Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. 5 8 1 0 Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus⸗Zelle oder deren Raum 1 werz Greis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. bea blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. Corpuszelle. Reclamen 20 Pfg. W die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. Nr. 14 amstag den 16. Februar. I 5 6 91 nas Niederlage wuklich — ſo wird zum unwiderruflich letztenmale J Falle kentiſch mit dem der Japaner, denn nur durch ic Spin wird allenthalben als vollendete Thatſoche angeſehen, ausgenommen vielleicht in China ſelbſt. Dort ſpielt l. Shonl man noch immer den Vogel Strauß, man erläßt Im a, Befehle an Armeen, die nicht vorhanden find und die ſie nie beſiſſen haben. Eiſt in de letzten Togen ſcheinen Seine Majeſtät Einiges über den wirklichen U Stand des Krieges in Erfahrung gebracht zu baben, 5 weshalb Sie Sich mit Rücktrittsgedanken trugen. edo in Und in der That, die Schnelligk it, mit welcher flaunbeln der Siegeslauf der Japaner und die völlige Vernicht⸗ Stoal. ung der Cbineſen ſich vollzog, mußte lelbft Seine — bezopfte Moj'ſtät in Erſtaunen ſetzen. Am 21. Nov. a wurde Port Arthur nach kurzem Kampfe eiſtürmt. Zwei Monate ſpäter rückten die Japaner auf Wei⸗ Aug Hal. Wei, und 3 Wochen ſpäter, am 8. Februar, 5 fiel auch dieſer 1 gte Verteidigungspunkt von Bedeut⸗ ung, ſamt dem im Hafen eingeſchloſſ nen chineſtſchen treter. Geſchwader, welches zum großen Teil vernichtet Arlon. wurde, in die Hände der unermüdlichen Angreifer. Der Golf von Petichili liegt jetzt offen vor den Jopanern. Ihre Flotte findet keinen Gegner mehr vor und hat freien Bewegungsraum. Die Taku⸗ güche af Forts und Tientfin dürften ſchwerlich ſo lange Widerſtand leiſten als Porth Arthur und W- i⸗Hai⸗ dition. Wel. Die auf Schantung gelandeten Truppen — werden disponibel und die japaniſche Hauptmacht re kann ſich anſchicken, den Marſch auf Picking anzu⸗ treten, um dort mit der aus der Mandſchurei 40 kommenden erſten und zweiten Armee gemeinſam den Angriff auf die Hauptſtadt zu unternehmen. Unter beſagten Anſp zien fühlen ſich die „chine⸗ f ftichen Rieſen“ immer geneigter, den „jopaniſchen ö Zwergen“ um einige Händlängen entgegen zukommen. ung. le chine ſiſchen Friedensunterhändler ſollen nun um die Vermittelung der betreffenden Mächte behufs ſchwerlich auf derartige Verhandlungen „mit doppelt m dies verhindern, auf Seiten der aufſtrebenden Japaner. verkündet, mit gentigenden Vollmachten ausgerßiſſtet werden. Dieſe Mitteſlung wird durch eine Meldung der „Times“ aus Peking vom 10. d. M. beſtätigt, wonach die ch neſſchen Geſandten telegrophiſch mit Vollmachten verſehen wurden, um die Fr edensver⸗ handlungen zu erneuern. (Nach neu⸗ren Nachrichten ſollen dieſelben zurckb' rufen ſem.) Ia merkwürdigem Gigenſotz zu dieſer ching fiſch⸗off z osküngenden Mit⸗ teilung ſteht die Meldung, daß in Marſeille ein außerordentlicher chinefiſcher G⸗ſandter eing⸗ troffen iſt mit dem Auftrage, in Berlin, Wien und Petersburg Herſtellung des Friedens nachzuſucſen. Dieſes Dopp peel läßt die Ehilichkeit Chinas