Wwe. 1 Förperk der forlge⸗ kleiner⸗ Patent. Pelotte d Vor⸗ zu ſein ſcheinen. beſcheint jeden Dienstag und Feritag Abend. Nreis vertelfährlich Mark 1.—, mit ſlluſtriertem Unterhaltungs⸗ blatt Ml. 1.40 frei ins Haus. far die Nedaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg Ladenburg und Amgegend. Anzeigen: die 1-ſpaltige Corpus-Zelle oder deren Raum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Corpuszeille. Neelamen 20 Pfg. Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. amstag den 4. Mai. Volitiſches. Berlin, 1. Mal 1895. Kaiſer Wilhelm hat mit dem vom Montag Vormittag bis Mittwoch Abend wäbrenden Beſuche beim Grafen Götz in Schlitz in Heſſen ſeine jüngſte Relſe durch das mütlere und füdliche Deutſchland abgeſchloſſen. Am Donners⸗ tag Vormittag traf er von Schlitz im Neuen Palais del Potsdam ein, wohin die Ueberfledelung der Kaiserin und der kaiſerlichen Kinder aus dem Berliner Refidenzſchloſſe bereits am Dienſtag erfolgt wat. Im Neuen Palais, dem ſo bevorzugten Sommer⸗ aufenthalte des Raiſerpaares, werden nunmehr die Majeſſäten bis zum Winter reftdiren, abgesehen natürlich von ihren In⸗ und Auslandsreiſen während der kommenden Sommermonate, in welcher Bezi hung jedoch noch leine endgültigen Dispoſitionen getroffen Die Königin Victoria von Eng⸗ land, welche in Darmſtadt mit ihrem kaiſerlichen Enkel zuſammengekommen war, iſt am Mittwoch wieder in Windſor eingetroffen. — Im Reichstage wird die kommende Woche mit der zweiten Leſung der „Umſturz⸗Vorlag:“ die vorausfichtlich entſcheidenden Berathungen in dieſer ſchon ſo lange schwebenden ſchwierig en Frage zeitigen. Wie die Dinge ſtehen, iſt es gerade nicht ſehr wahr⸗ scheinlich, daß die Plenarberathungen üder die Um⸗ flurz⸗Vorlage zu einem pofit ven R ſultate führen werden, es müßte denn ſein, daß hinter den parla⸗ mentariſchen Couliſſen noch eine Verſtändigung er⸗ folgt. Bis jetzt laſſen ſich aber keine Anzeichen einer ſoſchen heimlichen Abmachung entdecken, es muß da⸗ her zunächſt mit der Wahrſcheinlichkeit einer Ab⸗ lehnung der Vorlage gerechnet werden. An ſich wäre ja ein derartiger Ausgang der ganzen Frage gewiß bedauerlich, denn eine Schärfung der geſetz⸗ geberiſchen Waffen gegenüber den auf Untergrabung der beſteh enden ſtaatlichen und ſozialen Ordnung gerichteten Beſtrebungen iſt eine Forderung der Selbſterhaltung für Staat und Geſellſchaft. Dennoch könnte das eventuelle Scheitern des Umſturz⸗Geſetzes in ſeiner jetzigen Giſtalt nicht weiter tragiſch ge⸗ nommen werden, letzteres würde in ſeinen Wirkungen weiter über die ursprünglichen Ziele hinausreichen und ſelbſt in die lohalſten Bevölkerungskreiſe nur Verwirrung und Mißmuth tragen. Veelleicht, daß dann die verbündeten Regierungen dem Reichstage zu einem ſpäteren Ziitpunkt einen geeigneteren und weniger mit Fußangeln für die Allgemeinheit be⸗ packten Geſetzentwulf zur Bekämpfung der wirklichen Umſtuczbeſtrebungen vorlegen. — Der Reichstag ſoll am 27. Mai bis zum Nobember vertagt werden. Bis zu erſtgenanntem Termin ſollen noch die Umſturz⸗Vorlage und das Branntweinſteuergeſetz definitiv, die angekündigten Vorlagen über die Börſenreform und über eln Noth⸗ geſetz für die Zuckerinduſtrie wenigſtens