bunt und rl ‚ J ag l b en i ae al. en 10. 9 aenden g artnang, U Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend, Preis viertelfährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. für adenburg und Amgegend. n Apzeigen: die 1-ſpaltige Corpus-Zelle oder deren Raum 8 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. Samstag der io. Januar. 23 Torpuszeile. Neclamen 20 Pfg. 85 1 dur die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg arg a A Eine Nr. 6. 0 . 1 Caſtmir⸗Perier's Rücktritt. f Es iſt dem unruhlgen Lande öſtlich der Vogeſen N gelungen, der Welt eine neue Ueberraſchung zu be⸗ N. Zinn keſten. Die Ueberraschung kam diesmal nicht aus Hunt dem Schoß: gärender Parteien, kein niedriger Schuft, f der die Prinzipien einer „Partei“ zu verfechten vorgiebt, April . * bat in der Hauptſtadt aufs Neue das olte moͤrderiſche von Ftauech, Spiel mit geſchleuderten Bomben begonnen; es iſt twe bit diesmal das Oberhaupt des Staates ſelbſt, das die 7 Überraſchende Beunruhigung herbeigeführt, der „gts Prüfident der R publik, derſelbe Mann, der nach ſeiner Wahl verſichert hat, er werde die fieben Jahre ſeiner Amtsdauer feſt und treu ausharren am Ruder des Staates, an das ihn nicht der Ehrgeiz, ſondern die Liebe zum Vaterland und die Wahl ſeiner Mit⸗ bürger geſtellt. In Cofimir⸗Perier hat ein Mann obgedankt, dem ſelbſt ſeine Feinde, ſofern ſie nicht ganz vom Haß verblendet waren, das Zeugniß aus⸗ Fellen mußten, daß er ein mutiger, redlicher das ihm als Beſtes Erſcheinende erſtrebender Mann ſei, und dem ſeine Freunde nachrühmten, daß er die ine Klein glänzenden Charaktereigenſchaſten des Großvoters, des großen Miniſters der Juli⸗Revolution, mit denen des Vaters, des Miniſters im Miniſterſum Thiers, 1 zu schöner Harmonie zu einen wiſſe. Haute ſteht die Welt vor einem Räthſel, denn alle Gründe, die 0 fle die Demiſſ on Perier's angegeben werden, ſcheinen Volz U, e kaum zu genügen, einen ſo pflichttrruen Mann zu a befimmen, das verantwortungsreichſte Amt der Repu⸗ bl, das er unter beſonders ſchwierlgen Verhältniſſen fach F ernommen hatte, niederzulegen. Nach dem durch Morderhand erfolgten Tode Carnot's traten am 27. dacllatle Ii H. Hehn erm in Join ell Jun 1894 beide Kammern zum Kongreß in Bexſallles zuſammen, die Intriganten hatten zwiſchen dem Mord zu Lyon und der Neuwahl zu Verſallles und aus der Wahl, in der auch Briſſon, Dupuy und — von den ſchwankenden Mittelparteien ge⸗ halten — Arago, der ehemalige Botſchafter in Bern, Challemel⸗Lacour, der Präftdent des Senats, und Loubet, der geweſene Premier, kandidierten, ging Cafimir Perier mit 451 von 853 Stimmen als Sieger hervor. Im beſten Mannesalter, geſund, reich, aus einer der erſten Familien Frankreichs, hatte er nicht das ſtachelnde Ehrgefühl beſeſſen, ſelbſt hitzig ſeine Wahl zu betreiben, aber er beſaß das Pflichtgefübl, fie anzunehmen als das ehrenvolle, aber gefährliche Erbe eines vom Fanatismus hingeſchlachteten Vorgängers. Dieſen Fanatismus der Anarchiſten hatte Perier ſchon vor Carnots Tode mit ruhiger Energie bekämpft; er hatte die eigentliche Perant⸗ wortung für die Hinrichtung der Märtyrer auf ſich genommen und ſchien nun der Mann, von Droh⸗ briefen uneingeſchüchtert, kraftvoll in friedlichen Bohnen das Scheff der Republik durch unruhige Zeiten zu ſteuern. 