ril d. 95 r* eine Part U 1893 1 8 blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. ern der Leerſcheint jeden Oienstag und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ ir die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg Allgemeiner Anzeiger für Ladenßurg und Amgegend. 10 . Anzeigen: die I. ſpaltige Corpus⸗Zelle oder deren Raum 10 Pfg., Druck und Verlag von Karl Molitor, Jadenburg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Corpuszeile. Neclamen 20 Pfg. 13895. urg bn d Nr. 28 Samstag den 6. Rpril. N ſegensvoller Arbeit für das Vaterland gelban. Noch mee een am Spätabend des erſten April lief in Friedrichsruß rnheim, Berlin, 4. April. Mit jubelnder Begeiſter⸗ dige Sch ung iſt der 80. Geburtstag des Füiſten Bismarck d die in allen deutſchen Landen gefeiert worden, ſelbſt in let. den neugewonnenen Provinzen Elſaß und Lothringen batten ſich die Einheimiſchen mit den eingewanderten oh J Altdeutſchen zur freudigen Begehung des Ehrentages ä öl geg des „eiſernen Kanzlers“ vielfach vereſnigt. Doch t. II. auch weit, weit über des Reiches Grenzen hinaus .S. 0 bekundete man an zahlreichen Otten, wo Reichs ⸗ D. Lund deutſche in größerer Zahl zuſammenwohnen, herz⸗ S. un lichſte Tbeilnahme an der nationalen Feier des eiſten vlg Wu April, während zugleich auch die deutſchen Stammes⸗ ö. 16. genoffen in Oeſterreich viel ach dos 80. Geburtsfiſt f öfen ! des Begründers des neuen deutſchen Reiches gefeiert D. Ronen babe. Ebenſo iſt der feſtliche Tag in den deutſchen Pen fe Colonien wie in viclen Städten des überſeeiſchen nig e Auslandes, wo deutſche wohnen, mit Begeiſterung ber 0 begangen worden. Und vom geſammten Erdenrund, u Hemm kann man getroſt ſagen, find dem Altreichskanzler am gehn ſo gewaltig bi⸗le Zeichen der Theilnahme an ſeinem n. 28. E Ehrentage in Geſtalt der verſchledenſten Geburtstags⸗ ntin u gaben und in Geſtalt von ſchriftlichen und tele⸗ Bäder Fe grophiſchen Beglückwünſchungen, von kunſtvollen bwetha N. Adreſſen u. ſ. w., zugegangen, daß man im Schloſſe 5 von Friedrichsruh noch auf Wochen hinaus mit der 1 Sichtung und Ordnung dieſer Rieſenfülle von Ge⸗ bah ſchenken und beglückwünſchenden Kundgebungen be⸗ oſtpb hole ſchäftigt ſein wird. Unt 'r den dem Fürſten Bismarck ten Fer zugegangenen Gratulationsd peſchen befinden ſich auch Mona. ſolche von zahlreichen Fütſtlichkeiten und Staats⸗ beitet 90 männern. Kaſſer Wilhelm ſandte ebenfalls ein Glück⸗ S. d. An wunſchtelegramm, in demſelben dankt der erlauchte auch eine Glückwunſchtepeſche des Sultans von Sanfibar ein, worüber Fürſt Bismarck nicht wenig überraſcht geweſen ſoll ſein, — Frankreech nimmt die Operationen gegen Madagaskar jetzt ernſtlich in Angriff. Es haben auf der großen Inſel vor der Oſtküſte Afrikas einige Treffen ſtattgefunden, die für die Franzoſen günſtig ausfi len. Weitere Truppen find nach Madagaskar abgeſandt worden, denen vor der Ein ſchffung der Präftdent der Republik im Lager von Sathonay die Feldzeichen mit einer An prache über⸗ reichte. — Die „Pattiotenliga“ hat fich etwas unter verändertem Namen wieder aufgethan und bereits eine Ploteſtverſammlung gegen die Enſchiffung franzöfiſcher Kriegsſchiffe zur Einweihung des