2 Mark, n Mann⸗ n Splel⸗ ieltagen); n 8 ö. Wohnung längſtens Vorſtand nd Lieder Pfg. I. blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. lar die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg Nr. 35. 5 Allgemeiner Anzeig 3 ſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltun Anzeig ——— 1. Mai. ger für Sadenburg und Almgegend. : die 1⸗ſpaltige Corpus-Zelle oder deren Raum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. Corpuszeile. Neclamen 20 Pfg. rr —— Volitiſches. Berlin, 27. April. Der Raiſer trefft an dieſem Montag in Sa lit (Oberheſſen) als Gaſt des Grafen Görtz ein, nachdem er am Sonnabend und Sonntag an dem verwandten Hofe von Darmſtadt gewellt hatte und daſelbſt mit der Königin von Eng⸗ land zufſammengetroffen war. Wie die Verhältmiſſe liegen, kann der jängſten Zuſammenkunft der greiſen engliſchen Monarchin mit ihrem kaiſerlichen Enkel schwerlich eine politiſche Bedeutung zugelprochen werden, der Vorgang trägt eben nur einen famillären Charakter, dies um ſo mehr, als zur genannten Zeit auch die Raiſerin Friedrich, Prinz und Peinzeſſin Friedrich Karl von Hiſſen und noch andere Mit⸗ glieder des Kaiſerhauſes in Darmſtadt anweſend waren. Wie es heißt, wird der Kaiſer nach Be⸗ endigung ſeines Aufenthaltes in Schlitz ſofort das Neue Palais bei Potsdam beziehen, wohin die laiſer⸗ licho Familie nach den bisherigen Di pofitionen am 80. April über ftedelt. 8 — Im R. ichstage wurde die Spezialberathung der Novelle zum Zolltarif nach viertägiger Debatte am Freitag endlich glücklich abgeſchloſſen. Es handelte ſich allerdings nur noch um die Reſolutlon der Com⸗ miſſion, wonach Quebracho⸗Holz künftig mit einem erheblichen Schutzzoll belegt werden ſoll. Nach längerer Discuſſion gelangte die Reſolution mit bedeutender Mehrheit zur Annah lle, j doch mit den Amendements Bachem und Saliſch, welche für die Färberelen und für die Fürbereibedürfniſſe der chemiſchen Induſtrie⸗ Zollfreiheit für die in dieſen Betrieben verwendeten ausländiſchen Gerbßoffe fordern. Dann ſtimmte das Haus der kaiserlichen Verordnung, betr. die Er⸗ hebung von Zollzuſchlägen von Waaren aus Spanden und den ſpaniſchen Colonien, debattelos und definitiv zu und trat hierauf in die erſte Leſung der Novelle zum Branntweinſt⸗uer⸗Geſetz ein. Dieſelbe bezweckt in ihrem Kernpunkte eine Vertheuerung der Splrituspreiſe zu Gunſten der Landwirthſchaft und bevorzugt demnach in ihren einzelnen Beſtimmungen die landwirthſchaftliche Kartoffelbrennerei gegenüber j'der anderen Art von Spuitus⸗Erzeugung. In längerer Rede hob Reichsſchatzſecretär GrafPoſadowslh dieſen Hauplzweck der Vorlage auch unumwunden hervor, und erläuterte fi: dann nach den verſchieden⸗ ſten Richtungen hin. zugleich betonend, daß ſich weder eine Branntweinfabrikatſt uer noch eine ſtaffelartige Fabrikatſteuer als den Zwicken der Vorloge dienlich hätten durchführen laſſen. Zum Schluſſe deutete Graf Poſadowsly an, daß die verbündeten Regierungen hofften, in dieſer Seſſon noch eine weitere Vorlage zu Gunſten der Landwirthſchaft einbringen zu können, offenbar eine Anſpielung auf das neue Zuckerſteuer⸗ geſctz. Vom Centrum erfuhr die Vorlage durch den Abgeordneten Spahn