in der General⸗ debatte erledigt werden. Ob der Vertagungsplan durchgeht, blebt freilich noch abzuwarten. — Major 4 la suite v. Wiſſmann iſt vom Kaiſer zum Gouverneur von Deutſch⸗Oſtafrika an Stelle des Freiherrn v. Scheele ernannt worden. Jeder Kolomalfreund wird dieſe Noechricht nur mit fleudiger Genugthuung aufnehmen, bildet doch ſchon der Name Wißmana eine förmliche Bürgſchaft für eine künftige er ſprießlichere Entwicktlung der ge⸗ ſammten Perhältniſſ: Deutſch⸗Oſtafrikas. Wißmann, der Beſieger des gefährlichen Araberaufſtandes unter Buſchiri, der vorzügliche Kenner von Land und Nuten in Afrika, der ſchon erprobte Verwa tungsbeamte und Organiſator, er iſt entſchieden der rechte Mann, für die oſtafrikaniſche Kolonie und wird dort ſicher Trug - Glück. a 8 Novelle von Thella Hempel. 1 . Fortſiczung. 5 Die Meldung des Dieners, daß des Herrn Generals Pferd geſattelt ſei, beendete die ernſte Unter⸗ haltung der Gatten. Herr von Kronau nahm zärtlich Abſchied von ſeiner Frau. Trotz mancher Verſchie⸗ denheit in ihrem Weſen und Charakter hatten ſie fich ſtets die innigſte Nigung bewahrt. „Alſo friſchen Muth, liebe Frau! Man darf nicht nur ſchwarze Wolken am Horizont ſeben,“ rief der General im Rahmen der Thür; fie nickte ihm lächelnd zu; erſt als ſie fich all in wußte, fank ſte ermüdet in einen Seſſel, venn ſt: konnte ihre Sor⸗ gen doch nicht los werden. * 5 * Wenſge Wochen vor dem ereignißvollen Hoffeſte hatte dieſe Uaterredung zwischen dem Eh paare ſtatig funden. Verſchiedenen andern F ſtlichkeiten in und außet dem Hauſe wurde auch noch ſeitens des Generals und ſeiner Familie beigewohnt und ſchon jetzt fühlte fich Frau von Kronau angegriffen, dachte voll Schuſucht der ſtillen Friedenszeit in der früheren Heimath und machte ſich doch Vorwürfe, daß ſie nicht beſſer gelernt, fich den Neigungen der Ihrigen anzupaſſen. Leider waren ihre Müdigkeit und Verſtimmung nicht ohne Grund, ſie erkrankte an einem langwierigen Lungen⸗ katarrh und mußte ihre Tochter ohne ihre Bekleidung e alle Vergnügungen aufſuchen laſſen. Einestheils wünſchte der General durchaus nicht, daß ſein verwöhn⸗ tes Töchterchen ſich etwas verſage, anderſeits dachte Elisabeth in ihrer Eitelkeit ſelbſt nicht an die Möz⸗ lichkeit, derartige Opfer zu bringen. Allgemein fand man es daher vollſtändig gerechtfertigt, daß eine Pflegerin bei der kranken Mutter weilte, während die Tochter von Vergnügen zu Vergnügen eilte, denn die Krankheit der Mutter galt ja nicht als lebensgefährlich, ſondern nur als langwierig, „Sie ſorgen ſo am beſten ſür ſich und Ihre Flau Mutter,“ verſicherte Eliſabeth, eine vornehme Dame, „denn Sie erholten fich friſch und geſund, treten mit heiteren Eindrücken in das Z mmer Ihrer Mutter nad ermuthigen dadurch die Leidende zur Geneſung.