in recht zweifelhaftem Lichte erſcheinen. Japan wird auch Boden“ eingehen; und es wied auch kaum Luſt haben, ernſtliche Unterhandlungen ins Werk zu ſetzen, bevor es in die chnefiſche Hauptstadt eingezogen iſt. Es wäre dies auch für die Hebung der chinefi chen Seldſterkenntnis le ohlthötig, denn ſonſt könnte es die Reglecung des Reiches der Mitte leicht wieder ſo machen wie nach dem verlorenen Krieg gegen England, wo es die Kriegskontribution im chinefiſchen Reichsanzeiger, der „Pekinger Zeitung“ mit der eleganten Wendung kund gab: „Die elenden ausge⸗ hungerten, rothaarigen Fremden find aus ihren armen Ländern zu dem woblthätigen Kaiſer von China gekommen, und dieſer hat ihnen aus Mitleid dieſe beſcheidene Summe geſchenkt, damit fie ſich etwas zu eſſen kaufen können.“ Die Sympathien der ziviliſtrten Welt ſtehen, ſoweit nicht die egoiſtiſchen Intereſſen der Politik Und das In ereſſe der Ziwiliſation iſt in dieſem — eine pöllige Niederlage wird China gezwungen werden, feine ſtarre Unb⸗weglichkeit und Abgeſchloſſ ' nheit auf⸗ zugeben, ſe ine Häfen, das Land den fremden Schiffen, der abendländiſchen Kultur zu öffnen. Mit unverhoblenen Sympathien fl⸗hen wir in Deutſchlond dem japaniſchen Volke g⸗genüber. Zeichen diefer Sympathien werden fortwährend bekannt, ſo wird ſo⸗ben gemeldet, daß der Kaiſer dem japaniſchen Geſandten Aokt das Großkreuz des Roten Adlerordens verliehen hat, und daß die Vereine vom Roten Kreuz 12 Kästen mit chirurgiſchen Inſtrumenten nach Tokio an die japaniſche Geſellſchaft vom Roten Kreuz ge⸗ ſchickt haben. Das find zwar Beides Dinge, die für die hohe Polit k nicht von Bedeutung find, aber fi- feimmen mit der in Deutſchland herrſchenden den Jopanern günßigen Stimmung überein. Sehr entg gengeſetzter Natur iſt die Stimmung in England. Dort fähe man es zu gern, wenn die Mächte dem ſtegreichen Japan in den Arm fielen, und dabei noch ein kleiner Geſchäftsg⸗winn für „old England“ hetauskäme. In dem zunächſt intereſſirten Lande, in Rußland, bat man für dieſe engliſchen Sp⸗zialwünſche kein Verſtändnis. Rußland denkt „erſt komm ich, dann nochmal ich, und dann kommſt Du noch lange nicht.“ Rußland ſteht auf dem Sprung, um im entſcheidenden Augenblick ſein Schäfchen ins Trockene zu bringen. Es wird ſich mit einem eisfreien Hafen in Korea begnügen, wenn es nicht mebrere ergattern kann, mit einer Grenz⸗ regulierung (Grenzregulierung heißt in der politiſchen Sprache Gebietsabtretung) zwiſchen Oſtfibirien und der Mandſchurei und weiter zwiſchen Turkeſtan und dem Pamir⸗Gebiete. . England wird mit naſſen Augen dabeiſtehen, aber es wird ſeine Hand höoͤchſtens dazu benutzen, In der neuen Welt. Roman von P. Olleverio. 8. Kopftel. Chriſta's Erzählun 0 Der Brief enthielt nur wenige Wort“. Herr usbach theilte mir darin mit, daß er im Begriff 2 Zuma, ſei nach Auckland zu reiſen, — daß er mir ein kleines latz bel Packet ſende, welches bei dem Sturz meines Pferdes Höfer, vom Sattel heruntergefallen, von ihm aufgenommen J. Jeb und vergeſſen worden ſei. Auch ſchickte er mir einige J . 