Frledeichtrube, 14. Jan. Der Neſchs⸗ anzler Fürſt Hohenlobe traf g ſtern Mittag halb Uhr in Begleitung ſeines Sohnes, des Lgations⸗ rathes Fritz v. Hohenlohe, hier ein. Auf dem Bahnhofe wurden ſie von den Grafen Herbert Bis⸗ marck und Ranzau erwartet. Nach kurzem Aufenthalte begaben fich die Herren im Wagen nach dem Schloſſe, o der Füiſt die Gäſte empfing. Es ſand ſodann F ühſtückstafel, ſpäter ein Familiendinerz ſtatt. Nachmittags 5 Uhr fuhr Fürſt Hohenlohe mit dem zu dieſem Zwecke in Friedrichstuhe haltenden Durch⸗ gangszuge nach Berlin zurück. Graf Herbert Bismaick gedenkt heute wieder nach Berlin zurückzukehren. Verſchiedenes. — Schriesheim, 13. Jan. Die hieſige eiwillige Feuerwehr erhielt am 11. d. M. von der Firma Dallinger u. Popp, Feuerwehr⸗Requifit⸗nfabrik n Großſachſen, eine mechaniſche, fahrbare Schiebleſter n der Hoͤhe von 14 Meter. Dieſelbe wurde ſofort om Commandanten und den Chargirten der frei⸗ lligen Feuerwehr genau biſichtigt und dann vor em Rathhaus in Gegenwart des Herrn Bürg'ermeiſters nd des Gemeinderaths einer gründlichen Prüfung aterworfen, wobei ſich ergab, daß die Leiter allen nforderungen der Neuzeit vollkommen entlpricht. ieſelbe iſt mit den neueſten Verbeſſetungen aus⸗ gerüſtet und aus dem allerbeſten Material gearbeitet. hiefige Feuerwehr iſt ſtolz darauf, ein folches liches Geräthe zu besitzen, und fühlt ſich dem Gemeinderath für ſeine Anſchoffung zu groß m Danke verpflichtet. — Bei eintretendem Bedarf könn 'n wir die Firma Dallinger u. Popp auch anderen Feuerwehren beſtens empfehlen, beſonders da auch der Preis der Leiter als ſehr billig bezeichnet werden kann. — Mannheim, 14. Jan. (Unfall auf der Nebenbahn Mannheim⸗Weinheim) Heute Vormittag kurz nach 10 Ubr iſt der nach Virnheim abgegangene Perſenenzug No. 39 der Nebenbahn Mannbeim⸗ Weinheim⸗Heidelberg auf der Käferthaler Straß ⸗ bei dichtem Nebel vor Station Käferthal⸗Wohlgelegen mit einem ihm entgegenkommenden Güte zuge zuſammengefahren. Außer einigen au den Betriebs⸗ materialien verurſachten Schäden iſt ein weiterer Unfall, namentlich eine Verletzung von Perſonen nicht vorgekommen. — Karlsruhe, 12. Jan. Eine beachtens⸗ werte Kundgebung iſt die Erwiderung des Groß⸗ berzogs auf die Glückwünſche des Badiſchen Militär⸗ Vereins⸗Berbandes zum Jahreswechſel. Nachdem er Großberzog der Prot⸗ktor dez Verbandes it, für die Glückwünſche herzlich gedankt und dieſelben erwidert, ſagte er u. a., der Vorzug der Vereine, im engeren Verkehr die Freundſchaft zu pflegen, und dadurch die Kraft zu gewinnen, den unvermeidlichen Mängeln und Sorgen des Lebens mutiger zu wider⸗ ſtehen, das ſei auch der Weg, in Gemeinde und Staat nützlich und friedlich wirkſam zu werden, Möge in dieſer Aufgabe von allen Seiten das Werk des Friedens geſtärkt, alle Trennungen vermieden und die zerflörenden Elemente beſeitigt werden. Zum Schluß ſagte der Großherzog; „Hoch halte ich die Fahne des Landes und rufe allen treuen Soldaten des Verbandes zu; Auch im neuen Jahr ſtehet feſt zu derſelben und bleibet bereit, wie bisher für des Reiches und Landes Ehre einzuſtehen.