5 Dieſer Präſident, von dem auch das Ausland die auf ihn geſetzten Hoffnungen nicht enttäuſcht ſah, hat es nun für nöͤthig befunden, zurückzutreten. Kleine und kleinliche Gründe können einen Perier nicht beſtimmen und plötzliche Erwägungen lönnen nicht maßgebend geweſen ſein. Es muß eine herbe, tiefgehende Enttäuſchung ſein, die ihn zwingt, ſich — gewiß mit heimlichem Ekel — abzuwenden von der Leitung der Republik, eine Enttäuschung, die noch von geſtern iſt, ſondern die langſam und ſtetig wuchs und an Kraft gewann in den ſechs Monaten ſeiner Präfidentſchaft. Etwas davon klingt durch in den Erklärungen, die ſchon vorliegen. Es find nicht wenige, dürftige und wohl kaum die richtigen, aber zwiſchen den Zeilen mag man die wahren Gründ leſen. zicht Zeit genug, ihre vollen Kräfte zu entfalten tut 1 70 In der neuen Welt Roman von P. Olleverio 1ᷓ.̊rö Kopftel. Chriſta's Erzählung. Uas in der neun eHeimath einzurichten, war anfangs eine ſchwere Aufgabe; es gab ſo viel zu hun, und wir wußten herzlich wenig, wie es zu thun war, aber all' unſere Nachbarn — die nächſten n m 96. 2. e aleltn netbank wohnten eine halbe Stunde entfernt und bis zur Aula 1 , cen Stadt waren es über vier Stunden — Al 0 zeigten ſich in jeder Weiſe freundlich und geſäll g. miele 1 Beſonders die Junggeſellen, welche dama.s Dreiviertel tung ! der Bevölkerung um uns herum bildeten, waren mehr eee als freundlich, manchmal faſt zudringlich in ihrer einge Höflichkeit. alt Oskar ſchalt mitunter darüber und meinte: „Ich bin ein unglücklicher, beklagenswerther Mann, u len d der drei hübsch: Frauenzimmer in Oohut hat! Das full * f 2 febile wird ein ſchönes Leben für mich werden! a 5 Gettraud jedoch, welche durch die letzte Liebes⸗ Jeu affaire und deren pötzliches Eude etwas eingeſchüchtert Uneril war, zeigte fich ſteis auffallend zurückhaltend, und 5 ul meine Natur war dies ſtets geweſen. einer Emes Abends, es mochten vier Wochen ver⸗ apf f gangen ſein, ſeit wir unſer neues Heim bezogen 0 batten, befand ich mich in der Küche und half Marie, ——..— unſerem unerfahrenen deutſchen Mädchen, den Thee bereiten. Fanny war nicht wohl und hatte ſich niedergelegt, und Gertraud war in ihrem Zmmer. Da plotzlich vernahm ich auf der Veranda Oskars Stimme im Geſpiäch mit einem Fremden. Gleich⸗ zeitig rief Fanny auch nach ihrem Thee und bat mich, Oskar zu ihr za ſchicken. Nun hatte ich mich bei meiner angeborenen Schüchternheit noch nicht von der Aufregung erholt, in welche die täglich neue Männergefichter mich ver⸗ ſetzten, und ich eilte doher, Gertraud herbezurufen. Sie ſaß vor dem Spiegel und betrachtete darn ihr hübſches Geſicht. Sie trug ein Kleid von weichem, blauen Wollenſtoff, der das liebliche Weiß und Roith ihres G fichts wie das leuchtende Gold ihres Haar es ungewöhnlich ſchön hervorhob. 5 „Ich ſoll Oskar holen, ſagſt Du, Chriſta?“ entgegnete fie auf meine Bitte. „Watum thuſt Du es nicht ſelbſt? Ach, es iſt wieder ein flemder Herr da? Wie ſie uns überlaufen, nicht? Gut dann, ich werde zurückhaltend ſein.