— 75 . 5 blatt Mek. 1.40 frei ins Haus. ſar die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg i Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend, Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltunge⸗ Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus⸗Zelle oder deren Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Druck und Perlag von Karl Molitor, Ladenburg. amsfag den 27. April. Corpuszeile. Reclamen 20 Pfg. Folitiſches. Karlsrube, 24. April. Heute iſt wieder Nalſertag in der badischen Landesbauptſtadt. Der Kaiſer hat in den litzten Jahren unſere Stodt wieder⸗ bolt und gern beſucht, und man freut ſich dieſer Zuneigung, die ihn dem badiſchen Lande und unſerer großberzoglichen Fomilie beſonders nahe bringt, ein Erbtheil der Liebe, die er don Kaiſer Wildelm und Kalſer Friedrich überkomme n. Auf Schloß Kalten⸗ bronn ißt der Jagderfolg, ſo weit möglich, durch genaue Aufnahm⸗ der Standorte des Auerhahnwildes gefichert, eine Maßnahme, die übrigens auch ſonſt ſtattfindet, und nicht allein für die Jagd des Kaiſers vorbereitet wird. Nur ſſt wohl ſür dieſe Jagd das Auerhahn⸗ Adreßbuch noch ſorgfältiger angelegt. An Stelle des Oberförſters Klebe, der im vorigen Jahre zu großer Zufriedenbeit des Kaiſers bei der Jagd mitwirkte und inzwiſchen zur Thätigkelt bei der Domönendir etien herangezogen wurde, tritt in dieſem Jahre Ober⸗ ſötſter Dr. Ebert in Gernsbach. Die Oberleitung der Jagden hat Hofforſtmeiſter v. Schilling, der zu dem vorjährigen Jagderfolg weſentlich beitrug. Berlin, 28. April. Auf Einladung des Miniſters des Innern und des Staatsſekretärs des Auswärtigen Amtes traten h ute im Auswärtigen Amte eine giößere Anzahl Vertreter Berliner Zeit⸗ ungen und der Provinzpriſſe behufs Beratung der anläßlich der Eröffnung des Nordoſtſeekanals für die Berichterſtattung in Betracht kommenden Fragen zu⸗ ſommen. Staats ſekretär Frhr. v. Marſchall und Miniſter v. Köller machten Mitteilungen über das Programm, deſſen Einzelheiten noch nicht völlig feſt⸗ geſtellt find. Danach beginnen die Feſtlichkeiten am 19. Juni in Hamburg und endigen am 22. Juni in Kiel. Mimiſter v. Köller kündigte an, die Regierung werde die Preſſe in ihrer Aufgabe beſtens unterſtützen und das größtmögliche Entgegenkommen zeigen. Die Frierlichk iten ſollen in Hamburg am 19. Juni nachm ttags mit einer Hafenfahrt auf ber Elbe beginnen. An demſelben Tage um 6 Uhr abends wird von der Stadt Hamburg zu Ehren des Kaiſers und der fremden füüiſtlichen Gäſte ein Bankett im Rathhauſe gegeben, an das ſich ein großes Nachtfeſt auf dem Alſterbrcken anſchließt. An dieſem Nachtfeſt werden auf der beſond rs zu dieſem Zwecke in der Alger ongelegten Inſel etwa 1000 geladene Perionen teilnehmen. Nach 11 Uhr abends werden ſich die allerhöchſten und höchſten Herrſchaften auf der Elbe zunächſt auf kleinen Dampfern einſch ffen, ſodann in Brunshauſen die größeren Dampfer be⸗ ſteigen und darauf unter Führung der Yacht „Hohen⸗ zollern“ bei halber Ebbe ungefähr um 8 Uhr morgens in den Nordoſtſeekanal bei Brunsbüttel anfahren. Die Durchfahrt wird ohne Unterbrechung