er rel 15 NN 1211 Ta 3 blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. burger Allgemeiner Anzeiger für Ladenburg und Amgegend. Leſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. dertelfährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ i edaktion verantwortlich: Karl Mylitor, Ladenburg 75 86. — amsfag den 27. Oktober. Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corbus⸗Zelle oder deren num 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Corpuszeile. Neclamen 20 Pfg. Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. 1894. ea d PTolitiſches. Berlin 24. Oltober. Die ſo lange ſchon . 7515 Frage geſetzgeberiſcher Maßnahmen gegen afkurzbeflrebungen iſt durch die ihr gewidmeten ien Sigzungen des preußiſchen Staatsminiſteri⸗ ernſtlich in Fluß gekommen. Wie Berliner ungen von verschiedenen Seiten Überelnſtimmend f berichten wiſſen, wäre in der That eine Ueber⸗ Mamung zwiſchen dem Reichskanzler Grafen eie und den Spitzen der preußiſchen Regierung das geplante Vorgehen gegen die Umſturzpar⸗ fin kizſelt worden. Im Anſchluß hieran verlautet er, daß infolge Anregung des Reichskanzlers Wauszichtlich die ſtimmführenden Miniſter der Bun⸗ aaten zuſammentreten würden, um ſich mit Vonder üder Maßtegeln von reichswegen zur ſchär⸗ HSaampfung der Umſturzparteien zu beſprechen. geilich iind das Alles noch keine authentiſchen Nahrichten, immerhin iſt es nunmehr wohl zweifellos, ich entſcheidende Wendungen in dieſer wichtigen Melegenheilt vorbereiten. Bemerkenswerth iſt auch, dei Kalſer am Dienſtag Nachmittag beim Reichs⸗ Anzler vorfuhr und mit demſelben eine längere Un⸗ edung pflog, vielleicht, daß dieſelbe mit der eenblcckich hervorragendſten Frage der inneren Wolter in Zuſammenhang geſtanden hat. ö — Die „Nordd. Allg. Ztg.“ erklärt, daß die Mermatlonen der „Rreuzzeitung“, wonach der Achkanzler zu einer Vorlage behufs Bekämpfung „ Umſturzbeſtrebungen die Zuſtimmung des preu⸗ chen Staatsminiſterim und die allerhöchſte Billl⸗ ung gefunden haben ſollte, diesmal anſcheinend AMaßlch geweſen ſeien. In einer Polemik gegen A „Nat.⸗Zig.“ führt das offiziöſe Blatt dann aus, würde in der Frage weder ohne Ernſt, noch ohne Zuſammenhang vorgegangen werden, dafür bütge der Reichskanzler, hinter welchem der Naiſer ſtehe. — Die Erwiederung des Kaiſers auf die ber⸗ leſene Adreſſe der von ihm empfangenen Deputatlon des Bundes der oſtpreußiſchen Landwirthe iſt ſoeben vom „Reichsanzeiger“ im Wortlaut veröffentlicht worden. Offenbar beweſßt die Wiedergabe dieſer kaiſerlichen Kundgebung durch das offtzlöſe Organ der Reichsregierung und der preußlſchen Regierung, daß der Kafſer auf die Verbreitung wie authentiſche Wiedergabe ſeiner Aeßerungen bei der erwähnten Gelegenheit Werth legt. Der Kaiſer betonte in ſeiner Ansprache an die Abordnung der oſtpreußiſchen Landwirthe, wie ſeine Fürſorge auch fernerhin der geſammten Landwirtſchaft gewidmet ſein werde und drückte er weiter die Zuverſicht aus, das Vaterland ohne ſchwere Erſchütt⸗rungen durch die Kämpfe bindurchführen zu können, die aus den zerſetzenden Beſtrebungeu erwachſen würden, falls ſich alle wohl⸗ gefinnten Elemente der Nation um ihn ſchaarten. Berlin, 24 Okt. Wie der „Reichsanzeiger“ meldet, iſt die Eröffnung des Reichstages ouf den 15. November feſtgeſetzt. Die „Nord. Allg. Zig.