en bei Id. — 0 a Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend, reis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. für die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg Nr. 18 ärz. 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfgz. Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. Corpuszeile. Neclamen 20 Pfg. Fetiſchen Berlin, 27. Febr. Die perſönlich: Theil ⸗ me Kaſſer Wilhelms an dem am Dienstag in Wien ſtattgefundenen feierlichen Leichenbegängniſſ⸗ des Erzherzogs Albrecht von O' ſterreich ſtellt ſich als einen Vorgang von beſonderer Bedeutung dar. Wohl hat der deutſche Kaiſer dadurch, daß er dem ver⸗ ewigten Erzherzog das Uizte Geleite gab, zunächſt ſeiner Trauer um das Hinſcheiden des von ihm ſo hochgeſchätzten Siegers von uſtozza und Reorgantſators der öſterreich⸗ungariſchen Armee ganz speziellen Aus ⸗ druck verliehen und zualeich gegenüber dem Wiener Hofe eine weitgehende Courtoſſie bikundet, aber da⸗ neben weiſt das Ereigniß noch ſeinen unverkennbaren Hintergrund auf. Denn dieſer jüngſte Beſuch des deutſchen Kaiſers in Wien charakterifitt ſich gerade im Hinblick auf ſeinen Anlaß als eine neue Be⸗ thätigung des Friedens- und Freundſchaftsbündniſſes zwiſchen Deutſchland und Oeſterreich⸗Ungarn wie der treuen Waffenbruderſchaft zwiſchen den beider⸗ ſeitigen Heeren, und in dem gedachten Sinne hat denn auch die Gegenwart Kaiſer Wilhelms bei dem Begräbniſſe des Erzherzogs Albrecht ſeiten der öffent⸗ lichen Meinung Oeſterreich⸗Ungarns durchgängig ihre Beurtheilung erfahren. In dem impoſanten Trauer⸗ zuge ſchritten Kaiſer Franz Joſef und Kaiſer Wübelm zuſammen dicht hinter dem Leichenwagen, es folgten der Großfürſt Wladimir von Rußland und der Herzog von Aoſta, ſodann die übrigen fürſtlichen Trauergäſte von auswärts und die Eizherzöge. Be⸗ merkenswerth iſt, daß Kaiſer Wühelm, welcher dem Vernehmen nach noch am Beiſetzungstage zurückzu⸗ reiſen gedachte, ſeinen Aufenthalt am Wiener Hofe 5 bis zum Me ttwoch Abend verlängerte und erſt dann Heimreiſe nach Berlin antrat. — Die Generaldebatte des Reichstages über die Reichsfinanzreform⸗Vorlage hat am Dienstag nach zweitägiger Dauer mit Verweiſung an dieſelbe Comm ſſion geendet, an welche ſchon die Tabakſteuer⸗ Vorlage verwieſen worden iſt. Die Verhandlungen griffen vielfach auf die Generaldebatte über die Tabakſteuer⸗Vorlage zurück, wodurch ſie einen etwas langweiligen und monotonen Charakter erhielten. Dieſe ſtarken Anklänge an die „Tabakdebatte“ traten namentlich in der Discuſſion vom Montag auf, doch machten ſte ſich auch in der Verhandlung vom Diens⸗ tag noch hinlänglich bemerkbar. Dieſelbe fand ihre Einleitung durch eine Rede des nationalliberalen Ab⸗ geordneten Dr. Enneccerus, welcher warm die geplante Neugeſtaltung des Fmanzweſens des Reiches befür⸗ wortete. Selbſtverſtändlich ganz im ſelben Sinne ſprach dann der nee Finanzmimſter Sachſens, von Wotzdorf, welcher kucz, aber nachdrücklich betonte, wie ſehr das gegenwärtige ſchwankende Syſt m der Matritularbeittäge an das Nich