“ — Karlsruhe, 14 Jan. (Tel.) Geſtern obend gegen 5 Uhr wurde in der Gegend von Zell im Wieſenkhal ein ziemlich heftiger Eröſtaß, begleitet von donnerartigem Rollen verſpürt, — Mosbach, 14. Jan. Heute Nachmittag kurz nach 2 Uhr ereignete ſich hier ein betrübender Unglücksfall. Schloſſermeiſter K. König ma chre ſich mit einem geladenen Revolder zu ſchoffen. Plötzlich entiud ſich ein Schuß und König ftürzte todt zu Boden. Der Verunglückte war ein ſehr geſchickter, flaßiger. geochteter Mann und binterfäßt eine Witwe mit einem wenige Monate alten Kind, i — Bruchfal, 13. Jan. Der Nachmittags um 2 Uhr 52. M. hier einzutreffende Schuellzug entgleiſte zwiſchen hier und Heidelsheim, unweit des Friedhoftunnels. Die Wagen wurden aus dem Gileiſe gehoben, die Maschine ſelbſt ſtand nur noch mit den Vorderrädern ouf dm Geleiſe. Die Schwellen und Schienen waren völlig beraus ger ſſen. Die Poſſagiere wurden von einem von Bruchſol abgeſandten Zug nach hier befördert. Verletzt wurde Ni mand, Nur dem Lokomotivführer iſt s zu danken, daß kein deößeres Unglück entſtand, da derſelbe gleich Contre⸗ dampf gab Die Züge erhielten durch den Unfallt eine meheſtündige Verſpätung, — Mugbeburg, 14. Jan. Wie berlautet ſol! der Happhädels führer der Oberfeuerwerker mit zehn Jahren, die Übrigen mit vier bis fünf Jahren, beziehungsweiſe zwei bis acht Monate Feſtungshaft beſtraft worden ſein. — Braunſchweig, 13. Jan. lichen „Braunſchweigiſchen Anzeigen“ zufolge bat das zweite von der Behörde an der Aſſe getriebene Bohrloch in der Tiefe von 533 Meter ein mächtiges Beilage. Dn der neuen Welt. Roman von P. Olleverio. 1. Kapftel. Chriſta's Erzählung. War es Mai oder Juni, als wir Deutſchland verließen? Ich glaube Juni, denn ich weiß, daß ich am 28. April 20 Jahre geworden war und mein Geburtstag mehr als einen Monat zurück lag, als wir uns in Hamburg einſchifften. Oskar würde lachen, wenn er wüßte, daß ich, deren gutes Gedächtniß Jeder bewundert, ein ſo wichtiges Datum gänzlich vergeſſen habe; aber es iſt, bevor wir noch lange hier in Neuſeeland waren, ſo viel geſchehen und mir war, als ob ich in wenigen Monaten ſo viele Jahre älter geworden wäre, daß Alles, was jenſeits des Meeres lag, wie in nebel⸗ haftem Schatten verſchwamm. Lag ich wirklich einmal in dem großen, alt⸗ modiſchen Schlafzimmer eines Mecklenburger Pächter⸗ hauſes und höcte die Krähen in den hohen, kahlen Bäumen ſchreien? Selbſi die Tapzte — große Sträuße von Stiefmütterchen auf gelbgrauen Grund — taucht vor mir auf, während ich ſchreibe, und wenn ich mich welter in dem Zimmer umſehe, erblicke ich Gertraud in ihrem weißen Bett mir gegenüber, die eine Hand unter dem Kopf, wo das üppige Haar den Feſſeln des Nitzes, welches ſie trug, zu entrinnen ſtrebt, die blauen Augen nur halb g öffnet, ols ob fie zwiſchen Wachen und Träumen lägen, wobei