“ hört, daß die Elöffnung mit der feierlichen Schluß⸗ ſteinlegung verbunden werden wird. Paris, 24, Oktober. Die franzöſiſche Depu⸗ tüirtenkammer iſt am Dienſtag zu ibrer Winterſeſſton zuſammengetreten. Gleich die Eröffnungsfitzung zeitigte eine wahre Hockhfluth von angekündigten Interpellationen über die verſchiedenartigſten Dinge, darunter auch eine Interpellation des bekannten Ultra⸗Radſcolen Paſchal Grouſſet, der ſich über die verſchiedene Behandlung der in das ehemalige bau langiſtiſche Complott Verwickelten beklagte. Nach einer Erwiderung des Miniſterpräfidenten Dupuy ge⸗ nehmigte die Kammer mit 315 gegen 154 Stim men eine von der Regierung aterptirte einfach Tagesordnung, womit die Interpellation Groufſet begraben iſt. — Der Beginn der franzöflſchen Ex- petition nach Madagascar ſcheint unmittelbar be. vorzuſtehen. In Cherbourg haben ſich die Kreuzer „Gabs“ und „Dumont⸗Durville“ zur ſofortigen Abreiſe nach Madagascar See bereſt gemacht und in Toulon machte ſich der Kreuzer „Du Petit Thouars“ welcher bedeutende Vorräthe und 60 000 Lebelg while an Bord führt, ebenfalls zur Abfahrt nach Mada⸗ gascar fertig. a Paris, 25. Oktober. Das Keeuzerſchiff „Dup'tite“ iſt geſtern Nachmittag nach Madagaskar mit 60 000 Lebelgewehren und einer Menge Mu⸗ nition abgegangen. a 5 Petersburg, 24. Okt. Seit einiger Zeit bereits weiß der Zar, daß nach menſchlicher Be⸗ rechnung für ihn keine Rettung mehr vorhanden ſſt. Er nahm dieſe ihm auf ſein beſtimmtes Verlangen von den Aerzten gemachte Erklärung mit echtem Mannesmut entgegen und bewahrt fortgeſetzt ſein volle Ruhe und ſein ergebungsvolles Gottvertrauen davon zeugt auch folgende uns ſicher verbürgt Außerung die der Zar wenige Tage ſpäter machte als ſein Befinden ſich vorübergehend etwas beſſ erte „Es iſt betrübend,“ ſagte Alexander III., „wenn man in meinen Jahren in den Tod geben ſoll, wenn ich perſönlich auch nicht ſo ſehr am Leben hänge Sollte aber Gott der Herr mein Leben noch für mein theures Rußland für nützlich erachten, ſo wird er mich geſund machen, wie er mich ehedem bei Borki ertettet hat.“ Vom Kaiſer ſelbſt gingen dann die erwänten Befehle aus, die bei ſeinem Hinſchei⸗ den die wichtige Cäſarewitſch⸗Jrage ſofort regel! und gleichzeitig auch ſeinen Wunſch, noch die Braut — Auf der drrfahrt des Lebens. Nomon nach dem Engliſchen von Jenny Piorkowska. See trat auf die Teraſſe heraus, und er reichte ſelnen Arm. Füblte fie das beftige Klopfen nes Herzens? Im Schatten des Hauſes ſchritten langs dem Gitter bis ans Ende der Teraſſe, wo Is in Frage ſtehende phantaſtiſche Gebäude, „Lady bronbury's Phantafte“ genannt, fichtbar ward. den gegenüberliegenden Hügeln trat es hoch weiß zwischen einem Hain dunkler Bäume her bor. „Bei Tage gefällt mir das Gebäude nicht,“ Amerkte er, „aber bei der jetzigen Beleuchtung kann mir ſelbſt in der ewigen Stadt nichts Schöneres dorſtellen.