de „Amſturz⸗Vorlage“ begründenden Reich ztagsrede des Staatsſteretärs Nieberding, dieſelbe habe den bündigen Beweis erbracht, daß der Hintergrund der Aktion der verbündeten Regierungen getzen die mit dem Staatswohl unverträglichen verbrecheriſchen Aus⸗ ſchreitungen ein ſehr ernſter ſel. Wohin das off z öſe Blatt mit dieſer off ndaren Drohung gilt, dürfte giemlich klar ſein, es wird dem Reichstage die Möglich⸗ keit einer Reſchstagsauflö ung angedeutet, falls er den Plänen der verbündeten Regierungen zur Be⸗ kämpfung der Umſturzbeſtrebungen nicht zuſtummen ſollte. Nun, vorläufig zielt auch hier das Speichwort, daß nichts ſo heiß gegeſſen wird, als es gekocht wird, die Regierung wird ſchon mit ſich reden laſſen, wenn der Reichstag in den Einzelheiten des Geſetzes gegen den „Umſturz“ Schwierigkeiten machen ſollte. Denn es iſt nichts weniger als ficher, daß etwaige Neuwahlen mit einem Male eine zuverläſſige Mehr⸗ beit im Reichstage zu Gunſten der Reglerungsan⸗ ſchauungen in dieſer Frage ergeben würden, auch wird der Reichskanzler Fürst Hohenlohe als gewiegter Staatsmann u d Politiker ſelber wohl gut genug wiſſen, was es bedeutet, in ſolchen ungewiſſen Fällen Alles auf die eine Karte einer Par lamentsauflöſung u ſeßzen. g 15 Dle franzöſiſche Depulirkenkemmer nohm am Dienstag die Neuwahl ihres Präfidenten an Stelle des verſtorbenen Burdeau dor. s wurde zum Nachfolger des ſelben Briſſon mit 249 Stimmen ge⸗ wählt. Der ꝛepublikaniſche Gegenkandidat Meline, der Führer der Hochſchutzzöliner im franzöſiſchen Parlament, erhielt 217 Stimmen. Herr Briſſon bat bekanntlich ſchon wiederholt miniſterielle Stellungen u. A. auch das Miniſterpräftdium ſelbſt, bekleidet. Mit ſeiner erfolgten Berufung auf den Präfidenten⸗ poſten der Deputirtenkammer aber erwüchſt ihm die künftige Anwartſchaft auf die Präfidentſchaft der Republik, nach der in Frankre ch üblich gewordenen Tradition. Zweifellos würde Herr Btiſſon bei ſeinem großen Einfluſſe in den politiſchen und parlamentariſchen Kreiſen Frankreichs im Falle der eintretenden Nothwendigleit einer Neuwahl des Staatsoberhauptes bedeutende Chancen haben. Verſchiedenes. werihes gerichtliches Erkenntniß. Ein Lehrer befahl Bank zu berlaſſen. Der Schüler widerſetzte fich der Aufforderung des Lehrers. Dieſer zeigte den Schüler beim Strafrichter an und der Bube wurde denn D — Mannheim, 20. Dez. Ein bemerkens⸗ einem Fortbildungsſchüler während des Unterrichts, die 5 auch zu 14, Tagen Gefängnſß bderurthellt. Auf eingelegte Berufung kam dieſes U⸗theil bis vor die döchſte Juſtanz im Rich, das Reichsgericht, und dieſes entschied den Foll wie folgt: Der Lehrer, welcher in der Fortbildungsſchule das Auffichtsrecht ausübt, iſt als Beamter anzuſehen, der zur Voll⸗ flreckung von Anordnungen der Obrigkeit berufen iſt. Demgemäß iſt der einem ſolchen Lehrer bei Ausübung dieſes Rechts geleitete Widerſtand als Widerſtand gegen die Staatsgewalt nach 8 113 