ihre Lippen leiſe „Chriſta“ rufen. Die Mutter war uns ſchon vor ſo langer Zeit zeſtorben, daß ſie nur noch als eine füße Erinnerung — — . —E—ũ—a— — unſerer Kinderzeit in uns lebte, und mein Vater ſtarb, als ich noch ganz klein war. So blieben wie drei Geſchwiſter. Oskar, Ger⸗ traud, Chriſta Leonhard allein zurück. Oskar ſorgte brllderlich für uns, und als er ſich verheirathete, gab er uns in ſeiner Frau eine ältere Schweſter. Obgleich das Alles wie ein Traum hinter mir liegt, erinnere ich mich doch deutlich des Tages, ols wir zum erſten Male Brautjungfern waren und Gertraud in ihrem weißen Kleid und dem Vergiß⸗ meingichtkranz in dem prächtigen Haar ſo beſteick⸗nd ſchön aussah, daß ein junger Förſter, welcher der Trauung beſwohnte, ihr acht Tage darauf einen Heirathsantrag machte und erſt nach hartem Kampf begriff, daß ihr entſchiedenes „Nein“ wirklich als ſolches zu nehmen war. „Ich werde einmal einen reichen Mann hel⸗ rathen,“ pfl gte ſte domals zu ſagen, wobei ſie den ſchönen Kopf wohlgefällig zurückwarf, „und dann, Chriſta, ſollſt Du immer bei mir leben und mir das Haar frifiren, denn das verſteht Niemand ſo gut wie Du. Und ſobald ich meiner ſchönen Kleider und Hüte überdrüfſig ben, ſollſt Du ſi⸗ haben, und Bücher, ſovſel Du willſt, und ein Pferd zum Reiten, dann wuüſt Du ſehr glücklich ſein.“ Ach, das All⸗s dünkt mich ſo lange her, und nicht allein das wirkliche Meer, ſonder auch ein Meer von Thränen, Schmerz und Leidenſchaſten liegt zwiſchen jenen Tagen und dem heutigen. Gertraud iſt, — ja, wo ſſt fi 2 Und ich ſitz träum end da und ſlorte in's Leere, das G ſicht ſcucht von Thrane. Fanny, bie Frau meins Bruders, nannte uns immer ihre Kinder, da fie wie Oskar bedeutend älter war als wir. Sie zeigte ſich uns in der That wie eine ſorgende Mutter, und als der erſte Gedanke Den amt⸗ Lager edler Kalifafze ergeben, welches erſt in ate Tief- pon 633 Meter durchbohrt worden ward. — Marſeille, 13. Jan. Der dem hiefſgg Rheder Caſteldi gebörige Dampfer „Anals“, m 20. 1 Poſſagieren und 10 Mann Beſatzung, wurd gane 5 0 auf der Fahrt nach Citte von einem Cyklon über Hen 5 raſcht und iſt bei Marſeille geſcheitert. Sümmilche 4 im gun Perſonen find umgekommen. A el 1 — Rom, 14. Jan. In Anzano u., Monta guto, Provinz Avellino, find im Ganzen ver Häuſe 1. V0hprthung de 9. Berinterglege unter der Schneelaſt eingeſtürzt. Drei Menſche f wurden getödtet. zehn verwundet. — Am Berg 5 ma Mo ſico, Prov. Caſerta, wurden durch Höͤhleneinſtun In zahlreich elf Huten verſchütt⸗t, davon waren acht ſofort todt In Mezzojuſo auf Sizilien, Provinz Palermo, ging ein Felsſturz nieder. Die Einwohner ſind geflüchtet Ein geſandt: Ladenburg ſcheint ſich zur Großffadt entwichel zu wollen, Wie verlautet, wurde nämlich den Gemeinderat ein Antrag vorg⸗-legt, wornach forfan bei Leichenbegängniſſen Erwachſener der begleitend Geſang der Schulkinder durch die Stadt unterbleibe ſoll. Was für ein Genie mag wohl dieſen Gedanke eingegeben haben? Sollte vielleicht eine Ruheſlörung dn biehtl chen Mitgl. darin zu finden fein, daß man hie u. da wlede f einmal beilam an Tod u. Ewigkeit erinnert wird? Wonng den 21. 