erfolgen. An derſelben wird von allen zur Eröffnungsfeier eingelodenen Nationen ein Apiſo teilnehmen, im ganzen 21—22 Sch ffe. Die Ausfahrt bei Holtenau, bezw. die Ankunft in Kiel wird in der Z“it zwiſchen 3 und 6 Uhr nachmittags erfolgen. Am Abend des 20. Juni findet in Kiel zu Ehren der fremden Offiziere in Marineball ſtatt, zu dem vorausſicht⸗ lich 3000 Einladungen, darunter an 1000 Marine⸗ offzlre, ergeben werden. Gleichzeitig wird auf Bellevue in Kiel ein großer F ſtabend für diejenigen Gäße veranſtaltet, die an dem Marineball nicht teilnehmen. Am 21. Juni früh begeben ſich die Feſtgäſte zu Waſſer zum Feſtplatze am Leuchtturm bei Holtenau zur Teilnahme an dem Feſtakte und der Schlußſteinlegung. Um 2 Uhr nachm ttags be⸗ ginnt die große Flottenparade, die vom Kaiſer ab⸗ genommen wird. Die ausländiſchen und die deutſchen Keiegsſch fe, etwa 100 an der Zahl, mit mehr als 12000 Mann und 1000 Offizieren, werden an Bojen oder feſt verankert in zwei Oinien aufgeſtellt ſein. Abends um 8 Uhr wird in einem bei Holten⸗ au errichteten Fe ſtzelte ein Festmahl für etwa 1000 Perſonen gegeben. Die Feſtlichkeiten ſchließen am 22. Juni. Paris, 24. April. Der Keſegsminſſter, Ge⸗ neral Zurlinden, veröffentlicht Nachrichten aus Ma⸗ dagaskar, deren zufolge mehrere wichtige Unter⸗ nehmungen gegen die Hovas ſtattgefunden haben. Die Feanzoſen nahmen das- Fort Ambohimarina und die kleine Botterie Mahabo; in letzterem Kampfe ver⸗ loten die Hovas acht Mann und 2 Geſchütze. Vier Kompagnien und zwei Sektionen Artillerie unter Gentral Metzinger nahmen am 3. April das ver⸗ ſchanzte Lager Miadane, welches 3000 Hovas ver⸗ theidigten. Etwa 100 Hovas wurden geiödtet, viele verwundet; drei franzöfiſche Tirailleurs ind der⸗ wundet, Die Hovas wurden in die Flucht ge⸗ schlagen. . Tokio, 24. April, Geſtern haben hier die Vertreker Rußlands, Frankreichs und Deutschlands die Vorſtellungen dieſer Mächte gegen denjenigen Artikel des chineſiſch japaniſchen⸗Friedens vertrages, welcher die Einverleibung feſtländiſchen chineſtſchen Befſtzes in das japaniſche Reich feſtſetzt, zur Kennt⸗ niß gebracht. Dieſe Erklärung wurde durch den ſtellvertretenden japaniſchen Minſſter des Auswär⸗ tigen entgegengenommen. (Dieſer wichtige diploma⸗ tiſche Schritt iſt die erſte Lebensäußerung des fran⸗ zöfiſch⸗deutſch⸗ruſſiſchen Dreibundes, der fich auf An⸗ regung der d'uſchen Reichsregierung im europälſchen Intereſſe zuſammengeſchloſſen hat.) eee Trug Glück. Novelle von Thekla Hempel „Darf ich für kurze Zet nur ihre Einſamkeit unterbrechen, gnädiges Fräulein,“ mit dieſen Worten dog ein Offizſer in Huſarenuniform die Zweige der Palmen und Orangenbäume ein wenig auseinander, welche eine reizende Niſche bildeten in einem der fürſtlichen Empfangstäume. Verborgen durch das Grüne ruhte Eliſabeth von Kronau in einem S.ſſel von ihren Triumphen aus. ſie wollte den Eintretenden zu ückweiſen, wollte ſich mit Uedermüdung entſchuldigen. Allein ſie vr⸗ ſtummte vor dim b wegten Ton, in welchem er bat: „Wenige Wort: nur gönnen Sie mir, bulleicht begünſtigt mich am heutigen Abend das Schickſal nicht wieder, Ihnen von Anderen unbelauſcht, gegen⸗ überzuſtehen.