des Strafgeſetz⸗ buches zu beſtrafen. In dem ſp ziellen Fall wurde die Berufung des Fortbildungsſchül ers verworfen und die ihm vom Gericht zudiktirte Gefängnißſtrafe bon 14 Tagen aufrecht erhalten. — Karlsruhe, 18. Dezember. Am ver⸗ floſſenen Samstag wurde, wie die „Vadiſche Corre pon⸗ denz“ berichtet, im Miniſterium des Innern eine bertrauliche Konſerenz von Regierungsvertretern und landwirtſchaftlichen Sachverſtändigen tber die Ab⸗ änderung der Tabakſteuergeſetzg⸗bung abgehalten. Es wohnten ihr Vertreter des Landwirtſchaftsrats und der Präftdent des klerikalen Bauernbereins bei. Die Axſichten der Sachverſtändigen gingen dahin, daß werden müſſe, als er im Entwurf feſtgeſtellt ſei, und die ſollten. — Mainz, 19. Dez. Von einem raffinitten Schwindler' find eine Anzahl Perſonen empfindlich geſchädigt worden. Unter dem Namen „Gußſab Konttollvorſchriften gemildert werden kursverwalters“ unterzeichnete, wurden Inſerate ver⸗ öffentlicht, in welchen Cigarren zu rinem außerordentlich billigen Preiſe angeboten wurden. betrogen worden, entweder erhielten ſie, unter Nach⸗ beutel ꝛc, oder fie erhielten das Beſtellte, aber in ſo zußetſt geringer Qualität, daß es dem Preiſe in keiner Weiſe ent prach. Der richtige Name dieſes Schwindlers iſt Friedr. Aigeldinger in Stuttgart. Von Seiten der Polizei werden ſoeben Nachforschungen abgehalten, wer in Mainz durch den Schwindler betrogen worden ſſt. Boden über ihnen aufgeſpeicherte Frucht und die der Zoll auf ausländiſche Tabake weſentlich höher daß ferner die Steuerſätze für Rauchtabak ermäßigt Kuhn“ in Stuttgart, der ſich als „Auktionator“, als „Konkursverwalter“ oder im Auftrag dis Kon⸗ Alle Beſteller find nahme nur einen Theil der beſtellten Waaren, oder ö ſte erhielten andere Waaren, als Zündbölzer, Geld⸗ als auch noch der gerade zur Nacht im Hauf weilende Dachdecker Joswig aus Sommerau infolgt —Sieſen, 19. Dezbr. (Verſchüttet.) In Bellersheim bei Hungen wurden g ſtern nacht zwei Mädchen in ihrem Schlafzimmer durch die auf dem herunterbrechende Occke verschüttet. Ole altere Schweſſih war kot, die jängere leicht verletzt. . — Köln, 20. Dez. Auf einem Neubau in der Neuſtadt iſt geſtern Abend ein Gerüſt eingeſtürzt. Zwei verheirathete Arbeſter fielen in die Tiefe und 15 wurden tödtlich verletzt nach dem Hoſpftal gebracht, 11 g — Pirmaſenz, 19. Dez. Das Walzwerk L der Pulverfabrik in Schopp iſt in die Luft geflogen, Es entſtand nur Materialſchaden. ln, — Betlin, 20. Dez. Geſtern wurden bon 1 1 6 den verhafteten Oberfeuerwerkerſchülern in Magdeburg 0 0 120 zu ihren Regimentern entlaſſen. 