10 Bücher, die er mit der letzten Poſt erhalten und für Bottfrie mich vielleicht von Intereſſe ſein würd n. Zum Schluſſe bat er mich nach, es ihn wiſſen zu laſſen, wenn wir irgend welchen Auftrag hätten, den er auf ſeiner Reiſe beſorgen könnte und verblieb „mein ganz ergebenſter Arthur Ausbach.“ So war er alſo fort — vnd vielleicht ſollte ich ihn niemals wiederſehen; vielleicht hatte er ſeine Worte bereits vergeſſen und gedachte ſie in der Geſell⸗ ſchaft Anderer zu vergeſſen. Das Herz war mir unſagbar ſchwer. Das kleine Packet enthielt Getrauds grün 's 5 das wir Beide ſchon für vecloren bertachtet alten. Ich trug es ihr in das Wohnzimmer, wo ſte vor ihrem Nähkorb ſaß. Sie war ſehr erfreut, ſchnitt ein Stück von dem Bande ab, hing ein Medaillon, welches ſie aus einem Käſtchen nahm, daran, band es um den Hals und ſah reizender aus denn je. Die Farbe kleidete ſie vorzüglich. Das Medaillon war von glattem Gold und mit Perlen beſetzt, welche den Buchſtaben G bildeten. „Welch ein reizendes Medaillon!“ rief ich überraſcht. „Woher haſt Du das?“ „Wober ich das habe?“ wederholte ſie gleich⸗ giltig. „Von Hugo Bergen natütlich.“ „So ſeid ihr alſo ſchon einig, Gertraud? Und Du wit wuklich ſeine Frau?“ Sie wendete den Kopf ein wenig, ſah mir in das G ficht und ſchien wie mit einem piötzuchen Rack zu erwachen. „Seine Frau?“ ſagte ſie. „Nein wenigſtens jtzt noch nicht. Aber er iſt ein ſehr brauchbarer Menſch, und ich habe ihn wirklich recht gern.“ Ich war einen Moment lang empö tt bei dem Gedanken, daß Gertraud derartige Geſchenk? annahm von einem Mann-, mit dem ſie ncht wirklich ver⸗ lobt war; doch ich ſchwieg, da ich bereits wußte, doß ſie die Dinge nicht immer in demſelben Licht wie ich betrachtete. Und nun komm, ſch zu einem ſo unendlich traurigen, troſtloßen The meiner Erzählung, daß mix das Herz blutet, da ich es niederſchleibe. Es war, als ob mit Arthur alles Licht und alle Freudigkeit aus meinem Leben geſchwunden wäre; und die Schatten wurden mit jedem Tage dichter. Eine Woche ungefähr nach Ausbach's Abreiſe kam ein mir ewig unvergeßlicher Tag, iſt doch der kleinſte Umſtand deſſelben wie mit einem Meiſel in mein Gedüchtniß eingegraben. Es war herrliches Wetter, — hell, klar und ſonnig. Die Berge lage lagen im weichſten Lichte da, ihre Häupter deckte noch kein Schnee. Fanny ſang während ſie ihr Söhnchen ankleidete und mit ihm ppielte. Der kleine Fritz wurde täglich dicker und blühendere und war der Liebling des ganzen Hauſes. Gertraud, die an ihrem weißen Mullkleid nähte, ſtimmte in Fannh's Geſang mit ein. Am Morgen er ianete ſich nicht weiter, als da, während ich in der Küche Puſt-ten bak, ein Mann an die Thür kam, und um einen Trunk Waſſer bat. Marie reichte ihm denſelben in einer zinnernen Schale. Wie die meiſten Küchen der Kolonien konnte ſich auch die unſere als ſolche rühmen. Während er das Waſſer trank — und er braucht⸗ dazu ſehr biel Zuut — bemerkte ich, daß er ſeine Bi cke ringsum gleiten ließ, und als er Marie die Schale zurückgab, bat er ſie ihm den Weg nach Ausba'chs Wohnung zu ſagen, er werde einige Zeit dort arbeiten. Marie beſchtieb ibm den Weg ſo gut ſie konnte, und gleich ente er fich.