“ „Sollten Sie in der Thot heute Abend ſo wichtiges mit mir zu beſprechen haben,“ entgegnete die junge Dame verlegen lächelnd, „dann bitte ich Sie, ſich zu beeilen, Herr von Löwen, es moͤchte mir wenig Zeit bleiben, für ſolche Privatunterhaltung.“ Nach allem Weihrauch, ihrer Schönheit geſtrrut, ließ ein G⸗fübl von Emmübung ſie hier her nach dem ſtillen Verſteck flüchten. Beinah erschrocken fuhr ſie bei der unerwarteten Anrede auf, „Nur eine Bitte, Fräulein von Kronau, man ſagt, daß Sie Prinzeſfin Lora nach ihrem Sommer⸗ aufenthalte b'gleiten werden. Iſt dies begründet?“ „Was Sie zu dieſer Frage berechtigt, weiß ich nicht, indeß dieſe Auszeichnung, für mich höͤchſt ehren⸗ voll, iſt kein Geheimniß, ich werde mit der durch⸗ lauchtigſten Fürſtin reiſen, da ihre Hofdame daktlos genug war, ohne allen Grund urplötzlich ihre Stellung aufzugeben.“ „Ob ſie recht that, darüber wollen wir nicht ſtreiten, ich bitte, ich beſchwöre Sie, folgen ſie ihrem Beiſpiel, treten Sie zurück. Wer die Boroneſſe näher kennt, iſt überzeugt, doß ſie nicht ohne Grund ge⸗ handelt hat.“ „Ihre Gründe kümmern mich nicht; die Gnade des Landesherrn hat auf Wunſch ſeiner Schwägerin mich auserſehen, zunächſt nur mit ihr zu reſſen, vielleicht knüpft fich daron, doß ich ihre Hofdame auch päter erſitz', ich glaube nicht, daß bie hohe Frau ihr später ihr Haus wieder öff get. Mit Freuden wird mein Vater zuſagen, er wünſchte mir längſt einen derartigen Platz welcher meine Zukunft fichert.“ f „Und Ihre Mutter, wird ſie nicht ſchmerzlich die einzige Tochter entbehren?“ „Mama hat ſo ganz andere Anſichten. Ich aber fühlte mich ſchnell heimiſch hier in den hohen ö Kreiſen, mich umweht es wie neue Lebensluft, ſeit wir vor Jahresfrist hierher nach der Hauptſtadt zogen; ſie trennte ſich mit blutendem Herzen von der kleinen Garniſonſtadt; mit Schrecken nur denkt fie der Zeit, welche fie als Hofdame verlebte, kann mir nicht genug ſchildern, wie golden ihr die Freiheit erſchienen ſei, in der beſcheidenen Wirthſchaft, aber am eigenen Herde.“ „Ihr edler Sinn hat nur zu bald die tiefen Schatten erkannt, neben äußerem Glanze. Ihre Eltern erlaubten mir dem armen Verwaiſten mit Ihrem Beuder die Ferien in Ihrem Heim zu verleben; mein Aufenthalt wäre ſonſt das Kade ten⸗ haus geblieben, wenn alle Kameraden hinauseilten zur goldenen Freiheit. Was Ihre Mutter mir ge⸗ weſen, welches Glück ich bei ihr genoſſen, werde ich nie, nie vergeſſen, wenn auch die Entfernung ſpäter trennend zwiſchen uns trat. Um Ihrer Mutter willen beſchwö e ich Sie, bleiben Sie bier! Sie würden bitter bereuen, dieſer Frau Ihre Dienſte ge⸗ weiht zu haben; zwingen Sie mich nicht ihre Harm⸗ lofigkeit zu trüben!“ „Ich ſoll dem Willen meines Vaters entgegen mein Wott brechen? Soll —“ (inen Augenblick hielt ſie zoͤgernd inne, um dann haſtlg fortzufahren: „Verläumdungen Glauben ſchenken, welche meine verehrte Gebieterin verunglimpfen?“ „Trauen Sie mir Verleumdungen zu gegen ein Glied unſerer erlauchten Fürſtenfamilie?“ „Laſſen wir es auf ſich beruhen, ich halte mein