15 Mann an werden heute entlaſſen. Die Strafen, welche ber 0 full verſchiedene Oberfeuerwerker gefällt wurden, ſollen ade dieſelben bei ihren Regimentern verbüßen. — Elbing, 17. Dez. Eine entſeßliche That iſt kürzlich in Rauditz bei St. Cylau verübt worden. In das daſelbſt von der Wittwe Fiſcher betriebene — Gaſthaus drangen nach Eindicken durch das Fenſter „ und zwar in das Zimmer des ſchlofenden Laden⸗ 14 müdchens, mehrere Männer, Elner von ihnen walf f ſich über das Bett des ahnungslos ſchlafenden lam v Mädchens und verſuchte es vermittels einer um den Anfallung Hals geworfenen Schlinge zu erdroſſeln. Glüclſcher⸗ weiſe gelang es dem Mädchen, ſich zu befreien und Schutz ſuchend nach dem erſten Stockwerk, wo Frau Fischer und deren Schweſter ſchliefen, zu fliehen, Aber auch hier folgten die Einbrecher, drangen ge⸗ waltſam in das Schlafgemach der Frau und brachten An ihr mit einem bohrartigen Inſtrument durch eiwa 30 bis 40 Stiche entſetzliche Verletzungen auf der — Bruſt und in den Kopf bei, ſo daß das Geſicht dig zur Unkenntlichkeit entſtellt iſt. Durch den Darm aufgeſchreckt, eilte nun auch die bei Frau F. zum Beſuch weilende Schweſter, Wittwe Dehn aus St.-Eylau, herbei. Sie erhielt jedach, als ſie kaum die Tyür geöffnet, mit einm Knüttel einen ſo wuch⸗ tigen Hieb über den Kopf, daß die Schädeldecke ſich ſpaltete, und ſie bewußtlos zu Boden ſank. Gif dieſes Lärmens und der Hilferufe herbeieilte, entflohen die Verbrecher durch das Fenſter. Die beſden Opfe befinden ſich zwar noch am Leben, doch ſind die Verletzungen derartig gefährlich, daß an ihrem Auf kommen gezweifelt wird. Von den Thätern fehl jede Spur. a — Aus Rußland, 15. Dezember. (Ein Veteran der napoltoniſchen großen Armee), Lieutenan Sovin, iſt in Saratow, 125 Jahre alt, gestorben Mit Hülfe eines Werkzeugkaſtens und nach langem vergeblichem Bemühen war es ihr endlich gelungen, den Schrank ein wenig von der Wand abzurüden. Ihre Abficht war, einzudringen, ſich zu überzeugen und den Schrank wieder an ſeinen Platz zu rücken. Ein Hammerſchlag nach dem andern! Es kümmerte ſte nicht, ob die Dienerſchaft den Lärm hörte oder nicht, ihr Ent⸗ ſchluß wat ein verzweifelter. Sie ließ fich die Mühe 5 ſeite nach. lag die Flinte — das konnte fie nicht zählen, nicht um die Welt hätte ſte die berühren kennen, ſie waren naß, als ob ſie mit Waſſer getränkt worden wären, um ſie zu waſchen und lagen auf einem feuchten Jagdanzug. g Frau Pork wankte und faßte bleich und entſetzt nach einer Stütze. Jitzt war kein Zweifel mehr: ihr Mann war Eduard Janſen's Moͤrder. i Und fie raffte ſich an allen Gliedern zitternd wieder auf, brachte Alles wieder in ſeine frühere Ordnung und ſchob den Schrank wieder an die Wand. . Sobald ihr Gatte denſelben öffgete, mußte er freilich das Loch ſehen und entdecken, was ſie gethan hatte. Das war ihr Itzt gleich; wofür hatte fie letzt überhaupt noch Intereſſe im Leben? n Sie nahm den ſchweren Hommer und das Brecheiſen wieder auf und verbarg ſie unter ihrer Schürze, für den Fall, daß ihr Jemand auf der Treppe begegne, als es laut an der Thür klopfte. Sie erſchreckte dermaßen, daß ſie einen ſchwachen Schrei ausſtieß * 8 von der Rückſeite nicht verdrießen und endlich gab die bölzerne Rück⸗ ch bin es nur, Madame,“ klang der Köchin Stimme von draußen, worauf Frau Pork etwas ö Und die Köchin fuhr fort: „Es iſt eine fremde Dame da, die nach Ihnen f „Mit leichenbloſſ m G. ſicht und zitternden Händen Hammer und Melßel hinein; dann öffnete ſie der Köchin die Thür. murmelte, ſie wußte ſelbſt kaum, was? fragt und ſich nicht abweiſen läßt.