* — Mannheim, B. Jan. Ein böſer Druch⸗ ſehler findet ſich im diesjährigen amtlichen Adr buch. Iſt da ein Herr Juſtus Münch, ſeines Zeichens Kafſendiener bei der Reichsbank, durch einen unglück⸗ lichen Zufall als — Kaſſendieb aufgeführt. Paſſiert ſo etwas in einer Zeitung, iſt es ſchlimm genug, aber in einem amtlichen Adreßbuch, das ein ganz s Jahr ſeinen Dienſt thun muß, mit einem ſo omindſen Titel verzeichnet zu ſein, das iſt ſchon mehr als ärgerlich. — deidelberg, 4 Jan. (Folgen des Neufahrſchleßens.) In die hiefige Klimt wurden nicht weniger als elf junge Leut von hier und auswärts verbracht, welche ſich beim Neujahrsſchießen ſchwere Verletzungen zuzogen und ſich nunmehr Operationen unterziehen müſſen. — Karlsruhe, 7. Jan. Finanzminiſter Buchenberger iſt geſtern. Sonntag nach Berlin ge⸗ reiſt, um an den Beeathungen des Bundesraths über den Tabakſteurentwurf Theil zu nehmen. — Narlstruhe, 6. Jan, Der heutige nat.⸗lib. Parteitag war ſehr zahlreich beiſucht. Es nahmen an demſelben die nat, lib. Abgeordneten des Reichstages und des Landtages und die Mutglieder dez Engeren und des geſchä'ts führenden Ausſchuſſes kaſt vollzählig theil. Die Debatte bewegte ſich vor⸗ zugsweiſe um die Landesangelegenhelten, und es war erfreulich, wahrzunehmen, daß unter den Rednern, die aus den berſchiedenſten Theilen des Landes zum Wort kamen, Über alle wichtige Fragen Einmütig⸗ keit herrſcht', Herr Eckhard eröffnete als Vorſitzen⸗ der die Verſammlung mit einer klaren Ueb'rficht über alle die Punlte, welche in der letzten Z'it n der Preſſe und in Besprechungen erörtert wurden. Da war kein Gegenſatz zwiſchen den Vertretern aus Stadt und Land, daß man feſt und unbedingt an den bewährten Geundſätzen eines gemäßigten Liberalis⸗ zum Segen des Landes ſeit mehr als 30 Jahren gewaltet habe. Einſtimmig beklagte man die Zuge⸗ ſtändnſſe an den Ultramontanismus; ebenſo de⸗ ſtimmt wurde die Anſicht ausgeſprochen, daß die Partei weiteren Zugeſtändn ſſen an extrem⸗kichliche Bestrebungen irgend welcher Art einen entſchieden n Widerſtand eutgegenſczen werde. Die Partei habe dis jezt keine Beranlaſſung zu einer ſyſtematiſch'n Oppofttion, werde ſich aber auch lünftig ihse volle Unabhängigkeit nach allen Seiten wahren und Maß⸗ nahmen der Regierung ohne jede Voreingenommen⸗ heit einer ihren nationalen und liberalen Grund⸗ muß feſthalten wolle, der in unferer inneren Politik 9 0 ſͤtzen entiprechende Prüfung unterwerfen, allen Umffänden werde ſie ſr die hheegerliche und relig he Freih kit des Landes eintreten. Man ein gte ſich schließlich dahin, das im Jahre 1893 entworfene Prog amm einer eing henden Durchſicht zu unter zyehen, Die Mitglieder des Engeren Ausſchuſſes werden in . N den nächſten Wochen in Heidelberg darüber berath n. und das teb dirt“ Programm dim Landesausſchuß zur Beſchlußteſſung unterbreiten. Derſelbe ſoll noch im Monat Februar berufen werden. Auf Por⸗ ſchlag des