trotz aller Vorbehalte eine ziemlich wohlwollende Beurtheilung, während der Sozialdemokrat Wurm den Regierungsentwurf aufs Schärſſte angriff, da er nur eine neue Belastung der ärmeren Bevölkerung bedeute. Der Reſchsparkeiler Gamp wieß dieſen Einwand als nicht ſtichhaltig zu⸗ rück, hielt aber trotzdem mit ſeinen Bedenken über die Einzelheiten der Vorlage nicht zurück. Am Sonnabend wurde die Generaldebatte Über die er⸗ wähnte Vorlage fortgeſetzt. — Die „Umſturz⸗Vorlage“ ſoll nunmehr am 1. Mal zur zweiten Leſung im Plenum gelangen, doch ſcheint dieſe Dispofition noch keine endgiltige zu ſein. Die parlamentariſchen Ausſichten der Vorlage ſcheinen fich in letzter Zeit erheblich verſchlechtert zu haben, speziell das Centrum will, falls seine in der Comm ſſion durchgeſetzten Verſchärfungen der Vor⸗ lage nicht die Zuſtimmung der Regierung finden, gegen den ganzen Entwurf ſtimmen, womit das Schickſal des Umſturz⸗Geſetzes ſelbfiverſtändlich be⸗ ſiegelt wäre. Eine intereſſante Wendung hat die anßerparlamentariſche Bewegung gegen die Umſturz⸗ Vorlage durch den Ein pruch der brandenburgiſchen Provinzialregierung gegen die Proteſt⸗Petition des Berliner Stadtperordneten⸗Collegiums in Sachen der genannten Vorlage erfahren. Die Regierung be⸗ ſlreitet dem Collegium die Zuſftändigkeit zu einem ſolchen Schritte, ja, der Oberpräfldent v. Achenbach ließ dem Stadtverordneten⸗Vorſte her ſogar die Auf⸗ forderung zugehen, die Abſendung der gedachten Petition an den Reichstag zu unterlaſſen, wobei Herr v. Achenbach mit einer Geldſtrafe von 300 Mk. drohte. Die Petition war aber ſchon abgegangen, man kann nun dem Verlaufe dieſes eigen thümlichen Confliktes zwiſchen dem Berliner Stadtverordneten⸗ Collegium und der Regierung mit Spannung ent⸗ gegenſehen. Darmſtadt, 27. April. Kaſſer Wilhelm iſt mit bekannten Gefolge um 6 Uhr hier eingetroffen, von der großherzoglichen Famille am Bahnhof empfangen. Der Kaiſer iſt im Nefldenzichloß abge⸗ ſtiegen; er beſuchte ſofort die Königin Victoria im alten Palais. Darmſtadt, 29. April. Nachdem heute früh die Garniſon allaimirt worden war und der Kaiſer auf dem Excerzierplatze eine Uebung abge⸗ halten hatte, reiſte derſelbe, vom Großherzog und der militätiſchen Suite zu Pferde zur Bahn geleitet, um 7 Uhr 15 Minuten nach Schliß ab. Verſchiedenes. 5 0 — Mannheim, 28. April. Das Guſtav⸗ Adolf⸗Feſtſpiel von Dr. Devrient, welches in den — Trug -Glück. Novelle von Thekla Hempel. Fortſetzung. Allein der alternde Mann empfand auch oft, daß die größeren Anforderungen ſeiner hohen Stellung, daneben die ausgedehnte Geſelligkeit beinah ſeine Kräfte Uberſtieg und doch hielt er letztere für unum⸗ gänglich aus Rückficht auf ſeine einzige Tochter. Seine Gattin hatte ſich ſchweren Herzens von dem ſtillen, friedlichen Leben der kleinen Garniſon⸗ ſbadt losgelöſt. Aus einer vornehmen, aber wenig bemittelten Adelsfamilie ſtammend, trennte ſie fich mit Freuden von der äußerlich glänzenden Stellung als Hofdame einer Fücſtin und folgte ihrem Gemahl nach dem freundlichen eigenen Heim. Ihr Haus, ihre Familie bildeten ihre Welt. Derr von Kronau rückte mit der Zeit zur Stellung des Höchflcommandirenden in ſeiner Garntſon empor, ſie