5. ü blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. feellet fer Ar. 96. Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. s viertelfährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ f 4 Lsaktton verantwortlich: Karl Molitor, Sadenburg r ——l̃—— f Samstag den Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus⸗Zelle 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. Corpuszeile. Neclamen 20 Pfg. u . Mie neuen Steuerfragen. er Reichstag findet in ſeiner am nächſten roch angebenden neuen Seſſion ein fatales beibleſbfel aus ſeinem letzten Zuſammenſein vor, doch unmer nicht völlig erledigte Deckungsfrage, s eng mit der jüngſten Militäcvorlage zuſammen⸗ e Nur die erhöhte Börſenſt⸗uer iſt b kunntlich * 6. f auf Midentenden Steuern bewilligt worden, während LTaobaksſteuer und vollends die Weinſteuer vom Momente mit großen Mehrheiten zutückg⸗wieſen ben, Aber ſchon damals war man ſich auch Selten der Volksvertretung eben ſo gut wie in egierungskreiſen ſelber vollkommen darüber klar, bwehl noch oder übel doch noch andere Steuer⸗ en erſchloſſen werden müſſen, um nicht nur boch fehlenden Summen zur Deckung der neuen AMarbedrfniſſe zu beſchaffen, ſondern um auch V figanziellen Bedürfniſſen des Reiches überhaupt tgenzulommen. Es kann ſich alſo für den tag nicht mehr um die Frage handeln, ob der Nclerung noch weitere neue Steuern zu bewilligen den, denn in dieſen ſauren Apfel muß unter allen r bel Mafanden gebiſſen werden. Nein, j tzt gilt es ein⸗ dich zu erwägen, auf welchem rationellſten Wege die I die angedeuteten Zwecke noch erforderlſchen Mattel I beſchaffen wären, welches halbsweg kräftige Steuer⸗ el denn eigentlich nun „bluten“ olle. 1 Die Reichsregierung gedenkt nun, wie bekannt, iin Parlamente zu dieſem Behufe abermals eine Ibderweitige Beſteuerung des Tabaks in Geſtalt einer Pelkalſteuer vorzuschlagen. Ueber die betreffende be N Melege find in der Tagespreſſ. bereits allerhand 3 Mlihellungen gebracht worden, die indeſſen ſämmt⸗ n den des off ziöſen Stempels noch entbehren, man wird daher die Veröffentlichung des Entwurfes ab⸗ warten müſſen. Aber ſchon itzt machen ſich gegen die fignal firte Tabakfabrikotſteuer⸗Votlage ingnterſſſen⸗ kreiſen ſchwere Bedenken geltend, während man auch auf anderen Seiten dieſem Steueiploß cte keines wegs⸗ ſympathiſch geger überſteht. Im Röichstage ſelber dürfte die Regierung mit ihrem Tabakſteuerplan l kleinen leichten Stand haben, nicht nur auf der as von den Reichsboten neben ein paar anveren N Linken und im Centrum, ſondern auch bis an die Reihen der Rechten hinein giebt ſich aus verschiedenen Erwägungen Abneigung gege jede erhöhte Beſteuerung kund, wie die Ausführungen der betreffenden Partei⸗ blätter geaugſam erkennen laſſen. Wenn aber der Reichstag auch diesmal den Tabak als neues Steuer⸗ obj ct ablehnen ſollt, wohin müßte denn dann wohl zur Aufbringung der nun einmal unbedingt erforder⸗ lichen Gelder für den Reichsſäckel gegriffen werden? Von der „Kreuzzeitung“ iſt wiederum eine erhöhte Brauſteuer in Vo ſchlag gebladt worden, es bedarf jwoch schwerlich einer beſonderrn Verſicherung, daß gerade eine ſolche Steuer in den weiteſten Volks⸗ ſchichten wie unter den Parlamentariern ſo unpopulalr wie nur möglich wäre. Und eine neue Branntwein⸗ ſteuer? Die Regierung darf hieran nicht denken, will ſie is mit dem Großgrundbefſtz des Oſtens nicht gänzlich verderben? Was aber bleibt dann ſonſt noch übrig? Loxusſteuern, Wehrſteuern u. ſ. w. Auch ſolchen Vorſchlägen gegenüber haben ſich früher ſchon gewichtige Bedenken entgegengeſiellt und letztere beſtehen auf dieſem ſp ziellen Geblete der „Steuer⸗ forſchung“ auch heute noch. Die Schwierigkeiten, welche der Beſchaffung anderweitiger Ste uerquellen im Intereſſe der Stärkung der Reichsfinarzen entgegenſtehen, find alſo keine geringen, und man darf einigermaßen gespannt dar⸗ auf ſein, wie ſich der „neu ſte Curs“ und der — Reichstag aus dem anhebenden Steuerdilemma ziehen weiden. Am Ende wird der Tabak freilich doch noch „bluten“ müſſen, zu welcher nothgedrungenen Einſicht vermutlich auch der Reichstag in ſeiner Mehrheit gelangen dürfte, es iſt eben vorläufig kein anderer erſatzſähiger Gegenſtand vorhanden. Nur kann man wobl ſchon j tt vorausſetzen, daß die angekündigte Tabakſteuer⸗Vorlage eine Form ethält, die fich als am wenigſten drückend erweiſt, im U brigen aber wird die Reichsregierung wohl thun, ſich von nun an in neuen Steuerforderungen größte Be⸗ ſchtänkung aufzuerl'gen. Politiſches. 