Allgemeiner Anzeiger für Sadenburg 1 5 und Amgegend. 15 mr 8 g Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend, NN Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus-Zelle oder dere! Naum 5 + vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ 25 5 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. 2 99 blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. 8 8 Corpuszeile. Neclamen 20 Pfg. für die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. 1895. 100 5 N Das neue Programm n, der preußiſchen Regierung zur Hebung int der Kandwirthſchaft. 1 J U Der neue preußiſche Miniſter für Landwirth⸗ 1 chaft, Freiherr v. Hammerſtein Loxten, hat in der 1 l Dienstagsfizung des Abgeordnetenbzauſes gelegentlich der Spezialberathung des Landwirthſchaftsetats eine N 00 Reihe bedeutſamer Erklärungen abgegeben, welche man Hing als das neue Programm der preußiſchen Regierung — zur Hebung der Landwuthichaft bezeichnen kann. „April b . Die parlamentariſche Einführungsede desſelben ist er von Frube adurch ein Gegenſtand des allg meinen Iatereſſes eworden, daß der Miniſter in ihr neben der weit⸗ aufigen Erörterung der für die Hebung der Laad⸗ wirihſchaft in Preußen geeigneten Maßnahmen auch die reichsgeſetzlichen Beſtunmungen beſprach, welche jelleicht die Lage der Landwirthſchaft günſtig berin⸗ uſſen könnten. Außerdem aber zog er noch den ekannten Antrag Kanitz auf Verſtaatlichung des andels mit ausländiſchem Getieide, die Handels⸗ etträge, die. Refoym der Zuckerſteuergeſetzgebung, die hrungsfrage,, die Börſenreform und noch andere Fragen von weiterreichender Bedeutung in den Kreis einer Betrach fungen. derr . Hammerſtein leitete ſeine Darlegungen mit der beinerkenswerthen Erklärung ein, daß er zittwe be Logis kl. l 3. A Helge g in Fil. S ine Kan in entſchizdener Gegner des Handelsvertrages mit dae nen geweſen ſer, er betonte aber 0 1 leichzeiticg, daß nach dem Abſchluſſe dieſes Vertrages erlenige/ der anderen Handelsverträge für Deutſchland 5 inſach eine Nothwendigkeit bedeutet habe. Dies 01h I, , lührte „ihn dann zu der Frage, ob vielleicht eme — — Raevif on der Verträge angezeigt ſei, um die bei letzteſen etwa begangenen Fehler wieder gut machen zu können, ind ſſen vermied es der Mimiſter, ſich hierzu beſtimmt zu äußern und woes er lediglich auf die Schwierigkeiten eines ſolch en Vorgehens bin. Donn kam er auf die landwirtbſchaftliche Krifis zu ſprechen, hervorhebend, daß dieſelbe ich nicht auf Preußen und Deutſchland beſchränke, ſondern viel⸗ mehr internationaler Natur ei. Ein beſtimmtes Syſtem oder die Regterung trügen jedoch an der ungünſtigen Lage i ziell der deutſchen Landwirth⸗ ſchaft nicht die Schuld, weil eben die Gründe der Keiſis nicht in einem Syſtem oder in Perſonen lägen, fondern in ſchwierigen Umſtänden internationaler Art wurzelten, eben deßhalb würde auch ein ſtarres Fiſthalten an einer extremen Schutzpolitik das Uebel nicht beſeitigen, ſondern eher noch ver ſchürfen. Nach dieſen ebenfalls höchſt bemerkenswerthen Auslafſungen wandte ſich der Miniſter zu den Maß⸗ nahmen, welche zu