Nord⸗ oſtſeekanals nach Kiel inſzenirt. An der Sp ſze ſieht wie früher der hablverrückte Dichter Deroulede, der heute aber nicht mehr ernſt genommen wird. — Die chinefiſch⸗japaniſchen Friedensunter⸗ handlungen ſtehen vor ihrer Wiedergufnahme, nachdem das Befiuden des in Folge des Attentats darnieder⸗ liegenden L⸗Hung⸗Tichang ſich erfreulich gebeſſert hat. Der Kaiſer von Japan iſt in in Folge des Attentats auf den greiſen chinefiſchen Staatsmann einen Wuffenſtillſtand mit China eingegangen. Berlin, 4. April. Für die bei der Er⸗ öffnung des Nordoſtſee⸗Kanals eatſtehenden Koſten werden 1200 000 Mk. gefordert. Im Nachtrogs⸗ etat zum Reichshaushalt ſollen etwa 100 000 Mk. verlangt werden zur Bekämpfung der Heuſchrecken⸗ vetheerung in Oſtafrika. — Kiel, 3. April. Der Kaiſer traf, begleitet von dem Reichsſekretär des Reichsmarincamts, Admiral Hollmann, heute früh 8 Uhr hier ein und begab fich alsbald mit dem Prinzen Heinrich nach dem Schloſſe · Um 95% Uhr verließ der Kaiſer das Schloß und fuhr unter dem Salut ſämmtlicher Schiffe an Bord der „Hohenzoll⸗ rn“ und ſodann zum Stopellauf des Panzerſchiffes T, das er „Aegier“ taufte. Hierbei hielt der Kalſer folgende Rede: „Ein Zeichen baterländiſchen Fleißes nach an⸗ geſtrengter Arbeit der kaiſerlichen Werft ſteht nunmehr das Fahrzeug vor uns, um ſeſnem Elemente über⸗ geben zu werden. Du ſollſt nun eingereiht werden in die geſchützten Gefechtseinheiten der deutſchen Marine. Du ſollſt dienen zum Schutze des Vater⸗ landes. Du ſollſt dem Feinde Trutz entgegenbringen und Vernichtung. Nun erübrigt uns voch, dir einen Namen zu geben, damit du würdig eingeſtellt wierſt in die Reihe det ſchon die Flagge mit Ehren führenden Kriegsſchiffe. Der alten germaniſchen Sage entſproſſen find die Namen der Schiffe, die zu der gleichen Kloſſe gehören. Daher ſollſt du gleichfalls an die graue Vorzeit unſerer Ahnen erinnern an die gewaltige Gottheit, die ſeiner Zeit von allen unſeren meerfahrenden Vorfahren angebetet und ge⸗ fürchtet wurde und deren gewaltiges Reich bis an den eifigen Nordpol und den fernen Südpol ſich erſtreckt, auf deſſen Meereswogen nordiſche Kämpfe ausgefochten, Tod und Verderben ins feindliche Land gebracht wurden. Dieſes großen Gottes gewaltigen Namen ſollſt du führen. Mögeſt du dich desſelben ſtets würdig erweſſen! So taufe ich dich auf den Namen Aegir!“ Dann zerſchellte die Flaſche Schaumweins am Bug des Schiffes und ſtolz glitt „Aegir“ unter den Klängen des Präſentiermarſches ins Waſſer. Friedrichs ruh, 3. April. Bismarcks Be⸗ finden iſt andauernd vorzüglich. In den nüchſten Tagen ſtehen keine Empfänge vor. Lenbach und — 6 Stu Monarch Namens ſeines Hauſes und der Nation let 5 nochmals dem großen Manne für Alles, was er in ak. He j Eiche 5 . Der rechte Erbe N. 20 L % Novelle von A. Nikola. 1. jets Hel 0 Es iſt ein warmer IJnni⸗ Nachmittag. Aust Der Gutshof liegt in hellem Sonnenſchein. 1 189ö, Neugierig gucken die goldenen Strohfeime und Heu⸗ ſchober über die Mauer nach den fetten Schweinen, den woblgenährten Hennen und den flaumigen Küchlein hin. Die Kühe und Kälber ſchauen mit ihren brauen ſchlafrigen Augen behagſ ich um ſich; das ute: 100 fiſh die ländlichen Leute poſſen herrlich zu dem warmen 5 Ft. Sommerwetter und den noch und ungemähten Wieſen eumait! voll Klee und Butterblumen. 