5 Berlin, 28. Nov. Der Altreichskanzler iſt von einem ſchweren persönlichen Leid getroffen worzen, ja wohl von dem ſchwerſten, das ihn treffen konnte. Die unvergleichliche Frau, die ihm mehr als 47 Jahre lang in bing bender Treue zur Seite geſtanden, die Lebensgefährten, an der er mit feder Faſer ſeines Herzens hing, iſt ihm wie wir kurz melden mußten, nach ſchweren, leidensvollen Tagen von der Seite geriſſen worden. Was ſie dm Galten geweſen ift, von den hellen Tagen jungen beüäutlichen Glückes bis in die Dämme rſtunden des Greiſenalters, in welch ungewöhnlich m Maße ſeine ſo gewaltig in Anspruch genommene Kraft gerade an dem Borne der Häuslich⸗ keit fich erfriſchte und verjüngte, wie ſie der gute Engel geweſen iſt, der auch in die wildeſten Stürme tines beilpellos arbeits⸗ und unruhvollen Lebens immer wieder den Hauch des Friedens zu bringen wußte, der freundliche Sonnenſchein, deſſen erquſckende und belebende Strahlen in den trübſten und ſchwerſten Tagen ihre Macht am wunderbarſten bewährten, das hat Füiſt Bismarck ſelber huntertmal bezeugt und ganz beſonders in jenen unvergeßlichen Stunden Auf der Irrfahrt des Lebens. man nach dem Enzliſchen von Jenny Piorkowska. J. Seine Frau und der Arzt kamen ſehr bald ſeder herunter. es geht viel beſſer mit dem Knaben,“ ſagte cßtertr. „So iſt wirklich keine Gefahr vorhanden?“ dagte Pott, der inzwischen an das offene Fenſter kreten war. „Nicht die Giringſte. Ich werde morgen 215 borſpuchen. Guten Morgen,“ entgegnete anſen. f mann. Vork wurde etwas freundlicher gegen Doctor — punſen geſtimmt; vielleicht hatte das gerade, offene e en des Arztes ihn einigermaßen beruhigt. N „Es wird heute ein heißer Tag,“ ſagte er, als ern elo Junſen unter dem Fenſter vorktbeging. „Es ſcheint ſo,“ ſetzte der Arzt ſtetendleibend ö Nu, „Sie bcfen den Knaben ja nicht ins Freie n, die glühende Soune löante ihm ſchaden.“ Doch Leo ging trotzdem mit ſeiner verbundenen fin hinaus und luß nach Knabenart die Sonne auf seinen unbedeckten Kopf brennen. Nach kaum iner Viertelſtunde wurde ſein Un hotſom entdeckt, er hatte die Binde abgeriſſen und 3 war dunkelroth. Nach einer We le klagte er: „Mein Kopf thut ſo weh! Mein Kopf thut ſo weh!“ und gegen Abend wurde er o krank, daß Sir Pork ſelbſt nach dem Arzt ſchickte. „Er iſt im Freien g weſen,“ erklärte derſelbe. „Warum hat man meinen Anordnungen zuwider gehandelt?“ Des Knaben Eigenfinn war allein Schuld daran. Seine Mutter hatte ihn gebeten auf dem Sopha im Wohnzimmer ein Mittagsſchläſchen zu halten, und in der Meinung, er ſchlafe ſchon, hatte ſie das Zimmer verlaſſen. Sobald Leo ſich aber allein ſah, ſprang er auf und kletterte zu dem nidrigen Fenſter, das ſo verführeriſch offen ſtand, hinaus. So war es gekommen; gerade weil es ihm verboten war, beſtand er recht darauf, in den Garten zu gehen. Zehntes Kopitel. Nach wenigen Tagen war L'o ſo weit wieder hergeſt- Ut, daß nur noch ein Wechſeefi ber zurückblieb. Sit Pork hatte trotz ſeiner E feucht Janſen's regelmäßige Beſuche zulaſſen müſſ u, da kein anderer Arzt in der Nähe war und ihm die Geſundheit ſeines Sohnes und Erben vor Allem am Herzen lag. g Die Nachbarſchaft hattt⸗ fehr bald Beſuche bei Sir und Lady Pork gemacht, und nach wenigen Tagen erhielten bieſelben eine Einladung zu einem kleinen Diner bei Herrn und Frau Hipgrave. Sie bemerkte er guthmüchig. fragte er den Diener. nahmen ſie auch an, denn mit Leo ging es tä lich beſſer, ſo daß ſie ſich nicht mehr um ihn zu beun⸗ ruhigen brauchten. An dem beſtimmten Abend fand eine kleine Geſellſchaft von fi ben Perſonen in Hypgrave's Hauſe zuſammen; der achte Platz war für Janſen beſtimmt, aber er war unetwattet abgerufen worden und hatte nicht kommen löanen. Nach dem Kaffee waren die Herren ins Freie gegangen und hatten die Damen allein gelaſſen. Kurz darnach trat Dockor Janſen ein. Aber kaum hatte er Zeit gehabt, die Urfache ſeines päten Kommens zu erlä ten, als ein Diener mit der Meldung eintrat, man verlange nach ihm. „Wie ärgerlich!“ rief Frau Hipgrave aus. „Ein Aizt kann nie über ſeine Zeit verfügen.“ „Iſt es mein Burſche?“ „Nein; es iſt ein Bote von Alewickshof. Ihr Burſche hat ihn hergeſchickt.“ „Da muß Leo kränker geworden ſein,“ rief Lady Pork erſchrocken aus. Und ſo war es leider. Der Bote ſagte, L o babe furchtbare Hitze und spräche wie im Fieber. Die Dienerſchaft ängſtige ſich und habe nach Doctor Junſen geſchickt. Lady Pork war uaruhig und wollte ſofort nach Hauſe gehen. Man ſuchte ſie zurückzuhalten und ihre Furcht zu beſchwichtigen. Dockor Janſen venſprach