3 Wir erwarten, daß der gutgefinnte Tell der Bürger beneral ſich gegen die Abſchaffung eines ſo ſchönen relſgibſen f Gebrauckes verwahrt. 175 ö — Die Neue Freie Preſſe ſchreibt unterm 8. Januar: „Im großen Muſtlo reinsſaale ha J. Barg kber de! Sonntag das Ben fic⸗Cone rt des Hofbal⸗Muffe 2 wah zwe Ben dir/ ctors Eduard Strauß ſtattgeſunden. Mie al , Woheluung ng jährlich an dieſem Tage erſchien auch diesmal Johann Strauß om Dirigenten pult, um ſeine neueſt⸗Rdmpofftion zu dirigieren. Diesmal war es der Garkenlaube⸗ Walzer, ein Tonſtück von gewinnendſter Anmut, originellſter Erfindungsgabe und prickelnden Rhylhmus, Meiſter Strauß wurde bei ſeinem Erſcheinen von dem Kopf an Kopf gedrängten Publikum mt enthuſtaſtiſchem Beifall begrüßt, der ſich am Schluſß des Walzers zu orkanartiger Stärke ſteigette. Strauß mußte den Walzer wied rholen und gab, als auch dann noch der Enthuſtasmus kein Ende nahm, das Bilderkouplet aus „Jabuka“ zu.“ J Das ſoeben erſchienene erſte Heft des neuen Jahrgangs der „Gartenlaube“ enthält den „Garten- laube⸗Walzer“ von Johann Strauß als Ertea⸗ 4. Baninsangeltgenbe dan qu dieset Berſann fen Migſeder, weiche al Amt Stat zu entigt h Lad dr hahn, me Nit tag, den 10, ſalfrdenden deneraln n kuhn un Ahlrichs — —— — —— — an Auswanderung laut wurde, erklärten wir Beſde entſchieden, daß, wohin Fanny auch ginge, wir ihr folgen würden und thun, was in unſeren Kräften ſtände, um ihr das Leben in der neuen Heimath ſo leicht wie möglich zu machen. Oslar war leider für keinen beſtimmten Beruf erzogen worden, und als er ſich verheirathete, merlte er, daß ſeine Mittel nicht ausreichten, ein ſo behagliches Leben zu führen wie er wünſchte. Die Briefe eines Freundes in Neuſecland brachten ihn zuerſt auf den Gl danken, dort ſein Glück zu verſuchen und nac re flichem Erwägen wurde beſchloſſen, daß wir im kommenden Frühjahr uns nach Neuſeeland einzu⸗ ſchiffen gedachten. Die Reiſe war für Gertraud und mich eine herrliche Zut. Wir hatten nicht weiter zu thun, als uns zu amüſticen und alle Welt war ſehr liebens⸗ würdig gegen uns. Kain Schatten trübte unſere e Gemüther, Alles war Licht und Sonnen⸗ ſchein. Das einzige wichtige Ereigniß auf der Relſe war, daß Gertraud ſich durchaus mit einem jungen Manne verloben wollte, der ſterblich in ſie verliebk war. Wir dagegen wollten die Verlobung durchaus nicht zugeben, weill der j unge Mann ein großer Taugenichts zu ſein ſchien und wahrſcheinlich wegen ſchlechter Streiche von ſeinen Eltern nach Amerika geſchickt wurde. Das koſt te Fauny einige Thränen und Gertraud gerieth in Aufregung. „Warum ſollte ich nicht heirathen ?“ rief ſtie, 0 „Ich mürde ſtets gut und feſundlich mit ihm ſein, und als mein Mann wüsde er ſich beſſern.“ Aber aus dieſer Verlobung wurde doch nichts.