blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. 5 Allgemeiner Anzeiger für adenburg und Amgegend. eſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend, nes viertelsährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ Druck und Perlag von Karl Molitor, Ladenburg. 0. „ Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus⸗Zelle oder deren Raum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. 5 Corpuszeile. Neclamen 20 Pfg. 1894. hen N die Redaktion verantwortlich: Karlz Molitor, Ladenburg 1 uwe! Nr. 92. f den Politiſches Nerlin, 14. Nov. Der Kaiſer genehmigte — ie abetene Enthebung Schellings vom Amte des Awinzſters unter Verleihung der Brillanten zum eßtreuz des roten Adlerordens und ernannte den Sbrlandesgerichtspröftdenten Schoenſtedt zum Juftiz⸗ Muiter. Die Gerüchte über weitere Minifterber⸗ aungen find ſämmtlich unbegründet. — Der aicsanzeiger“ beröffentlicht eine Verordnung be⸗ fend die Uebertragung der landesherrl chen Be⸗ aſze auf den kaiſerlichen Statthalter in Elſaß⸗ Aheingen. — Der „Nordd. Allg. Ztg.“ zufolge e die Vorlage betreffend die Umſturzbeſtrebungen A falſerliche Genehmigung zur Einbringung beim poeesrat erteilt. Dieſe Vorlage iſt die einzige, „ pee zanächß dem Reichstag zugehen ſoll. — Die Madagascar⸗Angelegenheit iſt in der Nis, Perstagsſitzung infolge einer Interp lation des Ab⸗ eines geordneten Bofſſy d' Auglas aufs Tapet gelangt. chf. de Minißer des Auswärtigen Hanotaux beant⸗ nige ] Porkeze dieſelbe durch eine längere und unläugbar I beschicte Rede, die wiederholt den lebhaften Beifall 4 ganzen Hauſes fand. Der Winiſter legte zu⸗ pie die Entwicklung des gegenwärtigen Streit⸗ alles zwiſchen Frankreich und der Howas⸗Rgierung und betonte dann die feſte Entſchloſſenheit der erung, unter allen Umftänden das Uaternehmen 5. gegen Madagascar durchzuführen, zu welchem Zo ck auf e 5 Mann und 65 Millionen Francs als 3 Msreſchend erklärte. Weiter legte der Miniſter dar, Wie Frankreich in der Madagascarfrage allen Mächten Ai Einschluß Englands gegenüber volle Bewegungs⸗ ſteſheſt beige, wobei Hanotaux auf die allgemeine Poltziſche Lage zu ſp'echen kam und hierbei des Hnſcheidens Alexanders III. gedachte. Der Miniſter umtt erklärte, Niemand könne den Lauf der Ereigniſſe vor⸗ herſagen, aber die allgemeine Stimmung ſei offen, bar für die Erhaltung des Frledens und ſelbſt ſich ergebende Rivalitäten in fernen Gebieten könnten da⸗ her die guten Beziehungen zwiſchen den europäiſchen Mächten und ihr gegenſeitiges Vertrauen nicht ftören. Aus der ganzen Lage leitete Hanotaux die volle Berechtigung Frankreichs her, einen Teil ſeiner Streit⸗ kräfte bei einer fernen und ſchwierigen Expedition zu engagiren und daß Frankteich deßhalb, ohne toll⸗ kühn oder übermüthig zu erſcheinen, dahingehen lönne, wohin es die Vertheidigung ſeiner bedrohten Intertſſen und ſeine Ehre riefen. Namentlich dieſe Schlußwendung rief ſtürmiſchen Beifall in der Kammer hervor und es ſteht bereits feſt, daß die geforderten Credite für Madagase ir mit großer Mehrheit Ge⸗ nehmigung finden werden, Dank