einer Beſeitigung oder wenigſtens Linderung der landwirthſchaftlichen Kriſis in Peuß n geeignet erſcheinen. Als ſolche Mittel bezeichnete er die ſchon eingeleiteten Steuerreformen, die Erleichterung des Verkehrs durch Erweiterung des Nitzes der ver⸗ ſchiedenen Verkehrsſtraßen, deſonders Anlegung von Kleindahnen und Kanälen, Umgeſtaltung der Tarife und ſonſtige Eiſen ahnreform, weiter zählte er als geeignete Maßnahmen zur Hebung der Landwirth⸗ ſchaft die fortſchreitende Bodenverbeſſerung und nament⸗ lich die fernere Entwickelung der Moor⸗ und Weide⸗ kultur, ſowie die Förderung der Viehzucht auf, auch befürwortete er Maßregeln zur Bekämpfung der Viehſeuchen und der Reblausgefahr. Energiſch be⸗ tonte Herr v. Hammerſtein die Nothwendigkeit einer Organtfation des Abſotz's landwirthſchaftlicher Er⸗ zeugniſſe auf g noſſenſchaſtliche Weiſe und verfehlt⸗ Überhaupt nicht, hier vorzuheben, wie ſich der Land⸗ wuth auch ſelbſt viel zu helfen vermöge. Hieran inüpfte der Min ſter Betrachtungen äber ein Ein⸗ greifen des Reiches zu Gunſten der Landwirthſchaft und ſtellte er in diefer Beziehung entſprechende Reformen in der Zuckerſteuer⸗ und Spfritusſt⸗uer⸗ Geſetzg bung in beſtemmte Aus ficht. Gegen Ende ſeiner Ausführung n erörterte der Miniſter noch den Antiag Kan tz, ohne allerdings ſchon bindende Mit⸗ theulungen üder die Stellung der Staatsregierung in dieſer Frage zu machen, doch erweckten ſeine Ausloſſungen den Eindruck, als ob die im Antrage Kanitz ſich cone ntritenden Beſtrebungen auf kein großes Entgegenkommen ſeitens der Regierung zu rechnen hätten. Nachdem Freiherr v. Pammerſtein noch die Börſenreform und die Währungsfrage be⸗ rührt, ſchloß er mit einem warmen Appel an die Landwirthſchaft, fie ſolle Selbſtpettrauen zeigen und auch der Regierung dertrauen. Die Erklärungen des gegenwärtigen Landwirth⸗ ſchaftsminiſters z·igen, daß die Männer dis „neueſten Kurſes“ der m ßlichen Lage der Laudwirthſchaft leb⸗ haftes Verſtändniß entgegenbringen und daß von ihnen nicht nut ſchöne Worte, ſondern auch ent⸗ ſprechende Thaten zu erwarten ſtehen, duich welche dem nothleidenden wochtigſt 'n Erwerbszweige zu Hufe gekommen werden ſoll. Aber es kann dies nicht von heute auf morgen, ſondern nur allmälich geichehen, auch will die jetzige Regierung hierbel keineswegs den Weg extremer und von einſeitigen Intereſſen dictirten Maßnahmen einſchlagen, ſonderr immer nur die gegebenen Verhältniſſe berückfichtigen, hoffentlich wird die Erfahrung zeigen, daß ſich del „neueſte Kuts“ mit dieſem ſeinem landwirthſchaftlichen Programme auf dem rechten Wige befindet. Verſchiedenes. — Karlsruhe, 31. Jan. Zum öffentlicher Bedingungsweſen. Das Finanzminiſterium hat eine LI f gib N In der neuen Welt. latter Nit 0 Roman von P. Ollever o. erbautes Hub N 12 1 95 „ Aus Arthur's Tagebuch. tet & „Züärnen Sie mir nicht, Fräulein Criſta,“ — b ich, während ich iht mit lobenswerthet Ernſt⸗ eint haftigkeſt die Hand ſchüttelt⸗; „ich wollte zu der Herik. f Hausthüe hinausg hen und irrte mich, wie mir ſcheint. 0b Doch nun ich einmal da bin, bitte, laſſen Sie mich le Ihnen helfen.