“ öffnete Frau Pork einen Commedenkaſten und legte „Eine fremde Dame wünſcht ſie zu ſehen; ſie — aber Madame, was iſt Ihnen? Sind Sie Ach! Es bedurfte keines zweiten Blickes! Da zerbrochen! In wie viel Stücke, unwohl?“ „Ich habe wieder einmal meinen böſen Kopf ⸗ ſchmerz,“ murmelte Frau Vork. „Beſuch? Ich fühle mich zu unwohl, um irgend Jemand zu empfangen. Geh' und ſage ihr das.“ „Nur auf einige Minuten,“ unterbrach ſie eine fremde Stimme dicht an der Thür, die fremde Dame, die der Magd leiſe die Treppe hinauf gefolgt ſein mußte. Ihr ernſtis, blaſſ 3 Geſicht trug noch Spuren einſiiger Schönheit; und Frau Nork's bemächtigte fich ein tödtlicher Schreck, eine unerklärliche Furcht, denn ſie erkannte Janſens Mutter. 8 Sie verlor gänzlich all“ Sie war unfähig, ein Wort den Beſuch nur mit geiſterhaftem Antletz an — ein Bild der Furcht und des Mitleids. Frau Janſen trat in das Zimmer, ſchloß die Thür und richtete ihr forſchendes Auge ſcharf auf Frau Pork. „Ich komme, Sie zu fragen, ermordet hat?“ Frau Pork fühlte, Da ſtand ſeine Frau ihre Selbſtbeherrſchung. zu ſprechen, ſte flarrte wer meinen Sohn wie ihr die Sinne ſchwanden. und richtete die entſetzliche Und da ſtand Frage an ſie; dort, hinter ihr, lagen die verſteckten Stücke der Flinte und dort lagen der Hammer und das Stemmeiſen — lauter furchtbare Zeugen. 2 ödleten Sie ihn?“ fuhr Frau Janſen un, ren fp In ihrer Beſtürzung und Verwirrung brach Frau Pork in Thränen aus. „Ob ich ihn lödtete! Ich! Warum kommen Sie mit einem ſo grauſamen — Gedanken zu mir?“ „Seit ich die Einzelheiten über das Verbrechen 0 hörte,“ ſprach Frau Janſen welter, „Habe ich guch nicht eine Minute verbracht, wo ſich meine Gedanken N nicht damit beſchaͤftigt hätten, denn meine Augen Air fanden lein Schlaf, Vergebens uch c nag , d ac der Urſache der entſetzichen That. Alle Welt ſagte ite ſh mir, mein Sohn habe keinen Feind hier am Orke, . Ale er ſei geltebt und geachtet geweſen. Hrute bötts ich, daß Sie hier wohnen, und da ſagte ich mir: „Da liegt der Schlüſſel.“ Sie ſelbſt konnten ihn nicht töoten, aber vielleicht ließen ſie ihn lödten Thaten Sie das?“ 5 Es mag ſeltſam klingen, aber Frau Pork ertrug dieſe Worte ohne Entrüſtung. Wie konnte ſie auch anders, da das entſetz ich Inſtrument, das ihm den Tod brachte, wenige Schritte von ihr lag! Im Tone tiefer Demüthigung antwortete ſte: „Sie lönnen ſich derartige Gedanken erſparen; ich würde gern mein eigenes Leben gegeben hoben, wenn ich das ſeine damit hätte retten können.“ f Frau Janſen mochte wohl die Wahrheit dieſer Worte fühlen, denn ihre Stimm ⸗ wurde etwas weicher. „ Ange er (Fortſetzung folgt.)