der groß n Rede Hanotaux! Verſchiedenes. — Ladenburg, 16. Nov. Aus Wiesloch wird geſchrieben, daß ſich die dortige Bauernſchaft zuſammengethan und einſtimmig den Beſchluß ge⸗ faßt hat, den Tabak vorerſt überhaupt nicht um den etſten beſten Preis, noch viel weniger aber an dem Dache zu verkaufen. Man kann dieſe That der Witslocher Bouern nur im höchſten Grade loben; auch wird ſie überall großen Beifall und Anerkennung unter allen Landwirten finden. Auch für Ladenburg, überhaupt für die ganze landw. Bevölkerung der Umgegend wäre es ohne Zweifel von größtem Nutzen geweſen, wenn ein derartiges Uebereinkommen voe dem Abſchluß der Verkäufe Zustande gekommen wäre. Natürlich muß ſolches Zuſammengehen bald nach der Ernte des Tabaks erfolgen. In Anbetracht der eben ſehr ſchlechten Lage der Landwirtſchaft, wäre ein einiges Zuſammenſchließen der ganzen Land⸗ wirtſchaft treibenden Bevölkerung von aller größter Bedeutung. Ueberall, wo wir nur hinſchauen, findet ein Zuſammengehen der berſchiedenſten Stände und Berufsarten unter ſich ſtalt, um ihre Lage zu ver⸗ biſſern, und nur wir Bauern irren wie eine zer⸗ ſtreute Heerde ohne Hirte herum. Da ſich nirgends Hilfe zeigt, wenigſtens nicht in dem Maße, wie es nötig wäre, ſo thut einiges Zuſammengehen dringend not, mit einem Worte: „Bauer, hilf dir ſeldſt.“ Die nächſte Zeit wird noch viel ſchlechter werden und dozu tragen die Handelsverträge nicht zum Wenigſten bei. Daher wird es auch in den nächſten 9 Jahren noch nicht viel beſſer werden, ſondern ſchlmme und ſchwere Zeiten werden uns nahe be⸗ vorſtehen. Allen Pächtern iſt daher dringend anzu⸗ raten, bei einer Steigerung wohl höchſt vorſichtig zu ſein und zu überlegen, daß der Acker auf eine 6 oder gjährige Zeit gepachtet wird, die immer ſchlichter wird und dann manchen Landwirten ſchlafloſe Nächte bereiten kann. Es wird Jedermann klar einleuchten, daß unter dieſen Umſtänden eine Güterentwertung in den nächſten Jahren unbedingt eintreten muß und wird uns das vielleicht eher, als die meiſten glauben. Aber als Dummheit iſt es zu betrachten, wenn manche Leute meinen, ja ſelbſt ſogar in Ladenburg, die jetzige Generation des Bauernſtandes müſſe eben zu Gunſten der nachfolgenden elend zu grunde gehen, bis man vielleicht in maßgebenden Kreiſen einſieht, was der Bauer iſt, was er für den Staat leiſtet und daß man ihm wieder auf die Beine helfen muß, wenn ein geſundes Staatsleben beſtehen ſoll. Es heißt alſo in der nächſten Zit rege ſein, damit nicht das Schlimmſte eintritt. Und wenn es mit der Landwirtschaft beſſer werden ſoll, ſo dürfen wir nur dem Beiſpiel von Wiesloch folgen d. h. wir müſſen ö Der Diener ging ſehr gemächlich in die Schule, Moglichkeit war von ihm zu hören. Durch ſie ge⸗ e. Auf der Irrfahrt des ebens. kam aber eilends kaun helfen denn Henty war riethen die Eltern der Andern ebenfalls in Umuhe. Roman nach dem Engliſchen von Jenny Plorkowska. 7. „Du haſt ja noch nicht gefrühſtückt,“ entgegnete Marla. f „Das ißt Deine Schuld, warum bleibſt Du ſo dlommen verzeichnet werden. Alſo Adieu!