“ Eliſabeth fühlte ſich durch dieſe eitela Worte ſehr ö befriedigt in ihrem Egolsmus und ärgerte ſich, duß wieder gut machen, was unter dem Syſtemen Soden und Scheele geſündigt worden iſt. — Die oſtaſtatſſche Frage beherrſcht die Regionen der hohen Politik vollſtändg. Mit Spannung wird allgemein der weitere Verlauf der in Tokio unter⸗ nommenen gemeinſamen Akiion Deutſchlands, Ruß⸗ lands und Frankreichs gegen den Friedensvertrag von Shimonoſeki erwartet, eine Antwort Jopans auf die Vorſtellungen der drei Mächte iſt noch nicht erfolgt. Was geſchehen ſoll, wenn die jopaniſche Regierung dieſen Einſpruch zurückweiſt, das iſt noch recht unklar, trotz allen Sübelraſſelns Rußlands. Gleich England hat es itzt auch Nordamerika ab⸗ gelehnt, ſich dem Schritte der drei europäſſchen Mächte gegen Japan anzuſchließen, über welche Haltung natürlich große Genugthuung auf engliſcher Seite heriſcht. Inzwiſchen nehmen die Dinge auf Formoſa eine bedrohliche Geſtalt an. Die chineftſchen Elemente der Bevölkerung von Formoſa find wegen der Abtretung der Inſel an Japan beunruhigt, die chinefiſchen Beſatzungstruppen zeigen vielfach ſogar einen meuteriſchen Geiſt. Auf manchen Punkten Formoſas iſt die Lage der Ausländer infolge der gereizten Stimmung unter der Bevölkerung eine ernſte, ſo daß z. B. in Tanſui eine von dem Kreuzer „Irene“ gelandete Schutzmannſchaft ſtationirt worden iſt. — In Frankreich beſchäftigt ſich die öffentliche Meinung noch immer mit der in ihren Folgen ſo fürchterlichen Waſſerkataſtrophe in der Umgegend von Epinal. Die Unterſuchung darüber, wem eigentlich die Schuld an dem verhängnißvollen Dammbruch bei Bouzey zugemeſſen werden muß, wird mit größter Strenge fortgeführt; es ſcheinen Fehler in der Konſtruktion und Mangel an gehöriger Aufficht das Unglück gleichmäßig verſchuldet zu haben. Die Regierung wird von den Kammern nach deren —— feſt von ihrer Unzufriedenheit über das neueſte Erelg⸗ niß überz'ugt. Sie entließ raſch ihr Mädchen, nicht um die Ruhe zu ſuchen, ſondern um im Geiſte noch einmal alle Erlebniſſe an ſich vorübergehen zu ſehen. Hofdame der Prinzeſſin Lora zu ſein, und der Aufenthalt im Süden, im ſchönen Italien, wohin die Prinz'ſſin demnächſt reiſte, waren zu verlockend für Eliſabeth. Sie ſpann aus dieſen Thatſachen nur verlockende Träume weiter. Als Begleiter im Gefolge der Peinz ſſin war Graf Breiow auserſehen. Er hatte Elisabeth auf der Reiſe ſchon unzählige Schmei⸗ cheleien zugeflüſtert, ihr heute wieder in blühenden Farben ſe ene Glückſeligkeit geſchildert, über die herrliche Ausſicht, ſo lange mit ihr zuſammen ſein zu können. Ein bindendes Wort vermied der Graf aber klug einzig Herr von Löwen durchaus nicht begreifen wollte, daß ſie ſo wenig zu Hauſe bei der leidenden Mutter bleibe. ſich Eliſabeth ſchnell auf ihr Zummer zurück. Sie war ſehr beruhigt, daß die Mutter ſchlief; ſie wollte derſelben heut: nicht gerne Bericht erſtatten, nur zu 1 1 1 1 N 1 1 genug. Und Löwen's Antrag? Eliſabeth wußte wohl ⸗ daß ſie der Eltern Wunſch erfüllte, wenn ſie ihm ihre Hand reichte. Er bot ihr viel, den ehrenwertheſten Charakter, die biſten Verhältniſſe, gehört einer vorneh⸗ men Familie an. Sie hatte auch gemeint ihn zu lieben, bis Graf Bretow, der ſchimernde Schmetter⸗ ling, ihren Weg kreuzte. Eliſabeth hatte am heut gen Abend nur zu ſehr errathen wie ſehr ſi⸗ dieſen bevorzuge und wußte, daß An jenem Abend nach der Heimkehr vom Hofball zog Löwens Stolz dies ihr nie verzeihen werde. Wie einen löcperlichen Schmerzen empfand ſie den üben Blick von Löwens Augen, ſein ſtolzes Abwenden, als er ſah, wie ſie anders gewählt hatte. Ob ſie no