der Reihe in zweiter Leſung mit großer Maforität abgelehnt, Damit iſt die Tabokſteuervorlage gefallen, — Paris, 12. Mai. Der Kriegsminiſter, General zur Linden, begab ſich heute Vormittag zur Einweihung der neuerricht'ten militär, med leiniſchen Schule nach Lyon. Der Maniſter wurde mit Hoch⸗ tufen auf die Armee und Republik empfangen, B. der Uebernahme des Gebäudes hielt der Miniſter eine An prache, in welcher er ausführte, die medieiniſche Schule in Lyon ſtelle den Schlußſtein an dem Merke der franzöſtſchen Heeresorganſation dar, das nun vollendet ſei. Frankreich könne mit Ruhe der Zukunft entgegenſehen und ſeine großen Aufgaben in Sicherheit und Frieden verfolgen, — Paris, 12. Mai. Die amtliche Statiſtik der Zolloirektion beziffert die Waareneinfuhr in den erſten 4 Monaten des 1210 487 000 Fr. gegen 1466 000 000 Fe. in demſelben Zeitranm des Vorjahres, die Ausfuhr auf 1087 119 000 Fr. gegen 1008 000 000 Fr. in dem gleichen Zeitraum des Vorjahres. Verſchiedenes rauf aufmerkſam, daß am Mittwoch den 22. d. M. an der Großh. Obſtbauſchule Durlach (Station Grötzingen) ein Obſt⸗ und Gar⸗ tenbaukurſus ſüie Mädchen und Frauen eröffnet wird, welcher bis zum 1. Juni währt. wirtſchaft darf erwartet werden, daß auch aus dem hiefigen Bezirk eine Anzahl Teilnehmerinnen fich melden werden. Die Koſten find unbeteutend. Schul⸗ geld wird keines erhoben und die Koſten für Ver⸗ pfegung, welche 10 Tag 1,40 9 betragen, laufenden Jahres auf können Unbemittelten ganz oder teilwelſe nachgelaſſen werden. Dasſelbe gilt von den Reiſekoſten. An⸗ meldungen find ſofort unter Bellage eines Leumunds⸗ zeugniſſes bel dem Anſtaltsvorſtand einzureichen. Ladenburg, 13. Mai. Heute Vormittag fund auf der Main⸗Neckar⸗Vahn beim Rangieren eines Güterzuges an einem Wagen ein Achſenbruch ſtatt, wodurch eine kurze Betriebsflhcung eintrat. Der Wagen iſt Eigentum der Bahriſchen Staats⸗ bahn, war mit Malzkeimen beladen und nach Groß⸗ ſachſen beſtimmt — Ladenburg, 14. Mal. Wie aus dem Inſeratentheil erfichtlich, iſt in dem Oriainal⸗Welt⸗ Panorama, Gaſthaus zum Schiff, in dieſer Woche die Schweiz: das Berner Oberland ausgeſtellt. Wir beſuchten geſtern das Panorama und müfſſen geſtehen, daß der Eindruck, den die neue Serie hervorruft, ein geradezu überwältigender iſt. Das iſt nicht die Schweiz, wie man ſie aus Büchern oder vermittelſt bildlicher Darſtellungen kennen lernt, das iſt die Schweiz in Wirklichkeit, das Land dem ein Schiller in wahrhaft großartiger Veranſchaplichung der Naturſchönheiten im „Wilhelm Tell“ ein unvergänaliches Denkmal geſetzt hat. — Ladenburg, 14. Mai. Wir machen da⸗ Die Anſichten, die das Panorama bietet, find wundervoll und in ihrer Art wohl einzig daſtehend. Da ſehen wir neben den anheimelnden Thälern des Auguſtenburg bei Berner Oberlandes mit ihren grünen ſaftigen Matten, den freundlich romantiſch gelegenen Städten Bern, Freiburg, Interlaken Brienz. u. A. auch den maleriſch Bei der hohen gelegenen Thuner See. Bedeutung des Lehrgegenſtandes für unſere Vand⸗ Stiller Friede ruht hier auf der Landſchaft der wunderbar blaue Himmel ſpiegelt ſich in der klaren blauen Flut in ſeltner Reinheit wieder, und in der Ferne ragen die eisgeharniſchten Rieſen der Gletſcherwelt in inponierender Majeſtät in die Wolken hinein. Weitere Anfichten machen uns mit den Alpen bekannt, wo Senn und Sennerinnen Trug Glück. Novelle von Thekla Hempel. Fortſetzung. Sehr, ſehr traurig war ſie deshalb zuweilen, wenn fie noch kein Anzeichen ſüc die Erfüllung ihrer ßen Wünſche ſa k. . 