“ „Sie können die Rofigen auskernen, Herr Ausbach,“ entgegn⸗te Chriſta; „die ſollen in unfern Pudding kommen. Ich will Sie nicht bitten, hier zu bleiben und ihn mit zu iſſen, aus Rückſicht füc Ihren Gaumen.“ Dabei tanzten ihre Augen vor dem verhaltenen Lachen. af 16 , Iustel bauch de bal i 5 ſei denn, ſte weiſen mie die Thür.“ „Das hängt ganz davon ab, wie Sie ſich ver⸗ halten,“ gab fi? zurück; und das Leuchten ihrer braunen Augen verriety mir deutlich, wie gut ſi⸗ wußte, daß ich nicht durch Zufall, ſondern abſichtlich in die Küche gekommen war. Inzwiſchen war ich bis zu einer weißen Porzellan⸗ „O, das war eine ganz heimtücktſche Bemerk⸗ ung,“ sagte ich; „und nun bleibe ich erſt recht, es Ahnung hatte, was ich mit den darin liegenden Rofinen vornehmen ſollte. Marie hatte endlich die Lage der Dinge erfaßt und ging wieder an die Arbeit, bei der ſie nur hin und wieder in ſich hinein kichette. Auch Chriſta that ſehr geſchäftig. Ste formte kleine Kuchen, ſchob ſie in den Ofen, zog ſie wieder heraus, — alles Das — —ä mit großer Gewandtheit — und lachte dabei über den ungeſcheckten Mann in der Ecke, ben ſte ſo völlig erobert hatte. a Nach einer Weile btachte ſie mir ein kleines Erdbreribitchen, und während ich daſſſelbe aß, ſagte ich: „Wie ſoll ich Fräulein Gertraud wieder gegen⸗ übertreten? Ich habe mich von ihr verabschiedet, und ſie meint, ich ſei fortgegangen.“ „Dafür giebt es eine 8 Chriſta ruhig. 8 „Uad der wäre?“ „Daß Sie auch wirklich „Nun, das nen e ich ſchlecht,“ rief ich. „Sie machen ſich meine unſchuldige Bemerkung zu Nutz', ſein wollen.“ „Ich bin eben fertig mit meiner Arbeit uad gehe ſeldſt,“ ſagte fie. Ich freute mich über ihre ausweichende Antwort, bei der fte die Aermel herabflrafte und die Schürze abband. ſchüſſel vorgedrungen, obgleich ich nicht die entfernteſte um mir zu verſtehen zu geben, daß Sie mich los Als auch ich mich erhob, erſchien Frau Leonhar in der Thüt und machte im erſten Moment ei beinahe ebenſo erſtauntes Geſicht, wie zuvor ihr Köchin Marie. Doch ſie beſann ſich ſchnell, daß wi in Neuſeeland und nicht in Deutſchland waren. S ließ meine Entſchuldigung gelten und lachte ebenſ freundlich we Chriſta. Fiau Lionhard gefällt mir ungemein. Sie ! eine wahre, echte dentſche Hausfrau und obgle ie ſie kaum die dreißig überſchritten hat, iſt fie ihre jungen Schwägerinen gegenüber faſt wie ein Mutter. Ich blieb zu Tiſch da dultete Gedraud's Geſchwä und plauderte mie Chriſta über ihre Bücher. Innen lich beſchloß ich, ihr nächſter Tage ein ganzes Pack voll zu bringen, aber ohne Titelblätter, welche ein ckten Man palation bedürfen. 85 Es find acht Tage her, ſeit ich zuletzt ſchrie Heute bin ich mit Cheiſta und Gertraud Leonha zuſammen geritten. Sie wollten eben nach der Sta reiten, als ich zu ihnen kam und als ihr Brud viel zu thun hatte, wurde beſchloſſen, daß ich ſtatt ſeiner begleiten ſollte. 1 Es war ein köſtlicher Tag, ich vergaß für eini⸗ Zeit Alles und fühlte mich wie im Paradies. Chriſta ſitzt plüchtig zu Pferde. Wäce ich il Verlobter, wie ſtolz wollte ich auf ſie fein! „J