geſchäftsführenden Ausſchuſſes wurde be⸗ ſchloſſen eine „Corte pondenz“ herauszugeben, die, wenn möglich, mi dem nä dſten Monat in Karls⸗ ruhe erſcheinen ſoll, damit die befreundeten Blätter leder Zit über wichtige Fragen der Recchs⸗ und Landespolitik in einer der Partei entſp chenden Meiſe genau unterrichtet werden, — Freiburg, den g. Jan. Einen wichtigen Beſchluß bat der hieſige Stadtrath gefaßt. Derſelb: iſt nämlich an der Hand der gemachten Erhebungen zu der Auficht gekommen, daß die gegenwärtigen hohen Fleiſchpreiſe in keinem Verhältniß ſtehen zu den Vieheinkaufspeiſen und hat deßhalb dem Vor⸗ ſtande der Metzgerinnung das Geſuch unterbreitet, der Herabſetzung der Fleiſchpreiſe ernſtlich näher zu treten. Der Innungsvorſtand lehnte jedoch dieſes Geſuch ab. Daraufhin hat der Freiburger Stadtrath in ſeiner letzten Stzung die Schlacht⸗ und Viehhof⸗ kommiſſton beauftragt, ein Gutachten dartiber aus⸗ zuarbeiten, welche Maßnahmen erforderlich find, um ein Sinken der Fleuchpreiſe herbeizuführen. Dieſes Vorgehen iſt j denfalls ſehr lobenswerth und verdient Nachahmung. — Berlin, 4. Jan. Im Atelier Max Liebermanns iſt am frühen Morgen des 2. Januar Feuer ausgekommen und z var durch eine plodirende Sp ritus fluche im anftoßenden Z mmer. Trotzdem ſofott die Portierfrau und der Nachbar eindrangen, brannte doch ein Schrank, der vollgeſüllt mit werth⸗ vollen Skizzen war, dollſtändig nieder. Der Schaden iſt für dn Meister une tzlich. Eine große An⸗ zahl von Skizzenbüchern und erſten Drucken von Radierungen find vernichtet und was vom Feuer verichönt blieb, iſt durch Weſſer zerſtöct. Das ganze Stustenmaterial des M. iſt⸗rs iſt verlnren. — In einer Buch denck tei der Bernburgerſtraße iſt heute f. der Fah⸗ſtahl mit vier Perſonen, drei Lehr⸗ lingen und einem Hausdiener aus dem 4. Stock in den Keller geſtüäzt. Alle vier Perſonen find ſchwer große Neuigkeit hören zu können. Wir haben Doctor Janſen's Mörder!“ Es legte ſich wie ein Schleier vor Olivia Hardiſty's Augen. Sie griff nach einem Stuhl. Meinte Hipgrave den wirklichen Mörder? „Ich bin gleich zuerſt zu Ihnen gekommen, yen die Neuigkeit zu bringen,“ fuhr er fort. „Ohne Zweifel haben Herrn Dorl's tauſend Pfund den Schurken an's Tageslicht gebracht.“ Fräulein Hardiſiy fing nun an, nach Einzel⸗ heiten zu fragen, aber ſie fühlte, daß ihre Stimme ſcharf und unſicher klang. „Der Mann Namens Hung iſt es geweſen, derſelbe, den man am Nachmittag mit den anderen beiden Verbrechern geſehen hatte. Mährend die Zwei dem jungen Loth auflauerten, dachte Hung, er könne ein kleines Geſchäft auf eigene Rechnung machen und überfiel Doctor Jauſen. Seitdem hat er ſich verſteckt gehalten.“ „Wie hat man ihn entdeckt?“ Hardifiy in dem ſicheren Gefühl, Mörder war. „Einer von derſelben Bande hat ſich von der ausgeſetzten Belohnung verlockt, dazu verleiten laſſen, ihn zu verrathen. Der Ankläger iſt ein junger Burſche von kaum ſechsz hn J ihr n. ſowohl des Mannes Verbrechen, wi: ſein Verſteck endeckt. Dem Gelde können dieſe Schurken nicht wiederſtehen, für einen hohen Preis verrathen ſie ihre Kameraden.