“ Als ich später in das Eßzimmer kam, plauderte ſie mit Herrn Ausbach, — ſo hieß der Fremde, ein Deutſcher — als ob ſie ihn von Kind an gekannt hätte. Er war ein Mann von mittlerer Größe, zemlich braun gebrannt, breitſchulterig, mit einem Kopf voller braunen Locken und Manieren, welche verriethen, daß er fich weit mehr in der guten Ge⸗ llſchaft bewegt hatte, als all' die Anderen, deren Bekanntſchaft wir bisher gemacht. f Pol itiſches. Berlin, 16. Jan. (Ein Geſchenk des Kalſers.) Mie die „T. R.“ aus ficherer Quelle erfährt, hat der Kaiſer dem ruſſiſchen Botſchafter Grafen Schuwalow bei Gelegenheit ſeines Abſchieds eine aus reinem Golde gefertigte Zigarrentaſche geſchenkt, reich mit Diamanten verziert und mit ſeinem Fakfitmile „Wilhelm“ verſehen. Der Kaiſer überreichte ſte dem Botſchafter mit den Worten: „Ich ſchenke ſie Dir als Freund, nicht als Kaiſer.“ Das Offizierkorps der Vardeküraſſiere ſchenkte dem Grafen einen Helm, auf welchem die Namen fämmtlicher Offiziere ange⸗ bracht find. 5 — Im Reichstag machte ſich nach kurzem An⸗ lauf zum Beſſeren bereits wieder das alte Uebel der ſchwachen Beſetzung unangenehm geltend. Schon in der Montagsſitzung, in welcher die Interpellation Hoſſe über den Schutz der Deutſchen im Auslande zur Erledigung gelangte, trat dieſer ſatale Umſtand deutlich genug hervor, aber noch ſchwächer war die Beſſehung des Hauſes, am Dienstag, kaum fünf Dutzend Abgeordnete waren zur Stelle, obgleich mit der Interpellation Hyl über die Errichtung von Handwerker⸗ und Gewerbekammern von reichswegen eine wichtige ſozialpolitiſche und volkswirthſchoftliche Frage auf der Tagesordnung ſtand. An der Debatte bierüber betheiligten fich die Abgeordneten Hitz: (Centr.) Richter (freiſ. Vollsp.), Jakobskötter (conſ.), Bock (oz. dem.) und v. Cegieski (Pole), ſowie regierungs⸗ ſtitig Handelsminiſter v. Berlepich und Staats⸗ ſecretair v. Bötticher. Indiſſen wurde von keiner Seite die ganze Frage unter einem weſentlich neuen Gefichtspunkte beleuchtet, die Redner der einzelnen el Parteien begnügten fich mit einer Charakterifirung e der Stellungnahme der betreffenden Partei zu dem W 5 n Etwas intereſſirte mich gleich bei unſerem erſten jr Beiſammenſein an ihm, — das war der traurige ol Ausdruck ſeiner großen, grauen Augen. Sie beſaßen 50 für mich etwas rührend Melancholiſches, das nur 1 verſchwand, wenn ihr Eigenthümer lächelte, und das geſchah ſelten genug. Im Ganzen machte Herr Ausbach auf mich den Eindruck eines ruhigen, zurück haltenden Mannes, dem nichts ferner lag, ols uns re zu „überlaufen,“ wie Gertraud vorausgeſetzt ha tie. in „Wir glaubten bereits, Sie woll en uns über⸗ baupt nicht kennen lernen, Herr Ausbach,“ meinte 10 Oskar in ſeiner herzlichen guthmüthigen Art, die man hier im Lande ſo hoch zu ſchätzen weiß. „Wir wohnen ſchon über einen Monat in dieſem Hauſe, und der ganze Diſtrict hat uns lange feinen Beſuch gemacht, nur Sie nicht — und Sie find doch faſt unſer nächſter Nachbar.“ „Und ihre Schweſter, Herr Ausbach,“ fiel Gertraud ein, — wird ſie ſich überhaupt nicht herab⸗ laſſen, uns zu beſuchen?“ Mir ſchien es, als ob der Gefragte bei dieſen a Woiten leicht zuſammenfuhr, als ob er dieſelben nicht 1 erwartet häte und nun nicht recht wußte, was er darauf antworten ſollte. . nie Die Theetaſſe, welche ich ihm eben reichte, entglitt beinahe ſeiner Hand, und er bat mich ſeiner Unge⸗ ſchicklichkeit wegen um Entſchuldigung, bevor er Gertrauds Frage beantwortete, Dann ſagte er: