Allgemeiner Anzeiger für Gadenßurg und Amgegend. Naum 13894. allen feillg Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Anzeigen N i N g 3 zeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus⸗Zelle oder dere W Weis vierteljährlich Mark 1.—, mit Huſtriertem Unter haltungs⸗ 2 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. 1 blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. f Corpuszeile. Neclamen 20 Pfg. Jager, die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg erther f 5 i Ar. 1 Mittwoch den 31. Oktober. tin Politiſches I wſterpräfident vorgezogen, ihte Bortefeulles in die Petersburg, 29. Okt. Sacherjin glaubt Berlin, 27. Okt. Aufs Neue ſtehen wir im Noche im Zeichen einer Kanzlerecſſts, neben welcher Preußen eine Miniſtererifis herläuft. Denn ieh den neueſten Meldungen aus Berlin iſt nicht ur der Reichskanzler und preußiſche Miniſter des aswörkigen Graf Coprivi zurückgelreten, ſondern bat auch der preußſſche Miniſterpräfident Graf Bulenburg ſeine Demiſſion gegeben, die vom Kalſer ſcheren Vernehmen nach ebenfalls genehmigt worden . Vorerſt intereſfirt am meiſten der Rücktritt Fopripis, denn er iſt für alle Seiten ganz uner⸗ Portet gekommen, hatte es doch ſoeben erſt geheißen. Nea Caprivi habe für ſeine Anſchauungen in der Rage der Bekämpſung der Umſturzbeſtrebungen die Aullunmung des Kaiſers gefunden. Es ſcheint nun Aer, daß die bezüglichen Caprꝛivi'ſchen Vorſchläge in Nam vergangenen Dannerſtag unt r ſeinem Präſidlum gehaltenen Conferenz der ſtimmführenden Miniſter i Bundesſtaaten auf derartige Schwierigkeiten geſtoßen And, daß Graf Coprivi hierdurch in ſeinem vielleicht den vorher gefaßten Mücktrittsentſchluſſe beſtärkt wurde. In der Audienz, welche der Reichskanzler m Freitag beim Kaiſer hatte, iſt dann das Eat⸗ aſfungsgeſuch Caprivis genehmigt worden, — Zweifellos bilden aber die eigentlichen Ur⸗ dchen der jetzt in Berlin ausgebrochenen Criſis die leſen Gegenfätze, welche ſchon längſt zwiſchen dem Reichskanzler einerſeits, den maßgebendenden Per⸗ önlichkeiten in Preußen anderſeits in ſaſt allen wichtigen Fragen der inneren Politik Preußens und des Reiches beſtanden. Ihre letzte Vertiefung haben ben dieſe Gegenſötze in der Frage der Maßnahmen gegen die Umſturzparteien gefunden, ſo daß es chließlich der Reichskanzler wie der preußiſche Mi⸗ Hände ihres erlauchten Souberais zurückzulegen. Am 20. März 1890 erfolgte die Ernennung des damaligen commandirenden General v. Capri i an Stelle des Fiiſten Bismark zum Reichskanzler, woran ſich alsbald die Erhebung Coprſvis in den Grafenſtand anſchloß. Graf Caprivi hat demnach geleitet, dies voller Hingebung, Selbſtloſftgkeit und Pflichttreue, was dem ſcheidenden Staatsmanne ſelbſt von ſeinen erbitterſten politiſchen Gegnern nachge⸗ rühmt wird. Caprivlſchen Regimes ſtehen auf einem anderen Blatte, ſie find nicht gering, ſie werden in der Ge⸗ ſchichte des „neuen Curſes“ ein eigenes Cap tel bilden. Jedenfalls ſtehen aber bei der gegenwärtigen politiſchen Crifis überaus gewichtige Intert ſſen für das Reich und die geſammte Nation auf dem Spiele, man kann daher nur dringend wünſchen, daß zum künſtigen verantwortlichen Leiter des Reichs ein Mann berufen wird, diſſen Perſönlichkeit, Charak⸗ tereigenſchaften und politiſche Vergangenheit sir die energiſche Wahrung dieſer Interreſſen bürgen. Berlin, 29. Okt. Iliſt Hohenlohe wurde zum Reichskanzler und Miniſterpräftdenten, v. Köller zum Miniſter des Innern bereſts ernannt. Die amtliche Publikation erfolgt heute, vermuthlich wer⸗ den auch die Nachfolger Hohenlohr's und v. Köller's heute amtlich publizirt. Als künftiger Statthalter di Reichslande werden jetzt auch Generaloberſt Loe, als Unterſtaatsſekretär Prinz Handjery und zulkttzt der Regierungspiäfident von Liegnitz genannt, v. Röller dürfte ſchon heute das neue Amt antreten. Petersburg, 29. Okt. Büllettin vom 28. Oktober, vormittags 10 Uhr. Der Kaiſer ſchlief gut, Appetit gut, im Uebrigen keine Veränderung. über vierundeinhalbes Jahr die Geſchäfte des Reiches Freilich, Schwächen und Fehler des berbürgen zu können, daß der Kaiſer im fande ſein wird, ſich an der heute nachmittag zwei Uhr ſtatt⸗ findenden Hochzeit des Thronfolgers wenigſtens ſoweit beteiligen zu können, daß er das Paar ſegnet. Dle Wahl des heutigen Tags entſpricht dem Her⸗ zenswunſch des Kaiſers, der an dieſem durch die Kotaſtrophe bei Borki denkwütdigen Tage die Hoch⸗ zeit vollzogen zu ſehen wünſcht. Verſchiedenes. — Mannheim, 28 Okt. Zu dem eigen⸗ artigen Unfall, den wir kürzlich aus dem Betriebe einer chemiſchen Fabrik berichteten, wo ein Arbeiter vollſtändig aufgezehrt wurde, berichtet der „B. S. A.“, daß die Berufsgenoſſenſchaft der Chemiſchen Induſtrie den Anfangs in Frage geſtellten Entſchäbigungsanſpruch der Verwandten des Arbeiters anerkannt hat, nachdem ſie ich davon überzeugt, daß es ſehr wohl möglich iſt, daß ein menſchlicher Kö per in dazu geeigneten Säuren vollſtändig aufgelöſt werden kann. Verſuchs⸗ weiſe wurde Fleiſch, Knochen und Knotp ln von Nindpieh in Säure gebracht und von dieſer that⸗ ſächlich aufg löͤſt. — Triberg, 28. Okt. Ein gräßliches Unglück ereignete ſich hier am Bahnhofe. Beim Abladen von Langholz kam unversehens ein Stamm ins Rollen und traf den beim Fuhrwerk ſtehenden 19 Jahre alten Maximilian Dold, Sohn des Herrn Kronenwirths in Nußbach. Der junge Mann wurde zu Boden geſchlagen, ihm der Rückgrat gebrochen und die Bruſt eingedrückt, ſo daß der Tod faſt augenblicklich eingetreten ſein muß. — Schopfheim, 28. Okt. Ein Rebmann unſerer Gegend wurde durch ſeltenes Glück am Herbſtgeſchäft gehindert. In ein und derſelben Nacht Ruf der Irrfahrt des Lebens. Roman nach dem Englischen von Jenny Piorkowska. B F äulein Saxonbuiy, wollen Sie mir ant⸗ borten? Verzeihen Sie mir“, fuhr er alhemlos fort legte in ſchmerzlicher Erregung ſeine Hand ouf Arm. „Verzeihen Sie mit, aber ich muß e Frage an Sie richten! Hat Arthur Pork das Mh, Sie mir zu entziehen, wie ſoeben ?“ FNelneswegs, Herr Wetner⸗Remy; wie ſollte bauch dazu kommen?“ a Ich meine, — ob er — ein größeres Recht in Better Ihnen gegenüber beſitz!?“ Mhmen, fein bleiches Antlitz, von dem alle Farbe chen war, erſchreckten ſie foſt, und ſie ſah, daß i nicht wagen durfte, ſeine ehrgeizigen Träume och mehr zu nähren. 5 „Nun,“ ſagte ſie leiſe, „obgleich er allerdings ein Recht dazu hatte, und ich keineswegs Luſt habe, mich ſeinen Launen zu fügen, ſo — ſo kommt doch hielleicht die Zeit, wo er mir mehr ſein wird als in Vetter.“ Werners Hand ſank von ihrem Arm herab, nd Marja Soxonbuiy eilte in das Zimmer. Er Ulgte ihr mit den Blicken, und dann, als keines Menschen uuge und Ohr mehr in der Nähe war, Seine halb geöffneten Lippen, ſein mühſames ſank ſein Kopf auf das kalte Eiſengitter herab, und ein leiſes banges Klagen klang durch die fle 5 Viertes Kapftel. g cember führten Sir Arthur So Geſchäfte nach London. Er machte dem Künſtler Coram einen Beſuch, aber nach Werner⸗Remy ſah er ſich vergebens um. Staffelei und Stuhl waren da, aber auf der Staffelei war kein angefangenes Bild und der Stu war leer. „Hat er der Kunſt entſagt oder ein anderes Ateller gefunden ?“ fragte Sir Arthur. Der große Maler ſchüttelte den Kopf. „Er hat ihr nicht entſagt. Eine andere Kunſt — oder Macht — mocht feine Rechte jizt bei ihm geltend, eine Möcht, der wir alle untetliegen müſſen: der Rothe über ſeine eingeſunkenen Wangen. Sir Arthur Nd „Der Tod!“ wiederholte Sir Arthur. „Ich ſah ihn vor wenigen Tagen und dachte da nicht, daß er noch bis heute leben würde.“ „Was kaänn ihn ſo plötzlich dem Tode nahe gebracht haben, in Soxonburh war er auffallend munter.“ ö „Erinnern Sie ſich, Sir Atthur, daß ich Ihnen einſt ſagte, eine tiefe Kränkung konnte ihn tödten?“ 5 „Ich entfinne mich“, ſagte Sir Arthur. ö „Nun, wenn ich nicht ſehr irre, hat er eine — zehrung.“ a 0 ſolche erfahren und zwar in Saxonburh.“ „Was wollen Sie damit ſagen?“ fragte der Baron. „Ich kann es nicht begreifen, es geht mich im Gtunde ja auch nichts an, aber feſt ſteht, daß er y bei ſeiner Rückkehr von Soxonbury den Todes ſtoß erhalten hatte. Mir iſt ſchon der Gedanke gekommen, ob Ihre ſchöne Tochter vielleicht damit zu thun hat. Verzeihung, Sir Arthur, wir find alte Freunde, nur gegen Sie laſſe ich einen ſolchen Verdacht laut werden.“ „Ich möchte ihn aufſuchen,“ ſagte Sir Arthur, wollen Sie mich zu ihm führen?“ Karl Werner⸗Rimy war noch am Leben, ging aber ſeinen letzten Stunden raſch entgegen. Einſam und verlaſſen lag er auf ſeinem beſcheidenen Lager. Beim Anblick ihres Vaters glitt eine fieberhafte ſetzte ſich neben ſeinem Bette nieder und ergriff des Kranken feuchte, abgezehrte Hand. „Was kann Sie in dieſen Zuſtand verſetzt haben?“ fragte er. „Ich habe es wohl von meiner Mutter geerbt,“ entgegnete der Kranke, „ſie ſtarb an der Aus⸗ „Sie haben hoffentlich einen guten Arzt?“ Werner⸗Remy machte eine bejahende Bewegung. „Ein mir bekannter Student der Medezin be⸗ ſucht mich zuweilen. Einen guten Arzt zu bezahlen