“ „Hat Jemand mit eigenen Augen geſehen, daß er den Moro begangen hat?“ fragte Fräulein Hardiſty. „Nein, ich glaube nicht, davon nichts gehort.“ fragte Fräulein daß Hung der wenigſtens habe ich Er hat uns ihn zu Boden geworfen, ſeines W ſſens auch getödtet e PPP „ 2285 1 2 255 3 Unter f verleßt, Es scheint, als os der Unfall durch . bat er eben „keine Zeit“ — giebt ihm alles n Schuld der Verletzten herb⸗igtſührt worden ei, — Augsburg. 4. Jan. Die Tochter des Oberftlieutenants und Chefs der Gendarmerie⸗Gom⸗ pagnie von Schwaben und Neuburg, v. Steppe, hal ſich, wie den „M. N. Nachr.“ gemeldet wird, geſtern Nacht erſchoſſen, Das junge Mädchen fol im Scherze mit einem Revolver ihres Bruders, dez leut enouts v. Steppis, hantirt haben, ohne zu wiſſen, daß jener g laden geweſen ſei. — Wien, 7. Jan. Die 51 jährige Joſefſn Lederer, Möthſchafterin des Bureaudieners Jahann Friedel, wurde heute mit durchſchnittenem Halſe g der ausgeraubten Wohnung todt aufgefunden. Dez . il abu d Aan aneluntert i 0 n 2 Jan ang von Möeder, wahrſcheinlich ein natürlilcher Sohn Felede iſt noch nicht eruirt. Die Beute betrug nur Gulden und etwas Wä che. „ Rom, 7. Jan Der Popſt empfing he die Frau Kronprinz ſſi! Vectorig von Schwed Norwegen, 1 5 — Foix, 5. Jan. (Lawinenſturz.) In d Dorfe Oeln, Kanton Ap les Thermes (a. d. Py tend ging eine Schneelawine nleder, wodurch 4 Hau und 12 Scheuern zerſtört, 15 Perſonen getbtet, verwundet und zahlreiches Nieh verſchüttet wurd — „Ich habe keine Zeit dazu“ — oft muß man das zu hören bekommen, wenn m heutzutage j mandem das Anfinnen ſtellt, ein etwas anderes zu tbun oder zu leſen als ſeine rufstbätigkeit von ihm fordert. Und doch, wie nö iſt es, auch gerade für den vielarbeltenden Geſchäf mann, ſich in den Strömungen der Zeit auf d Laufenden zu erhalten. Das kann er aber n wenn er beſtändig aufmerk am auf das Scho Zeit, die Zutungen, höct. Aber ſein Leſbhlalt mehrere Zatungen verſchiedener Richtung zu le vom beſtimmten Partei⸗ Standpunkte oder und ſtändig. Es dürfte ſich für j den darum der klein Mühe lohnen, neben ſeiner Tageszeitung noch Wochenblatt zu leſen, das ihm eine unparteſif U berficht über alle Seiten des modernen Lebe Polttik, Wöſſenſchoſt, Kunſt, Gewerbe ꝛc., geb, ſoſches iſt das „Echo“ (Verlag von J. H. Scho A. C., Berlin, vierteljährlich 3 Mark, Probe⸗Num koſtenfret), dos von allem das W ſſenswerihe Jatereſſanteſte und Wächtigſte kurz, überfichtlich u in unparteliſcher Auswahl bringt. Jeder Belbe⸗ gehfrung! i h ſantirt 25 U Ming ban 5 10 bag — dnn mir ſchäftigte ſollte mit deem Blatte einmal eſnin Ber⸗ ſuch machen. 15 „Dann beruht der ganze Bewels nur auf dem Geſiä dniß jenes Burſchen?“ „Allerdings.