“ ö „O, es nimmt ſich prächtig aus ſammt der dandſchaft ringsum,“ entgegnete Maria. „Sie ben gewiß wenig geſehen, was das Auge ſo be⸗ ildigt häte.“ „Ich werde nie ein zweites Soxonbusey ſehey,“ autete die bedeutſame Antwort. „Niemals — doch, then Sie nach jener Richtung,“ unterbrach er plötz⸗ dich ſelbſt, während er ſich nach der andern Seſte wandte. Jas ſoll ich dort ſeh dunkel. Ich liebe von allen Dingen nur die glän⸗ zende Seite.“ 5 „Iſt es Ihnen nie aufgefallen, daß man das Licht und den Schatten einer mondhellen Nacht mit den Geſchicken der Menſchheit vergleichen kann? Während einige Begünſtigte ſich im Sonnenſchein baden, werden Andere in die tiefſte Dunkelheit ge⸗ ſtoßen und müſſen dort bleiben.“ „Nein, darüber habe ich nie nachgedacht, mein Leben iſt bisher nur Sonnenſchein geweſen,“ erklärte das ſchoͤne Mädchen. „Möge es ſtets ſo bleiben!“ hauchte er mit einem tiefen Seufzer; aber Fräulein Saxonbury wandte ſich raſch wieder der hellen Seite zu. „Wel'ch herrliches Bild würde dieſe Ausſicht abgeben!“ rief ſie aus. „Ich wundere mich, daß Popa dieſe Landſchaft nie hat malen laſſen. Ein Lieblingsmotiv ſür Sje, Herr Werner⸗Remy — Alles Poeſte und Sonnenſchein mit einem leiſen Hauch von Schwermuth. Manche Käünſtler malen mit zu großer Vorliebe melancholiſche Scenen.“ „Wir malen ſie, wie wir ſie finden. Wie Sie wiſſen, ſieht das Auge mit ſeiner eigenen Farbe. Ueber die heiterſte Landſchaft kann ein grauer Schleier gebreitet ſein.“ „Känſtler, die immer zwiſchen idealen Schön⸗ heiten leben, ja, ſolche ſelbſt ſchaffen, ſollten ſtets bläcklich ſein.“ „Meal! Das war ein richtiges Wort, Fräu⸗ lein Saxonbury. Unſere Kunſt iſt voll Mühe un Beſchwerden, nur Die, welchen das Bild erſt bor Augen tritt, wenn es vollendet iſt, ſeben ſie von der idealen Seite an. Wenn ſie vor einem ieblings gemälde ſtehen und es bewundern, denken Sie denn je an die vielen Stunden voll Mühe und Arbeit, die es dem Künſtler gekoſtet?“ N „Ohne Zweifel hat auch die Kunſt ihre Be ſchwerlichkeiten, aber ihr großen Maler ſollet Cure Lohn in Euch ſelbſt finden.“ „Gewifſermaßen ja,“ antwortete Karl Werner; die Worte: „Ihr großen Maler“ klang wohlthuend an ſein Ohr. „Das Bewußtſein, die ſeltene Gabe Genie zu befſtzen, iſt reichlicher Lohn — außer in Augenblicken voll Kleinmuth und Verzagen.“ 8 „Und doch ſprechen ſie bon Schwermuih und Schatten und dergleichen.“ . „Dem Leben großer Männer iſt oft der Stempel des Unglücks aufgeprägt,“ bemerkte Wer⸗ ner⸗Remy. „Denken Sie an einige unſerer ver⸗ ſtorbenen Dichter und an das, was man von Ihnen 5 ſagt.“ ö „Die Schuld davon liegt wohl darin, daß fie die Dinge ſtets vor der dunklen, ſtatt von der hellen Seite anſehen,“ lachte Maria, „wie Sie zum Beis ſpiel j'tzt.“ i „Alſo,“ ſuhr ſie nach einer Weile fort, „Si meinen, einige der alten italleniſchen Tempel müſſe ſo ausſehen,“ und ſie zeigte auf „Lady Saxonbury,