peziell die blübende Finanzwuthſchaft Sachſens ungüaſtig zu beeinfluſſen drohe. Der hierauf folgende Generalredner der Sozialdemokraten, Herr Bebel, erklärte ſich zwar gegen die Finanzreform⸗Vorlage, was ja bei ſeinem prinzipiellen oppoſttionellen Standpunkt in faſt allen Fragen der Reichspolitik zu erwarten ſtand, trotzdem waren ſeine betreff nden Ausführungen nicht ſo in Gift und Galle getaucht, wie man dies ſonſt von dem alten Führer der deutſchen Sozialdemokraten gewohnt iſt. Wie ſchon in der vorhergegangenen Sitzung, ſo ergriffen auch am Dienstag die Vertreter dir bay riſch'n und der meiningen'ſchen Regterung, Mimiſteraldirektor v. Stengel und Staatsminiſter v. Heim, wiederum das Wort, um nochmals darauf hinzuweiſen, welch gewichtiges Inter ſſe die Einzel⸗ ſtaaten am Zuſtandekommen der Fmanzreform im In der neuen Welt. Roman von P. Olleverio. 11. Kapftel. 1 0 „Ich weiß nicht, auf welche W'iſe es hierher mmen,“ ſagte er, „noch an wen es adreſſirt iſt. aber iſt klar wie der helle Tag — Ihre Schweſter eine Neigung, welche ſie mir aus unb kannten den geheim zu halten ſuchte; und mich benutzte ls Deckmantel, um alle Welt von der richtigen te abzulenken. Das nenne ich mehr als ſchlecht ir gehandelt.“ Stiefels in den Sand. Ich hatte ſein gutmüthiges icht noch nie ſo figſter geſehen; aber wenn 1s wiellich ſo virhült, wie er mente, denn war ings ſehr ſchlicht an ihm gehandelt worden. „Doch das konn ich nicht glauben, Herr Bergen,“ ich, nachdem ich eine Weile über ſeine Worte dacht halte. „Welchen Bewris von einem u Betrug ſeitens meiner Schweſter haben Sie dieſem fragmentariſchen Billet und dem ge⸗ ißvollen Medaillon?“ „Welchen Beweis fragen Sie ?“ fuhr Hugo „So hören Sie denn gleich, was ich weiß. r noch keine acht Tage in Melbourne, als ich In ſeinem Zorn bobite er den Abſatz ſeines. in Bourke Street Ihre Schweſter Gertraud daher fahren ſah. Wir ſahen uns ſcharf ins Geſicht und erkannten uns.“ In meiner Aufregung erfaßte ich Bergen am Arm und ſtammelte: „Se haben Gertraud wiklich gesehen?“ Mein erſtes Gefühl wur das unendlicher Er⸗ leichterung. Todt war ſie alſo nicht! den Sturz des Pollziſten in die Bucht veranlaßt „Dem Himmel ſei Dank!“ ſprach ich leiſe vor mich hin. Hugo blickte zornig zu Boden und bohrte den Abſatz noch tiefer in den Sand hinein. „Ich ſü meinen Theil ſeh keimen Grund, d m Himmel dankbar zu ſein,“ ſagte er. „Wie —“ ktef ſte empört, „nicht dankbar dafür, daß fi- lebt?“ „Ich habe ſie niemals todt geglaubt,“ entgegnete er, „hböchſtens den erſten unt zweiten Tag. Und wenn Sie todt geweſen wäre, dann hätte ich ſie doch noch lieben und ehren können, anſtatt ſie nun ihres Virrathes wegen verachten zu müſſen.