“ Fäulem Hard ſih ſchütt eite den Kop! und über⸗ ließ es Herrin Hphrave, über ihre Meinung zu denken, was ihm beliebte, als er aufſtand, um zu gehen. Sie ſagte nicht, daß ſie zu viel von der Schulb eines Anderen wiſſe, als daß ſie ihm glauben Lönnte. „Offord war in Waffen, als der verhaftete Hung zum Verbör vor die Obrigkeit geführt wurde. Das geschah kurz nach Herrn Hypgraves Unterredung mit Fräulein Harzaſty. Des Anklägers Zeugenausſage lautete dahin, daß Hung eines Nachts in entſetzlicher Angſt in dus Veiſteck der Gaunerbande gekommen ſei. Er hatte ihnen erzählt, daß Kook und Barnell (die anderen zwei Verhafteten) beabfichtigt hätten, den jungen Loth zu überfallen, und daß inzwiſchen er, Hung, ins Dorf zurückgekehrt ſei und Doctor Janſen aufgelauert hätte. Er hätte gehöct, daß Janſen oft grbßere Summen Geldes bei ſich trage. Hung habe ſich in des Arztes Garten geſchlichen und dort auf ihn ge⸗ wartet. In kaum einer Viertelſtunde ſei derſelbe auch gekommen und er habe ihn üb⸗rfallen. Er hätte und habe ſich nun eben daran machen wollen, ihm die Taschen zu leeten, als Jemand gekommen ſei und ihn gefibect habe. Er, Hung, habe nun den Neuhinzukommenden angegriffen, der ſei ihm aber gewachſen geweſen. Sie wäten in ein Handgemenge miteinander gerathen, wobei des Gegners Flinte in Stücke gebroche wäre und als er, Hung, gemerkt habe, daß er den Kürzeren zog, habe er ſich eilig gus dem Staube gemacht, und langte nun in hoͤchſtem Schrecken hei uns an. Ee hatte Janſen nicht ſödien ihn nur betäuben wollen, um ihn ungehinderf aus] plündern zu können. Auch die anderen Zweſ hüllen den jungen Loth nicht erſchießen wollen, derſelbe habe] nur ſo kräftigen Widerſtand geleitet, daß ihnen nichts Anderes übrig geblieben ſei.“ „So lautete das Zeugniß des Angebers, unn es war kaum noch ein Zweifel, daß dies der wah Sachverhalt war. Bevor der Tag zu Ende war, war durch Hung Gefländniß Alles beweiſen. Seine Gefangennahz und besonders der Verrath ſeiner Kameraden ſchlen ihm ſö mlich allen Muth und alle Geiſtesgegenwg genommen zu haben. In ſeiner Muthlofſgkeit ut Verzwe flung ſagte er, er wolle ſich ſein Gewiff bollftändig erleichtern und beſchrieb nun die den Mo begleitenden Umſtände viel genauer noch als vor der Ankläger. b Er könne nicht begreifen, ſagte er, wie Jane ſo leicht hatte ſterben önnen; allerdings hätte vordem ſchon öfter gehölt, daß ein Schlag bine Ohr ſchlemme Folgen habe. Auf die Frage, e es geweſen ſei, der ibn unterbrochen habe, erwider Hung, das wiſſe er nicht. Es wäre ein großer, ſtarl Mann geweſen, ſo viel er bei dem dichten Ned bätte ſehen können, in Jägeranzug; die Sprache die eines feinen Heren geweſen. 0 Ol via Hardiſty zitterte vor Angſt on alle Gliedern; ſeit der Verhaftung des vermeintliche Mörders hatte ſie fich nicht beruhigen lönnen. d Meinung, Hung ſei wirklich der Thäter, ſchenkte f N nicht den geringſten glauben, ſie hatte zu viel Ueſach das Verbrechen einem Andern zuzuſchrelben. 5 3