“ „Adieu,“ gab ſie ihm zurück, ſeine Worte kaum Ichtend, denn im ſelben Augenblick kreuzte Janſen de Straße und ſie vergaß darüber alles Andere. n le man ſic um ſechs hr zu Dich feht 0 wurde Henry vermißt. Lady Soxonbuch glaubte, — it werde in der Schule zurückgehalten — etwas durchaus nicht Ungewöhnliches — und fing in ſehr ge Ablet Laune zu eſſen an. Füßnuck wieder in die Schule gegangen wäre, da de und Maria zu der Zeit ausgeweſen waren. „Er iſt überhaupt nicht wieder nach Haus ommen,“ lautete die Antwort. Lady Soxonbuiy war entrüſtet. „Wie! Das Kind hat heute noch nichts ge⸗ Daus; mit Gewalt, wenn der Lehrer Einſp. uch da⸗ Feen 3 ſollte.“ Sie fragte Johann, wann Heniy nach dem 1 ö 6 lunge auf dem Damm; ich mag nicht als zu ſpät ſetzte ſile zögernd binzu. heute Überhaupt nicht dort geweſen. „Wie!“ rief die Mutter beſtürzt. „Sagteſt Du mir nicht, Maria, daß Du ihn an der Schule verließeft?“ „Allerdings. Ich ſah ihn an das Gitter laufen. Ich — ich glaube, ich ſah ihn auch hineingehen,“ „Du glaubſt! Was willſt Du damit ſagen?“ fragte ihre Mutter. oder nicht?“ „Er kann doch nicht mit den Knaben gegangen ſein!“ rief Maria plötzlich erſchrocken aus. „Welche Knaben? So ſpeich doch deutlich.“ „Ein paar Engländer, die in einem Boot ein Stück in den Canal hinausfahren wollten und angela,“ erklärte Maria, „ſie wollten Heniy durchaus mitnehmen, ich erlaubte es aber natürlich nicht.“ „Nun, dann iſt er ficherlich mit ihnen gegangen und wenn er ertrunken iſt, biſt Du ſchuld daran!“ tief Lady Soxonbuſh aufgeregt. doch mit nach Hauſe bringen und hier zurückhalten „Sohſt Du ihn hineingehen 1 müſſen; Du kennſt ihn doch, wenn er ſich irgend deen? Da muß es ja krank werden! Gehen Sie Etwas in den Kopf geſetzt hat.“ Plot, Johann, und bringen Sie das Kind nach Nun war keine Ruhe mehr. Lady Saxoabury ſchickt: nicht nur in die Stadt, ſondern ging ſelbſt zu den Eltern der Knaben und überallhin, wo eine wir wiſſen nicht, wo er iſt; aber ich weiß genau, daß er ſich aus dem Waſſer half.“ „Du hätteſt ihn Mit einiger Schwierigkeit brachte man in Erfahrung, welchen Canal die jungen Herren mit ihrer Geſell⸗ ſchaft beehrt hatten; und ſie lenkten ihre Schritte dahin, Jahann mit einer Laterne voran, denn es war inzwiſchen dunlel geworden. Sie brauchten nicht weit zu gehen, da kam ihnen die kleine Geſell⸗ ſchaft entgegen, alle bis auf die Haut durchnäßt, denn das Boot war umgeſchlagen und Alle waren in das Waſſer gefallen. „Wo iſt Heniy?“ fragte Lady Soxonbury. die ſo zitterte, daß ſie kaum zu reden vermochte. „War er nicht bei Euch?“ „Ja“, antwortete ein Knabe. „Nun wo — wo iſt er?“ 8 „Er war mit ihm Kahne, als derſelbe umſchlug; Maria ward todtenblaß. „Ich weiß es genau, fuhr der Knabe ſort; „ich ſah ihn und ich ſpeach mit ihm: Das war ein ordentliches Bad, nich wahr, Henny? Und er ant⸗ wortete: „Bei Gott, das war es!“ „Nein, das antwortete ich Dir, Philipp,“ ſagte einer der anderen Knaben. „Nun, ich weiß genau, daß er wieder aus dem Waſſer kam,“ behauptete der eiſtere wieder; „ich weiß, ich habe ihn geſehen und ſein lockiges Haar