9 wollten die 905 aften hier blelben. Ob die Prinz ſſin nach der Heimkehr Eliſabeth bel ſich behalten, ob ſie ihr eine feſte Stellung geben werde, erfuhr aber dieſe nicht. Die Prinzeſſin ver⸗ mied alles, was für ſie bindend werden konnte. Dazu war ihre Stimmung feit einiger Zeit höchſt ungleich, heute bezaubernd liebenswürdig, gleich darauf herriſch, launiſch und reizbar. Unverdiente Vorwürfe trafen dann die junge Begleiterin Eliſabeth von Kronau. Bald war die Peinzeſſin zu ernſt, bald zu heiter. Das eine Mal wurde ihr vorgeworfen, daß ſie fich angeblich gleich einer Aufſeherin an die Ferſen der Herrin h'ſte, daß andere Mal ſollte Eliſabelh Pflichten e! gen und nur dem eignen Vergnügen leben. Es iſt nicht leicht in abhängiger Stellung, will an ſich ſonnen im Glanz der Hoheit, muß man dͤftere Schatten in den Kauf nehmen, hatte Eliſabeths Mutter o zur Wagen 10. 3 5 erſt ſah Eliſabeth ein, wie wahr die Mutter gesprochen, und wie thöricht ſie geweſen war, zu wenig auf die Warnung der Mutter gehört zu haben. Eines Tages forderte Graf Bretow Eliſabeth auf mit ihm eine Partie Schach zu ſplelen, als fie zu Freien noch den kühlen, blumengeſchmückten Räumen im Erdgeſchoß flüchtete. Elifabeth ſpielte mit Glück trotz des geübten Gegners. Wenig Zäge hatte ſie noch zu thun und ſie hoffte ihm das: zu können. Vertleft ihn das Schachſpiel war es Beiden entgangen, daß die Prinzeſſin halb verdeckt durch die Portièren ihnen zuſah. Urplötzlich trat ſie ſchnell heran, ſtieß anſcheinend aus Verſehen an das Schachbrett, daß die Figuren durcheinander rollten und der Sieg unentſchieden blieb. „Schade,“ rief Eliſabeth bedauernt aus, „ich char entſchieden im Vortheil.“ „Drſto beſſer für Sie!“ entgegnete die Prinzeſſin mit ſeltſamem Lächeln. „Uoglück im Spiel, bringt Glück in der Liebe.“ Sollten die Worte ſcherzend klingen? Aber wie bitterer Spott und Hohn ſo ſcharf ertbaten ſie aus dem Munde der Prinzeſſin und ihre dunkeln Augen ſprühten zornig. Elisabeth ſenkte die ihrigen erfchrocken zu Boden. Es entging ihr aber, daß der Graf wie abwehrend der Prinziſſin zuwinlte. Als man ſich bei Tafel wieder zuſammen fand, Seite. Die ſpäter Vormittagsſtunde aus dem ſonnendurchhitzten „Matt“ zurufen. Scheiben, ſchien die Laune der Herrin wie rofig. Sie neckte ihre junge Begleiterin, daß man ihr noch immer den Schreck anſähe und zeigte ſich von der liebenswürdigſten Derartige Auftritte wiederholten ſich nur zu oft. ruhigen Stunden erſchienen nur wie die Stille vor dem Sturm. Es gab Zeiten, in denen Eliſabeth fich geradezu fürchtete und, wenn auch Niemand es ahnen durfte, Sehnsucht nach der Heimath fühlte. Die heißen, glänzenden Sonnenſtrahlen Italiens thaten jetzt ihren Augen weh, und der ſtets klare, blaue Himmel erſchien ihr ſo eintönig. Ihres Bruders Braut ſchrieb ihr eines Tages: „Du genießt für uns den Frühling, liebe Eliſabeth, denn wir haben recht ſchlechtes Aprilwetter, der Himmel iſt trüb und grau, der Regen ſchlägt in die aber wir freuen uns des warmen Ofens und des klaren Sonnenſcheins im Herzen. Deines Bruders Liebe beglückt mich; ſo wird es immer⸗ dar ſein, auch wenn Gott uns trübe Tage ſchicken ſollle. Möge auch dir ſo ein treuer Halt und Führer beſchieden ſein, als mir.“ — — Er war Eliſabeth beſchieden geweſen, allein im frebelnden Uebermuth hatte ſie in von ſich gewieſen, unn fühlte ſie, daß ſie ihn nie werde vergeſſen können, daß ſie die Schuld trug, wenn ſie einer einſamen e Zukunft entgegen ging; ihr graute avor. Eins beängſtigte Eliſabeth beſonders, nämlich