1 Inmitten auf dem Gutshof ſteht Röschen Lorring itt die Herrin und E genthümerin von dreihundert Acker N Landes in der Runde. Sie ſtreut den jungen Hübnern, ten rb die ſich in großer Menge zu ihren Füßen ſcharren, 803, W. ihr Futter hin. Sie iſt groß und ſchlank, und aus w. dem von der Sonne gebräunten hübschen Geächt uU. 50 K ſchouen ein Paar liebe veilchenblaue Augen heraus. Aal. Welch' allerliebſtes Bild: die junge Maid in dem — leichen Sommergewand, dem großen Strohhut mit igen blauem Bande und den Korb am Arm, aus dem en ſie die Hühner füttert! Dies junge edle Geſicht kennt noch keine Sorge; aus dieſen ſanften Augen, Blöcken und Grur zen, das Girren und Kiähen, all'“ mit den langen Wimpern ſchaut nur froher Sinn heraus. Der Herrin von Lorringshöh' iſt das Leben noch leicht und ſüß; ſie iſt voll Kraft, Geſundheit und gaten Muths, und Alles ſcheint zu gedeihen, was ihre Hand berührt. Ein Flug weißer Tauben wetteifert mit den Küchlein um den gequetſchten Mais. Röschen ihnen die letzten Körner aus ihrem Korbe hingeſtreut, ſtattet ſie den Kälbern einen Beſuch ab und ſtreichelt deren weiche Naſen mit ihrer kleinen braunen Hand. Die ſchon im Untergehen begriffene Sonne ſcheint ihr voll in die dunkelblauen Augen, als ſie den Hof und die Tauben, die ſie girrend umflattern, verläßt und langſamen Schrittes nach den duftenden Wieſen wandert, wo die Kühe, bis an die Kniee im hohen Graſe, gemolken werden. Ein paar Augenblicke ſchaut Röschen zu, wie die ſchäumende Milch in die Eimer fließt; dann ſchreltel ſie dem Hauſe zu, einem alten, hochgiebeligen Bau, hinter Epheu, Rosen und Schlinggewächſen aller Act halb verborgen. „Du liebes, altes Haus!“ ruft Röschen laut, während ihr Auge auf den von der Sonne golden⸗ blitzenden Fenſtern ruht. Ein alter Hühnerhund, der keuchend auf dem heißen Sande liegt, wedelt, als ſie vorüberkommt, lebhaft mit dem Schwanze Nachdem und ſchaut mit ſeinem treuen Auge blinzelnd zu mir auf. 1 ö „Du armer Rimrod, Dir iſt gewiß recht warm! ſpricht ſie, indem ſie ſich zu ihm niederbeugt und llebkoſend über ſein ſchwarzlockiges Fell ſtreicht. ö Nimrod ſcheint fie zu verſtehen; langſam ſteht er auf, geht auf das Haus zu und beendet ſein Schläſchen unter dem langen Schatten, den die Sibel über den Raſen werfen. i Röschen ſelbſt begibt ſich ins Haus, in das Wohnzimmer, ein niedriges Gemach mit getäfeltem Fußboden, von alter, halb vergilbter Möbel. Die Fenſter find weit geöffnet und auf den Tiſchen und Schränken ſtehen allerhand antike, werthvolle Gefäße von Thon und Porzellan, gefüllt mit köſtlich duftenden Roſen. 1 „Achtz'hn junge Hühnchen find heute ausge⸗ ö krochen! Iſt das nicht nett, Lucy?“ ruft ſie mit heller Stimme. . Lucy, Röschens Schweſter, hat wie dieſe blaue Augen und hellbraunes Haar; doch während die Eine kräftig und geſund iſt, muß die Andere ihr ganzes Leben auf dem Sopha verbringen, eingehüllt in Decken und Kiſſen. Ihr G. ficht iſt bleich und zart, aber der Ausdruck von Frieden und Geduld verleihen den traurigen Auge und dem noch traurigeren Munde einen beſonderen Reiz. f