“ Das waren bittere Worte; doch ein Mann, an dem gehandelt worden war, wie an Hugo Bergen, hatte das vollkommene Recht, empört zu ſein, und zum eſten Mal in meinem Leben mußte ich Gertraud anklag en hören, ohne als ihre Vertheigegertn auftreten zu lönnen. „Es thut mit unendlich leid, Herr Bergen,“ ſprach ich daher kleinlaut. „Ich fühle von ganzem Reiche beſtßzen. Zu Gunſten der Vorlage ſprachen im weiteren Verlaufe der Dienstagsdebatte Abg. von Kardorff Namens der Freſconſervaliben, Reichsſchaß⸗ ſter-tär Graf Poſadomsſy, und der Centrumsabge⸗ ordnete Hug, während die Abg⸗ ordnet n Rick ert und vor Allem Eugen Richter von der freiftnnigen Seite einen ablehnenden Standpunkt einnahmen. Die Discoſſſon verlief ſich ſchli ßlich in eine überwiegend perſönliche Polemik zwiſchen den Abgeordneten Dr. v. Frege, Dr. Enn ec⸗rus, Rickert, Dr. Lieber u. ſ. w. Der Reſt der S zung wurde durch Wahl⸗ prüfungen ausgefüllt. Am Mittwoch war wieder der übliche „Schwe rinstag“. 5 — Die Jopaner ſollen Vorbereitungen treffen, um ibre Streitkräfte bei Wei⸗Hai⸗Wei, die durch den endlichen Fall dieſer ſtärkſten chineſiſchen Feſtung frei geworden find, zu einem neuen Schlag gegen China zu verwend n. Doch bewahrt die jopaniſche Heeres⸗ leitung vollkommenes Stillſchweigen über die geplante Aktion. In der Mandſchurei haben neue Kämpfe zwiſchen den dort operierenden Streitkräften Chinas und Jopans ſtattgefunden, wobei fich die Chineſen abermals blutige Köpfe holten. Der wieder zu Ebren gekommene vielgenannte Vie⸗könig Li⸗Hung⸗ Tichang, welcher die ferneren Friedensunterbandlungen Chinas mit Japan führen ſoll, iſt dieſer Tage in Peking eingetroffen und alsbald vom Kaiſer empfangen worden. Es heißt, zwiſchen dem Monarchen und Li⸗Hung⸗Tichang herrſche in B⸗zug auf die von China einzugehenden Friedensbedingungen dolles Einverſtändniß. Der Tag der Abreiſe Li⸗Hung⸗ Techang nach Jopan iſt noch nicht feſtgeſetzt. — Berlin, 27. Febr. Der „Reichsanzeiger“ meldet: Die engere Verſammlung des Staatsrates iſt auf den 12. Mä⸗z einberufen; der Reichskanzler Fürſt Hohenlohe iſt zum Präfidenten, und der Direktor Herzen mit Ihnen, aber vielleicht iſt Gertraud ſelbſt jitzt noch im Stande, uns eines Tages Alles ganz einfach zu erklären.“ Ich weiß nicht welch“ wilde Gedanken mir in dem Augenblick durch den Kop jagten. Einer von den am wen gſten unwarſch inlichen war der, daß Gertraud durch ſirgend welches unfreiwillige Verschulden hatte, und in ihrem Schreck geflohen war, um den Folgen der Entdeckung zu entgeben. Bergen zuckte bei meinen Worten die Achſel. „Sie haben ein wunderbares Vertrauen zu ihrer Schweſter, Fräulein Chriſta,“ ſagte er, und fügte dann mit plötzlicher Weichheit in der Stimme hinzu, „Ich glaube aber, im Grunde bewundere ich ſie deshalb“ Ich gab keine Antwort auf dieſes Compliment, das mein Oer ſehr leicht berührte. In meinem Innern tauchten die wunderbarſten und moͤglichſten 5 Erklärungen für Gertraud's Verhalten auf, und für einige Minuten herrſchte tiefes Schweigen zwiſchen uns. Bergen nahm zuerſt wieder das Wort. „Jtzt iſt es klar wie der Tag, doß Gertraud einen Anderen geliebt und mich als Werkzeug gebraucht hat. Als ſie mich nicht mehr brauchte, warf ſie mich beiſeite. Es iſt das für einen Mann gerade genug, um dem ganzen weiblichen Geſchlecht zu fluchen.“ Er ſprach mit unendlicher Bitterkeit. „Aber Herr Bergen, überlegen Sie ſich die