bean pruchte mehr Geſelligkeit im Hauſe; Räumen der Kommandantur. Die Hausfrau, ſelbſt eine begabte Sängerin, erfreute ihre Gäſte durch den andere mufikaliſche Kräfte, ſich hören zu auch ihr ward Frau von Kronau gerecht. Itdetmann, jung und alt fühlte ſich heimiſch in den behaglichen Vortrag ansprechender Lieder, ermuthigte aber zugleich laſſen; dramatiſche Aufführungen boten angenehme Ab⸗ wechſelung, der Jugend winkte ein Tänzchen. Kurz alle Welt pries das angenehme Haus, vorzüglich die Hausfrau. Aber eins verbannte ſte, ſoviel in ihren Kräften ſtand, aus dem Hauſe, das Kartenspiel, denn ihres Gatten unglückliche Vorliebe für das Spiel, machte ſie oft beſorgt. Sie ſahen ſich damals gezwungen, genau zu rechnen, wollten ſi⸗ ihre Ausgaben und Einnahmen ſtets im rechten Einklang erhalten. Im Anfang ihrer ſonſt ſo glücklichen Ehe litt die junge Frau oft ſchwer unter den Spielverluſten ihres Gatten, mußte ſich und ihren Kindern manche Entbehrung auferlegen, um das verlorene Geld wieder durch er⸗ hoͤhte Sparſamkeit einzubringen. Mit den Jahren lernte der Gatte mehr und mehr dieſe Neigung zum Spiel zu beherrſchen, wenn er ſie auch nicht völlig zu verbannen vermochte. N Eliſabeth war das gerade Grgentheil ihrer genügſamen Mutter. Kaum der Schule entwachſen, träumie das junge Mädchen von des Vaters Verſetzung nach der Hauptſtadt und von einer glänzenden G. ſelligkeit, die dort ihren Stolz und ihre Eitelkeit befriedigen ſollte. Eliſabeth ſah ſich ſchon im Geiſte in den goldſchimmernden Sälen des Reſidenzſchloſſes unter den Gäſten des Landesherrn, bevorzugt von anderen Sterblichen durch das Recht, am Hofe zu 0 eiſcheinen. Der längere Aufenthalt in ein Penfton mit virlen Töchtern vornehmer Familien, nährte nur ihre Sehnſucht, geſellſchaftlich in den höchſten Kreiſen zu glänzen. Eifabeth erhielt darüber oft Vorwürfe von der Mutter, wenn ſie durchaus nicht begreifen wollte, daß man ſich nach der Decke ſtrecken und ſelbſt thätig in der Wirthſchaft eingreifen müſſe, um die Ausgaben möͤglichſt zu beſchränken und daß des ebe ns wahres Glück nicht in dem Fröhnen eitler Vergnüg⸗ ungen liege. Der einzige Sohn Paul, der ſechs Jahre älter war als ſeine Schweſter Clifabeth, harmonierte in ſeinen Neigungen weit mehr mit der Mutter, als ſeine Schweſter. Paul war, wie ſein Vater, Offizier und ſtand in einer entfernten Garniſon bei einem Artillerie⸗ regiment. Geſchätzt von ſeinen Vorgeſetzten, allgemein N beliebt im Kreiſe ſeiner Kameraden, bot ſich ihm nur allzuviel Veranloſſung, im Mittelpunkte einer glän⸗ zenden Geſelligkeit zu leben. Indeß, er berechnete, wie ſchnell dies ſeine Mittel überſteigen müſſe, und da Schulden zu machen, für Paul ein für alle Mal, ausgeſchloſſen war und er in dieſer Hinſicht eine ſel⸗ tene Charakterſtärke zeigte, ſo wußte er welchen Wege er zu gehen hatte. Mit ruhiger Feſttigkeit vermied er alle Ausgaben, die ſeine Verhältmiſſe nicht geſtatteten, ohne ſich etwas zu vergeben odet Jemand zu ktänken. Seine ſchönſten Feſttage verlebte Paul lieber im Elternhauſe, wenn er Utlaub hatte. Er ſah ſich nicht daher genöthigt, wie ſo viele ſeiner Kameraden zagend und bangend vor dem unumgänglichen Geſtändniß,